Friedrich Kornwachs (1907-2001) wirkte 1933/34 als Vikar in der katholischen Pfarrei Löffingen. Er stand Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) in dessen Konflikt mit den Nationalsozialisten mutig zur Seite.
Kornwachs wurde 1907 in Villingen als Sohn eines Glasermeisters geboren. Er besuchte zunächst die Volksschule und wechselte dann auf die Realschule. Bereits während seiner Schulzeit wollte er Priester werden. 1920 trat er in das Erzbischöfliche Konvikt in Freiburg ein und besuchte das Bertholdsgymnasium. Nach seinem Abitur 1927 studierte er Theologie und Philosophie in Freiburg und an der Universität Münster. 1931/31 absolvierte er das Priesterseminar in St. Peter. Am 6. März 1932 wurde er zum Priester geweiht. Im April 1932 trat Kornwachs seine erste Vikarsstelle in Schutterwald an. Spannungen mit dem dortigen Pfarrer führten im Juni 1933 zu seiner Versetzung nach Löffingen. Dort war der 26-Jährige auch Präses des katholischen Gesellenvereins. Unweigerlich geriet er in den Konflikt mit dem totalitären Machtanspruch der Nationalsozialisten. Mutig erhob er in mehreren Predigten seine Stimme gegen die NSDAP-Ortsgruppe und ihren Leiter Dr. Richard Straub (1894-1938). Am 19. April 1934 versetzte ihn der Erzbischof von Löffingen nach St. Georgen in Freiburg.
Zwei Jahre blieb er dort, bevor er 1936 als Vikar nach Dossenheim an der Bergstraße und weiter nach Tiengen am Hochrhein ging. Während seines dreijhrigen Vikariats geriet er erneut ins Visier der Gestapo, nachdem er öffentlich Stellung gegen die Verfolgung der Juden bezogen hatte. Im August 1939 wurde er nach Hohenzollern in die vakante Pfarrei Weildorf berufen. Zwei Tage nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er investiert. Elf Jahre wirkte Kornwachs dort als Pfarrer. 1950 wurde er als Pfarrer nach Kollnau im Elztal versetzt. 1958 wurde er Pfarrer in Oberlauchrichgen im Klettgau. 1971 wurde der 64-Jährige schließlich Krankenhausseelsorger in seiner Heimatstadt Villingen, wo er Kranke und Sterbende seelsorgerisch begleitete. Seinen Ruhestand verlebte er ab 1974 in Leipferdingen. In dieser Zeit verfasste er seine Memoiren, die in den Jahren 1975/76 unter dem Titel »Nachlese. Erlebnisse und Erinnerungen eines Dorfpfarrers im Dritten Reich« erschienen. Daneben veröffentlichte er auch einen Gedichtband. Der Freiburger Erzbischof Oskar Saier (1932-2008) ernannte ihn 1984 zum Geistlichen Rat ad honorem. 1997 konnte Kornwachs sein 65. Priesterjubiläum begehen. Vier Jahre später starb er im Alter von 94 Jahren in Geisingen und wurde in seiner Geburtsstadt Villingen beerdigt.
Guido Andris (1879-1974) war von 1929 bis zu seiner gewaltsamen Vertreibung 1934 Stadtpfarrer in der katholischen Pfarrei Löffingen.
Geboren wurde er am 14. Dezember 1879 in Schollach als Sohn eines Schmiedes. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er als 14-Jähriger auf die Lendersche Lehranstalt in Sasbach. Von 1897 bis 1901 besuchte er das Großherzogliche Badische Gymnasium in Rastatt und das dortige Erzbischöfliche Gymnasialkonvikt. Nach seinem Abitur 1901 studierte er bis 1904 Katholische Theologie an der Universität Freiburg. Am 5. Juli 1905 wurde Andris durch Erzbischof Thomas Nörber (1846-1920) zum Priester geweiht.
