2 Fotos: Narrengruppe hinter dem Gasthaus »Löwen«, Fasnacht 1959

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

»Lustig ist das Zigeunerleben«! So lautet der Titel eines berühmten deutschen Volksliedes, das die klischeehafte Vorstellung vom ungezwungenen Leben der Sinti und Roma sehr popularisiert hat. Mit der Lebenswirklichkeit dieser ethnischen Minderheit, die seit dem Mittelalter auch in Mitteleuropa zu Hause ist, hat dies freilich nichts zu tun. Vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma in Deutschland, aber darüber hinaus in allen von Deutschland besetzten Ländern Europas aus rassistischen Gründen brutal verfolgt, deportiert und ermordet.

Ungeachtet dieser blutigen Verfolgungsgeschichte bleibt die Verkleidung als »Zigeuner*innen« an Fasnacht auch in der Nachkriegszeit äußerst beliebt. Die Figur gehört in den 1950er und 60er Jahren genauso selbstverständlich zur Fasnacht wie die Darstellung eines »Indianers«, Cowboys oder Clowns. Und da macht Löffingen keine Ausnahme. Auch diese Gruppe von Närrinnen und Narren haben sich entsprechend klischeehaft verkleidet. Im Einzelfall mag das gar nicht böse gemeint sein, aber es geht natürlich trotzdem auf Kosten der Minderheit und leistet Antiziganismus Vorschub. Die Närrinnen und Narren stehen in der Kirchstraße, hinter dem Gasthaus »Löwen« (Rathausplatz 11), wo auch ein Misthaufen seinen angestammten Platz hat. Auch die Rückseite des Gasthauses »Ochsen« (Rathausplatz 12) und das Haus Benz (Kirchstr. 3) sind zu sehen.

Zu der Narrengruppe gehören u.a. Gertrud Schmid (verh. Faller, 1925-2005), Anna Jordan (1907-?), Maria Schweizer, Henriette Laufer (1922-2004), Lisa Wölfle, Gretel Jordan, Hedwig Hepting, Irma Adrion, Olga Geisinger, Elise Hepting und Friedhilde Wörner (1932-2004). Der Junge im Kinderwagen ist vermutlich Harry Zepf und das Mädchen rechts Annemarie Hepting. Der »Polizist« ist Arno Adrion (1924-1993).

Standort des Fotografen: 47.883647, 8.345210

Erstkommunion bei Familie Weiss in der Vorstadtstraße, ca. 1960

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Ursula Moch-Weiss zur Verfügung.

Die kleine Ursula Weiss (geb. 1951) feiert heute ihre Erstkommunion. Im weißen Kommunionkleid steht sie vor ihrem Elternhaus in der Vorstadtstraße, vor dem ein VW Käfer geparkt ist. Ob er der Familie Weiss gehört – oder einem Verwandten, der zur Feier des Tages angereist ist? Umringt von einigen Familienangehörigen wird Ursula Weiss fotografiert. Vielleicht kommt man gerade vom Mittagessen oder ist dabei, zur Vesper in die Kirche zu gehen?

V.l.n.r.: 1 ???, 2 Ursula Weiss, 3 ???, 4 Josef Beha (1936-2018), 5 Josef Weiss (1913-?)

Das Haus links ist nicht das Haus Weiss, sondern bereits das Nachbarhaus (Vorstadtstr. 10). Es gehört dem Landwirt Johann Beha und dessen Ehefrau Katharina Beha (geb. Vogelbacher). Auf der rechten Straßenseite sind die Rückseiten vom Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9) und im Hintergrund vom Haus Heizmann (Obere Hauptstr. 15) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.884663, 8.346601

Erstklässler in der Bahnhofstraße, Ostern 1957

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Lore Fehrenbach und Michael Fehrenbach zur Verfügung.

Sechs Jahre ist er alt, der kleine Michael Fehrenbach (geb. 1951). Heute ist ein besonderer Tag für ihn, denn er wird in die Volksschule eingeschult. Mit seinem Schulranzen und seiner Schultüte posiert er stolz vis-à-vis des Bahnhofs in der Bahnhofstraße – in unmittelbarer Nähe zu seinem Elternhaus. Im Hintergrund ist der Altstadtring mit den Häusern der Demetriusstraße zu sehen.

Noch beginnt das Schuljahr nicht nach den Sommerferien, sondern nach Ostern. Erst 1964 wird der Schuljahresbeginn in den Spätsommer verlegt.

Standort des Fotografen: 47.883389, 8.342528

2 Fotos: Abbruch vom Haus Hasenfratz in der Bittengasse, 2004

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

1909 wurde es außerhalb des Stadtrings erbaut – und 2004 wird es abgerissen: das Haus Hasenfratz (Bittengasse 8). Es gehörte viele Jahrzehnte dem Stadtmüller Josef Hasenfratz (1899-1967), der es 1927 von seinen Eltern übernommen hatte. In erster Ehe war er mit Paula Hasenfratz (geb. Guth, 1902-1934) und nach deren Tod in zweiter Ehe mit Emma Hasenfratz (geb. Hermann, 1898-?) verheiratet. Josef Hasenfratz hatte vermutlich vier Söhne, von denen drei namentlich bekannt sind: Karl Heinrich (1932-1932), der nur eine halbe Stunde alt wurde, Johannes (1935-2022) und Ferdinand (1937-2018).

