2 Fotos: Bombenschaden am Haus Schelling, Februar 1945

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Lotte und Walter Ratzer zur Verfügung.

Eingestürzte Wände, abgedeckte Dächer, zerstörte Fensterscheiben und Türen, herumliegende Trümmerteile. Diese Verwüstung hatte ein alliierter Fliegerangriff im Februar 1945 in der Bittengasse zur Folge. Auf dem Foto ist die Rückseite des Hauses Schelling (Kirchstr. 11) und der beiden angrenzenden Häuser Zahn und Krieg zu sehen. Dort, wo das Heu im Ökonomieteil lagert, befindet sich heute der Tordurchgang »Postbögle«.

Standort des Fotografen: 47.883392, 8.345610

Bombenschaden am Trafohaus in der Bittengasse, Februar 1945

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Lotte und Walter Ratzer zur Verfügung.

Am Nachmittag des 19. Februar 1945 greifen alliiierte Jagdflieger im Sturzflug an. Die Sirenen heulen. Es ist der erste Fliegerangriff auf das Städtchen. Gleich vier Todesopfer sind an diesem Tag zu beklagen. Zahlreiche Gebäude werden beschädigt oder sogar komplett zerstört. Auch das Trafohaus in der Bittengasse wird stark beschädigt. Dadurch wird die Stromversorgung nahezu lahm gelegt.

Standort des Fotografen: 47.883415, 8.345735

Bombenschaden am Haus Zahn, Februar 1945

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Lotte und Walter Ratzer zur Verfügung.

Während des Zeiten Weltkrieges wurde im Löffinger Wald Munition eingelagert. Umschlagplatz hierfür war der Bahnhof. Ab Februar 1945 bis Kriegsende flogen die Alliierten Bombenangriffe auf den Bahnhof und die Firma Holzwerke Benz. Es gab Bombentreffer verstreut über die gesamte Innenstadt. Menschen kamen ums Leben und zahlreiche Häuser wurden zerstört.

Zwei Bomben schlugen in der Bittengasse beim Transformatorenhaus ein. Das angrenzende Haus des Bäckermeisters Jakob Zahn wurde durch den Luftdruck abgedeckt und schwer beschädigt. Die Wiederkehr wurde zerstört, Fensterscheiben barsten. Trümmerschutt lag herum. Auf dem Foto nehmen Angehörige der Familie Zahn den enstandenen Schaden in Augenschein. Der Junge im ersten Stock, der aus dem Loch schaut, wo früher ein Fenster war, ist vermutlich der 1937 geborene Hermann Zahn.

Standort des Fotografen: 47.883235, 8.345357

Rückseite des Hauses Sibold in der Bittengasse, ca. 1930-1940

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gottlieb Mayer zur Verfügung.

Das Haus Sibold ist nach dem Brand von 1929 wieder aufgebaut. Der Verputz und die Dachziegel sehen noch wie neu aus. Der Landwirt Adolf Sibold zeigt sich zusammen mit seiner Familie dem Fotografen von dem verglasten Balkon.

Auf dem Hof stolzieren ein paar Hühner herum. An der Hauswand steht eine Tischkreissäge. Vor die zweiteilige Stalltür kann eine Vortür eingehängt werden, wie an den Türangeln zu erkennen ist.

Standort des Fotografen: 47.883094, 8.345082

Rückseite der Häuser Zahn und Schelling, März 2013

Sammlung Familie Waßmer

An den Häusern Zahn (Kirchstr. 13) und Schelling (Nr. 11) sind rückseitig zur Bittengasse hin Anbauten angefügt, die kaum mehr den Verlauf der mittelalterlichen Stadtrings erkennen lassen. Das Foto entstand wenige Jahre vor der grundlegenden Sanierung des Hauses Zahn. Der in einem desolaten Zustand befindliche Anbau ist durch einen Bauzahn von der Fahrbahn abgetrennt. Neben dem »Postbögle« befinden sich Garagen, die zum Nachbarhaus Schelling gehören.

