4 Fotos: Hochzeitsfeier bei der Hochzeit Fuß/Horn im Café Fuß, 1957

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Im Café Fuß findet eine Hochzeitsfeier statt. Es heiratet nicht irgendjemand, sondern der Inhabe des Cafés höchstpersönlich: Der Bäckermeister Walter Fuß (1933-1999) und Ingeborg Fuß (geb. Horn, 1932-1999) haben sich heute das Ja-Wort gegeben. Der Geräuschpegel ist anfangs hoch – Lachen, Stimmengewirr, Stühlerücken, die Stimme der Bedienung, die sich durch den Raum kämpft. Doch inzwischen ist es ruhiger geworden. Jetzt sitzen alle, das Essen ist serviert, die Gläser gefüllt. Eine gesättigte Zufriedenheit macht sich breit. Nur gelegentlich klirrt Besteck gegen Porzellan oder es wird ein Toast ausgebracht.

Der kleine Gastraum im Café Fuß platzt beinahe aus allen Nähten. Und doch gelingt es, eine festliche Atmosphäre zu schaffen. Alles ist liebevoll geschmückt, Kerzen und Blumen schmücken den Tisch, aber zugleich wirkt alles improvisiert – es ist spürbar, dass der Raum eigentlich für Kaffee und Kuchen am Nachmittag gedacht ist, nicht für ein mehrgängiges Hochzeitsmahl. Die Gardinen sind bunt gemustert, die Jacken und Hüte hängen an der Garderobe, in der Ecke steht ein Röhrenradio mit Holzgehäuse, darauf eine Topfblume.

Standort des Fotografen: 47.883993, 8.344068

Vier Närrinnen beim »Bunten Abend«, Fasnacht 1954

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Inge Mayer zur Verfügung.

Am 21. Februar 1954 findet der tradionelle »Bunte Abend« des Turnerbunds statt. In der Festhalle wird ein mehrstündiges buntes Programm gegeben. Mit dabei sind auch diese Närrinnen. In Lederhosen und karierten Hemden bekleidet, marschieren die vier im Gleichschritt auf die Bühne – und zeigen dabei viel Bein. Geschultert haben sie Weinfässer.

V.l.n.r.: 1 Hilde Fehrenbach (geb. Nägele), 2 Irma Hasenfratz (geb. Zepf), 3 Margareta Senn (geb. Zepf, 1932-2021), 4 Hanni Sibold (verh. Thoma, geb. 1930)

Standort des Fotografen: 47.882871, 8.347787

2 Fotos: Drei Freunde, ca. 1950

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Hans-Peter Hepting und Christa Egle zur Verfügung.

Ein sonniger Tag irgendwo im Grünen. Drei junge Männer haben sich für ein Foto versammelt – Willi Burger, Werner Hepting und Heinrich Jäger, genannt »Henner«. Die drei sind freundschaftlich verbunden, sie lachen in die Kamera, die Stimmung wirkt gelöst. Doch das Bild zeigt mehr als nur eine fröhliche Szene: Es erzählt auch von Zusammenhalt und gelebter Inklusion zu einer Zeit, in der das Wort noch kaum jemand kennt.

1.Reihe: 1 Heinrich (»Henner«) Jäger (1913-1978)
2.Reihe, stehend, v.l.n.r.: 1 Werner Hepting (1928-2011), 2 Willi Burger (1928-2021)

Heinrich Jäger liegt im Rollstuhl, zugedeckt mit einer karierten Decke, der Kopf etwas schief zur Seite gelehnt, die Hände verschränkt. Seit einer schweren Rheuma-Erkrankung kurz vor seinem Abitur im Jahr 1933 ist er auf Hilfe angewiesen. Seine Freunde unternehmen ab und zu Ausflüge mit ihm, verbringen gemeinsam Zeit, lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen. Und »Henner«, der körperlich eingeschränkt ist, macht sich als Künstler und Autor einen Namen. Anlässlich der Stadterhebung 1951 dichtet er z.B. das »Lied auf die Stadt Löffingen«, das zur Melodie von Oskar Bier (1876-1973) uraufgeführt wird. Auch manches Fasnachtsspiel wird von ihm geschrieben.