Zuletzt war das Haus im Besitz der Stadtgemeinde und diente als Unterkunft für Asylbewerber*innen und Geflüchtete. Zunächst wurde hier eine Familie mit drei Kindern, die aus dem Libanon kamen, untergebracht. Die Wohnverhältnisse waren sehr einfach. Ende der 1990er Jahre diente das Haus dann als Wohnung für Familie Soshi aus dem Kosovo. Nach dem Abbruch soll hier ein Parkplatz angelegt werden.

Standort des Fotografen: 47.883478, 8.345832

Hintereingang zum ehemaligen Gasthaus »Adler«, 1998

Sammlung Familie Waßmer

Drei Zeitschichten überlagern sich am Hintereingang des früheren Gasthauses »Adler« (Untere Hauptstr. 2). Über dem Türstürz ist die Jahreszahl »1748« und die Initialen »J.G.L« angebracht. Johannes Georg Lutz (1733-1766) war seinerzeit »Adler«-Wirt und hatte das Gasthaus von seinem Vater übernommen. Er baute den »Adler« neu.

Darunter hängt ein Namensschild: »Fritz Seilnacht« ist darauf zu lesen. Der Metzgermeister Fritz Seilnacht (1901-1987) übernahm 1955 mit seiner Ehefrau Mathilde Seilnacht (geb. Faller, 1904-1996) das Gasthaus von ihren Eltern, den früheren Wirtsleuten Faller. Sowohl Fritz als auch Mathilde Seilnacht sind bereits tot, als das Foto aufgenommen wird. Das Namensschild wird bald darauf abmontiert.

Die jüngste Inschrift auf dem Foto datiert vom Januar 1998, als die Sternsinger durch das Städtchen zogen und den Segensspruch »19*C+M+B*98« auf der Tür anschrieben. Das »C+M+B« steht nicht, wie oftmals angenommen wird, für die angeblichen Namen der heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, sondern sind die Anfangsbuchstaben des lateinischen Segens: »Christus mansionem benedicat» und bedeutet »Christus segne dieses Haus«.

Standort des Fotografen: 47.883611, 8.343528

Aufräumarbeiten bei der Wäschefabrik Prause nach dem Hochwasser, Juli 1975

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Ursula Glunk zur Verfügung.

Nach dem kräftigen Sommergewitter, das sich am Nachmittag des 10. Juli 1975 über der Gemarkung Löffingen entlud, sind jetzt die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Der Stettbach, der ab dem Maienland eingedohlt ist, war über die Ufer getreten und hatte sich oberirdisch seinen Weg durch das Städtchen gebahnt.

Hinter der Wäschefabrik Prause (Bahnhofstr. 13) muss der Schotterweg nun wieder befestigt werden. Am Ende des Weges ist die Rückseite des Hauses Schwörer-Pfefferkorn (Rötengasse 4) zu sehen. Weiter rechts ist auch der Giebel von Haus Rötengasse 6 zu sehen, davor dessen Lkw-Garage und davor ein Teil des Schuppens hinter dem Haus Bahnhofstraße 11. Auf dieser Höhe führte früher der Steg über den Bittenbach zum Haus Trenkle in der Maienlandstraße. Über dem Dach von Rötengasse 4 ragt das hellrote Dach vom Haus Kuster (Maienlandstr. 7) hervor und die Kirchturmspitze.

Standort des Fotografen: 47.886136, 8.341252

Hochwasser im Stettbach beim Witterschneekreuz, 1. März 1990

Sammlung Familie Waßmer

Normalerweise plätschert der Stettbach ganz harmlos dahin: Er fließt unter der Bahnlinie hindurch und dann zwischen den Häusern Bugger (Beim Schneekreuz 3) und Kiechle (Beim Schneekreuz 1) vorbei. Aber heute ist alles anders. Denn in der Nacht zuvor hat ein Orkan mit starken Regenfällen gewütet: Wiebke tobte sich über Deutschland sowie Teilen der Schweiz und Österreichs mit Windgeschwindigkeiten von 130 bis 200 km/h aus.

Am nächsten Tag hat sich der Stettbach in einen großen See verwandelt!

Standort des Fotografen: 47.892876, 8.335551

3 Fotos: Abbruch der Ökonomie vom Haus Mayer, Frühjahr 1980

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Es ist ein ungewöhnlicher Blick, der sich hier dem Betrachter bietet. Denn die Fotos werden aus erhöhter Perspektive von einem Fenster im Mehrfamilienhaus »neuer Benzbau« aufgenommen. Der Blick fällt über die Ringstraße hinweg zum Altstadtring, der auf den Fotos aber schon nicht mehr geschlossen ist. Denn die Ökonomie vom Haus Mayer (Demetriusstr. 17) wird gerade abgebrochen. Der Bagger leistet ganze Arbeit: Das Dachgeschoss ist schon komplett verschwunden.

