Aufführung auf der Fasnachtsbühne, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Am Sonntag, den 3. März 1935 findet auf der Fasnachtsbühne auf dem oberen Rathausplatz das große Fasnachtsspiel statt. Passend zum Motto »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« wimmelt es auf der Bühne nur so von »Indianern«, wie sie in den Büchern von Karl May beschrieben sind. Schon der Begriff der »Entdeckung« offenbart die europäische Perspektive, denn für die indigene Bevölkerung Amerikas war die Entdeckung eine feindliche Invasion.

Die »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen schaut dem närrischen Treiben zu. Fast mutet die Brunnensäule wie ein Marterpfahl an. Die beste Sicht haben zweifelsohne die Zuschauer*innen, die im früheren Gasthaus »Sonne« im 1. und 2. Obergeschoss an den Fenstern stehen.

Standort des Fotografen: 47.884159, 8.344888

Stadtmusik vor dem Gasthaus »Gebert«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Vor dem Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9) steht eine Musikkapelle. Es ist die Stadtmusik, die sich hier mit ihren Musikinstrumenten ablichten lässt. Es ist Sonntag, der 3. März 1935. Man feiert Fasnacht und das närrische Volk zieht von Wirtschaft zu Wirtschaft, so wohl auch die Musiker auf dem Foto. Sie heizen die Stimmung so richtig an, bis die Wände vom »Gebert« wackeln.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Ernst Heiler, 2 ???, 3 ???, 4 Dirigent Rupert Hepting (1905-1990), 5 ???, 6 August Limb, 7 ???
2.Reihe, v.l.n.r.: 8 Franz Zürcher (1909-?), 9 ???, 10 Fritz Strobel, 11 Robert Rosenstiel, 12 Ernst Faller, 13 ???, 14 ???, 15 Franz Faller, 16 Franz Rappenegger
3.Reihe, v.l.n.r.: 17 ???, 18 Josef Kienzler, 19 ???, 20 Franz Zepf, 21 Wilhelm Brugger (1887-1955), 22 ???, 23 Karl Heizmann
4.Reihe, v.l.n.r.: 24 ???, 25 ???, 26 ???

Standort des Fotografen: 47.884416, 8.346626

Umzugswagen »Santa Maria« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Sabine Hornstein zur Verfügung.

Die Segel sind gesetzt! Die »Santa Maria«, das berühmte Flaggschiff von Christoph Kolumbus bei seiner ersten Expedition von 1492/93, nimmt Kurs auf das Städtchen. Ihr folgt die kleinere »St. Lucia«. Eben kreuzen die beiden an der Einmündung von der Dittishauser Straße und vom Florianweg in die Obere Hauptstraße vorbei. Das holzverschindelte Haus von Leo Ratzer (Dittishauser Str. 2) ist im Hintergrund zu sehen.

Es ist »Fasnet Mändig« und das diesjährige Fasnachtsmotto erinnert an die »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«. Bleibt zu hoffen, dass der italienische Seefahrer in kastilischen Diensten Recht behält und die Erde keine Scheibe, sondern wirklich eine Kugel ist. Nicht, dass die beiden Schiffe irgendwo hinter dem »Scharfen Eck« von der Erdoberfläche runterfallen…

Standort des Fotografen: 47.884652, 8.348121

4 Fotos: Narrenumzug auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1935

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Michael und Dorothea Kasprowicz zur Verfügung.

Der Fotograf dieser Bilderserie steht am »Fasnet Mändig« auf dem oberen Rathausplatz und fotografiert den Narrenumzug. Alle paar Sekunden löst er die Kamera aus, sodass wir wie in einem Film den Zug vorüberziehen sehen. Zwei Reiter auf Schimmeln reiten vornweg. Es folgt die Stadtmusik, die noch Tschakohelme trägt. Dahinter bewegt sich eine Schar »Indianer«, die aussehen, wie sie bei Karl May im Buche stehen. Ihnen folgt ein Segelschiff, das gerade am Rathaus vorüber fährt. Das Segel ist mit einem roten Kreuz verziert. Keine Frage, das ist die »Santa Maria«, das Flaggschiff von Christoph Kolumbus bei seiner Expedition 1492/93, bei der er den Seeweg nach Indien erkunden wollte, aber zufällig Amerika entdeckte.

Der Begriff der »Entdeckung« spiegelt die europäische Perspektive wider. Die indigene Bevölkerung Amerikas erlebte dies als feindliche Invasion. Bei der Eroberung des Doppelkontinents wurden mehrere Völker mitsamt ihrer Kultur und Sprache vernichtet. Davon ist am »Fasnet Mändig« freilich nichts zu sehen. Das Motto lautet: »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«.

zweites Bild
Von den Musikern sind der Dirigent Rupert Hepting, Karl Meier (mit Becken) und Franz Rappeneger ganz hinten (mit Klarinette) zu erkennen.

viertes Bild
Zu sehen ist die Damenriege des Turnerbunds. Vorne weg marschiert Turnwart Anselm Zepf (1898-?) im karierten Frack.

