Aufführung auf der Fasnachtsbühne, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Am Sonntag, den 3. März 1935 findet auf der Fasnachtsbühne auf dem oberen Rathausplatz das große Fasnachtsspiel statt. Passend zum Motto »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« wimmelt es auf der Bühne nur so von »Indianern«, wie sie in den Büchern von Karl May beschrieben sind. Schon der Begriff der »Entdeckung« offenbart die europäische Perspektive, denn für die indigene Bevölkerung Amerikas war die Entdeckung eine feindliche Invasion.

Die »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen schaut dem närrischen Treiben zu. Fast mutet die Brunnensäule wie ein Marterpfahl an. Die beste Sicht haben zweifelsohne die Zuschauer*innen, die im früheren Gasthaus »Sonne« im 1. und 2. Obergeschoss an den Fenstern stehen.

Standort des Fotografen: 47.884159, 8.344888

Hochzeitsgäste bei der Hochzeit Burger / Benitz am Rathausbrunnen, 1957

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die drei Frauen und drei Männer haben sich auf den Rand des Rathausbrunnens niedergelassen. Sie sind chic angezogen, da heute die Hochzeit von Schmiedemeister Willi Burger (1928-2021) und Elisabeth Benitz (1930-2019) stattfindet. Während das Paar im Rathaus standesamtlich getraut wird, warten die sechs auf dem Rathausplatz. Es sind Klassenkamerad*innen der Braut.

V.l.n.r.: 1 Johann Glunk (1930-2017), 2 Marlies Fritsche (verh. Kaiser), 3 Adolf Benz, 4 Lotte Groß (verh. Ratzer), 5 Hans Kaufmann (1930-2003), 6 Brunhilde Hofmaier (verh. Heiler, 1931-2004)

Im Hintergrund ist ein parkendes Postauto zu sehen, denn das Postamt (Rathausplatz 2) befindet sich in der rechten Gebäudehälfte, die nicht mehr im Foto zu sehen ist. Das kleine Geschäft (Rathausplatz 3), das hinter der Personengruppe zu erkennen ist, gehört Heinrich Frank. Der Laden wird »De Heinrech Frank« genannt. Er verkauft Schreibwaren, Groschenromane und Comics sowie anderen Krimskrams. Im Nachbarhaus links befindet sich die Metzgerei Rohrer (Rathausplatz 4). Sie wurde bis zu seinem Tod 1954 von Metzgermeister Max Rohrer (1901-1954) betrieben, der aus St. Peter stammte. Der Betrieb wird jetzt von seiner Ehefrau Maria Rohrer (geb. Saile, 1901-1990) fortgeführt.

Standort des Fotografen: 47.883908, 8.344811

Feuerwehrübung auf dem oberen Rathausplatz, ca. 1927

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl-Heinz Guderian zur Verfügung.

Keine Sorge! Es brennt nicht im Gasthaus »zum goldenen Löwen« (bzw. im »Hôtel au Lion d’Or«, wie auf dem zweisprachigen Wirtshausschild auch auf Französisch zu lesen ist), noch in einem anderen der umstehenden Gebäude. Zwar ist die Feuerwehr im Einsatz. Eine Feuerwehrspritze steht Mitten auf dem oberen Rathausplatz, Wasser aus dem Rathausbrunnen entnehmend. Uniformierte Feuerwehrmänner mit glänzenden Helmen rennen hin und her. Eine Feuerwehrleiter ist ausgefahren. Und die Zuschauer*innen, die dem Spektakel beiwohnen, schauen interessiert, aber tiefenentspannt zu. Das wäre bei einem wirklichen Brand ganz anders, schließlich fielen nur wenige Jahre zuvor, beim Großbrand 1921, 36 Anwesen einer Feuersbrunst zum Opfer. Auch im Gasthaus »Löwen« stehen die Gäste neugierig am Fenster und schauen dem Treiben der Feuerwehr zu. – Klar, es handelt sich um eine Feuerwehrübung! Offenbar gilt die Probe dem Rathaus, die Blicke vieler Zuschauer*innen sind dorthin gerichtet.

