Geöffneter Hauptaltar der Witterschneekirche, 2017

Familie Waßmer

Der Hauptaltar in der Witterschneekirche ist ein Werk des Offenburger Bildhauers und Malers Franz Joseph Simmler (1846-1926). Der Flügelaltar wird heute nur noch zu besonderen Anlässen geöffnet. Dann kommen die zwölf Apostel zum Vorschein. Vor über 40 Jahren wurden sechs der Figuren gestohlen. Sie tauchten später wieder in der Schweiz oder in Österreich auf und konnten zurückgekauft werden. Zur Schließung des Altars werden die sechs inneren Apostelfiguren entnommen, sicher verwahrt und die Altarflügel zugeklappt.

Über dem Altar erhebt sich das Wallfahrtskreuz aus dem Jahre 1897. Die Enden der Kreuzbalken sind aufwändig verziert und umschließen die Symbole der vier Evangelisten: Adler, Mensch, Löwe und Stier. Der Korpus des gekreuzigten Christus stammt von dem Schneekreuz, das ein Wanderer 1740 erstellen ließ. Der aus einem Schneesturm Gerettete gab damals dem bekannten Schönenbacher Schnitzer Jakob Rappenecker den Auftrag für die Christusfigur. Die beiden Figuren beiderseits des Kreuzes, Maria und Johannes, wurden 1979 gestohlen. Sie konnten zwei Monate später in Koblenz bei einem Kunsthändler durch die Kriminalpolizei sichergestellt und zurückgegeben werden.

Der goldschimmernde Hochaltar steht vor dem dunkelblauen Hintergrund der Wand der Apsis. Vom Kreuz fast verdeckt ist Gottvater mit der Taube des Heiligen Geistes zu erkennen. Er ist umgeben von kleinen Engeln und blickt auf seinen gekreuzigten Sohn hinab.

Standort des Fotografen: 47.893440, 8.335851

Andachtsbild von der alten Witterschneekapelle, ca. 1880-1890

Eberle, Kälin & Cie., Einsiedeln / Sammlung Familie Waßmer

Die katholische Verlagsanstalt Eberle, Kälin & Cie. im schweizerischen Marienwallfahrtsort Einsiedeln vertrieb dieses Andachtsbildchen der »Witterschnee-Kreuz-Kapelle in Löffingen«. Das Unternehmen wurde 1858 gegründet, als die holzverschindelte Kapelle mit Türmchen bereits zehn Jahre stand.

Die lithographische Darstellung ist nicht realistisch: In Wirklichkeit war die Kapelle vorne geschlossen. Sie ist nur deshab mit offener Vorderfront dargestellt, um einen Blick auf das Gnadenkreuz im Inneren zu ermöglichen. Auch das Größenverhältnis zwischen der Kapelle und den Pilgern im Vordergrund entspricht nicht der Realität.

Auf die Rückseite des Andachtsbildchens ist ein Gebet gedruckt.

Standort des Künstlers: 47.892984, 8.336223

Altes Votivbild mit Kühen in der Witterschneekapelle, 2009

Familie Waßmer

In der alten Witterschneekapelle hängen bis heute einige alte Votivbilder, die aufgrund eines Gelübdes gefertigt und als symbolisches Opfer in der Kapelle dargebracht wurden. Sie stellen Notsituationen dar und sind Zeugnisse der Volksfrömmigkeit.

Auf diesem Votivbild sind im Vordergrund drei Kühe dargestellt, die an einer Tränke stehen. Vermutlich ging es um eine grassierende Tierseuche, zu deren Bekämpfung göttlicher Beistand angefleht wurde.

Interessant ist die Darstellung der Kapelle im Hintergrund: Es handelt sich um die 1846/47 errichtete Witterschneekapelle, in der das Votivbild heute hängt. Sie ist an ihrem Türmchen und ihren Fenstern eindeutig zu erkennen. In der angebauten Apsis befand sich die Nische mit dem von einem Wanderer 1740 gestifteten Gnadenkreuz. Im April 1894 wurde die Kapelle an ihren heutigen Standort verschoben, um Platz für den Neubau der Witterschneekirche zu schaffen.

