Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Rita Willmann und Gudrun Wörner zur Verfügung.
Der Bäckermeister Walter Fuß (1933-1999) und Ingeborg geb. Horn (1932-1999) wurden soeben in der katholischen Pfarrkirche St. Michael getraut. Jetzt sind sie mit ihren Verwandten und Freunden auf dem Weg zum Gasthaus »Linde«, wo die Hochzeitsfeier stattfinden wird. Nur noch wenige Schritte sind es bis dahin, denn der Hochzeitszug ist bereits bei der Apotheke (Obere Hauptstr. 7) angelangt, die von der Witwe Sofie Himmelseher geb. Jordan betrieben wird. Im Hintergrund ist die Küferwerkstatt Jordan (Obere Hauptstr. 5) zu sehen.
In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.
Das Foto Nr. 14 ist mit »Unterer Platz, Apotheke und Schuhhandlung D. Schilling« betitelt. Zu sehen ist der Untere Rathausplatz mit dem Rathaus, vor dem das Kriegerdenkmal steht, und dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen. Im Hintergrund sind die Häuser des Apothekers Otto Buisson und des Schumachermeister Demeter Schilling zu sehen, die beide 1911 nach dem Brand neu gebaut wurden. Daneben steht das Haus des Landwirts August Sibold.
Wingenroth hatte über den Oberen Rathausplatz geurteilt, er wirke »geschlossen und anheimelnd«, und fährt dann fort und beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Und ebenso der andere Teil des Platzes südlich des Rathauses mit dem S. Demeterbrunnen von 1912, der aufs glücklichste in das Ortsbild hineinkomponiert ist und der neuen Häusergruppe der Apotheke, die gewiss allen Anforderungen ihres Besitzers entspricht und doch in keiner Weise stört, vielmehr gefällig wirkt. […] Auch der hübsche Zaun statt des anderswo üblichen schlechten Draht- und Eisengitters soll erwähnt werden.«
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten. Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen.
Auf dem Foto zieht der Festzug gerade an der neu gebauten Apotheke von Otto Buisson (Rathausplatz 6) am unteren Rathausplatz vorbei.
Dieses Foto stelle uns dankenswerterweise Anni Kaiser zur Verfügung.
Viele Jahre lang hatte sich hier eine Bierbrauerei befunden. Doch damit war 1920 Schluss, als in dem Gebäude nach erfolgtem Umbau eine Apotheke eröffnet wurde. Sie gehörte zunächst dem Apotheker Ferdinand Pielmann (1874-1944), gebürtig aus Allmendshofen, bevor sie 1927 an das Ehepaar Himmelseher ging. Am 31. August 1927 wurde Erwin Himmelseher (1875-1949) als neuer Apotheker in das Handelsregister des Amtsgerichts Neustadt eingetragen. Himmelseher stammte aus Löffingen und hatte 1927 Sofie geb. Jordan (1881-?) geheiratet. Bis zu seinem Ruhestand betrieben sie zusammen die Apotheke in der Oberen Hauptstraße.
Der untere Rathausplatz und die angrenzenden Häuser erfuhren um die Jahrhundertwende innerhalb kurzer Zeit einen grundlegenden Wandel. Vermutlich empfand der Fotograf diese Veränderung als Verschönerung des Stadtbildes und hielt sie in einer Aufnahme fest.
Nachdem das Eckhaus von Kaufmann Johann Cölestin Schmutz im Februar 1909 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, riss man auch die angrenzende Lehrerscheuer ab. Damit schaffte man Platz für zwei Neubauten, die sich in ihrem Baustil deutlich von den umgebenden Gebäuden abheben. Eine besondere Zierde ist das neu gebaute Jugendstilhaus von Apotheker Otto Buisson (Rathausplatz 6) mit seinem Erker und seinem kleinen Gärtchen. Buisson, 1868 in Triberg geboren, zieht 1920 von Löffingen weg und stirbt 1934 in Karlsruhe im Alter von 65 Jahren.
Neben dem Haus Buisson befindet sich die neu erbaute Schuhhandlung von Demeter Schilling (Rathausplatz 7) und das Anwesen von Landwirt August Sibold (Rathausplatz 8). Das neu geschaffene Gebäudeensemble wird vom Kriegerdenkmal von 1896 (links) und vom Demetriusbrunnen aus dem Jahre 1912 (rechts) optisch eingerahmt. Damit wurde der Platz aufgewertet.