Unterer Rathausplatz beim Hochwasser, 1. Juli 1958

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Matthias von Dungen zur Verfügung.

Nach einem ungewöhnlich starken Wolkenbruch in den Abendstunden des 1. Juli 1958 schießen die Wassermassen vom Stettbach kommend in das Städtchen. Durch das Mailänder Tor bahnt sich das Wasser seinen Weg und staut sich innerhalb weniger Minuten auf dem unteren Rathausplatz. Bis zur Oberkante des Demetriusbrunnens steigt es an. Nur der Straßenwegweiser in der Mitte des Platzes und das Kriegerdenkmal ragen noch aus den Fluten heraus.

Die Verwüstungen sind verheerend. Beim Mailänder Tor wird die Straßendecke aufgerissen. Am nächsten Tag schreibt die Lokalpresse, dass sich in Löffingen ein Bild darbiete »wie nach einem Luftangriff«. Rechts am Bildrand sind Passanten zu erkennen, die halbwegs trockenen Fußes in der aufsteigenden Demetriusstraße stehen. Mit aufgespannten Regenschirmen bewaffnet, beobachten sie hilflos die Naturgewalt.

Standort des Fotografen: 47.883717, 8.344251

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881

Tiere am Demetriusbrunnen, ca. 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hedwig Selb zur Verfügung.

Das Bild mit den beiden Kühen und dem Kälbchen am Brunnen ist gestellt. Üblicherweise werden die Tiere dorthin zur Tränke getrieben. Der junge Mann aber trägt Anzug, Krawatte, ein weißes Hemd und gewienerte Schuhe. Wer weiß, wie der junge Mann heißt?

Im Hintergrund ist das Haus von Flaschnermeister Ferdinand Willmann (Demetriusstr. 13), das 1923 erbaute Mailänder Tor und das Haus von Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883726, 8.343751

Mailänder Tor und Haus Müller in der Demetriusstraße, ca. 1950-1953

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

Jahrzehntelang war das Haus links vom Mailänder Tor im Besitz der Familie Willmann, bis es 1950 der Mechanikermeister Karl Müller (1913-1971) kaufte. Er richtete darin eine »Mechanische Reparatur Werkstätte« ein. Werktags standen fortan Fahrräder vor dem Laden, die zum Verkauf angeboten wurden. Die Dachgaube wurde Mitte der 1960er Jahre entfernt. 1969 brannte das Gebäude ab.

Im Mittelpunkt des Fotos steht der Wegweiser vor dem Mailänder Tor mit seinen holzgeschnitzten Motiven. Damals führte die Bundesstraße 31 von Freiburg nach Donaueschingen noch mitten durch das Städtchen.

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Personengruppe beim Kartenspiel, Juli 1928

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Im Büro von Flaschnermeister Ernst Willmann (1888-1947), der links mit Schirmmütze und Pfeife im Mund sitzt, versammelt sich diese gemütliche Runde zum Kartenspiel.

Wer kennt die anderen Personen?
V.l.n.r.: Ernst Willmann, Fritz Strobel (1906-1997), ???, ???

Standort des Fotografen: 47.883948, 8.343645

Unterer Rathausplatz mit Mailänder Tor, ca. 1950

Verlag A. Rebholz

In den Kriegsjahren während der NS-Zeit wurde der Platz um das Kriegerdenkmal von 1870/71 umgestaltet. Das schmiedeeiserne Gitter, das das Denkmal urprünglich umrahmt hatte, wurde entfernt, da es für die Kriegsindustrie eingeschmolzen werden sollte. Statt dessen wurde ein kleiner Ehrenhain um das Denkmal angelegt.

Diese Ansicht datiert bereits aus der Nachkriegszeit: Die Dacheindeckung des Mailänder Tores zeigt deutlich die reparierten Spuren der Kriegsschäden. Der im Krieg zerstörte alte Demetriusbrunnen fehlt auf dem Foto. Erst 1954 wird der neue Demetriusbrunnen errichtet und den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gewidmet.

Bei den Häusern im Hintergrund handelt es sich von links um die Metzgerei Werne (Demetriusstr. 15), die 1955 von dem Metzgermeister Willy Butsch aus Furtwangen übernommen wird. Daneben steht das Haus von Korbmacher August Egle und seiner Ehefrau Klara geb. Wintermantel, die eine Modegeschäft betreibt (Demetriusstr. 14). Das Nachbarhaus gehört ab 1950 dem Mechanikermeister Karl Müller (Demetriusstr. 13). Neben dem Mailänder Tor steht das Haus von Metzger Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11).