Er wirkte als Vikar in den Pfarreien Ettenheim, Oberwolfach und ab 1907 in Rastatt. Von 1910 bis 1912 war er von seinen seelsorgerischen Aufgaben entbunden, um sich dem katholischen Pressewesen zu widmen. In dieser Zeit fungierte er als Redakteur der Zeitungen Badenia und Rastatter Zeitung. Dabei lieferte er sich teilweise heftige Auseinandersetzungen mit dem politischen Liberalismus. Seine eigene politische Heimat war die katholische Zentrumspartei, deren Mitglied er war. 1912 wurde er Pfarrverweser in der katholischen Pfarrei Staufen. Zwei Jahre später kam er nach Ottenhöfen, wo er im Februar 1916 als Pfarrer investiert wurde. 15 Jahre lang wirkte er in der dortigen Pfarrei. Im März 1929 wurde Andris in die katholische Pfarrei Löffingen versetzt und im Auftrag des Freiburger Erzbischofs Karl Fritz investiert.
Früh geriet er in Konflikt mit der NSDAP-Ortsgruppe Löffingen, die bereits im April 1928 gegründet worden war. Die örtlichen Nationalsozialisten schrieben anonyme Hetzbriefe und attackierten den Priester in der nationalsozialistischen Presse als »geistlichen Zentrumsagitator«. 1932 spitzte sich die Konfrontation zu, als sich Andris im Zuge der Reichspräsidentenwahl 1932 für die Wiederwahl Hindenburgs aussprach. Er warnte vor den »religiösen Gefahren« der NS-Bewegung und bezeichnete Hitler als »Taufscheinkatholiken«. An Ostern 1932 verweigerte der Seelsorger NSDAP-Mitgliedern bei der Beichte die Absolution. Dem Konflikt lagen letztlich weltanschauliche Gründe zugrunde, wie Andris’ Predigt gegen die Ideologie der »Vernichtung lebensunwerten Lebens« und seine Stellungnahme gegen die kirchenfeindlichen Schriften von Alfred Rosenberg zeigen.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nutzten die lokalen Nationalsozialisten die neuen Möglichkeiten, die sich ihnen boten, um Rache zu üben: Der gleichgeschaltete Gemeinderat forderte in mehreren Versetzungsgesuchen von Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948) die Versetzung des Stadtpfarrers. Andris agierte in dieser Zeit vorsichtig und enthielt sich öffentlicher Kritik an der Reichsregierung. Er fuhr aber fort, die lokalen Nationalsozialisten zu kritisieren, wenn diese gegen die Bestimmungen des Reichskonkordats verstießen. Ständiger Streitpunkt war der Umgang mit den katholischen Vereinen: Andris hatte ein blühendes Vereinswesen aufgebaut, das die Nationalsozialisten zu zerschlagen versuchten, obwohl das Konkordat eine Bestandsgarantie gab. Außerdem griff der Priester wiederholt den Ortsgruppenleiter und Ortsjugendführer sowie andere lokale Nationalsozialisten wegen ihres Lebenswandels an, der nicht seinen Vorstellungen von Moral und Sitte entsprach. Im Januar 1934 ermittelte die Geheime Staatspolizei gegen Andris und seinen Vikar Friedrich Kornwachs, da diese als Geistliche in Löffingen »untragbar« seien.
Am 23. Juni 1934 holte die NSDAP-Ortsgruppe mit Unterstützung der Kreisleitung Neustadt zum entscheidenden Schlag gegen den Priester aus. Am Vormittag drangen Nationalsozialisten in das katholische Pfarrhaus ein und beleidigten und bedrohten Andris. Sie forderten ihn auf, den katholischen Sportverband Deutsche Jugendkraft (DJK) aufzulösen. Andris lehnte dies ab. Am Nachmittag versammelten sich daraufhin Nationalsozialisten vor dem Pfarrhaus. Sie schrien Parolen gegen die DJK und forderten lautstark: »Heraus mit dem Rebellen!« Andris telefonierte mit Erzbischof Gröber. Dieser gab ihm Anweisung, Löffingen mit dem nächsten Zug zu verlassen und nach Freiburg zu kommen. Unterdessen eskalierte die Situation: Einige Bürger kritisierten die Aktion der Nationalsozialisten, es kam zu Wortgefechten, Rangeleien und körperlicher Gewalt. Insgesamt wurden 16 Bürger verhaftet. Einer von ihnen, der Landwirt Karl Bader (1902-1971), hatte die Kirchenglocken Sturm geläutet und wurde dafür mit Gefängnis und einmonatiger Haft im Konzentrationslager Kislau bestraft. Andris folgte schließlich der Weisung seines Erzbischofs und verließ seine Pfarrei. Die Nationalsozialisten verhöhnten ihn auf dem Weg zum Bahnhof und stimmten das Volkslied »Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus« an.
