Dieses Foto stellte dankenswerterweise Edith Biedenbach zur Verfügung.
Das »Funke-Haus« (Kirchstr. 10) wirkt mit seiner schmalen, hohen Fassade und dem steilen Satteldach fast ein wenig gedrungen. Auffällig sind die unregelmäßig angeordneten kleinen Fenster mit Sprossen, die symmetrisch anmuten, aber im Detail doch unterschiedlich sitzen. Im Erdgeschoss befinden sich rechts zwei Fenster mit hölzernen Fensterläden. Ganz oben im Dachgeschoss öffnet sich eine große Ladeluke, die von einem hölzernen Vorbau überdacht wird. Von hier aus wird über einen Flaschenzug oder Seilzug Heu und Stroh, aber auch Brennholz direkt ins Dachgeschoss eingelagert. Links schließt das Nachbarhaus (Kirchstr. 12) mit einem Staffelgiebel an – ein typisches Merkmal der historischen Bauweise in der Altstadt.
Im Erdgeschoss ist außerdem ein rundbogiger Durchgang zu erkennen, der von der Kirchstraße in die Eggertenstraße führt. Das »Funketörle«, wie er genannt wird, trägt im Volksmund auch den spöttischen Beinamen »Stinktörle«, weil gleich daneben das Plumpsklo liegt. Außerdem entleerten sich in dem dunklen Durchgang häufig Wirtshausbesucher auf ihrem Heimweg. Ein ebenerdig liegender Schweinestall trug auch zum Gestank bei (»Suusoach«).
Das Haus gehört dem Sägearbeiter Johann Georg Funk und seiner Ehefrau Maria Funk (geb. Laule, 1899-1966). Ihr Sohn Richard Funk (geb. 1932) wird es später erben. Doch lange bleibt das Gebäude nicht mehr stehen: 1974 wird es abgerissen.
Standort des Fotografen: 47.883149, 8.344571