Vergleicht man das Foto und die darauf abgebildeten Fassaden vom Gasthaus »Löwen« (Rathausplatz 11), aber auch der angrenzenden Gebäude (Gasthaus »Ochse« und Stadtmühle), die am linken und rechten Bildrand angeschnitten zu sehen sind, mit älteren Ansichten der frühen und mittleren 1920er und jüngeren Bildern der 1930er Jahre, dann wird deutlich, dass die Feuerwehrübung etwa zwischen 1927 und 1930 stattfindet. 1927 erhält die Freiwillige Feuerwehr Löffingen ihre erste Automobilfeuerspritze. Wahrscheintlich wird das nagelneue motorisierte Löschgerät hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Standort des Fotografen: 47.884085, 8.344574

Städtlelauf beim Rathausbrunnen, 1971

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Anlässlich des 25. Gründungsjubiläums des Sportvereins wird ein Städtleauf veranstaltet. Die Teilnehmer*innen müssen verschiedene Hindernisse überwinden, die im Städtchen verteilt sind. Über den Rathausbrunnen sind Balken gelegt. Darüber müssen die Teilnehmer*innen balancieren und Bälle in ein Tor werfen. Manch eine*r fällt dabei ins Wasser, was für viel Gelächter bei den Zuschauer*innen führt.

Zu sehen sind v.l.n.r.: 1 Fritz Straub, 2 Erich Riedlinger (Nr. 190), 3 ??? (Nr. 191), 4 ??? (Nr. 231), 5 Norbert Brugger, 6 ??? (Nr. 61), 7 Rudolf Gwinner (Nr. 150), 8 Willi Willmann

Hinten in der Mitte mit Hut steht Ernst Frey (»Schtumpe Frey«).

Standort des Fotografen: 47.883887, 8.344752

4 Fotos: Darbietung auf der Fasnachtsbühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1996

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

»Mode im Wandel der Zeit – vom Bärenfell zum Tangaslip« lautet das diesjährige Fasnachtsmotto. Nach dem Umzug am »Fasnet Mändig« schwingen vier Tanzpaare auf der Bühne beim Rathaus das Tanzbein. Die Frauen tragen lilafarbene Kostüme, die an die »Goldenen 20er Jahre« erinnern. Die Männer tragen Frack – dazu aber weder ein Bärenfell noch einen Tangaslip (höchstens darunter)! Tanzen sie vielleicht Charleston? Es sind wohl Mitglieder der Trachtengruppe, die ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen, aber auch ihre Fähigkeit zur Unterhaltung!

Unteres Foto
V.l.n.r.: 1. Luzia Vierlinger, 2. Dieter Vierlinger, 3. Gerda Müller, 4. Eberhard Müller, 5. Felicitas Zepf, 6. ???, 7. Ulrike Rheiner, 8. Lothar Rheiner

Standort des Fotografen: 47.883946, 8.344754

Brunnenputzer im Rathausbrunnen, 1973

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

 »1869« lautet die Jahreszahl, die rückseitig auf der Brunnensäule angebracht ist, die von der Figur der »Schnitterin« gekrönt wird. Aufgestellt wurde der Brunnen als der Rathausplatz noch als Marktplatz diente – und das Erdgeschoss des Rathauses noch als Markthalle. Die Zeiten sind lange vorbei: Jetzt beherbergt die »Volksbank« einen Teil der Räumlichkeiten. Doch das Wasser plätschert wie eh und je aus dem Brunnen. Und gereinigt werden muss er auch von Zeit zu Zeit.

Der Brunnenputzer, der hier in Aktion fotografiert wird, ist Karl Keller (1920-2003). Er ist auch viele Jahre lang als städtischer Totengräber tätig.

Standort des Fotografen: 47.883949, 8.344821

Fahrzeuge der Feuerwehr auf dem Rathausplatz, ca. 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Lore Fehrenbach und Michael Fehrenbach zur Verfügung.

Stolz präsentiert die Feuerwehr ihre Löschfahrzeuge und -geräte auf dem oberen Rathausplatz. Direkt neben dem Rathausbrunnen parkt die 1927 angeschaffte Automobilfeuerspritze. Sie ist mit Tannenreisig geschmückt. »Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr«: Der Leitspruch der Feuerwehr ist auf ein Schild geschrieben, das auf der Automobilfeuerspritze angebracht ist. Auf ihrer Kühlerhaube ist außerdem ein kleiner Hakenkreuzwimpel zu sehen.