Nach seiner gewaltsamen Vertreibung am 23. Juni 1934 wurde Andris am 29. Juni in Freiburg von der Gestapo unter dem Vorwurf der »Aufreizung zum Landfriedensbruch« verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Nach vier Tagen wurde er wieder freigelassen. Er wurde aber mit einem Bezirks- und Ortsverweis bestraft und durfte somit weder nach Löffingen noch in den Amtsbezirk Neustadt zurückkehren. Die Bemühungen, eine Aufhebung dieses Verweises zu erwirken, scheiterten. Im Januar 1935 versetzte Erzbischof Conrad Gröber schließlich Andris »unter Absenzbewilligung« in die Pfarrei Steinbach (Baden-Baden), wo der Geistliche im Oktober des Jahres investiert wurde.
Aus gesundheitlichen Gründen wurde er 1942 auf die Insel Reichenau versetzt. Beinahe drei Jahrzehnte wirkte Andris dort in der Pfarrei St. Peter und Paul. 1965 konnte er sein 60. Priesterjubiläum feiern. Fünf Jahre später ging er in den Ruhestand. Am 28. April 1974 starb er im Alter von 94 Jahren in Niederzell. Seine letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Friedhof.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Bader zur Verfügung.
Diese Mehrbildtafel trägt den Titel »Gott segne unser Heim«. Vier Ansichten der katholischen Pfarrkirche St. Michael und der Wallfahrtskirche Witterschnee, sowohl Außen- als auch Innenaufnahmen, sowie ein Porträt von Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) sind darauf zu sehen. Die Mehrbildtafel ist mit floralen Ornamenten im Jugendstil verziert.
Guido Andris wirkte von 1929 bis zu seiner gewaltsamen Vertreibung 1934 als Stadtpfarrer in der katholischen Pfarrei Löffingen. Am 5. Juli 1930 konnte er sein 25. Priesterjubiläum feiern. Gut möglich, dass zu diesem Anlass diese Mehrbildkarte gestaltet wurde. Karl Bader (1902-1971), der dem katholischen Gesellenverein angehörte, erhielt diese Collage zur Erinnerung und bewahrte sie ein Leben lang auf. Als Stadtpfarrer Guido Andris am 23. Juni 1934 von den Nationalsozialisten gewaltsam aus Löffingen vertrieben wurde, war es der 32-jährige Karl Bader, der den Mut hatte, die Kirchenglocken zu läuten. Er begründete dies später in Verhören gegenüber der Gestapo mit den Worten: »Ich wollte dem Pfarrer mit einem Geläute die Dankbarkeit seiner Pfarrkinder bekunden.« Er wurde dafür mit Gefängnis und einmonatiger Haft im Konzentrationslager Kislau bestraft.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Adolf Benz zur Verfügung.
Der neunjährige Adolf Benz (geb. 1930) feiert seine Erstkommunion. Er ist in einen Anzug gekleidet, mit kurzen Hosen und langen Kniestrümpfen. In seiner linken Hand hält er seine Kommunionskerze, in der rechten Hand ein Gebetbuch und einen Rosenkranz. Weit zur Kirche hat er es in seiner Kindheit nicht, denn seine Familie wohnt gleich nebenan in der Hafnergasse (Kirchstr. 12).
Als erwachsener Mann wird der Weg zum Gottesdienst dann sehr viel weiter für ihn, da er ab Ende der 1950er Jahre in Stettholz wohnt.
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele zur Verfügung.
Gläubige säumen den Weg, als Pater Alfred Benz aus dem Portal der katholischen Pfarrkirche St. Michael tritt und zusammen mit seinen Mitgeistlichen in Richtung Kaplanei zieht. Soeben hat er seine Heimatprimiz gefeiert, den Gottesdienst zelebriert und den Primizsegen gespendet.
Fotograf: Leo Molitor, Neustadt Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Heiler zur Verfügung.
Eine junge Frau lässt sich im Fotoatelier fotografieren. Es ist Rosa Selb (1896-1967), die später Ernst Heiler (1895-1949) heiratet. Das Foto hat er vermutlich bei sich, als er Soldat im Ersten Weltkrieg ist. Daher könnten die Gebrauchsspuren und Knicke herrühren.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Christel Wehrle zur Verfügung.