Standort des Fotografen: 47.893042, 8.336188

Andachtsbild mit Witterschneekreuz, ca. 1835-1840

Kunsthaus Gebrüder Carl & Nikolaus Benziger, Einsiedeln

»Wahre Abbildung des Witterschnee-Kreuzes«, steht als Überschrift auf diesem Andachtsbildchen. Zu sehen ist die Kreuznische aus dem Jahre 1751/52 mit dem Gnadenkreuz und der Christusfigur. Dahinter erhebt sich der Lindenbaum, unter dem ein Wanderer 1740 beim Schneesturm Schutz gesucht und das Gelübde abgelegt hatte, ein Kreuz zu stiften, falls er gerettet werden sollte.

Schnell wurde das Gnadenkreuz Ziel von Wallfahrten. Erzählungen von Wunderheilungen verbreiteten sich. So soll beispielsweise ein Schmied aus Döggingen durch Verbrennungen am ganzen Körper schwer verletzt und arbeitsunfähig geworden sein. Er gelobte, wenn Gott ihn heile, schmiede er eine kunstvolle Kette. Tatsächlich sei er wieder gesund geworden und habe sein Gelübde gehalten. Die Kette sei an der Kreuznische angebracht worden. Sie ist auf dem Andachtsbildchen zu sehen.

Dass es sich bei der Darstellung des Gnadenkreuzes um eine »wahre Abbildung« handelte, war deshalb wichtig, weil den Gläubigen nur so seine wundertätige Wirkung auch in Form eines lithografierten Bildchens gegeben schien.

Standort des Fotografen: 47.893229, 8.336186

Alte Witterschneekapelle, ca. 1960

Sammlung Familie Waßmer

Im April 1894 hob man die alte Kapelle auf Baumstämme und rollte sie an den heutigen Standort. Die angebaute Kreuznische, in der sich das Gnadenkreuz befunden hatte, entfernte man dabei, denn das Kreuz wurde in die neue Kirche überführt.

Sichtbar blieb für über 100 Jahre am rückseitigen Schindelanschlag die Stelle, an der die Kreuznische ursprünglich angefügt gewesen war. Erst mit dem letzten neuen Schindelanschlag an der alten Kapelle 1994 wurden diese Spuren beseitigt.

Standort des Fotografen: 47.893232, 8.336240

Innenansicht der alten Witterschneekapelle, 1904

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Drei Jahre nach der Weihung der neuen Wallfahrtskirche entstand 1904 diese Innenaufnahme der alten Kapelle. Der Blick fällt von der Kapellentür über die alten Kirchenbänke mit barocken Doggen hinweg in Richtung Altar mit dem Kreuz darüber. Die Altardecke ist mit den Worten bestickt: »Heiliger Antonius bitte für uns«. Die Altarrumrahmung ist umgeben von alten Votivbildern. Die meisten von ihnen sind heute verschwunden.

Heute wird die Kapelle als Sammelstelle für religiöse Gegenstände aller Art zweckentfremdet. Eine Unzahl von entsorgten Kreuzen, Gipsstatuen und großformatigen Bildern verunstalten den Innenraum. 

Standort des Fotografen: 47.893027, 8.336191

Pilgerinnen vor der alten Witterschneekapelle, ca. 1950-1960

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Norbert Freudenberg zur Verfügung.

In der Nachkriegszeit kommen immer weniger Wallfahrer mit dem Zug, sondern mehr und mehr mit Autos und Bussen. Der hinter der alten Witterschneekapelle parkende Reisebus ist überaus modern, denn er verfügt über eine selbsttragende Karosserie und Panoramafenster mit Dachrandverglasung. Vermutlich handelt es sich um einen Setra-Bus (S9) der Firma Kässbohrer, der dem Busunternehmen »Der Glottertäler« gehört. Pilgerinnen in Tracht stehen vor dem Bus und warten auf ihre Heimfahrt in den Schwarzwald.

Am Schindelbeschlag der alten Kapelle ist deutlich zu erkennen, dass an der Rückseite ursprünglich eine Apsis angebaut war, in der sich das Gnadenkreuz befunden hatte. Beim Neubau der Wallfahrtskirche in den Jahren 1894-1897 wurde das Kreuz in das neue Gotteshaus überführt und die Apsis an der alten Kapelle entfernt. Auch das Dach der Kapelle ist noch mit Holzschindeln gedeckt.

Standort des Fotografen: 47.893286, 8.336289

Lina Egle an ihrem Verkaufsstand am Witterschnee, ca. 1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Pia Durst zur Verfügung.

