Blick von der Bahnlinie hinüber zum Alenberg, ca. 1901/02

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Inge Benitz zur Verfügung.

Diese Fotografie ist eine Rarität, weil sie gleich vier Häuser zeigt, die beim Großbrand 1921 zerstört wurden. Von ihnen gibt es kaum Bilder oder gar keine weiteren Aufnahmen. Drei der Häuser sind auf der Ansicht markiert: »No. 1« zeigt das »Stammhaus Benitz-Hogg«, »No. 2« das »Haus Thoma-Eggert« und »No. 3« ist mit »Geburtshaus Benitz« beschriftet.

Das Doppelhaus Alenbergstr. 7/9 wurde 1823 von dem Gastwirt Joseph Hogg (1796-1857) erbaut. Er errichtete es auf einem älteren Weinkeller und eröffnete darin im darauffolgenden Jahr seine Weinhandlung Joseph Hogg. Sie bestand unter diesem Namen bis zum Jahr 2007. Hogg starb 1857. Seine Witwe Elisabeth Hogg geb. Waldvogel (1800-1869) verkaufte 1862 das Haus mit der Weinhandlung an ihren Neffen, den Weinhändler Josef Eggert (1831-1888). Das Anwesen bestand aus zwei zweistöckigen Wohnhäusern, die aneinandergebaut waren, aus einem Branntweinkeller, einem Gewölbekeller, einem Pumpbrunnen, einem Ökonomiegebäude mit Scheuer, Stall und Schopf, einer Küferwerkstatt und einem Waschhaus sowie einem Schweinestall. Eggert war mit Carolina Theresia geb. Löw (1841-1876) verheiratet, die aus Heiligenberg stammte, aber kurz nach der Eheschließung starb, sodass die Ehe kinderlos blieb. 1895 wurden der Weinhändler Joseph Benitz (1859-1919) und der Josef Paul Thoma (1868-?) neue Eigentümer des Geschäfts und des Gebäudekomplexes. Wegen seiner Größe und seiner exponierten Lage auf dem Alenberg wurde es auch das »Hohe Haus« genannt. Thoma schied bereits 1902 aus dem Geschäft aus.

Das Haus »No. 3« stand unterhalb des Alenbergs in der Rötengasse. Im Feuerversicherungsbuch von 1898 wird es beschrieben als zweistöckiges Wohnhaus, mit einem Gewölbekeller und einem Balkenkeller, Scheuer, Stallung und Abortanbau, Schopf mit Schweinestallung und einem Gartenhaus. Nach dem Großbrand 1921 stand die Brandruine noch bis Mitte der 1930er Jahre. Sie wurde erst abgeräumt, als der Arzt Dr. Gugelberger auf einem Teil des Grundstücks seine Villa errichtete (Maienlandstr. 6). Bis zum heutigen Tag sind im Bereich Rötengasse Trümmerteile des Gebäudes und ein Treppengeländer vorhanden.

Auch das daneben stehende Gebäude (Ringstr. 6) wurde beim Großbrand zerstört. Es gehörte dem Landwirt Martin Mayer. Im Vordergrund des Fotos sind die Bahngleise und die Bahnhofstraße zu erkennen, die freilich noch nicht asphaltiert, sondern nur ein unbefestigter Weg ist. Am linken Bildrand ist das Dienstwohnungsgebäude der Großherzoglichen Eisenbahngesellschaft zu sehen (Bahnhofstr. 4).

Standort des Fotografen: 47.884782, 8.340910

Bahnhofsgebäude mit Personengruppe, Ansicht von der Gleisseite, ca. 1905

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Sibold zur Verfügung.

Auf dem Bahnsteig wartet ein Mann und zwei Frauen, die in ihrer Mitte ein kleines Mädchen haben. Offenbar wollen sie verreisen. Neben ihnen steht der Stationsvorsteher des Bahnhofs. »804 m.ü.M.« ist auf dem Schild über ihren Köpfen zu lesen.

