Unterer Rathausplatz, Ausschnitt, 1906

Verlag Theodor Mayer, Löffingen / Gebrüder Metz, Tübingen
Sammlung Familie Waßmer / Stadtarchiv

Durch den niederen Torbogen des alten Mailänder Tores fällt der Blick auf die »Partie am Rathaus«. Das schräg gegenüber stehende Eckhaus von Kaufmann Cölestin Schmutz ist noch ein typisches Ackerbürgerhaus mit kleinem Laden. Es brennt am 11. Dezember 1909 bis auf die Grundmauern ab.

In der Platzmitte steht noch ein alter Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird. Menschen flanieren über den unteren Rathausplatz, eine Pferdekutsche fährt in Richtung der heutigen Unteren Hauptstraße.

Die Darstellung der Menschen und der Kutsche ist keine realistische Wiedergabe. Der Postkartenverlag Gebrüder Metz, der diese Ansichtskarte herstellte, machte von der Möglichkeit der Retusche und Collage intensiven Gebrauch. Die Ansichten wurden zumeist künstlerisch bearbeitet, verfremdet und ästhetisiert.

Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883986, 8.343695

Marktplatz mit Gasthaus »Sonne« und Rathaus, ca. 1907

Verlag Johann Schmutz

Anfang der 1970er Jahre erfuhr der obere Rathausplatz durch den Abbruch des früheren Gasthauses »Sonne« eine grundlegende Veränderung. Wo heute die Volksbank und ein modernes Geschäfts- und Wohnhaus steht und die Kirchstraße auf den Rathausplatz einmündet, beherrschte bis 1973 dieses Gebäude mit seiner jahrhundertelangen Tradition als Gaststätte den Platz.

Das Gasthaus »Sonne« stand neben dem Rathaus schräg zu den umstehenden Häusern und ließ an den Seiten nur schmale Durchfahrten. Die »Sonne« war neben dem »Löwen« und dem »Ochsen« das dritte renommierte Gasthaus am Marktplatz, dessen Stern allerdings um die Jahrhundertwende rapide am Sinken war.

In der Zeit, als dieses Foto entstand, gab es ständige Besitzerwechsel. 1905 gehörte die »Sonne« dem Gastwirt Fridolin Schneider und seiner Frau Maria geb. Fürderer. Sie verkauften sie 1906 an ihren Verwandten Johann Baptist Fürderer, der Müller und Bäcker aus Unterfischbach war. Dieser musste das Gasthaus bereits ein Jahr später wieder aufgeben und verkaufte sie seinerseits weiter. Verschiedene Besitzer und Pächter folgten.

Dieses Foto ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte mit drei Ansichten, die um 1907 entstand (siehe Mehrbildkarte).

Standort des Fotografen: 47.884201, 8.345180

Juxpostkarte »Gefängnis in Löffingen«, 1908

Sammlung Familie Waßmer

Diese Fotopostkarte wurde von einem Internetportal 2010 zum Verkauf angeboten mit der Beschreibung »Löffinger Gefängnis«. Die Karte ist postalisch gelaufen und trägt einen Freiburger Poststempel mit Datum vom 4. Juni 1908. An Frau Dietrich im Frankfurter Stadtteil Bornheim wurde die Karte versandt.

Die drei jungen Männer schreiben: »Ansicht des Gefängnisses in Löffingen, in demselben 2 Bundesbrüder sowie ein Dritter denselbigen Wasser und Brot reicht. Die Abgebildeten grüssen Dich Fritz Schick (1), R. Hürner (2), Hagen Sch! (der Freund der Gefangenen).«

Die Unterschriften sind nur schwer zu entziffern. Der Begriff Bundesbruder weist darauf hin, dass es sich bei den jungen Männern um Studenten handelte, die einer Studentenverbindung angehörten. Fritz Schick begann seinen Nachnamen statt mit einem normalen »S« sogar mit dem monogrammartigen Zirkel seiner Stundenverbindung. Vermutlich studierten die drei Männer an der Universität Freiburg. Dass sie aus Löffingen stammten, ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich waren sie auf Besuch oder sogar nur auf Durchreise. Die vergitterten Fenster neben dem Eingangsportal zum Rathaus und zugleich zur Schule brachte das Trio wohl auf die Idee, dieses Juxfoto zu gestalten.

Ein Gefängnis verbarg sich hinter diesen Gittern allerdings nicht. Der Schulkarzer war damals im Eichhäusle.

Standort des Fotografen: 47.883783, 8.344567