Heinrich Jäger wurde am 11. November 1913 als Sohn des Gastwirts August Jäger und seiner Frau Elisabeth (geb. Selb) geboren. Seine Eltern betrieben das Gasthaus »Löwen«. Er besuchte die katholische »Lendersche Lehranstalt« in Sasbach, wo er sich auf ein Theologiestudium vorbereitete. Die Krankheit veränderte dann seinen Weg.

In einem Zeitungsartikel vom 21. November 1934 mit dem Titel »Der Kranke und der Führer« wurde über Heinrich Jäger berichtet: »Einem jungen unglücklichen 21-jährigen Mann namens Heinrich Jäger, der durch ein schweres, scheinbar unheilbares Leiden schon 2½ Jahre an das Bett gefesselt ist, wurde von unserem Führer Adolf Hitler ein Fünfröhren-Radioapparat zur Verfügung gestellt. Der Unglückliche hat in seiner Einsamkeit an den Führer geschrieben und ihm sein Leid geklagt.« Die Wortwahl dieser Zeitungsnotiz verrät viel: Heinrich Jäger wird auf seine Behinderung reduziert und als passiv leidender »Unglücklicher« dargestellt. Von seinem tatsächlichen Alltag, seinen sozialen Kontakten und seinen künstlerischen Ambitionen ist keine Rede. Die Nationalsozialisten nutzten vielmehr seine Geschichte für ihre Propaganda: Hitler wird als fürsorglich inszeniert, als einer, der sich persönlich um »Volksgenossen« kümmert. Dieselbe nationalsozialistische Führung veranlasste jedoch nur wenige Jahre später die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderungen. Bei der »Euthanasie«-Aktion T4 wurden 1940/41 rund 70.000 Menschen in Gaskammern ermordet. Hätte Heinrich Jäger nicht im Elternhaus, sondern in einer Heil- und Pflegeanstalt gelebt, wäre er dem Massenmord vermutlich auch zu Opfer gefallen.

Standort des Fotografen: ???

Umzugwagen »Rosenkorb« in der Dittishauser Straße zur Stadterhebung, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Ein ungewöhnlicher Umzug findet am 27. Mai 1951 in Löffingen statt – es ist kein Fasnachtsumzug, sondern ein Festzug der besonderen Art: Die feierliche Wiederverleihung der Stadtrechte wird gefeiert. In der Dittishauser Straße steht der prächtig geschmückte Festwagen »Rosenkorb« bereit. Auf dem von einem kräftigen Pferd gezogenen Wagen türmt sich ein riesiger Berg aus Rosen, der aus kunstvoll gefertigten Papierrosen besteht. Ein Junge sitzt oben auf dem Korb und winkt stolz den Zuschauer*innen zu. Der Korb mit den Rosen wurde im Haus von Fritz Adrion sen. (1897-1971) und Rosa Adrion (geb. Berger, 1898-1973) in der Alenbergstraße 21 geschaffen.

Um den Wagen gruppiert sich eine bunt gemischte Gruppe von Kindern und Jugendlichen, teils in langen weißen Gewändern. Ein Mann hält die Zügel des Pferdes. Im Hintergrund ist ein weiterer Umzugswagen zu sehen, stilisiert als Fachwerkgebäude . Es soll einen römischen Wachturm darstellen und verweist damit auf die lange Geschichte des Städtchens, das an diesem Tag in den Rang einer Stadt zurückkehrt.

Nur schade, dass das Wetter nicht mitspielt. Aber der Regen, der an diesem Tag fällt, kann die Stimmung zumindest nicht trüben.