Die Frau, die es sich auf dem Bänkchen vor dem Gasthaus »Gebert« gemütlich gemacht hat, trägt Löffinger Tracht. Sie ist aber weder Löffingerin noch trägt sie die Tracht im Alltag. Das Foto ist gestellt. Das Porträt zeigt Frau Hinz, die als erster Kurgast im »Gebert« Ferien verbringt. Sie darf einmal ausprobieren, wie es ist, Tracht zu tragen. Und natürlich wird ein Erinnerungsfoto geschossen.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Egon Eggert zur Verfügung.
Der Bahnangestellte Egon Eggert (1924-1996) ist konzentriert bei der Arbeit. Von Hand kurbelt er als Schrankenwärter die Bahnschranke am Übergang der Rötenbacher Straße herunter und nach der Durchfahrt des Zuges wieder hinauf. Nur einen kurzen Blick wirft er dem Fotografen zu.
Im Hintergrund sind das 1949 erbaute Haus Gwinner (Seppenhofer Str. 2) und das Haus Heiler (Pfarrweg 1) zu sehen.
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Paula Veith zur Verfügung.
Der Briefträger Edmund Jordan (1875-1915) heiratet 1903 die 23-jährige Ida Schlatter (1879-1947). Das Brautpaar wird in einem Fotoatelier abgelichtet. Das Hochzeitsbild ist im so genannten Kabinettformat überliefert (»Cabinet-Portrait«), d.h. in einem Format von 10 × 15 cm, auf Karton aufgeklebt.
Ida Schlatter wurde als Kind von dem Ehepaar Joseph und Berta Schlatter adoptiert, das im »Winkel« in der »Hintergasse« wohnte, dort, wo sich heute die Durchfahrt von der Demetriusstraße in die Ringstraße befindet. Im Zuge ihrer Hochzeit übernimmt Ida Schlatter 1903 das Haus.
Am 23. März 1907 bricht darin ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitet und schließlich 15 Häuser einäschert. Nach dem Großbrand entscheiden sich die Jordans, außerhalb des Städtchens im »Schlempental« ein neues Haus zu bauen (Obere Hauptstr. 21). Die Ehe von Edmund und Ida Jordan wird später geschieden.
Fotoatelier Joseph Ohlenschläger, Inh. Rich. Marth, Donaueschingen Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.
Die beiden Freundinnen Agathe Sibold (1882-1967) und Maria Werne (1882-1956) lassen sich in einem Fotoatelier in Donauschingen gemeinsam auf einem Foto verewigen.
Agathe Sibold (links) heiratet später den Architekten Johann Preuß, Maria Werne (rechts) heiratet 1908 den Pfästermeister und Landwirt Ferdinand Schultheiß.
Fotoatelier Ohlenschläger, Donaueschingen Dieses Bild stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.
Maria Werne (1882-1956) ist noch eine junge Frau, als sie sich in einem Fotoatelier in Donaueschingen fotografieren lässt. Geboren wurde sie 1882 in Löffingen. 1908 heiratet die 26-Jährige den Pflästermeister und Landwirt Ferdinand Schultheiß (1880-1936) und lebte mit ihm und ihren Kindern in der Maienlandstr. 1, gleich hinter dem Mailänder Tor. 1956 starb sie im Alter von 73 Jahren.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.
Der Mann mit dem imposanten Schnurrbart ist Johann Werne (1853-1907). Er ist Metzger von Beruf und betreibt sein Geschäft in der Kirchstr. 12. Johann Werne, der mit zweitem Vornamen Evangelist heißt, wurde am 27. Mai 1853 geboren. Schon sein Vater, Johann Werne sen. (1819-1896) war Metzgermeister. Seine Mutter, Elisabeth geb. Wehrle (1828-1859), starb als der Junge gerade einmal sechs Jahre alt war. Der Vater heiratete daraufhin noch zwei Mal. Johann Werne übernahm später die Metzgerei des Vaters und verheiratete sich mit Maria geb. Freund (1852-1917) aus dem hessischen Groß-Umstadt. Er starb am 20. Juni 1907 im Alter von 53 Jahren.
Sechs Jahre nach seinem Tod kauft sein Sohn, der in dritter Generation Johann Werne heißt, das Haus Demetriusstr. 15 und eröffnet dort die »Werne-Metzgerei«.