Städtlelauf auf dem unteren Rathausplatz, 1974

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Auch in diesem Jahr findet wieder anlässlich vom »Tag des Sports« ein Städtelauf statt. Vorbildlich vom Sportverein organisiert, sind im Städtchen verschiedene Hindernisse aufgebaut, die die antretenden Teams überwinden müssen.

Auf dem unteren Rathausplatz besteht der Parcours aus Wippen, über die – mit Wasser gefüllte – Schubkarren balanciert werden müssen. Befüllt werden sie vermutlich aus dem benachbarten Demetriusbrunnen. Beim Überwinden des Hindernisses soll das Wasser natürlich möglichst im Schubkarren bleiben. Tatsächlich schwappt das Wasser aber Literweise raus, sodass der Untergrund auch immer rutschiger wird und die Aufgabe umso schwieriger zu bewältigen ist.

Bei den Sportlern sind Christian Bayer (303) und Herbert Kienzler (303) sowie Günter Schelb (324) und Karlheinz Keßler (324) zu sehen. Unter den Zuschauern sind ??? Dorer, Hubert Fuß (Reiselfingen), Franz Schweizer, Ruth Wendelgaß (geb. Malenk), Florian Wendelgaß, Manfred Schmid und Walter Zepf zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883778, 8.343889

Kirchstraße mit Laufbrunnen, ca. 1935

Sammlung Familie Waßmer

Es ist Sommer. Der Fotograf, der vermutlich als Urlauber im Städtchen weilt, fotografiert die Kirchstraße und nimmt dabei den (unteren) Laufbrunnen in den Blick. Er fängt den Moment ein, in dem eine Frau neben der Brunnensäule steht und ihr Gesicht mit dem kühlen Wasser erfrischt. Der umliegende Platz um den Brunnen herum ist gepflastert. Darüberhinaus ist die Straße noch nicht asphaltiert. Da die Anlieger der Kirchstraße größtenteils Landwirtschaft betreiben, dient der Straßenraum als Hoffläche, auf dem Holz gelagert wird und allerlei Karren und landwirtschaftliche Geräte abgestellt sind.

Auf der linken Straßenseite ist sehr schön das Haus Kuster (Kirchstr. 14) zu sehen. »Gemüse – Conditorei & Colonialwaren« steht groß an die Fassade geschrieben. Vermutlich beginnt der Schriftzug mit »Obst«, was aber am linken Bildrand abgeschnitten ist. Josef Kuster (1877-1935) ist der Inhaber des Geschäfts, wie auf einem weiteren Werbeschild über dem Ladeneingang zu lesen ist. Er betreibt es zusammen mit seiner Ehefrau Josefa Kuster (geb. Baader, 1879-1948). Rechts daneben ist das Haus Benz (Kirchstr. 12) angebaut.

Die Häuser auf der rechten Straßenseite sind größtenteils neu gebaut. Sie brannten beim Großbrand 1929 ab und wurden beim Wiederaufbau mit den charakteristischen Staffengiebeln errichtet. Zu sehen sind die Häuser Laufer (Kirchstr. 17), Sibold (Kirchstr. 19) und Geisinger (Kirchstr. 21).

Standort des Fotografen: 47.883034, 8.344084

Hexengruppe mit Hexenwagen in der Unteren Haupstraße, Fasnacht 1959

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Noch ist die »große Hexe« eine wirkliche Neuheit. An der Fasnacht 1958 beteiligte sich die Hexengruppe das erste Mal mit ihrem neuen Hexenwagen, auf dem eine 5,80 Meter große Hexe thronte. Da die Hexen damit nicht einmal durch das Mailänder Tor passten, wurde die »große Hexe« notgedrungen umgestaltet und an Fasnacht 1959 wird das neue Modell der Öffentlichkeit präsentiert. Neu ist auch immer noch das einheitliche karierte »Häs« der Hexen.

Durchaus eine Seltenheit ist, dass das Foto in Farbe aufgenommen wird. Denn Ende der 1950er Jahre wird meistens noch in schwarz-weiß fotografiert. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass eine besondere Fasnacht gefeiert wird? Schließlich feiern die »Laternenbrüder« ihr 70. Jubiläum. Das Motto lautet denn auch: »70 Jahre Laternenbrüder-Fasnet-Stadt«.