Standort des Fotografen: 47.884156, 8.345192

3 Fotos: Aufführung auf der Bühne, Fasnacht 1935

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Elke Moser zur Verfügung.

Wenn das Fasnachtsmotto die »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« lautet, dann verwandelt sich die Fasnachtsbühne vor dem Rathaus blitzschnell in den Hof des spanischen Königshauses. Schließlich versuchte der Seefahrer Christoph Kolumbus (1451-1506), der auf dem Seeweg nach Indien gelangen wollte, die Unterstützung des Königspaares Ferdinand II. von Aragón (1452-1516) und Isabella I. von Kastilien (1451-1504) für seine Pläne zu erhalten. Ein Adler kommt im Wappen des spanischen Königshauses zwar nicht vor, aber was soll’s, schließlich sind diese herrschaftlichen Kostüme von der Fasnacht 1927 noch vorhanden und machen allemal was her.

Der König ist ??? und die Königin Alma Egle.
Wer erkennt den Hofstaat?

Oberes Foto:
V.l.n.r.: ???, ???, ???, Martha Brugger (verh. Trenkle), ???, Rosalie Egle (verh. Konhäuser), …, ???, …, Franz Bader, ???

Mittleres Foto:
V.l.n.r.: Rosalie Egle (verh. Konhäuser), Josefa Roth (verh. Rappenegger), Else Fehrenbach (verh. Bader), Hilda Schultheiß (verh. Schulz), Berta Schwörer (verh. Kasprowicz), Maria Nägele, ???, Mina Rappenegger (verh. Schreiber)

Unteres Foto:
1.Reihe, v.l.n.r.:
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Else Häusle (verh. Weiss), ???, Elise Schultheiß (verh. Würzburger), ???, …, ???, Franz Bader (2.v.r.), ???

Standort des Fotografen: 47.883924, 8.344760

Narrengruppe auf dem unteren Rathausplatz, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Auf das Mailänder Tor und das angrenzende Haus Werne ist das Datum gestempelt, als dieses Foto aufgenommen wurde: »3. März 1935«, also am »Fasnet Sundig«. Kostümierte Narren treiben sich auf dem unteren Rathausplatz herum. Vom eigentlichen Motto der diesjährigen Fasnacht, der »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, ist nichts zu sehen.

Der Clown mit Sternen-Häs, der einen Hund mit sich führt, ist vermutlich Friseurmeister Julius Limb. Er hält die Laterne in seiner rechten Hand, auf die die 20-Jährigen vereidigt werden. Der Narr links ist Zimmermeister Eugen Fehrenbach (1901-1974).

Standort des Fotografen: 47.883894, 8.343842

Narrengruppe »Spanischer Hof« vor dem Gasthaus »Gebert«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Hans-Martin Konhäuser und Elke Moser zur Verfügung.

Das diesjährige Fasnachts-Motto lautet: »Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus«. Da darf natürlich das spanische bzw. kastilische Königshaus nicht fehlen, unternahm Kolumbus seine vier Entdeckungsreisen doch im Auftrag von König Ferdinand II. und Königin Isabella I. Die Narrengruppe auf dem Foto heißt denn auch »Spanischer Hof«. Doch statt vor einem Schloss stehen sie vor dem Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9).

Wer erkennt die Närrinnen und Narren?

1.Reihe, v.l.n.r.: ???, König ???, Königin Alma Egle, ???, Franz Bader, Else Bader
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, Hilde Schultheiß (verh. Schulz), Martha Brugger (verh. Trenkle), Josefa Roth (verh. Rappenegger), Maria Nägele, Elisabeth Schultheiß (verh. Würzburger), Else Häusle (verh. Weiß)
3.Reihe, v.l.n.r.: Hermine Rappenegger (verh. Schreiber), …, Rosalie Egle (verh. Konhäuser)

Standort des Fotografen: 47.884413, 8.346561

Aufführung auf der Fasnachtsbühne vor der »Sonne«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Das diesjährige Fasnachtsmotto lautet: »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«. Da überrascht es nicht, dass der obere Rathausplatz und die Fasnachtsbühne von zahlreichen »Indianern« bevölkert wird und vor dem ehemaligen Gasthaus »Sonne« Indianerzelte aufgebaut sind. Die Damen, die mit langen wallenden Gewändern rechts auf der Bühne stehen, gehören wohl zum Spanischen Hof.

Spätestens durch die »Winnetou«-Bücher von Karl May (1842-1912) sind klischeehafte Darstellungen der nordamerikanischen Ureinwohner äußerst populär. Winnetou ist ein fiktiver Häuptling der Apachen und verkörpert den edlen, guten »Indianer«, der mit seinem Gewehr »Silberbüchse« auf seinem Pferd »Iltschi« für Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Er stellt damit eine Ausnahme dar, während andere »Indianer« als primitive Wilde gezeichnet werden.

