Abbau des Rathausbrunnens, 2016

Sammlung Familie Waßmer

Seit 1869 steht eine Bronzefigur auf dem Rathausbrunnen. Sie zeigt eine junge Frau, die in der einen Hand eine Sichel und in der anderen ein Bündel Getreideähren hält. Die »Schnitterin« ist eine Allegorie auf den Löffinger Kornmarkt, der Jahrhundertelang auf dem Rathausplatz, der damals noch Marktplatz hieß, und in der Fruchthalle des Rathauses abgehalten wurde.

Die Brunnensäule, auf der die »Schnitterin« sonst thront, steht noch, aber die Figur ist genauso verschwunden wie das Brunnenbecken selbst. Nur ein paar Trümmer und die Eckpfosten aus Granit, an denen Tiere angebunden werden konnten, zeugen noch vom bisherigen Standort. Im Rahmen der Neugestaltung des Rathausplatzes wurde der Brunnen abgebaut. Die gute Nachricht: Er soll wieder aufgebaut werden – allerdings mit einem verkleinerten Becken, um mehr Parkplätze für Autos zu schaffen. Die Firma Höcklin führt die Kürzung und Sanierung des Brunnens aus. Im Herbst 2019 soll die Setzung des neuen Brunnens erfolgen.

Standort des Fotografen: 47.883876, 8.344701

2 Fotos: Konferenz auf der Fasnachtsbühne, Fasnacht 1963

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Die »Schnitterin« des Rathausbrunnens hat schon manches Spektakel mitangesehen. Heute wird sie Augenzeugin einer wichtigen Konferenz, die auf der Fasnachtsbühne abgehalten wird, die über dem Rathausbrunnen errichtet ist. Das Foto muss in den frühen 1960er Jahren aufgenommen worden sein, denn 1958 und 1959 befand sich die Fasnachtsbühne noch in der Kirchstraße. Und Mitte der 1960er Jahre ändert sich die Beschriftung an der Rathausfassade. Noch steht da »Volksbank Löffingen GmbH gegr. 1906«, später wird eine große Inschrift über der Eingangstür angebracht.

Doch nicht nur die »Schnitterin« schaut dem Treiben zu, auch die »Laternenbrüder« verfolgen die Darbietung mit Interesse. Neun Narren in schwarzen Anzügen haben sich um einen Tisch versammelt. Manche tragen Hüte, andere Perücken mit Halbglatzen. Die ganze Szenerie wirkt wie von »anno dazumal«. Ein altmodisches Tischtelefon steht bereit und auch eine Tischglocke darf nicht fehlen. Am Tischende hat die Sitzungsleitung Platz genommen. Aber eine Flasche Wein steht ebenfalls griffbereit auf dem Tisch. Vermutlich wird eine Gemeinderatssitzung persifliert.

Die »Herren Gemeinderäte« werden u.a. von Else Egle (geb. Ganter), Hans Müller, Erich Adrion, Maria Geisinger (geb. Egle, 1925-2008), Agnes Beha und Hedwig Hepting (geb. Egle, 1932-2020) dargestellt. Die Sitzungsleitung und damit den Bürgermeister spielt Paul Benitz.

Bei den »Laternenbrüdern« sind v.l.n.r. 1 Josef Guth, 2 Hugo Schropp, 3 Narrenvater Alfred Köpfler, 4 Joseph Benitz jun., 5 Joseph Benitz, 6 Ernst Krauß und 7 Josef Frey zu erkennen.

Bei der weiblichen Narrenpolizei sind u.a. zu sehen: Edeltraud Ratzer (verh. Streit) und Regina Sibold (verh. van den Heuvel, geb. 1946).

Der kleine Clown, der sich zwischen dem Narrenrat herumdrückt, ist evtl. Manuela Köpfler.

