Fotograf: Pius Straub, Furtwangen // Sammlung Familie Waßmer
Wenige Tage nach dem Großbrand, der am 22./23. März 1907 im Städtchen gewütet und 14 Häuser eingeäschert hatte, kommt ein Fotograf nach Löffingen, um die Zerstörung zu dokumentieren. Auf seinem Weg macht er auch Station bei der 1901 geweihten Witterschneekreuzkirche. Das besondere an seinen Aufnahmen ist, das er Stereofotografien aufnimmt, die seit der Jahrhundertwende sehr populär sind.
Dazu nimmt er aus derselben Perspektive kurz hintereinander zwei Bilder auf, bei deren Betrachtung ein räumlicher Eindruck von Tiefe entsteht, der physikalisch nicht vorhanden ist. Umgangssprachlich wird die Stereoskopie fälschlicherweise als »3D« bezeichnet, obwohl es sich nur um zweidimensionale Abbildungen handelt. Um diese Illusion zu erzeugen, benötigt man beim Betrachten ein Stereoskop, in das die Kartonscheibe mit den beiden Fotos eingelegt wird.
Die Stereofotografie von der Wallfahrtskirche Witterschneekreuz wird beim Bahnübergang aufgenommen. Der Weg zur Linken führt zum Schrankenwärterhäuschen, das an der 1901 eröffneten Bahnlinie steht. Ein Mann und zwei Mädchen stehen auf der Straße, die noch nicht asphaltiert ist, führt sie doch ohnehin als Feldweg nur auf die Felder hinaus, denn die Aussiedlerhöfe »Stettholz« gibt es noch nicht. Hinter der 1894 bis 1898 aus Stein erbauten Kirche im neoromanischen Stil steht die alte Holzkapelle, die in den Jahren 184/47 errichtet wurde. Sie stand ursprünglich am Standort der neugebauten Kirche. An ihrer Rückseite, ihrer Apsis, befand sich einst eine Gebetsnische mit dem »Schneekreuz«, das ein aus dem Schneesturm geretteter Mann zum Dank gestiftet hatte. Am Schindelbeschlag ist der Umriss dieser Gebetsnische noch zu erahnen.
Der Boom der Stereofotografie hält nicht lange an. Aufgrund des höheren technischen Aufwands setzt sie sich nie dauerhaft durch. Außerdem wird sie wenige Jahre später bereits vom neuen Medium Film verdrängt.
Standort des Fotografen: 47.893639, 8.334806