Standort des Fotografen: 47.883935, 8.344702

Narrenschiff »St. Lucia« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Das Segel ist gesetzt. Die »St. Lucia« nimmt Kurs auf das »Scharfe Eck«. Es ist Fasnacht und der liebevoll gestaltete Umzugswagen bewegt sich die Obere Hauptstraße hinauf. Soeben kommt er am Gasthaus »Ganterbräu« (Obere Hauptstr. 4) vorbei. Das Motto der diesjährigen Fasnacht lautet: »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«. Dabei hieß keines seiner Schiffe »St. Lucia«.

Im Hintergrund ist eine große Menschenmenge auf dem oberen Rathausplatz vor dem ehemaligen Gasthaus »Sonne« versammelt. Offenbar sind Kanonen im Einsatz, denn es raucht und qualmt kräftig.

Standort des Fotografen: 47.884506, 8.345618

Umzug »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

»Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, lautet das Fasnachtsmotto 1935. Dabei war Christoph Kolumbus gar nicht der erste Europäer, der den amerikanischen Kontinent betrat. Außerdem glaubte er bis zu seinem Tod irrtümlich, einen Seeweg nach Indien entdeckt zu haben. Folglich nannte er die indigene Bevölkerung Amerikas »Indianer«, ein kolonialistischer Begriff, der beibehalten wurde und teilweise bis heute verwendet wird.

Über den oberen Rathausplatz bewegt sich das Flaggschiff von Kolumbus, die »Santa Maria«. Viel Rauch steigt auf, schließlich sind Kanonen im Einsatz. Die Seefahrer kommen nicht als Entdecker, sondern als Eroberer. Davor marschiert eine Gruppe »Indianer«, wie man sich unzivilisierte »Wilde« vorstellt. Ganz vorneweg ist »Uncle Sam« zu sehen, eine Nationalallegorie für die Vereinigten Staaten. Er trägt einen Zylinder und eine – eigentlich gestreifte, aber hier – karierte Jacke.

Standort des Fotografen: 47.884122, 8.345024

Narrengruppe »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Carola Hannes zur Verfügung.

»Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, lautet das Fasnachtsmotto 1935. Vor dem »Stadtbau« auf dem oberen Rathausplatz steht eine Gruppe kostümierter Närrinnen. Sie gehören der Damenriege des Turnerbunds an.

V.l.n.r.: Rosa Adrion, ???, Elisabeth Hepting geb. Münzer, ???, Karolina Auer

Entsprechend des Mottos haben sie sich als »Indianer« verkleidet. Freilich geht es ihnen nicht um eine Beschäftigung mit realen indigenen Völkern Nordamerikas, sondern um ein Stereotyp.

Bereits im Kaiserreich hatte sich in Deutschland eine breite Rezeption der »Indianer« entwickelt. Sie fand ihren Ausdruck in der Literatur, vor allem in den »Winnetou«-Romanen von Karl May, in Völker- und Wild-West-Schauen, aber auch in den ersten Western-Filmen, die im Kino liefen. Indianer- und Cowboyspiele erfreuten sich seitdem größter Beliebtheit und die Darstellung von »Indianern« gehört bis heute zum festen Repertoire von Fasnachtskostümen. Charakteristisch für das »Indianerbild« ist, dass es zwischen Verehrung und Verächtlichmachung schwankt.

Standort des Fotografen: 47.884145, 8.345267

Narrengruppe zur »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

»Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, lautet das Fasnachtsmotto 1935. Auf dem oberen Rathausplatz ist eine Menschenmenge vor dem früheren Gasthaus »Sonne« versammelt. Im Vordergrund stehen drei kostümierte Närrinnen erhöht auf einer Bühne. Sie gehören der Damenriege des Turnerbunds an. Entsprechend des Mottos haben sie sich als »Indianer« verkleidet. Freilich geht es ihnen nicht um eine Beschäftigung mit realen indigenen Völkern Nordamerikas, sondern um ein Stereotyp.

Bereits im Kaiserreich hatte sich in Deutschland eine breite Rezeption der »Indianer« entwickelt. Sie fand ihren Ausdruck in der Literatur, vor allem in den »Winnetou«-Romanen von Karl May, in Völker- und Wild-West-Schauen, aber auch in den ersten Western-Filmen, die im Kino liefen. Indianer- und Cowboyspiele erfreuten sich seitdem größter Beliebtheit und die Darstellung von »Indianern« gehört bis heute zum festen Repertoire von Fasnachtskostümen. Charakteristisch für das »Indianerbild« ist, dass es zwischen Verehrung und Verächtlichmachung schwankt.

Standort des Fotografen: 47.883821, 8.344842