Standort des Fotografen: 47.883906, 8.344745

Aufführung auf der Fasnachtsbühne, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Am Sonntag, den 3. März 1935 findet auf der Fasnachtsbühne auf dem oberen Rathausplatz das große Fasnachtsspiel statt. Passend zum Motto »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« wimmelt es auf der Bühne nur so von »Indianern«, wie sie in den Büchern von Karl May beschrieben sind. Schon der Begriff der »Entdeckung« offenbart die europäische Perspektive, denn für die indigene Bevölkerung Amerikas war die Entdeckung eine feindliche Invasion.

Die »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen schaut dem närrischen Treiben zu. Fast mutet die Brunnensäule wie ein Marterpfahl an. Die beste Sicht haben zweifelsohne die Zuschauer*innen, die im früheren Gasthaus »Sonne« im 1. und 2. Obergeschoss an den Fenstern stehen.

Standort des Fotografen: 47.884159, 8.344888

4 Fotos: Darbietung auf der Fasnachtsbühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1996

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

»Mode im Wandel der Zeit – vom Bärenfell zum Tangaslip« lautet das diesjährige Fasnachtsmotto. Nach dem Umzug am »Fasnet Mändig« schwingen vier Tanzpaare auf der Bühne beim Rathaus das Tanzbein. Die Frauen tragen lilafarbene Kostüme, die an die »Goldenen 20er Jahre« erinnern. Die Männer tragen Frack – dazu aber weder ein Bärenfell noch einen Tangaslip (höchstens darunter)! Tanzen sie vielleicht Charleston? Es sind wohl Mitglieder der Trachtengruppe, die ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen, aber auch ihre Fähigkeit zur Unterhaltung!

Unteres Foto
V.l.n.r.: 1. Luzia Vierlinger, 2. Dieter Vierlinger, 3. Gerda Müller, 4. Eberhard Müller, 5. Felicitas Zepf, 6. ???, 7. Ulrike Rheiner, 8. Lothar Rheiner

Standort des Fotografen: 47.883946, 8.344754

Brunnenputzer im Rathausbrunnen, 1973

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

 »1869« lautet die Jahreszahl, die rückseitig auf der Brunnensäule angebracht ist, die von der Figur der »Schnitterin« gekrönt wird. Aufgestellt wurde der Brunnen als der Rathausplatz noch als Marktplatz diente – und das Erdgeschoss des Rathauses noch als Markthalle. Die Zeiten sind lange vorbei: Jetzt beherbergt die »Volksbank« einen Teil der Räumlichkeiten. Doch das Wasser plätschert wie eh und je aus dem Brunnen. Und gereinigt werden muss er auch von Zeit zu Zeit.

Der Brunnenputzer, der hier in Aktion fotografiert wird, ist Karl Keller (1920-2003). Er ist auch viele Jahre lang als städtischer Totengräber tätig.

Standort des Fotografen: 47.883949, 8.344821

Rathaus mit Weihnachtsbaum und viel Schnee, ca. 1965

Dieses Foto stellte uns dankenswertweise Elke Moser zur Verfügung.

Ein echtes Weihnachtsmotiv, ist auf dieser Ansichtskarte zu sehen! Der obere Rathausplatz ist tief verschneit. Die Schneeberge verdecken den Rathausbrunnen fast vollständig, nur die Brunnenfigur auf der Säule ist noch zu sehen. Aber auch die »Schnitterin« ist ganz in weiß gehüllt. Daneben steht ein Weihnachtsbaum, dessen Äste und Zweige sich unter der Last des Schnees nach unten biegen. Er scheint riesig zu sein und ragt bis zum Dach des Rathauses empor. Es wird von einer Sirene und natürlich vom Rathausturm gekrönt.

Im Erdgeschoss des Rathauses hat die »Volksbank« ihre Filiale, denn noch ist der Neubau am oberen Rathausplatz nicht gebaut. Ein VW »Käfer« parkt davor. Das Foto wird vom Gasthaus »Löwen« aus aufgenommen, das Mäuerchen im Vordergrund links gehört zu dessen Vorgarten. Der geräumte Trampelpfad führt geradewegs zum Eingang des Gasthauses.