Ein paar Feuerwehrmänner stehen neben dem Löschfahrzeug. Neugierige Passanten, darunter drei Frauen mit Kinderwagen und eine Schar Kinder, sind stehen geblieben und beobachten das Schauspiel, das hier vor sich geht: eine Feuerwehrübung – mit teils historischen Löschgeräten.

Im Hintergrund ist das frühere Gasthaus »Sonne« (Rathausplatz 9-10) zu sehen, in dessen linke Gebäudehälfte sich die Stadtmühle befindet. Daneben steht das Gasthaus »Löwe« (Rathausplatz 11), an dessen Fassade »Fremdenzimmer« geschrieben ist. Noch befindet sich kein kleines Vorgärtchen vor dem »Löwen«.

Standort des Fotografen: 47.884074, 8.344574

Umzug beim Sängerfest vor dem Rathaus, 31. Juli 1927

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Else Egle, Hermann Egle, Maria Kuster und Maria Wider zur Verfügung.

Das Rathaus und die anderen Häuser sind festlich geschmückt. Fahnen flattern im Wind und an den Fassaden sind Reisigkränze und -girlanden angebracht. Ein langer Zug von Männern, in Anzügen und – entsprechend der Mode der Zeit – mit Hüten, marschiert vorüber. Es handelt sich weder um einen Narrenumzug an Fasnacht noch um eine Prozession an Fronleichnam, soviel ist auf den ersten Blick klar.

In Löffingen wird das Gausängerfest veranstaltet. Drei Tage steht das Städtchen ganz im Zeichen des Gesangs. Einer der Höhepunkte des Festes stellt der Festumzug am Sonntag, den 31. Juli 1927 dar. In den Zug reihen sich ca. 4.000-5.000 Sänger ein. »Der Festzug war etwas sehr Sehenswertes und eigentlich der Höhepunkt des Festes«, urteilt am nächsten Tag die Lokalzeitung. 

Das Erdgeschoss des Rathauses ist noch nicht umgebaut. Noch befinden sich hier nicht die Geschäftsräume der Volksbank. Die drei Türen, die mit Holzläden verschlossen sind, lassen noch die Nutzung des Rathausgebäudes als Kaufhaus erahnen. Denn das Marktgeschehen spielte sich bis zur Einstellung des Kornmarktes nicht nur draußen auf dem Rathausplatz, sondern auch in der Markthalle im Erdgeschoss ab. Die »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen, die schon so manchen Handel gesehen hat, blickt heute stumm auf den Festumzug hernieder.

Standort des Fotografen: 47.883958, 8.344895

»Gottlieb« und Postamt am oberen Rathausplatz, ca. 1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Zwischen dem Gasthaus »Löwen« und der »alten Sonne« steht der Fotograf und richtet seine Kamera frontal auf die gegenüberliegende Häuserzeile, während er das Rathaus am linken Bildrand anschneidet. Das Lebensmittelgeschäft »Gottlieb« (Rathausplatz 3) ist links zu sehen, erkennbar an seinem breiten Schaufenster und der gestreiften Markise, über der der Schriftzug »Gottlieb« prangt. Rechts steht das Postamt (Rathausplatz 2), was von dieser Perspektive aus nur der Briefkasten an der Hausecke verrät.

Nur noch wenige Menschen werden vermutlich wissen, dass die beiden Häuser einst eine Einheit bildeten, damals, als sich darin noch das Fürstenbergische Amtshaus befand. Im linken Gebäudeteil war der Ökonomiebereich. Nach Auflösung des Fürstentums Fürstenberg kam Löffingen 1806 zum neu gegründeten Großherzogtum Baden. Auch das ist längst schon wieder Geschichte: Jetzt gehört Löffingen zum 1952 geschaffenen Bundesland Baden-Württemberg.

