Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.
Während des Zweiten Weltkrieges waren in Löffingen 420 ausländische Zwangsarbeiter*innen im Arbeitseinsatz. Viele von ihnen mussten im Sägewerk Benz arbeiten, wo sie z. B. kriegswichtige Munitionskisten produzierten, andere arbeiteten in der Landwirtschaft. Die Bedingungen, unter denen sie Zwangsarbeit leisteten, waren ebenso unterschiedlich wie ihre Behandlung. Gemeinsam war ihnen jedoch, dass sie einem nationalsozialistischen Sonderrecht unterworfen waren, das sie aus rassistischen Gründen für minderwertig hielt und stark diskriminierte.
Auf dem Foto ist Leo Mientki zu sehen, ein ehemaliger NS-Zwangsarbeiter. Das »Polenabzeichen« (ein violetter Buchstabe »P« auf gelbem Grund), das er während der NS-Zeit gut sichtbar auf seiner Kleidung tragen musste, ist verschwunden, denn Leo Mientki ist seit Kriegsende wieder frei. Geboren wurde er am 16. Mai 1912 in Kartschin (Kreis Konitz). Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde er zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verschleppt. Der 28-Jährige kam in das Stalag-Kriegsgefangenenlager VB nach Villingen. Von dort wurde er am 1. August 1940 nach Löffingen überstellt, wo er der Familie Rosenstiel (Obere Hauptstr. 45) als landwirtschaftlicher Arbeiter zugeteilt wurde. Von den Rosenstiels selbst wurde er ordentlich behandelt, aber das konnte nichts daran ändern, dass er seiner Freiheit beraubt und gewaltsam von seiner Familie getrennt war und gezwungen wurde, für das Land zu arbeiten, das sein eigenes überfallen und in einem Vernichtungskrieg zerstört hatte. Im Oktober 1943 wurde er wegen Kreislaufstörungen neun Tage lang im Löffinger Krankenhaus stationär behandelt. Es folgte ein weiterer, diesmal sechswöchiger Krankenhausaufenthalt in einer »Nervenklinik« im Frühjahr 1944 wegen Depression.
Nach der Befreiung vom NS-Regime blieb Leo Mientki bis zum 11. September 1945 bei Familie Rosenstiel. Danach war er von Januar bis Juni 1946 als Hilfsarbeiter in einer Autoreparatur beschäftigt. Erst dann war es dem jungen Mann möglich, in seine Heimat zurückzukehren. Er blieb noch eine Weile in Kontakt mit Familie Rosenstiel. Das Foto, das ihn beim Einwerfen eines Briefes in einen Briefkasten (»Skrzynka Pocztowa«) zeigt, schickte er zu ihnen nach Löffingen.
Standort des Fotografen: Polen
Guten Morgen, das Foto zeigt meinen Urgroßvater. Können Sie mir sagen, aus welchen Materialien Sie den Artikel erstellt haben? Grüße
Lieber Herr Lubinski, es freut uns, dass Sie das Foto Ihres Urgroßvaters auf unserer Website entdeckt haben. Wir haben die Informationen aus den Arolsen Archives entnommen, einem der größten Archive zum Holocaust und zur NS-Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg.
https://collections.arolsen-archives.org/en/search?s=leon%20mientki
Vielen Dank für die Information. Wissen Sie, an wen ich mich bei der Familie Rosentiel wenden könnte, um weitere Informationen über meinen Großvater zu erhalten?
Elisabeth Rosenstiel ist leider im letzten Jahr verstorben: https://bztrauer.de/traueranzeige/elisabeth-rosenstiel/60993557
Ich glaube nicht, dass die Kinder, die lange in der Nachkriegszeit geboren wurden, weiterhelfen können.