6 Fotos: Jugoslawischer Folkloreabend in der Festhalle, Oktober 1983

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Der Jugoslawische Verein lädt zu einem Folkloreabend in die Festhalle ein. Und die jugoslawische Community aus Löffingen, aber auch aus den Nachbargemeinden wie Titisee-Neustadt, Bonndorf und Blumberg strömt herbei. Aber auch deutsche Gäste besuchen neugierig den Kulturabend, sodass die Lokalzeitung ihren Bericht mit »Schöne Völkerverständigung« betitelt.

Der Sekretär des Vereins, Ivan Ravic, begrüßt die Gäste, darunter auch Vertreter der Stadtgemeinde und der Vereine, und führt durch das abwechslungsreiche Programm. Extra aus dem südlichen Jugoslawien angereist, präsentieren 38 Tänzer und Tänzerinnen in Trachten jugoslawisches Kulturgut. Begleitet wird ihre Darbietung von zwei Musikkapellen. Mit großer Begeisterung reagiert das Publikum. Auch der Löffinger Kinderchor des Vereins tritt auf und erntet viel Beifall.

Im Rahmen des Folkloreabends wird außerdem eine große Tombola veranstaltet. Mit landestypischen Spezialitäten wie Ćevapčići ist auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt.

Standort des Fotografen: 47.882903, 8.347806

Sprachunterricht für Kinder des Jugoslawischen Clubs, März 1980

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Die Initiative geht auf Ivan Ravic zurück. Er ist einer der Gründer des »Jugoslawischen Vereins 29. November«, in dem Menschen aus Jugoslawien, die in Löffingen leben, organisiert sind. Der »29. November« verweist auf das Gründungsdatum der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien im Jahr 1945, als sich die sechs Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien zusammentaten. Der Club richtet kulturelle Veranstaltungen aus, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, und seit Januar diesen Jahres bietet er auch serbokroatischen Sprachunterricht für jugoslawische Kinder an. Professorin Desa Milovanovic, die in Hüfingen wohnt, erteilt interessierten Kindern einmal pro Woche den Unterricht. Die Stadtverwaltung stellt hierfür ein Klassenzimmer in der Grund- und Hauptschule zur Verfügung. 15 Jungen und Mädchen aus Löffingen und Rötenbach nehmen das Angebot regelmäßig wahr.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Professorin Desa Milovanovic, 2 Ana Ravic (verh. Schlegel), 3 ???, 4 ???, 5 Bo Medved (verh. Diehr), 6 Maria Hrubik, 7 Rasta Hrubik (verh. Heizmann)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Sinisa Plavsic, 2 Gordana Rudez, 3 Suncica Caspar-Schillings

Das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jugoslawien wurde am 12. Oktober 1968 unterzeichnet und führte zu einer jugoslawischen Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland. Doch auch 1980 gilt Deutschland noch nicht als Einwanderungsland. Ausländische Bürger*innen, die hier leben, werden noch als »Gastarbeiter*innen« bezeichnet – und dabei wird ignoriert, dass die meisten dauerhaft hier sind und bleiben. Ganz in diesem Sinne heißt es denn auch in einem Zeitungsartikel zum Sprachunterricht des Jugoslawischen Clubs in Löffingen: »Die Gastarbeiterkinder sollen durch diesen Unterricht die Heimatsprache lernen, damit sie bei ihrer Rückkehr in ihre Heimat der Muttersprache mächtig sind, des weiteren will man das Heimatland der Eltern kennenlernen.« Für viele der Kinder wird aber in Wirklichkeit Löffingen zu einer neuen Heimat.

Standort des Fotografen: 47.882376, 8.347973

Schulklasse des Jahrgangs 1968/69, 1975

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Gut, dass der Lehrer die Kreide zur Hand hatte und das Foto auf der Tafel im Hintergrund kurzerhand datierte: »Klasse 1b – 1975/76«. Damit ist klar, wer auf diesem Foto zu sehen ist, nämlich die Erstklässler. Am 15. September 1975 begann für sie der Ernst des Lebens. Seitdem sind schon ein paar Wochen vergangen. Als Erinnerung an den ersten Schultag wird eine Schultüte in die Kamera gehalten.

In den 1970er Jahren werden die Schulklassen allmählich diverser, wie an den Familiennamen zu erkennen ist. Neben Kindern aus alteingesessenen Familien gibt es auch mehr und mehr Kinder von Zugezogenen, die in Löffingen eine neue Heimat gefunden haben, darunter auch die Kinder von »Gastarbeitern«. Durch Anwerbeabkommen kamen Arbeitsmigranten z. B. aus Italien (1955), Griechenland (1960), Türkei (1961) oder Jugoslawien (1968) mit ihren Familien.

1.Reihe, v.l.n.r.: Claudia Heizmann, Claus-Dieter Hopp (1968-2020), Michaela Heizmann, Heiko Reinhardt, Renate Zumstein, Hasan Yaratici, Anja Maier, Anja Adrion
2.Reihe, v.l.n.r.: Uwe Wälde, Necla Aksoglu, Michael Müller, Beate Lubrich, Susanne Ewert, Tobias Bächle, Karin Keßler, Michael Heizmann (1968-1995), Elke Bader
3.Reihe, v.l.n.r.: Katja Schwanz, Petra Duttlinger, Grazia de Rosa, Angelo Poiliassis, Martin Heizmann, Andreas Janz (1968-2019), Heike Dickert

Standort des Fotografen: 47.882442, 8.347909

Demeter Bader, ca. 1890

Fotograf: Carter’s Studio, Memphis, Tenn.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Nach der gescheiterten badischen Revolution wanderte Demeter Bader (1824-1893) zusammen mit seiner Ehefrau Maria geb. Bader (1821-?) am 19. April 1849 in die USA aus. Das Ehepaar ging zunächst nach Frankreich. Zwei Jahre später schifften sich die Baders von Le Havre nach Amerika ein. Am 8. September 1851 kam der 26-Jährige mit seiner Ehefrau in New York an.

