Gasthaus »Ganterbräu« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1925-1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anni Kaiser zur Verfügung.

Dieses Foto mit Blick auf die Restauration »Ganterbräu« und den Brunnen davor wurde von einem Fenster im gegenüberliegenden Haus Jordan (Obere Hauptstr. 5) aufgenommen. Der Küfermeister Wilhelm Jordan hatte das Grundstück 1923 gekauft und darauf sein zweistöckiges Wohnhaus mit Küferwerkstatt und Laden errichtet. Insofern kann das Foto frühestens in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre aufgenommen worden sein.

Zu sehen ist der Seitengiebel des »Ganterbräu«. Das Gasthaus war nicht etwa nach der traditionsreichen Brauerei Ganter in Freiburg benannt, obwohl Bier hier sicherlich in rauhen Mengen floss und getrunken wurde. Den Namen trug es, weil es seit 1892 von dem Bierbrauer Heinrich Ganter (1862-1914) und dessen Ehefrau Franziska geb. Frey (1870-1920) betrieben wurde. Ab 1919 führte dann ihre Tochter Maria Ganter (1893-1965) die Restauration weiter, nach ihrer Verheiratung 1921 mit dem Gastwirt Josef Fritsche (1891-1939) gemeinsam mit ihm. Fortan hieß das »Ganterbräu« auch einfach »s’Fritsche«.

Im Brunnen stehend wird ein Bäumchen gewässert. Links daneben ist ein Misthaufen zu erkennen, der zum benachbarten Haus Faller (Obere Hauptstr. 6) gehört.

Standort des Fotografen: 47.884591, 8.345841

Nazi-Aufmarsch auf dem oberen Rathausplatz, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

»Ein Volk, ein Reich, ein Führer!«, so lautet die Parole, die unübersehbar auf einem Spruchband über die Straße zwischen dem Haus Vogt (Rathausplatz 13) und dem Stadtbau (Demetriusstr. 1) gespannt ist. Auf der Straße darunter marschiert eine Kolonne mit verschiedenen NS-Formationen. An den Uniformen sind Angehörige der Hitlerjugend, der SA und der SS zu erkennen.

Das Foto entsteht am 10. April 1938, als im gesamten Deutschen Reich eine Volksabstimmung über die Annexion Österreichs abgehalten wird. Hitler verbindet die Abstimmung über den »Anschluss« mit einem Zustimmungsvotum zu sich selbst. Die Parole auf dem Spruchband fordert die Wähler auf, mit Ja zu stimmen.

Standort des Fotografen: 47.884036, 8.344649

»Scharfes Eck« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1925-1932

Verlag A. Rebholz
Das Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Zurecht wird diese Stelle in der Oberen Hauptstraße das »scharfe Eck« genannt. Die Straße macht eine scharfe Linkskurve und führt dann in den Altstadtring.  Zwei der Häuser auf diesem Foto wurden nach dem Großbrand von 1907 gebaut: Zum einen der »Stadtbau« (Demetriusstraße 1), dessen Rückseite hier zu sehen ist, zum anderen die Schmiede von Josef Reichhart (Alenbergstr. 1). An der Fassade ist bereits ein Wandgemälde mit Schmiedewerkzeug und den Jahreszahlen »1547« und »1908« sowie den Initialen »K. R.« für seinen Vater Konrad Reichhart und »J. R.« für ihn selbst angebracht. (Anders als heute fehlen noch die Initialen von Leonhard Vergut, der das Anwesen 1932 übernimmt.) 

Der Schmiedemeister Josef Reichhart (1874-1942) betreibt auch eine Tankstelle, schließlich führt die Landstraße zwischen Donaueschingen und Freiburg direkt vor seinem Haus vorbei und bringt somit Kunden. Dass der Durchgangsverkehr sich allerdings noch sehr in Grenzen hält, als dieses Bild aufgenommen wird, zeigen die beiden Kinder, die seelenruhig mitten auf der Straße spazieren. Das größere der beiden Mädchen steht auf einem Radelrutsch, einem Roller. Undenkbar heute, wenn man sein Leben nicht riskieren möchte. Auch der Brunnen links lädt heute nicht zum Verweilen ein, weil ständig Autos vorbei fahren. Doch auf dem Foto haben sich zwei Personen auf dem Brunnenrand niedergelassen, um ein Verschnaufspäuschen einzulegen. Es handelt sich um Alois Faller (1857-1939) und seine Enkelin Maria Faller (1919-1967).

Hinter ihnen ist der Seitengiebel der Restauration »Ganterbräu« zu sehen. Sie wird von dem Gastwirt Josef Fritsche (1891-1939) und dessen Ehefrau Maria geb. Ganter (1893-1965) betrieben. Bierkisten sind neben der Hauswand gestapelt. 

Standort des Fotografen: 47.884536, 8.345748