Der Hexenwagen fährt durch die Untere Hauptstraße, vorbei am Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2), in dessen Erdgeschoss sich eine Filiale der »Sparkasse« befindet, und am Friseurgeschäft Limb (Untere Hauptstr. 4). Letzeres wird 1960 umgebaut, als ein breites Schaufenster im Erdgeschoss eingebaut wird. Noch betreibt Friseumeister Julius Limb auch eine »Esso«-Tankstelle vor seinem Laden.

Standort des Fotografen: 47.883429, 8.343860

Blick zum Haus Benitz in der Alenbergstraße, ca. 1960

Deutsche Luftbild K.G.
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Veronika Leber zur Verfügung.

Im Mittelpunkt dieser Luftaufnahme steht das Haus Benitz (Alenbergstr. 7/9), das von den Einwohner*innen das »Hohe Haus« genannt wird. Das stattliche Gebäude überragt die umliegenden Häuser der Alenbergstraße deutlich. Es ist aber nicht nur wegen seiner Größe ein »Hohes Haus«, sondern auch, weil aus der Familie Benitz zwei herausragende »Söhne der Stadt« hervorgegangen sind: Paul Benitz (1899-1979) amtiert als Bürgermeister, während sein Bruder Joseph Benitz (1897-1981) sich als Kreisrat politisch engagiert und einen Namen macht. Die Luftaufnahme findet als Ansichtskarte Verbreitung, die als Werbemittel des Geschäfts der Familie Benitz dient. Auf der Rückseite findet sich der Aufdruck: »Weinkellerei Joseph Hogg (Familie Benitz)«.

Alle Häuser, die auf dem Luftbild zu sehen sind, wurden nach dem Großbrand 1921 neu erbaut. Sie wurden damals von der Wiederaufbaukommission nach einem Masterplan errichtet und verfügen über einheitliche architektonische Merkmale. Nur ganz am rechten Bildrand, das Haus Nobs (Alenbergstr. 2), das angeschnitten zu sehen ist, wurde beim Großbrand nicht zerstört und ist wesentlich älter.

Konzert der holländischen Musikkapelle auf dem Rathausplatz, August 1970

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

»Der Rathausplatz schien fast zu klein für alle die Zuhörer, die sich am Samstagmorgen zum Platzkonzert der holländischen Gäste eingefunden hatten.« So beschreibt die Lokalzeitung das Konzert, das die Kapelle »Harmonie St. Jozef« aus Kaalheide am Samstag, den 29. August im Städtchen gibt. Und tatsächlich stehen die Menschen dicht gedrängt und recken ihre Hälse. Nur die »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen ragt aus der Menschenmenge hervor. Anlass für das Konzert und des Besuchs der niederländischen Gäste, die mit drei Bussen angereist sind, ist das 250. Gründungsjubiläum der Stadtmusik.

Im Anschluss an das Platzkonzert findet ein Empfang durch Bürgermeister Edmund Laufer im Rathaus statt. Am Abend findet dann ein Galakonzert in der Festhalle statt, bei der die Stadtmusik unter Leitung von Dirigent Artur Grübel und die holländische Kapelle unter Leitung von H. Brouwer ihr Können gemeinsam unter Beweis stellen.

Die »alte Sonne« (Rathausplatz 9/10), die im Hintergrund zu sehen ist, wird im Januar 1973 abgerissen. Auch der kleine, daran angebaute, Obst- und Gemüseladen von Monika Wehrle verschwindet dann vom Rathausplatz.

Standort des Fotografen: 47.884056, 8.344722

Demetriusstraße, 1961

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kaum verändert hat sich die Demetriusstraße, seitdem die Häuser vor 40 Jahren im Rahmen des Wiederaufbauprogramms erbaut wurden. Am 28. Juli 1921 war hier ein verheerendes Feuer ausgebrochen, das nicht nur diesen Straßenzug, sondern insgesamt 36 Häuser des Städtchens einäscherte. Das Feuer breitete sich damals in Windeseile aus. Der Wiederaufbau erfolgte nach Plänen des Freiburger Architekten Carl Anton Meckel (1875-1938). Die Straße wurde verbreitert, aber die historische Struktur des Altstadtrings beibehalten.