Direkt vor dem Eingang zur alten Witterschneekapelle hat Lina Egle geb. Mäder (-1966) ihren Verkaufsstand aufgebaut. Auf zwei Böcken ruht eine Tischplatte, über die eine Tischdecke gebreitet liegt. Ein Teil der Devotionalien ist in einer Vitrine ausgelegt. Daneben sind Andachtsbildchen und Heiligenbilder zu erkennen, Kruzifixe und mehrere Rosenkränze, die feinsäuberlich an einer Holzlatte aufgefädelt sind.

Unter dem Tisch steht ein Korb, in dem sich sicherlich auch ein Vesperbrot für Zwischendurch befindet. Lina Egle betreibt als letzte Händlerin einen Verkaufsstand am Witterschnee. Als sie damit aufhört, findet auch diese Geschäftstradition ein Ende.

Lina (eigentlich Pauline) Egle ist die Witwe von dem Müller Gustav Egle (1881-1954). Geboren wurde sie am 20. Juni 1887 in Löffingen. Sie stirbt im Alter von 79 Jahren am 31. Mai 1966.

Standort des Fotografen: 47.892984, 8.336309

Witterschnee mit Verkaufsbuden auf einem Aquarell von Ernst Keller, ca. 1950

Gemälde von Ernst Keller

Ernst Keller (1912-1985) malte nach der Vorlage von alten Fotografien, aber auch aus der Erinnerung eine Serie von Aquarellen mit alten Stadtansichten.

Hier sind die Witterschneekirche und die alte Kapelle zu sehen. Im Vordergrund malte Keller die Verkaufsbuden, in denen Wallfahrer religiöse Artikel wie Rosenkränze, Andachtsbildchen und Gebetbücher kaufen konnten. Im Sortiment gab es aber auch Souvenirs wie z. B. Schneekugeln mit Miniatur-Witterschneekreuzen, die beim Schütteln eingeschneit wurden.

Standort des Malers: 47.892803, 8.336868

Blick auf die Wallfahrtskirche Witterschnee, ca. 1933

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Bader zur Verfügung.

Von jenseits der Bahnlinie fällt der Blick auf die 1894-1897 erbaute Wallfahrtskirche Witterschnee. Das gesamte Langhaus und die angebaute Sakristei sind zu sehen. Die Kastanienbäume sind groß geworden.

Das Foto stammt von einer Bildertafel, auf der neben dieser Außenansicht der Wallfahrtskirche noch eine Innenaufnahme und zwei Ansichten der katholischen Pfarrkirche St. Michael und ein Porträt von Stadtpfarrer Guido Andris zu sehen sind.

Standort des Fotografen: 47.892704, 8.333207

Trachtenkinder vor der Witterschneekirche, ca. 1952

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Werner Lubrich zur Verfügung.

Zwei Trachtenkinder stehen im abgemähten Getreidefeld vor der Wallfahrtskirche Witterschnee. Gebündelte Getreidegarben dienen als Kulisse.

Der Junge ist Dieter Vierlinger (geb. 1944), der schon früh für die Kindertrachtengruppe entdeckt wurde und bereits im Kindesalter mit seiner Gitarre auftrat. Das Mädchen ist Isolde Kaltenbrunner (geb. 1943). 

Standort des Fotografen: 47.893254, 8.336564

Witterschneekreuz mit »Gruß aus Löffingen«, ca. 1900

Kunstanstalt Franz Schemm, Nürnberg / Sammlung Familie Waßmer

»Als ich gekniet hier im Gebet / Und bei Maria Hilf erfleht, / Erbat ich auch viel Segen Dir / Dies meldet schlicht die Karte hier!« Das Motiv einer Schwalbe, die ein Briefchen im Schnabel hält, war um die Jahrhundertwende als Ansichtskarte im gesamten Deutschen Reich in zahlreichen Variationen im Umlauf.

Hier fliegt die Schwalbe über die Wallfahrtskirche Witterschnee hinweg, die in den Jahren 1894-1897 im Stil der Neoromanik erbaut worden war. Obwohl Löffingen kein Marienwallfahrtsort war, versandten Pilger Ansichtskarten mit diesem Vers an die Daheimgebliebenen.

Standort des Fotografen: 47.893254, 8.336564