Der Junge, der oben auf dem Korb sitzt, ist der dreijährige Werner Adrion (1948-2023). Die Festjungfrauen in langen weißen Gewändern sind Irma Zepf (verh. Hasenfratz, geb. 1937), Elisabeth van den Heuvel (verh. Laule, 1937-2025), Vroni Kraus (verh. Klose, geb. 1937), Inge Sauter (verh. Benitz), Helga Fuß (geb. 1937). Bei den Zwergen sind Helga Stöhr (verh. Küßner, geb. 1938), Elisabeth Jester (geb. 1938) und Sigrid Bader (verh. Fehrenbach, 1940-2023) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.884741, 8.348343

Frauen im Pavillon auf dem Alenberg, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gabi Senn zur Verfügung.

Eng gedrängt stehen die drei jungen Frauen im hölzernen Pavillon auf dem Alenberg. Sie kichern, rücken enger zusammen, damit auch wirklich alle aus dem Fenster schauen können. Keine will fehlen. Ist auch keine verdeckt? Es ist, als höre man ihr Lachen. Ob da wohl gerade eine der anderen auf dem Fuß steht? Die Arme sind umeinandergelegt, der Moment ist ausgelassen und vertraut – wie unter besten Freundinnen.

Die Frisuren der Frauen sind sorgsam frisiert, ihre Blusen scheinen frisch gebügelt. Der Pavillon mit seinen Holzschindeln bietet den Rahmen für ein Bild unbeschwerter Nachkriegszeit. Im Hintergrund öffnet sich die Landschaft der Baar: Felder und Wiesen und die Hügelkette des Hochschwarzwaldes sind zu sehen.

V.l.n.r.: 1 Margareta Zepf (verh. Senn, 1932-2021), 2 ???, 3 ???

Standort des Fotografen: 47.885693, 8.344783

Weibliche Narrenpolizei und »Hansele« beim Umzug in der Festhallenstraße, Fasnacht 1956

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Inge Mayer zur Verfügung.

Der Narrenumzug befindet sich auf der Zielgeraden in Richtung Festhalle. Da winterliches Wetter herrscht und richtig Schnee liegt, dürften die Närrinnen und Narren durchgefroren sein und sich freuen, gleich ins Warme zu kommen. Links marschiert die weibliche Narrenpolizei mit Margareta Senn (geb. Zepf, 1932-2021) an der Spitze. Ihr folgen die Polizistinnen Gerda Bader (geb. 1934), Paula Schweizer (verh. Veith, 1934-2020), Christel Jordan (verh. Kaiser, 1941-2022) und Maria Frey (verh. Baumann, 1935-2017).

Dahinter geht eine Schar »Hansele«. Da am Ende der Umzugsstrecke kaum mehr Zuschauer*innen den Weg säumen, haben sie ihre Holzmasken bereits nach oben geschoben. In ihrer Mitte geht ein »Reichburgmali«. Am rechten Bildrand folgt ein Umzugswagen, der von Pferden gezogen wird. Unter den übrigen Personen ist Justina Frei (geb. 1935) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883377, 8.347885

Vorführung auf der Fasnachtsbühne in der Kirchstraße, Fasnacht 1958

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Trotz Regen herrscht gute Laune: Fünf junge Frauen stehen in Reih und Glied auf der hölzernen Rampe, die zur Fasnachtsbühne in der Kirchstraße hinaufführt. Sie tragen Schleifen im Haar, weite Blusen und dunkle Röcke – eine Anspielung auf holländische Trachten? In den Händen halten sie kunstvoll gebundene Blumengirlanden, vermutlich Teil einer Tanzeinlage, die sie gleich auf der Bühne präsentieren.

Im Hintergrund hat sich bereits ein dichtes Publikum versammelt. Regenschirme sind aufgespannt – der Himmel meint es an diesem »Fasnet Mändig« nicht gut mit den Feiernden. Und dennoch: Die Stimmung ist heiter und die Vorfreude auf das närrische Programm deutlich spürbar.

V.l.n.r.: 1 Rose Heizmann (verh. Gauger), 2 Hanni Sibold (verh. Thoma), 3 Maria Kaufmann (geb. Vogelbacher, geb. 1931), 4 Elisabeth Isele (geb. Zepf, 1930-2012), 5 ???