Ursula Weißenfels, die Tochter von Gottlieb und Luise Mayer, errichtet zusammen mit ihrem Ehemann Lothar Weißenfels einen Neubau an der Stelle (Demetriusstr. 17a). Darin wird eine Massagepraxis und eine Druckerei als Gewerbeeinheiten untergebracht.

Im Hintergrund sind die Gebäuderückseiten des ehemaligen Gasthauses »Adler« (Untere Hauptstr. 2) und des Hauses Geisinger (Untere Hauptstr. 4) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883839, 8.342821

Hochwasser im Stettbach beim Oberwiesenweg, 1. März 1990

Sammlung Familie Waßmer

Der Stettbach, der normalerweise als ruhiges Bächlein (in den Sommermonaten sogar nur als kleines Rinnsal) in Richtung Städtchen fließt, hat sich in einen reißenden Strom verwandelt. Das sind die Auswirkungen von »Wiebke« – einem schweren Orkan, der in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1990 über Deutschland sowie Teilen der Schweiz und Österreichs wütete. Am Tag darauf entsteht dieses Foto.  

Zu sehen ist der Stettbach, der sich hinter dem Haus Rappenegger (Oberwiesenweg 3) seinen Weg bahnt. Das Haus, dessen Rückseite zu sehen ist, gehört Adolf Rappenegger (1919-2011) und seiner Ehefrau Luise Rappenegger (geb. Kopp, 1921-2010).

Standort des Fotografen: 47.887923, 8.340553

Rückseite vom Haus Hasenfratz in der Ringstraße, 1976

Stadtarchiv

Seit dem Großbrand 1921 und dem anschließenden Wiederaufbau ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Aber das Haus Hasenfratz (Demetriusstr. 9) hat sich, zumindest was seine Rückseite zur Ringstraße hin betrifft, nicht verändert.

Vergleicht man die Fassade, wie sie sich 1976 darbietet, mit dem Plan, den der Freiburger Architekt Carl Anton Meckel im Zuge des Wiederaufbaus anfertigte, dann sticht nur die Dachgaube ins Auge, die auf dem Plan fehlt. Ansonsten wurde der Plan aber 1:1 umgesetzt. Die Anordnung der Sprossenfenster mit den Fensterläden stimmt genauso überein wie die Position und Gestaltung der Hintertür mit den beiden Luken daneben.

Im Nachbarhaus von Familie Scholz (Demetriusstr. 8) wurden hingegen die alten Sprossenfenster bereits durch moderne Fenster ersetzt.

Standort des Fotografen: 47.884317, 8.343893

Häuser Hasenfratz und Maier in der Bittengasse, ca. 1990

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Außerhalb des mittelalterlichen Stadtrings wird dieses Foto von der Bittengasse aus aufgenommen. Dokumentiert werden zwei Häuser, die wenige Jahre später aus dem Stadtbild verschwinden, da beide abgerissen werden. Da ist zum einen links das Haus Hasenfratz (Bittengasse 8), dessen holzverschindelter Seitengiebel in das Bild ragt. Das Haus wurde erst 1909 außerhalb des Stadtrings erbaut und steht somit keine 100 Jahre.

Altehrwürdig ist hingegen das Haus von Landwirt und Ratsdiener Karl Maier (Kirchstr. 7), dessen Rückseite hier zu sehen ist. Es kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn es gehörte ursprünglich zum Nachbargebäude, dem Mayerhof des Klosters St. Blasien. 1811 wurde dieser Teil des Hofes mit Stall und Scheune abgetrennt und verkauft.

Standort des Fotografen: 47.883641, 8.345866

Rückseite der Häuser Sibold und Laufer in der Bittengasse, 1976

Stadtarchiv

Der Fotograf ist auf das Mäuerchen bei der katholischen Pfarrkirche St. Michael geklettert und fotografiert in die Bittengasse hinein. Im Vordergrund rechts ragt das Dach des »Farrenstalles« ins Bild.

Das Interesse des Fotografen gilt den beiden Häusern auf der linken Straßenseite, die nach dem Großbrand 1929 errichtet wurden, aber seit altersher die äußere Begrenzung des Stadtrings bilden: links das Haus von Landwirt Adolf Sibold (Kirchstr. 19) und rechts das Haus von Alt-Bürgermeister Edmund Laufer (Kirchstr. 17). Letzteres ist kaum mehr als Begrenzung des Altstadtrings zu erkennen, da diverse einstöckige Anbauten mit der Zeit ergänzt wurden. Da der Fotograf vermutlich von der Denkmalschutzbehörde beauftragt wurde, das Städtchen fotografisch zu dokumentieren, mag ihn genau dies zu dem Foto veranlasst haben.

Wenige Jahre später wird sich die Ansicht weiter verändern. Das Haus Sibold wird bei einem Brand 1982 zerstört. Damit verschwindet eines der letzten landwirtschaftlichen Anwesen aus dem Städtchen.

Standort des Fotografen: 47.882723, 8.344873