Die feierliche Eröffnung der Bahnlinie zwischen Neustadt und Donaueschingen und damit auch die Eröffnung des Löffinger Bahnhofes war am 19. August 1901 erfolgt. An ihr hatten der badische Großherzog Friedrich I., der Fürst Max-Egon zu Fürstenberg und hohe Staatsbeamte teilgenommen.

Standort des Fotografen: 47.883421, 8.341897

Brautpaar Edmund Jordan und Ida Schlatter, 1903

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Paula Veith zur Verfügung.

Der Briefträger Edmund Jordan (1875-1915) heiratet 1903 die 23-jährige Ida Schlatter (1879-1947). Das Brautpaar wird in einem Fotoatelier abgelichtet. Das Hochzeitsbild ist im so genannten Kabinettformat überliefert (»Cabinet-Portrait«), d.h. in einem Format von 10 × 15 cm, auf Karton aufgeklebt.

Ida Schlatter wurde als Kind von dem Ehepaar Joseph und Berta Schlatter adoptiert, das im »Winkel« in der »Hintergasse« wohnte, dort, wo sich heute die Durchfahrt von der Demetriusstraße in die Ringstraße befindet. Im Zuge ihrer Hochzeit übernimmt Ida Schlatter 1903 das Haus.

Am 23. März 1907 bricht darin ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitet und schließlich 15 Häuser einäschert. Nach dem Großbrand entscheiden sich die Jordans, außerhalb des Städtchens im »Schlempental« ein neues Haus zu bauen (Obere Hauptstr. 21). Die Ehe von Edmund und Ida Jordan wird später geschieden.

Standort des Fotografen: 

Porträt von Maria Schultheiß geb. Werne, ca. 1900

Fotograf: Ohlenschläger, Donaueschingen
Dieses Bild stellte dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.

Maria Werne (1882-1956) ist noch eine junge Frau, als sie sich in einem Fotoatelier in Donaueschingen fotografieren lässt. Geboren wurde sie 1882 in Löffingen. 1908 heiratet die 26-Jährige den Pflästermeister und Landwirt Ferdinand Schultheiß (1880-1936) und lebt mit ihm und ihren Kindern in der Maienlandstr. 1, gleich hinter dem Mailänder Tor. 1956 stirbt sie im Alter von 73 Jahren.

Standort des Fotografen: Donaueschingen

Porträt von Johann Werne, ca. 1900

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.

Der Mann mit dem imposanten Schnurrbart ist Johann Werne (1853-1907). Er ist Metzger von Beruf und betreibt sein Geschäft in der Kirchstr. 12. Johann Werne, der mit zweitem Vornamen Evangelist heißt, wurde am 27. Mai 1853 geboren. Schon sein Vater, Johann Werne sen. (1819-1896) war Metzgermeister. Seine Mutter, Elisabeth geb. Wehrle (1828-1859), starb als der Junge gerade einmal sechs Jahre alt war. Der Vater heiratete daraufhin noch zwei Mal. Johann Werne übernahm später die Metzgerei des Vaters und verheiratete sich mit Maria geb. Freund (1852-1917) aus dem hessischen Groß-Umstadt.  Er starb am 20. Juni 1907 im Alter von 53 Jahren.

Sechs Jahre nach seinem Tod kauft sein Sohn, der in dritter Generation Johann Werne heißt, das Haus Demetriusstr. 15 und eröffnet dort die »Werne-Metzgerei«.

Standort des Fotografen: ???

Porträt von Ernestine Schmid geb. Link, ca. 1905

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.