Wo vor 40 Jahren ein Inferno herrschte, geht es heute beschaulich zu. Vor der Molkerei stehen Milchkannen. Vor den Fenstern blühen die Blumen. Wäsche ist zum Trocknen rausgehängt. Die einzige bauliche Veränderung ist am Haus Hasenfratz (Demetriusstr. 9) zu verzeichnen, in dessen Erdgeschoss ein modernes Schaufenster eingezogen wurde.

Standort des Fotografen: 47.884358, 8.344570

Umzugswagen der 20-Jährigen in der Kirchstraße, Fasnacht 1958

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die »Badische Staatsbahn« fährt an Fasnacht durch das Städtchen. Gelenkt werden die Lokomotive und die Waggons von den 20-Jährigen. Sie haben sich einen ganz besonderen Umzugswagen einfallen lassen, um dem diesjährigen Fasnachtsmotto gerecht zu werden: »Ein Durchschnitt durch das 20. Jahrhundert mit Sensationen, Fortschritten und Errungenschaften«.

Am 20. August 1901 war die hintere Höllentalbahn und mit ihr der Bahnhof Löffingen eröffnet worden. 57 Jahre später fährt die Bahn der 20-Jährigen durch die Kirchstraße. Sie kommt am Haus Koch (Kirchstr. 21) vorbei. Verdeckt ist das Schlachthaus am Bittenbach zu erkennen, nur die Spitze des Daches ragt über dem ersten Waggon heraus. Im Vordergrund steht der Laufbrunnen in der Kirchstraße.

Standort des Fotografen: 47.883037, 8.344056

Dreharbeiten für die »Sesamstraße« auf dem unteren Rathausplatz, 1975

Archiv des SWR

Aus den USA war die »Sesamstraße« bereits 1972 nach Deutschland gekommen und seitdem im Fernsehprogramm für Kinder ausgestrahlt worden. Anfangs wurden die Folgen einfach nur synchronisiert. Doch Eltern, Pädagog*innen und Politiker*innen in der Bundesrepublik kritisierten immer vehementer, dass die US-amerikanischen Bezüge in der Serie zu stark seien.

Der SWR reagierte schließlich auf die Kritik: Die titelgebende Straße und die damit zusammenhängenden US-Großstadtszenen müssen weichen. Als neuer Drehort wird Löffingen gewählt, um Kindern die Möglichkeit zur Identifikation mit ihrer Heimat zu bieten. Außerdem wird eine neue Rahmengeschichte erfunden: Die Schauspieler*innen Liselotte Pulver (geb. 1929) und Henning Venske (geb. 1939) treten nun in Erscheinung – zusammen mit dem braunroten Bären Samson und dem rosa Vogelmädchen Tiffy. Gut abgeschirmt von der Öffentlichkeit finden die Dreharbeiten im Städtchen statt, wie hier auf dem unteren Rathausplatz.

Standort des Fotografen: 47.883757, 8.343672

Stadtmusik bei einem Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 1939

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Ewald Hepting und Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Häuser in der Unteren Hauptstraße sind mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Die Stadtmusik führt einen Nazi-Aufmarsch an, der durch die Straße zieht, vorbei an der Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und dem Friseurgeschäft Limb (Untere Hauptstr. 4). Vorneweg wird der Schellenbaum getragen. Zwei Jungs laufen nebenher, einer trägt die Uniform der Hitlerjugend.

Der Spalierbaum am linken Bildrand ist noch kahl. Das Foto wird vermutlich anlässlich »Führers Geburtstag« am 20. April 1939 aufgenommen. Denn an diesem Tag ist alljährlich Beflaggung angeordnet und Hitlers 50. Geburtstag 1939 ist sogar ein staatlich verordneter Feiertag.

Bei der Stadtmusik sind u.a. zu sehen: Dirigent Rupert Hepting (Klarinette), August Limb (Trommel) und Konrad Sibold (Piccoloflöte).

Standort des Fotografen: 47.883036, 8.343764

Unterer Rathausplatz mit viel Schnee, 1973

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willman zur Verfügung.