Standort des Fotografen: 47.883097, 8.344576

Publikum bei der Fasnachtsbühne in der Kirchstraße, Fasnacht 1958

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Eigentlich soll die Fasnacht ja den Winter vertreiben. Doch am »Fasnachtsmändig« 1958 scheint der Winter sich noch einmal mit aller Macht zurückzumelden – allerdings nicht mit Schnee, sondern mit Regen und Graupelschauern. Sauwetter! Aber davon lässt sich in Löffingen niemand abhalten.

Dicht gedrängt stehen die Zuschauer*innen in der Kirchstraße, um das bunte Bühnenprogramm mitzuerleben. Die Menschen trotzen dem Wetter mit Regenschirmen in allen Größen – die allerdings mancherorts mehr die Sicht als den Regen versperren. Selbst bis hinauf zur katholischen Pfarrkirche St. Michael stehen die Zuschauer*innen. Kinder und Erwachsene, mit neugierigen Blicken und geduldiger Miene, schauen sie Richtung Fasnachtsbühne.

In der Menschenmenge sind u.a. zu sehen: Peter Keller und Edeltraud Köpfler.

Standort des Fotografen: 47.883062, 8.344480

Narrengruppe »Schneewittchen und die 7 Zwerge«, Fasnacht ca. 1961

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Beim Narrenumzug zieht eine fröhliche Narrengruppe in bunten Kostümen über den oberen Rathausplatz. Vorneweg marschieren kleine Zwerge mit bemalten Gesichtern, wallenden Bärten, Zipfelmützen und Schürzen. Einer trägt sogar einen Werkzeugkasten – ganz wie es sich für einen fleißigen Zwerg gehört. Hinter ihnen wird ein Leiterwagen gezogen, auf dem weitere Zwerge eng beisammen sitzen. Dahinter schreitet Schneewittchen in weißem Kleid.

Die Häuserkulisse mit dem charakteristischen Eckerker vom Stadtbau (Demetriusstr. 1) im Hintergrund verrät: Die Szene spielt sich auf dem oberen Rathausplatz ab, wo sich Jahr für Jahr das närrische Treiben sammelt. Das Foto wird vermutlich an Fasnacht 1961 aufgenommen. Das Motto in diesem Jahr lautet: »Kleine Gruppen – viel Grund zum Gucken«.

Standort des Fotografen: 47.884106, 8.345051

Fronleichnamsschmuck in der Alenbergstraße, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Genoveva Kinast zur Verfügung.

In der NS-Zeit wurden die Prozessionen an Fronleichnam von den staatlichen Behörden behindert und eingeschränkt. In der Nachkriegszeit wird wieder an das religiöse Brauchtum angeknüpft. Nicht nur durch die Innenstadt führt die Prozession der katholischen Kirchengemeinde, sondern auch über den Alenberg.

Der gesamte Weg ist mit einem Blumenteppich versehen. Zweige mit jungem Grün sind links und rechts der Straße in das Pflaster gesteckt, um die Prozessionsstrecke einzurahmen. Zwischen dem Haus Gaede (Alenbergstr. 23) und dem Haus Zimmermann (Alenbergstr. 24) ist in diesem Jahr ein besonders aufwändig gestalteter Fronleichnamsschmuck installiert: Eine Art Ehrenpforte, von zwei Säulen getragen und von einem begrünten Bogen überspannt, der von einem kleinen Kreuz gekrönt wird.

Sie Säulen aus Gips sind vermutlich von der Gipser-Familie Adrion geschaffen worden, die gleich nebenan im Haus Alenbergstr. 21 wohnt.

Standort des Fotografen: 47.886412, 8.343143

Ankunft von Kurgästen in der Bahnhofstraße, 1954

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Helga Küßner und Christa Egle zur Verfügung.

Am Bahnhof herrscht geschäftiges Treiben – es ist »großer Bahnhof« im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Gerade ist ein Zug mit einer Reisegruppe eingetroffen. Auf dem sandigen Platz vor dem Bahnhof hat sich eine bunte Menschenmenge versammelt: Gastgeberinnen und Gastgeber, Kinder, neugierige Zaungäste – alle warten gespannt auf die ankommenden Kurgäste.