Standort des Fotografen: 47.883389, 8.345561

Rückseite der Häuser Sibold und Laufer, ca. 1974

Stadtarchiv

Bei den Häusern in der Kirchstraße, die den äußeren Altstadtring bilden, verläuft die Straße im Innern direkt vor ihren Hausmauern. Auf der Rückseite ihrer Anwesen in der Bittengasse verfügen sie stattdessen jeweils über ein Grundstück zur Straße hin.

Der Landwirt Adolf Sibold nutzte diese Hoffläche für seinen Landwirtschaftsbetrieb. An der rechten Begrenzung seines Grundstücks ist ein Misthaufen zu erkennen. Seine Nachbarn Laufer und Walz errichteten auf ihrer Hoffläche einstöckige Anbauten, die sie als Werkstätte, Garagen, Lagerräume und Terrassen nutzten. Durch die Vorbauten ist kaum noch vorstellbar, dass die Außenfront dieser Häuser früher die Stadtmauer bildeten.

Das Foto wurde vom Farrenstall aus aufgenommen, dessen Dach am rechten Rand in das Foto hineinragt.

Standort des Fotografen: 47.882901, 8.344986

Rückseite vom Haus Sibold, ca. 1974

Stadtarchiv

Mitte der 1970er Jahre entstand diese Ansicht vom Haus des Landwirts Adolf Sibold. Sie wurde nicht in der Kirchstraße, sondern in der Bittengasse aufgenommen und zeigt die Rückseite des Anwesens. In der linken Hälfte ist der Wohnbereich zu erkennen mit verglasten Balkonen im ersten und zweiten Obergeschoss. Die rechte Gebäudehälfte ist der Ökonomieteil mit den Stallungen. Zwischen Haus und asphaltierter Bittengasse befindet sich die gepflasterte Hoffläche.

1982 brannte das Haus Sibold ab und die Brandruine wurde vollständig abgetragen. An seiner Stelle entstand ein neues Wohn- und Geschäftshaus.

Standort des Fotografen: 47.883015, 8.345132

NS-Kundgebung mit Reichsstatthalter Robert Wagner, 24. Juni 1934

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Pia Durst zur Verfügung.

Nach der Vertreibung des katholischen Stadtpfarrers Guido Andris (1879-1974) am 23. Juni 1934 und der Verhaftung von 16 mutigen Einwohnern, die dagegen öffentlich protestiert hatten, fand am darauffolgenden Tag eine Kundgebung auf dem Rathausplatz statt. An ihr nahm der badische Reichsstatthalter Robert Wagner (1895-1946) teil, der sich wegen der »Sonnwendfeier« am Feldberg ohnehin in der Umgebung aufgehalten hatte.

Wagner ging in seiner Rede auf das Verhältnis von Staat und Kirche ein, ohne die Vertreibung des Stadtpfarrers zu erwähnen. Er drohte, die Feinde der nationalsozialistischen Ordnung würden in Zukunft mit »schonungsloser Schärfe« und mit »aller Strenge« bekämpft.

Standort des Fotografen: 47.884024, 8.344966

Nazi-Kundgebung auf dem oberen Rathausplatz, ca. 1934

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Familie Rosenstiel zur Verfügung.

Auf dem oberen Rathausplatz findet eine nationalsozialistische Kundgebung statt. Die Häuser im Hintergrund sind mit Hakenkreuzfahnen und Tannenreisig geschmückt.  Vor dem Rathausbrunnen ist ein Rednerpult aufgebaut, an dem der NSDAP-Kreisleiter Benedikt Kuner (oder ein höherer Nazi) gerade eine Ansprache hält. SA-Männer in Uniformen stehen mit dem Rücken zum Fotografen. Zuschauer, darunter auch viele Kinder, sind im Hintergrund zu erkennen. Auch die Feuerwehr und die Hitlerjugend sind angetreten. Auf dem Platz stehen Angehörige der Stadtmusik und mehrere Fahnenträger, die Hakenkreuzflaggen halten.