Standort des Fotografen: 47.883903, 8.345021

Rathaus und Geschäft »Gottlieb«, ca. 1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Von der Ecke am Gasthaus »Löwe« wird dieses Foto aufgenommen, der Kastanienbaum, der dort steht, ragt noch ins Bild. Der Blick fällt auf das Rathaus, in dessen Erdgeschoss die Volksbank ihre Räumlichkeiten hat. Auf dem Platz steht der Rathausbrunnen mit der »Schnitterin«. Früher herrschte auf dem Platz reges Markttreiben. Jetzt erinnert nur noch die Brunnenfigur an den bedeutenden Kornmarkt, der Löffingen vor der Jahrhundertwende war. Eine schmucklose Straßenlaterne ragt daneben in die Höhe. Im Hintergrund ist das Lebensmittelgeschäft »Gottlieb« (Rathausplatz 3) zu sehen. 1958 verlegte das Freiburger Einzelhandelsunternehmen seine Filiale vom unteren Rathausplatz an den oberen.

Standort des Fotografen: 47.883863, 8.344891

2 Fotos: Kanone auf der Bühne vor dem Rathaus, Fasnacht 1937

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Michael und Dorothea Kasprowicz zur Verfügung.

Bei einem »Schützengildenfest im 15. Jahrhundert« darf offensichtlich eine Kanone nicht fehlen. Denn so lautet das Motto der Fasnacht 1937 und unübersehbar in der Mitte der Fasnachtsbühne steht ein riesiges Geschütz. Es ist »Fasnetmändig«, der 8. Februar 1937. Eine große Menschenmenge hat sich auf dem Rathausplatz eingefunden, um dem närrischen Treiben zuzuschauen.

Auf der Fasnachtsbühne sind u.a. Fritz Adrion und Julius Limb zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883962, 8.344886

Aufführung auf der Bühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Auf dem oberen Rathausplatz ist die Fasnachtsbühne aufgebaut. Die Zuschauer auf dem Platz stehen eng an eng und recken ihre Köpfe, um der Darbietung auf der Bühne folgen zu können. Eine Gruppe Uniformierter steht auf den Bühnenbrettern, sie tragen unterschiedliche Soldatenuniformen, auch eine Pickelhaube ist zu erkennen. Schließlich lautet das Fasnachtsmotto in diesem Jahr: »Generalmusterung und Besuch seiner Majestät des Kaisers«. Der musste zwar vor 12 Jahren nach dem verlorenen Krieg in der Novemberrevolution abdanken und ging ins Exil in die Niederlande. Aber heute ist Wilhelm II. zurück in Löffingen!

Im Hintergrund ist das Rathaus zu sehen. Das Erdgeschoss ist noch nicht umgebaut, denn noch sind die alten Türen vorhanden, die einst in die Markthalle führten. Wenige Jahre später wird die Vorschussbank in die Räumlichkeiten einziehen und die Türen werden durch Fensteröffnungen ersetzt. In den Häusern dahinter befindet sich rechts das Postamt und das Geschäft von Buchbinder Anton Rebholz (Rathausplatz 3) und links die Metzgerei von Johann Riegger (Rathausplatz 4). Das letztere Gebäude wurde nach dem Großbrand 1921 neu erbaut.

Standort des Fotografen: 47.883937, 8.344948

2 Fotos: Aufführung auf der Bühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1927

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Georg Willmann zur Verfügung.

Aus einem Fenster des Rathauses fällt der Blick auf das närrische Treiben, das unten auf dem Rathausplatz stattfindet. Mit dem Rücken zum Fotografen ist die »Schnitterin« zu sehen, die Brunnenfigur, die auf dem Rathausbrunnen steht. Der Brunnen selbst ist nicht zu erkennen, da er mit der Fasnachtsbühne überbaut ist. Einige Narren haben die Bühne in Besitz genommen. Es handelt sich um die Gruppe, die ihren Umzugswagen mit dem Lied »Zu Mantua in Banden« betitelt hat. Die Zuschauer recken die Köpfe, um ihre Darbietung zur Tiroler Aufstandsbewegung 1809 zu verfolgen.

