Narrengruppe beim Gasthaus »Löwe«, Fasnacht 1975

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

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»So ebbis verrückt’s«, lautet das Motto der Fasnacht 1975. Diese Narrengruppe scheint sich aber weniger am vorgegebenen Motto zu orientieren, als vielmehr aus aktuellem Anlass ein anderes Thema aufzugreifen: Die Ölkrise von 1973 mit ihrem starken Ölpreisanstieg machte die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossilen Treibstoffen und damit von den erdölexportierenden (arabischen) Ländern deutlich. Darum scheint es den Narren zu gehen, die am »Fasnet Mändig« mit ihrem Mercedes Benz durch das Städtchen kreuzen. Statt des KFZ-Kennzeichens ist eine Aufschrift in (pseudo?-)arabischer Sprache angebracht. Vorne auf dem Wagen sitzen Erdölscheichs, wie man sie sich klischeeweise vorstellt.

Die Kritik der Narren richtet sich aber nicht gegen die Förderpaxis der OPEC-Staaten und das »Ölembargo«, mit dem Druck auf westliche Länder ausgeübt wurde, die Israel unterstützten. Statt dessen wird ihre Kritik sexistisch verpackt. An der Seite des Autos ist gut lesbar der Schriftzug angebracht: »Wir haben Haremsdamen und Fabriken, um die westliche Welt zu ficken«. Schon im christlichen Europa des 18. und 19. Jahrhunderts übte die Institution des Harems eine starke Faszination aus. Und insofern ist es kein Zufall, dass hier von der Ölkrise, über das »F*cken« der »westlichen Welt« (also ein »Fertigmachen« und »Besiegen«) ein Bogen hin zu den »Haremsdamen« geschlagen wird, womit sexistische Klischees bedient werden. Ein paar verschleierte Frauen fahren im Auto mit.

Standort des Fotografen: 47.883703, 8.344967

Narrengruppe in der Maienlandstraße, Fasnacht 1975

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

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Es gibt Traditionen, bei denen zu wünschen ist, dass sie gepflegt und weitergegeben werden, und solche, bei denen es besser wäre, wenn mit ihnen bewußt gebrochen würde, damit sie aussterben. Das Beispiel auf diesem Foto zählt zur letzteren Kategorie. Natürlich ist an Fasnacht (fast) alles erlaubt und es geht nicht um »political correctness«. Und doch gibt es eine Grenze, an der etwas aufhört, lustig zu sein, und ins Rassistische kippt.

Diese Narrengruppe verkauft auf ihrem umgebautem Leiterwagen geräucherte Blutwurst. Und weil diese schwarz ist, haben sich die Narren als »Schwarze« kostümiert. Und die »frische« Blutwurst wird mit einem Begriff angepriesen, der auch 1975 bereits problematisch ist, da er das »N-Wort« benutzt. Darüber hinaus wird mit kannibalistischen Assoziationen gespielt. Wir wollen der Gruppe unterstellen, dass sie lustig sein will, auch wenn sie es in diesem Fall nicht ist.

Wir zögern bei solchen Fotos, sie auf unserer Website zu veröffentlichen, da wir die rassistischen Bilder eigentlich nicht weiter reproduzieren wollen. Es würde aber auch ein unvollständiges Bild der Fasnacht zeigen, würde man sie einfach weglassen. Vielmehr scheint es uns wichtig, dass – auch in Löffingen – über Rassismus an Fasnacht reflektiert wird.

Standort des Fotografen: 47.885253, 8.342649

Narrengruppe auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1950

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Michael Rösch und Sonja Schwörer zur Verfügung.

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Auf der Rückseite des Fotos steht: »Fasnacht 1950 Neger-Gruppe«. Damals war diese Bezeichnung noch sehr verbreitet. Spätestens heute gilt das »N-Wort« als Schimpfwort und als abwertende rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen. Dass auch die Darstellung bei der Fasnacht 1950 durchaus abwertend gemeint ist, zeigen die Kostüme, das »Blackfacing«, aber vor allem das Gebaren der Narren, ihre Gestik und Mimik. Affenähnlich auf dem Boden kauernd und primitiv die Zunge herausstreckend werden schwarze Menschen dargestellt. Und ein weißes Publikum lacht. 

Nun ist an Fasnacht bekanntermaßen (fast) alles erlaubt, aber eben nur fast. Die Grenze verläuft dort, wo sie andere diskriminiert und herabwürdigt. Das Fasnachtsmotto 1950 lautet: »Völkertreffen in Löffingen, der Zentrale Europas«.

Standort des Fotografen: 47.883967, 8.344944