Bei der Befreiung vom NS-Regime wurde versucht, die Hakenkreuze von dem Foto zu kratzen, wie deutlich zu erkennen ist. Offenbar fürchtete man Repressalien seitens der französischen Besatzungsmacht. Bereits 1945 verbot der Alliierte Kontrollrat die NSDAP, alle ihre Gliederungen und angeschlossenen Verbände und deren Symbole. In den Nürnberger Prozessen 1946 wurde die NSDAP mit allen Untergliederungen zur »verbrecherischen Organisation« erklärt. Somit waren auch deren Symbole verboten.

Standort des Fotografen:  47.883980, 8.344860

Nazi-Aufmarsch in der Oberen Hauptstraße, ca. 1934-1936

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Helene Krauß zur Verfügung.

Es ist unbekannt, zu welchem Anlass dieses Foto entstanden ist. Während der NS-Zeit gab es so viele Aufmärsche und Kundgebungen, dass die eindeutige Zuordnung und Datierung schwierig ist.

Vor dem mit Hakenkreuzfahnen geschmückten Gasthaus Gebert in der Oberen Hauptstraße, dem Parteilokal der NSDAP-Ortsgruppe, marschiert hier eine Kolonne Hitlerjugend vorbei. Nicht alle Jugendlichen tragen eine Uniform, ein paar sind zivil gekleidet. Ein kleiner Junge läuft vornweg, auch er in Uniform, obwohl er altersmäßig noch kein »Pimpf« im »Deutschen Jungvolk« sein kann.  Neben ihm marschiert ein uniformierter Mann mit Brille: Es handelt sich um Eugen Hemler, der von 1934 bis 1936 als Lehrer an der Volksschule Löffingen wirkte. Seit 1933 war er Parteigenosse und tat sich als ein sehr überzeugter Nationalsozialist hervor. Am linken Bildrand reitet ein SS-Mann in schwarzer Uniform auf einem Pferd.

Die Laubbäume im Hintergrund sind kahl, das Foto muss also im Spätherbst oder in den Wintermonaten entstanden sein.  Denkbar ist, dass der Aufmarsch am 9. November, dem Gedenktag für die »Gefallenen der Bewegung«, stattfand. An diesem Tag wurde alljährlich des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923 gedacht. Möglich wäre aber auch, dass das Foto am 30. Januar aufgenommen wurde, als die Nazis am so genannten »Tag der nationalen Erhebung« die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 feierten.

Standort des Fotografen: 47.884392, 8.346752

2 Fotos: Nazi-Kundgebung vor dem Rathaus, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Die Volksabstimmung über den »Anschluss« Österreichs endet auch in Löffingen mit einer übergroßen Mehrheit für Hitler: Unter den 888 abgegebenen Stimmen sind 873 Ja-Stimmen (98,3 %), 13 Nein-Stimmen (1,5 %) und 2 ungültige Stimmen (0,2 %). Am Abend versammeln sich die lokalen Nationalsozialisten nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung. Im Fackelschein stehen sie im Halbkreis. Die Fassade des Rathauses ist mit Hakenkreuzfahnen geschmückt, in den Fenstern im Erdgeschoss hängen Propagandaplakte mit einem Porträt Hitlers. Seine Popularität erreicht in dieser Zeit im Deutschen Reich einen Höhepunkt.

Standort des Fotografen: 47.884088, 8.344596

Nazi-Aufmarsch auf dem oberen Rathausplatz, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

»Ein Volk, ein Reich, ein Führer!«, so lautet die Parole, die unübersehbar auf einem Spruchband über die Straße zwischen dem Haus Vogt (Rathausplatz 13) und dem Stadtbau (Demetriusstr. 1) gespannt ist. Auf der Straße darunter marschiert eine Kolonne mit verschiedenen NS-Formationen. An den Uniformen sind Angehörige der Hitlerjugend, der SA und der SS zu erkennen.

Das Foto entsteht am 10. April 1938, als im gesamten Deutschen Reich eine Volksabstimmung über die Annexion Österreichs abgehalten wird. Hitler verbindet die Abstimmung über den »Anschluss« mit einem Zustimmungsvotum zu sich selbst. Die Parole auf dem Spruchband fordert die Wähler auf, mit Ja zu stimmen.

Standort des Fotografen: 47.884036, 8.344649