NS-Kundgebung mit Reichststatthalter Robert Wagner, 24. Juni 1934

Erzbischöfliches Archiv Freiburg

Nach der gewaltsamen Vertreibung des katholischen Stadtpfarrers Guido Andris (1879-1974) am 23. Juni 1934 und der Verhaftung von 16 mutigen Einwohnern, die dagegen öffentlich protestiert hatten, fand am darauffolgenden Tag eine Kundgebung auf dem Rathausplatz statt. An ihr nahm der badische Reichsstatthalter Robert Wagner (1895-1946) teil, der sich wegen der »Sonnwendfeier« am Feldberg ohnehin in der Umgebung aufgehalten hatte und spontan in das Baarstädtchen gekommen war.

Große Hakenkreuzfahnen waren an der Fassade des Rathauses angebracht. Über dem Rathausbrunnen war eine Rednertribüne aufgebaut. Am Pult steht Wagner. Um ihn hat sich eine große Schar NS-Funktionäre sowie uniformierter SA- und SS-Männer aufgebaut. Ein Pfeil auf dem Foto markiert, wo NSDAP-Ortsgruppenleiter Dr. Richard Straub (1894-1938) steht. Auf den Bildrand ist in der rechten Ecke notiert, dass sich vor der Rednerbühne Angehörige des katholischen Vereins »Deutsche Jugendkraft (DJK)« versammeln mussten. Sie werden von NS-Aktivisten eingeschlossen. Die gesamte Kundgebung dient vor allem ihrer Einschüchterung und als Machtdemonstration gegenüber der Einwohnerschaft.

Wagner geht in seiner Rede auf das Verhältnis von Staat und Kirche ein, ohne die Vertreibung des Stadtpfarrers vom Vortag zu erwähnen. Er droht, die Feinde der nationalsozialistischen Ordnung würden in Zukunft mit »schonungsloser Schärfe« und mit »aller Strenge« bekämpft. Einige Einwohner zeigen ihren Unmut durch Zwischenrufe und Pfiffe.

Standort des Fotografen: 47.883917, 8.345045

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