Als junge Frau lässt sich Ernestine Schmid geb. Link (1884-1958) in einem Fotoatelier fotografieren. Sie stammt aus Ensingen im protestantischen Württemberg. Im Alter von 19 Jahren heiratete sie 1904 den Malermeister Karl Schmid (1878-1955) aus Unterbränd. Gemeinsam zogen sie nach Löffingen. Ernestine Schmid bringt elf Kinder zur Welt. Die Ehefrau und Mutter engagiert sich viele Jahrzehnte als Messmerin der evangelischen Kirchengemeinde, als diese noch keine Kirche hat, sondern ihre Gottesdienste im Saal der alten »Sonne« feiert. Außerdem fungiert sie viele Jahre als Botin bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Standort des Fotografen: Unbekannt.

Postkarte mit Herold, ca. 1901-1909

Verlag Gebrüder Metz, Tübingen / Sammlung Familie Waßmer

Ein Herold, hoch zu Pferd, bläst in seine Fanfare: Der Ruf »Behüt Dich Gott« erschallt über dem Städtchen.

Die Gesamtansicht wurde von einem erhöhten Standort im Gewann »Hofäcker« (im Bereich der heutigen Hohlgasse) aufgenommen. Deutlich zu erkennen ist die 1901 eröffnete Bahnlinie und das Bahnhofsgebäude. Dieselbe Fotografie fand mit anderen illustrierten Umrahmungen Verbreitung: zum einen mit dem badischen Wappen (siehe hier), zum anderen mit einem Waldidyll (siehe hier).

Standort des Fotografen: 47.885058, 8.337783

Mehrbildkarte mit Außen- und Innenansicht der Kirche Witterschneekreuz, 1901

Verlag Ludwig Fuchs, Freiburg | Sammlung Familie Waßmer

Diese Mehrbildkarte kam 1901 auf den Markt und wurde am 16. Oktober 1901 von Löffingen nach Überlingen versandt. Im selben Jahr war die neue Wallfahrtskirche Witterschnee mit dreijähriger Verspätung geweiht worden.

Die Kirche war in den Jahren 1894 bis 1897 im neoromanischen Stil gebaut worden. Treibende Kraft dabei war Stadtpfarrer Stephan Wehrle (1821-1898). Kurz vor der Fertigstellung starb er am 23. Juli 1898 im Alter von 77 Jahren, nur fünf Wochen vor den geplanten Feierlichkeiten zur Einweihung, die daraufhin abgesagt wurden.  Man begnügte sich im Herbst 1898 damit, die Kirche zu segnen, damit sie für Pilger freigegeben werden konnte. Erst im Juni 1901 weihte dann der Freiburger Erzbischof Thomas Nörber (1846-1920) die Kirche. Das Patrozinium der Witterschneekirche wird seitdem am 14. September am Fest der Kreuzerhöhung begangen.

Standort des Fotografen: 47.893326, 8.336795

Bahnhofsgebäude, Ausschnitt, ca. 1905

Sammlung Familie Waßmer

Am 19. August 1901 fand die feierliche Eröffnung der Bahnlinie zwischen Neustadt und Donaueschingen in Anwesenheit des Großherzogs Friedrich I., des Fürsten Max-Egon zu Fürstenberg und hoher Staatsbeamter statt. Damit war Löffingen an den Bahnverkehr angeschlossen.

1887 war bereits die Bahnstrecke von Freiburg nach Neustadt in Betrieb genommen worden. In der Folgezeit war die Fortführung der Höllentalbahn in Richtung Donaueschingen diskutiert worden. Die Stadtgemeinde hatte sich dafür eingesetzt, dass die Streckenführung über Löffingen führt. 1896 hatte die zweite Kammer der Landesstände in Karlsruhe den Weiterbau der Eisenbahnlinie von Neustadt über Löffingen nach Donaueschingen schließlich beschlossen und kurz darauf hatte auch Großherzog Friedrich I. (1826-1907) dies gebilligt. Die hintere Höllentalbahn konnte gebaut werden und auch das Bahnhofsgebäude Löffingen wurde errichtet.