Ein Schild mit der Aufschrift »Willkommen« spannt sich über den Fußweg, der hinunter in das Städtchen führt. Ein freundlicher Empfang in einfacher Ausführung. Dazwischen: Lachen, Rufen, Stimmengewirr, das typische Klappern von Koffern und Leiterwagen, die viele mitgebracht haben, um das Gepäck zur Unterkunft zu bringen. Das Tragen der Koffer und Ziehen der Leiterwagen übernehmen oft die Kinder, die sich so ein kleines Trinkgeld verdienen. Vielleicht reicht es für ein Eis oder ein paar Bonbons. Vorn lächelt ein Mädchen selbstbewusst in die Kamera – vielleicht ist sie schon geübt darin, Kurgäste willkommen zu heißen.

Links im Bild parkt ein Omnibus des Unternehmens Scherer, um einige der Urlauber*innen in ihr Feriendomizil in den umliegenden Dörfern zu bringen. Die ganze Szene strahlt eine freundliche Atmosphäre aus: Man freut sich auf die Feriengäste, die ein bisschen Abwechslung in den Alltag bringen – und umgekehrt: die Kurgäste auf die ländliche Ruhe, die sie hier suchen.

Vor dem Schild »Willkommen« steht CDU-Kreisrat Joseph Benitz (1897-1981). Ihm ist der Tourismus eine Herzensangelegenheit.

Standort des Fotografen: 47.883627, 8.342297

5 Fotos: Narrengruppe auf der Bühne in der Kirchstraße, Fasnacht 1959

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

»»» Trigger-Warnung

Dicht gedrängt stehen sie auf der Fasnachtsbühne in der Kirchstraße: eine laute, ausgelassene Narrenschar mitten im Trubel der Fasnacht. Ein Akkordeon wird gespielt, einer ruft dazwischen, alle reden durcheinander. Kinderwagen, Wäschekörbe, Vogelkäfige, Kittelschürzen und klappernde Milchkannen- ein wilder, bunter Haufen. Die Szenerie ist lebendig, überdreht, komisch – und typisch für die Straßenfasnacht, bei der sich ganze Gruppen gemeinsam beteiligen und ihrer Phantasie freien Lauf lassen.

Doch auf den zweiten Blick ist das Bild nicht so harmlos, wie es scheinen mag. Die Gruppe stellt sogenannte »Zigeuner« dar, also Sinti und Roma. Ihre Kleidung und das Verhalten sind klischeehaft überzogen, betonen ihre Armut und zeigen eine ungezügelte Wildheit. Was als Fasnachtsspaß gemeint ist, ist zugleich diskriminierend. Die Fotoserie zeigt auch, wie tief verwurzelte Vorurteile und rassistische Stereotype über Jahrzehnte hinweg tradiert und durch scheinbar harmlose Volksbräuche im Alltag weitergegeben und verfestigt werden. Mit dem Ende des NS-Regimes endete die Diskriminierung und Verfolgung der Minderheit der Sinti und Roma nicht.

Foto Nr. 1:
Der Polizist in der Bildmitte ist Arno Adrion (1924-1993). V.l.n.r. Gertrud Faller (geb. Schmid), Otto Schweizer, Hedwig Amann (geb. Geisinger), Olga Geisinger, Irma Adrion (geb. Schmid, 1927-2019), Renate Schelb (geb. Adrion)

Zu der Narrengruppe gehören auch: Bärbel Benz, Gretel Jordan (verh. Ganter), Elise Hepting, Anni Jordan (verh. Kaiser), Ernst Krauß, Maria Schweizer, Edmund Laufer, Henriette Laufer, Anna Jordan

Foto Nr. 5:
Bei der Stadtmusik ist Lothar Zepf zu sehen. Daneben stehen Gertrud Geisinger (geb. Limb) und Gretel Jordan.

Standort des Fotografen: 47.883068, 8.344306