Auf dem oberen Rathausplatz steht der Rathausbrunnen, mit der Brunnenfigur der »Schnitterin«. Auf dem Platz und auch im Rathaus, dessen Erdgeschoss als Markthalle diente, wurden bis zur Jahrhundertwende die regional bedeutsamen Kornmärkte abgehalten. Jetzt befinden sich hier Geschäftsräume der Volksbank.

Standort des Fotografen: 47.883801, 8.344839

Rathaus mit Weihnachtsbaum und viel Schnee, ca. 1965

Dieses Foto stellte uns dankenswertweise Elke Moser zur Verfügung.

Ein echtes Weihnachtsmotiv, ist auf dieser Ansichtskarte zu sehen! Der obere Rathausplatz ist tief verschneit. Die Schneeberge verdecken den Rathausbrunnen fast vollständig, nur die Brunnenfigur auf der Säule ist noch zu sehen. Aber auch die »Schnitterin« ist ganz in weiß gehüllt. Daneben steht ein Weihnachtsbaum, dessen Äste und Zweige sich unter der Last des Schnees nach unten biegen. Er scheint riesig zu sein und ragt bis zum Dach des Rathauses empor. Es wird von einer Sirene und natürlich vom Rathausturm gekrönt.

Im Erdgeschoss des Rathauses hat die »Volksbank« ihre Filiale, denn noch ist der Neubau am oberen Rathausplatz nicht gebaut. Ein VW »Käfer« parkt davor. Das Foto wird vom Gasthaus »Löwen« aus aufgenommen, das Mäuerchen im Vordergrund links gehört zu dessen Vorgarten. Der geräumte Trampelpfad führt geradewegs zum Eingang des Gasthauses.

Standort des Fotografen: 47.883903, 8.345021

Oberer Rathausplatz, ca. 1969

Sammlung Familie Waßmer

Der Fotograf steht auf dem oberen Rathausplatz, vis-à-vis vom Rathaus, in dessen Erdgeschoss sich die »Volksbank« befindet. Noch steht die »alte Sonne« (Rathausplatz 9-10), wie am linken Bildrand zu erkennen ist. Sie wird 1973 abgerissen. An ihrer Stelle wird ein Neubau errichtet, in dem auch die »Volksbank« neue moderne Geschäftsräume beziehen wird.

Am rechten Bildrand ist das Lebensmittelgeschäft »Gottlieb« (Rathausplatz 3) zu sehen, über dessen Schaufenster eine gestreifte Markise angebracht ist. Das Geschäft scheint geschlossen, obgleich die Uhr am Rathaus 9.45 Uhr anzeigt. Vermutlich wird das Foto an einem Sonntag aufgenommen.

Der Rathausplatz ist noch nicht gepflastert und er ist auch nicht von der umgebenden Straßenfahrbahn abgesetzt. Der Rathausbrunnen steht mittig auf dem Platz. Nur direkt um sein Becken herum findet sich ein Stück Pflaster. Bäume, die Schatten spenden, sucht man auf diesem Teil des Rathausplatzes vergebens.

Standort des Fotografen: 47.884062, 8.345049

Oberer Rathausplatz, ca. 1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Seit dem Bau des Rathauses 1831 hat sich das Aussehen des oberen Rathausplatzes wenig verändert. Das Erdgeschoss des Rathauses diente einst als Markthalle, jetzt befindet sich die »Volksbank« in den Räumlichkeiten, die zum Platz hin liegen. Davor steht der Rathausbrunnen, auf dem seit 1869 die Brunnenfigur der »Schnitterin« thront.

Rechts steht das ehemalige Fürstenbergische Amtshaus. Während die linke Gebäudehälfte (Rathausplatz 3) mittlerweile vom Supermarkt »Gottlieb« genutzt wird, befindet sich in der rechten Hälfte das Postamt (Rathausplatz 2). An der Hausecke hängt ein gelber Briefkasten. Daneben steht eine Litfasssäule.

Passanten spazieren über den Rathausplatz. Auffallend ist der Mann mit einem amputierten Bein, der an zwei Krücken geht. Möglicherweise handelt es sich um einen Kriegsinvaliden, denn der Zweite Weltkrieg liegt erst 15 Jahre zurück.

Standort des Fotografen: 47.884161, 8.345161