Der Altstadtring beim Mailänder Tor ist wieder geschlossen. Anstelle der Ruine vom 1969 abgebrannten Haus Müller (Demetriusstr. 13) steht jetzt die neu errichtete Bezirkssparkasse. Ihre Fassade erstrahlt in ähnlich leuchtendem Weiß wie die Schneemassen, die sich auf dem unteren Rathausplatz türmen. Nur das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges und der Demetriusbrunnen ragen aus den Schneebergen hervor. Das an die Sparkasse angrenzende Haus Egle (Demetriusstr. 14) mit seinem Modegeschäft, das in der Brandnacht durch das Löschwasser erheblich beschädigt wurde, ist ebenfalls renoviert.

Die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel. Wenn die Sonne so weiter scheint, dann wird der Schnee auf den Dächern wohl bald weggetaut sein.

Standort des Fotografen: 47.883667, 8.344119

Erster-Mai-Streich vor dem Café Fuß, 1. Mai 1983

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

In diesem Jahr geht es am 1. Mai so richtig rund. Gleich mehrere Mai-Streiche hinterlassen im Städtchen ihre sichtbaren Spuren. So auch vor dem Café Fuß (Rathausplatz 5), wo zur Fasnachtszeit immer der Narrenbaum steht. Dort ragt jetzt wieder ein Baum in die Höhe – der wie in einem Balkendiagramm bei Wahlen Prozentangaben für verschiedene politische Akteure anzeigt.

Ganz oben thront Bürgermeister Dieter »Mellert« mit 87 %, gefolgt von »SPD« und »Sonstige« mit 2 % während ganz unten noch »Bran« mit einer Prozentzahl im Millibereich vertreten ist. Damit gemeint ist der Landtagsabgeordnete der Grünen Helgo Bran (geb. 1937), der in Löffingen im März 1983 Bekanntheit erzielte, als er sich im Städtischen Krankenhaus medienwirksam ans Bett kettete, um gegen die Schließung zu protestieren. Mittlerweile ist die Schließung allerdings vollzogen, denn am 31. März schloß das Krankenhaus für immer seine Pforten. Die Entscheidung ist aber offensichtlich weiterhin Ortsgespräch und sorgt auch einen Monat später noch für Diskussionsstoff – daher der Maibaum. Offen bleibt, ob die Prozentangaben Zustimmungswerte ausdrücken sollen oder ob mit dem »Narrenbaum« am 1. Mai ein Narren-Ranking vorgenommen wird.

Standort des Fotografen: 47.883944, 8.343890

Gemälde »Löffingen im Jahre 1950«, ca. 1980

Stadtarchiv

Das Gemälde zeigt wie in einer Collage verschiedene Stadtansichten. Im Mittelpunkt steht der untere Rathausplatz mit dem Demetriusbrunnen, dem Mailänder Tor und dem Café Fuß (Rathausplatz 5). Links ist die Wallfahrtskirche Witterschneekreuz und die alte Kapelle zu sehen. Sogar der Stationenweg ist abgebildet. Rechts ist die katholische Pfarrkirche St. Michael zu erkennen, hinter der die Festhalle und die Grund- und Hauptschule an der »Hasle« aufragen.

»Löffingen im Jahre 1950« lautet der Titel des Gemäldes. Wenn man genau hinblickt wird aber deutlich, dass die miteinander kombinierten Stadtansichten jüngeren Datums sind. So steht z. B. schon der 1954 geschaffene Demetriusbrunnen, der Kirchturm wurde 1961 verputzt und die Fassadengestaltung des Café Fuß stammt aus den 1970er Jahren, während 1950 noch der Name des damaligen Inhaber Viktor Fuss an die Fassade geschrieben stand.

Im Stadtarchiv wird ein Foto des Gemäldes aufbewahrt. Das originale Gemälde hängt über 6.000 Kilometer entfernt in den USA. Es befindet sich im Besitz von Familie Moesch. Handelt es sich um Nachfahren von August Mösch, der sich als Spieler des FC nach seiner Gründung 1921 hervorgetan hat?

Der Maler des Gemäldes ist unbekannt. Eine Signatur ist nicht zu erkennen.