Bei dem bunten Treiben auf dem Platz werden die Details im Hintergrund leicht übersehen. Das Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) wurde kurz zuvor umgebaut. Der einstige Ökonomieteil mit seinem großen Scheunentor ist verschwunden. Statt dessen wurde die Gaststube erweitert und weitere Fenster in die Fassade hineingebrochen. Die Außenmauer ist noch nicht wieder verputzt, sodass in der rechten Gebäudehälfte deutlich das Mauerwerk zu erkennen ist.

Standort des Fotografen: 47.883910, 8.344587

Gasthaus »Löwe«, ca. 1965

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Willi Pütz zur Verfügung.

»Gasthaus Goldener Löwe Post« lautet der offizielle Name des »Löwen«. Betrieben wird das Gasthaus seit 1953 von dem Gastwirt Walter Zepf (1924-2009) und seine Ehefrau Elisabeth geb. Jordan (1930-2009). Zwei Autos parken vor dem Gebäude: Das Auto, das rechts vor dem Kastanienbaum, steht, ist ein »Karmann-Ghia Typ 14« und gehört der »Löwen Lisbeth«. Auf ihn sind Ski geschnallt.

Im Vordergrund ist der Rathausbrunnen zu sehen, auf dessen Brunnensäule die »Schnitterin« thront. Sie erinnert an die Zeit, als Löffingen noch einen regional bedeutsamen Kornmarkt veranstaltete und auf dem Rathausplatz das Markttreiben stattfand. Noch ist nur um den Brunnen herum ein kleines Stück gepflastert und der übrige Platz noch nicht befestigt. Eine schmucklose Straßenlaterne überragt den »Löwen« und den angrenzenden »Ochsen«. In dessen Erdgeschoss sind bereits moderne Fenster eingebaut.

Standort des Fotografen: 47.884003, 8.344678

Aufführung auf der Bühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1914

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Auf dem oberen Rathausplatz ist die Fasnachtsbühne aufgebaut. Die Holzbretter überspannen den Rathausbrunnen, nur die Brunnensäule mit der »Schnitterin« ragt heraus. Die Bühne wird umringt von einer großen Menge Zuschauern, die die Aufführung neugierig verfolgen. Gerade findet eine Tanzdarbietung von mehreren Frauen in Tracht statt, die Stadtmusik spielt dazu. Heugarben liegen auf der Bühne herum.

Im Protokollbuch des Turnerbunds ist für Februar 1914 vermerkt, dass Turnwart Karl Häusle mit »6 Damen und 6 Herren einen Schnittertanz« eingeübt habe. Die Darbietung verläuft »großartig und zur vollsten Zufriedenheit der Zuschauer«. Es folgen weitere Tanzdarbietungen, u.a. ein »humoristischer Bauernlümmeltanz«. Anschließend begibt man sich ins Gasthaus »Sonne«, wo ein Ball stattfindet und man das Tanzbein schwingt.

In der Bildecke unten links ist vermerkt, dass der Buchbinder Anton Rebholz das Foto »1914« aufgenommen hat. Im Widerspruch dazu steht, dass in der Chronik der »Laternenbrüder« für 1914 vermerkt ist, dass in diesem Jahr »keine Fasnet« stattfand, weil man im Vorjahr das 25. Gründungsjubiläum der Laternenbrüder groß gefeiert und sich offenbar verausgabt hatte. Da die »Laternenbrüder« aber 1889 gegründet wurden, feiern sie 1914 und nicht 1913 ihr Silbernes Jubiläum.

Im Hintergrund sind die beiden Erdgeschosse der Gasthäuser »Löwe« und »Sonne« zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.884037, 8.344699