Das zweigeschossige Bahnhofsgebäude aus Backsteinen mit eingeschossigen Anbauten an beiden Seiten entsprach der typischen badischen Bahnhofsanordnug. Der Komplex bestand aus dem Hauptgebäude, das auch als Wohnhaus diente, aus einem Wartesaal und einem Güterschuppen sowie einem freistehenden Toilettenhäuschen. Die Anlage wurde bei einem Fliegerangriff im Frühjahr 1945 komplett zerstört.

Diese Ansicht ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte. Das Originalfoto finden Sie hier.

Standort des Fotografen: 47.882999, 8.341894

Innenraum der Kapelle Witterschneekreuz 1904

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Drei Jahre nach der Weihung der neuen Wallfahrtskirche entstand 1904 diese Innenaufnahme der alten Kapelle. Der Blick fällt von der Kapellentür über die alten Kirchenbänke mit barocken Doggen hinweg in Richtung Altar mit dem Kreuz darüber. Die Altardecke ist mit den Worten bestickt: »Heiliger Antonius bitte für uns«. Die Altarrumrahmung ist umgeben von alten Votivbildern. Die meisten von ihnen sind heute verschwunden.

Heute wird die Kapelle als Sammelstelle für religiöse Gegenstände aller Art zweckentfremdet. Eine Unzahl von entsorgten Kreuzen, Gipsstatuen und großformatigen Bildern verunstalten den Innenraum. 

Standort des Fotografen: 47.893027, 8.336191

Kirche Witterschneekreuz mit »Gruß aus Löffingen«, ca. 1900

Kunstanstalt Franz Schemm, Nürnberg / Sammlung Familie Waßmer

»Als ich gekniet hier im Gebet / Und bei Maria Hilf erfleht, / Erbat ich auch viel Segen Dir / Dies meldet schlicht die Karte hier!« Das Motiv einer Schwalbe, die ein Briefchen im Schnabel hält, war um die Jahrhundertwende als Ansichtskarte im gesamten Deutschen Reich in zahlreichen Variationen im Umlauf.

Hier fliegt die Schwalbe über die Wallfahrtskirche Witterschnee hinweg, die in den Jahren 1894-1897 im Stil der Neoromanik erbaut worden war. Obwohl Löffingen kein Marienwallfahrtsort war, versandten Pilger Ansichtskarten mit diesem Vers an die Daheimgebliebenen.

Standort des Fotografen: 47.893254, 8.336564

Kirche und Kapelle Witterschneekreuz mit Schrankenwärterhaus, ca. 1901

Stadtarchiv Titisee-Neustadt

Gleich zwei Neubauten sind auf dieser Fotografie zu sehen: Im Vordergrund steht das Schrankenwärterhaus, das im Zuge des Bahnbaus errichtet wurde. Automatische oder ferngesteuerte Bahnschranken gibt es 1901 noch nicht. Der Schrankenwärter hat deshalb die Aufgabe, die Schranken am Bahnübergang vor der Annäherung eines Zuges zu schließen und nach seiner Vorbeifahrt wieder zu öffnen.

Im Hintergrund sind die 1894-1898 errichtete Wallfahrtskirche Witterschnee und dahinter die alte Kapelle zu sehen. Ursprünglich stand die 1846/47 errichtete Kapelle dort, wo später die Kirche im Stil der Neoromanik gebaut wurde. 1894 hob man die alte Kapelle auf Baumstämme und rollte sie an den heutigen Standort. Die angebaute Kreuznische entfernte man dabei und überführte später das Gnadenkreuz mit der Christusfigur in die neue Kirche. Ihre Apsis steht an der Stelle, an der der Wanderer 1740 im Schneesturm unter einem Lindenbaum Schutz gesucht und sein Gelübdnis abgelegt haben soll, im Falle seiner Errettung ein Kreuz zu stiften. Der Lindenbaum musste dem Neubau des Kirchengebäudes in den 1890er Jahren weichen.

Standort des Fotografen: 47.893899, 8.334270