Mehrbildkarte mit Gasthaus »Löwen« und Gesamtansicht, ca. 1901-1903

Verlag J. G. Fleig, Hornberg | Dieses Foto befindet sich im Stadtarchiv.

Auf dieser Mehrbildkarte sind zwei Ansichten zu sehen: Zum einen das Gasthaus »Löwe«, vor dem eine Pferdekutsche steht. Sie soll wohl an die ehemalige Poststation im »Löwen« erinnern. Auf dem zweiten Bild ist eine Gesamtansicht zu sehen. Sie wurde von der heutigen Göschweiler Straße aus aufgenommen. Der Blick geht über Wiesen und Felder zum Städtchen. Vor den ersten Häusern verläuft in einer Absenkung die neu erbaute Bahnlinie, die neue moderne Verbindung zur Welt.

Das Gasthaus »Löwen« trägt auf diesem Foto einen Namenszusatz, wie auf dem Wirtshausschild zu entziffern ist: »Hộtel de Lion d‘or«. Seit 1882 hatte das Gasthaus diesen französischen Zusatz, um offenbar französische Kundschaft anzusprechen.  Zur damaligen Zeit war dies durchaus bemerkenswert. Denn das Verhältnis zwischen den beiden »Erbfeinden« Deutschland und Frankreich war nach dem Krieg 1870/71 alles andere als freundschaftlich. Aber auf individueller Ebene sah das offenbar anders aus.

Die Ansichtskarte wird am 24. März 1903 von Löffingen aus an »Monsieur Camille Critsch« im elsässischen Sausheim versendet. Darauf sind auf Französisch folgende Zeilen geschrieben: »Voici un souvenir de notre séjour dans cette belle forêt noire…«. (Auf Deutsch: »Hier ein Gruß von unserem Aufenthalt in diesem schönen Schwarzwald…«).

Gasthaus »Löwe«, ca. 1942

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gertrud Faller zur Verfügung.

»Gasthaus zum goldenen Löwen« steht in großen Buchstaben auf dem Schild an der Fassade des 1715 erbauten Wirtshauses. Den Namen trägt das Lokal seit 1842. Kurz zuvor war der »Löwe« Poststation geworden. Über vier Jahrzehnte hielten die Postkutschen vor dem Haus – die Löffinger konnten von hier aus ins vernetzte Postliniennetz einsteigen. Allein die Fahrt von Neustadt nach Donaueschingen dauerte damals mehr als vier Stunden.

Als dieses Foto aufgenommen wird, ist die Postkutschenzeit längst vorbei. Automobile bestimmen den Verkehr, und der »Löwe« wirbt nun mit einer eigenen Garage für die Wagen seiner Gäste. Betreiber sind Gastwirt und Küfermeister Wilhelm Jordan (1902-1970) und seine Ehefrau Elisabeth Jordan (geb. Schäfer).

Vor dem Gasthaus lädt ein kleines Gärtchen zum Verweilen ein: Ein weiß gestrichener Holzzaun grenzt es ein, zwei Bäumchen spenden Schatten, dazwischen steht eine Bank. So verbindet sich hier die Tradition eines alteingesessenen Wirtshauses mit den neuen Bedürfnissen moderner Reisender.

Standort des Fotografen: 47.883935, 8.344841

Oberer Rathausplatz, ca. 1909/10

Atelier Eugen Felle, Isny | Dieses Foto befindet sich im Stadtarchiv.

Wo sich heute meist eine Blechlawine durch das Städtchen zieht und Autos parken, herrscht auf diesem Foto Leere. Ein Mann steht mitten auf der Straße, die noch nicht asphaltiert ist. Vor dem Gasthaus »Ochsen« scheinen ein paar Menschen zu sein. Der Platz dient noch nicht als Parkplatz, sondern als »Marktplatz«, wie auch der Titel der Ansichtskarte lautet. Buntes Markttreiben ist allerdings seit der Jahrhundertwende selten geworden. 1904 ist der Kornmarkt ganz eingestellt worden.

Rechts sind die Gasthäuser »Löwen« und »Ochsen« zu sehen. Der »Löwen« gehört dem aus Grafenhausen stammenden Gastwirt Vinzenz Jäger (1852-1930), der mit Adelheid geb. Rogg verheiratet ist. Der »Ochsen« wird seit dem Tod von Gastwirt Martin Gromann (1866-1905) von seiner Witwe Josefa Gromann geb. Sibold (1863-1937) betrieben. Der Platz findet oben rechts seinen Abschluss in dem Haus von Kaufmann Wilhelm Vogt (1880-1964), der es 1906 erworben hat. Deutlich ist das Schaufenster zu sehen. Vogt, in Bonndorf geboren, ist mit Elisabeth Vogt geb. Martin (1877-1959) aus Hondingen bei Blumberg verheiratet.

Dominiert wird der obere Rathausplatz von einem dreistöckigen Neubau auf der linken Seite. Nach dem Brand von 1907 erwarb die Stadtgemeinde den Brandplatz von Handelsmann Heinrich Wertheimer. Sie errichtete darauf die »Industrie- und Gewerbeschule«. Das Gebäude wurde mehrere Meter zurückgesetzt und so eine breitere Durchfahrt für den Verkehr geschaffen. Das Gebäude verfügt über eine repräsentative Freitreppe und einen Erker zum Platz hin.

Diese Ansichtskarte wird am 21. Februar 1911 von Löffingen nach Göschweiler versendet. Adressiert ist sie an »Fräulein Josephina Effinger«. Sie enthält Glückwünsche zu ihrem Geburtstag.

Standort des Fotografen: 47.883877, 8.344614