Geboren wurde Demeter Bader am 16. Dezember 1824 als Sohn des Landwirts und Müllers Michael Bader und dessen Ehefrau Katharina Faller. In den USA lassen sich die Baders im Bundesstaat Ohio nieder. Demeter Bader stirbt am 19. Dezember 1893 in Newark im Alter von 69 Jahren.

Standort des Fotografen: Memphis, Tennessee

Karl Selb und Ehefrau Marie, ca. 1900

Fotograf: Bolton, Ely (England)
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Nein, das Doppelporträt dieses Ehepaares wird weder in einem Fotostudio in Neustadt noch in Donaueschingen aufgenommen, wie üblicherweise die meisten Atelieraufnahmen von Einwohnern Löffingens. Das Fotostudio befindet sich ganze 763 Kilometer Luftlinie entfernt, nämlich in Ely, einer Stadt im Osten der Grafschaft Cambridgeshire in England.

Zu sehen ist links Karl Franz Selb (1870-1948), der am 16. Januar 1870 in Löffingen geboren wurde. Sein Vater war der Bierbrauer Hermann Selb (1840-1892) und seine Mutter war – die aus Neustadt stammende – Sophie Selb geb. Fischer (1847-1922). Er wuchs in seinem Elternhaus (Obere Hauptstr. 7) auf. Als junger Mann wandert der Uhrmacher und Juwelier nach England aus.

1898 heiratet er Marie (Maria Leopoldina) Haitz, die aus Neustadt stammt, wo sie 1873 geboren wurde. Im März 1914 erhält er die britische Staatsbürgerschaft, nachdem er den Treueeid auf den britischen König Georg V. abgeleistet hat. Karl Franz Selb anglisiert seinen Namen und nennt sich fortan Francis Charles Selb. Er stirbt am 10. Januar 1948 in Felixstowe, Suffolk, Großbritannien. Dort wird er auch beerdigt. Seine Frau Marie stirbt am 6. Mai 1950 in Bournemouth, Großbritannien.

Standort des Fotografen: Ely, England

Josef Brugger in den USA, ca. 1903

Fotograf: F. J. Weber & Bro., Erie, Pennsylvania (USA)
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Josef Brugger wurde am 9. März 1883 in Löffingen geboren. Seine Eltern waren Mathias Brugger und Adelheid geb. Schwarz. Während seine Geschwister in Löffingen wohnen blieben, wanderte er als junger Mann nach Amerika aus. Am 14. Januar 1903 bestieg der knapp 20-Jährige in Liverpool das Schiff S.S. Celtic, mit dem er nach New York fuhr. Doch kehrte Josef Brugger vermutlich wegen des Ersten Weltkrieges für längere Zeit wieder nach Europa zurück.

In Zürich heiratete er Elsie Malet, die 1887 im elsässischen Hagenau geboren wurde. Mit ihr bekam er drei Kinder: Sohn Ewald Joseph (geb. 1918), Tochter Elvira (geb. 1923) und Sohn Eric J. (geb. 1924). 1925 wanderte die Familie endgültig in die USA aus und ließ sich in Erie (Pennsylvania) nieder. Er stirbt am 18. Oktober 1970 im Alter von 87 Jahren. Neben seiner Witwe und den drei Kindern hinterlässt er 13 Enkel und zwei Urenkel.

Standort des Fotografen: Erie, Pennsylvania (USA)

Familie Kriegisch in der Haslachstraße, August 1954

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Kriegisch zur Verfügung.

Sprichwörtlich eine »Neue Heimat« hat Familie Kriegisch aus Oberschlesien in der gleichnamigen Siedlung in der Haslachstraße gefunden. Dabei war es für sie in der Anfangszeit schwer, in Löffingen heimisch zu werden.

Die Familie durchlebte ein Schicksal, wie viele andere Menschen am Kriegsende. Herbert Kriegisch und seine Frau Elisabeth hatten vor dem Zweiten Weltkrieg in Ziegenhals (poln. Głuchołazy) gelebt und dort ein Haus mit Garten besessen. Herbert Kriegisch, der seit 1940 Wehrmachtssoldat war, geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft in Bayern. Elisabeth Kriegisch und ihre Eltern mussten ihre Heimat 1946 nach der »Potsdamer Konferenz« und der Westverschiebung Polens verlassen und wurden nach Westdeutschland umgesiedelt. Sie kamen in die britische Zone nach Jever, wo sie in einer Flüchtlingsunterkunft lebten. Herbert Kriegisch bekam schließlich eine Zuzugsgenehmigung aus der US-amerikanischen Zone in die britische zu seiner Familie.

1953 siedelte das Ehepaar mit der Tochter Maria zusammen mit der 82-jährigen Mutter Agnes Jeglitzka von Jever nach Löffingen über in der Hoffnung, in Süddeutschland Arbeit und eine neue Heimat zu finden.

Standort des Fotografen: 47.883933, 8.349010