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Unterer Rathausplatz mit Mailänder Tor, ca. 1930-1939

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv / Sammlung Familie Waßmer

Nach dem Wiederaufbau des Städtchens infolge des Großbrandes von 1921 hat der Untere Rathausplatz für viele Jahre dieses Aussehen. Der Platz um das Kriegerdenkmal 1870/71 im Vordergrund erfährt im Laufe der Jahrzehnte allerdings verschiedene Umgestaltungen. Ursprünglich ist er mit Koniferen bepflanzt und das Denkmal von einem schmiedeeisernen Gitter umrahmt, das im Zweiten Weltkrieg demontiert und für Zwecke der Rüstungsindustrie eingeschmolzen wird.

Diese Ansicht datiert aus den 1930er Jahren, da am Mailänder Tor bereits die Gedenktafeln mit den Namen der Kriegsgefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht sind. Beim Demetriusbrunnen auf dem Platz handelt es sich noch um den alten Brunnen, der bei einem Fliegerangriff 1945 zerstört wird.

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Einweihung des Gefallenendenkmals am Mailänder Tor, 15. Juni 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden am Mailänder Tor zwei Gedenktafeln zum Gedenken an die Kriegsgefallenen eingeweiht. Zum Denkmal gehören auch die Madonna mit Jesuskind über dem Torbogen und das Glöckchen in der Turmspitze.

Das Denkmal wurde von Architekt Carl Anton Meckel (1875-1938) aus Freiburg entworfen und durch den Villinger Bildhauer Robert Neukum (1892-1971) ausgeführt. Da die Denkmalsweihe am selben Tag wie die Verbandstagung des Feldberg-Kriegergaues in der Festhalle stattfand, nahmen viele Kriegervereine und sogar Offiziere und Mannschaften der Reichswehr daran teil.

Standort des Fotografen: 47.883671, 8.344014

2 Fotos: 40-jähriges Stiftungsfest des Militärvereins am Kriegerdenkmal, 7. Juni 1914

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieg feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten.

Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen. Auf dem unteren Rathausplatz hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Man steht dicht an dicht. Der Mode der Zeit entsprechend tragen fast alle Menschen eine Kopfbedeckung: Man sieht Herrenhüte und Damenhüte, aber auch Feuerwehrhelme ragen aus der Menge heraus. Bei den Behelmten im Vordergrund scheint es sich um eine Musikkapelle zu handeln, denn es sich einzelne Musikinstrumente zu erkennen.

Ganz links ist der 1912 geschaffene Demetriusbrunnen zu sehen, dessen Brunnensäule mit einer Girlande geschmückt ist. Auch die Häuser der Demetriusstraße und das Mailänder Tor sind mit Tannenreisig dekoriert. Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch nicht umgebaut: Im Erdgeschoss befindet sich noch kein Ladengeschäft, sondern der Ökonomiebereich, wie am Scheunentor zu erkennen ist. Vor dem Rathaus sind Fahnenmasten aufgebaut, an denen zwei badische Fahnen in den Farben gelb-rot-gelb und zwei Nationalfahnen in den Farben schwarz-weiß-rot wehen.

Standort des Fotografen: 47.883705, 8.344105

Unterer Rathausplatz, ca. 1950-1954

Verlag A. Rebholz

Zu den am häufigsten fotografierten Stadtansichten zählt der untere Rathausplatz mit dem Rathaus, dem Mailänder Tor und den nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln errichteten, eng aneinander gereihten Gebäuden in der Demetriusstraße. Ansichtskarten mit dieser Perspektive in aller Variationen sind auch deshalb so populär, weil das Gebäudeensemble historisch-mittelalterlich anmutet.

Der historische Wert einer Fotografie bestimmt sich aber manchmal nicht ausschließlich durch das, was man sieht, sondern auch durch das, was man nicht sieht. In dieser Ansichtskarte vom Anfang der 1950er Jahre sticht die Leere auf dem Platz ins Auge. Der alte Demetriusbrunnen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer zerstört. Der neue Brunnen wird erst 1954 errichtet und fehlt noch auf dem Foto.

Hinter dem Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist die Stadtwaage zu erkennen.

Das Foto findet als Ansichtskarte Verbreitung. Der Verlag A. Rebholz hatte die Ansicht retuschiert und einen dramatischen Wolkenhimmel dazu gemalt.

Standort des Fotografen: 47.883695, 8.343479

Umzugswagen auf dem unteren Rathausplatz, Fasnacht 1913

Sammlung Familie Waßmer

»Türkei!!« steht in großen Buchstaben auf dem Wagen, der von Pferden gezogen wird und gerade das Mailänder Tor verdeckt. Es ist Fasnacht. Und das Motto in diesem Jahr sind persiflierende Darstellungen verschiedener Völker und Nationen. Dieser Wagen ist so gestaltet, wie man sich (damals) das Osmanische Reich vorstellt: Vier Türmchen mit Halbmonden an der Spitze krönen den Wagen. Darauf stehen kostümierte Frauen, davor Männer. Die strikte Geschlechtertrennung könnte daraufhin deuten, dass es sich bei dem Motivwagen um die Darstellung eines Harems handeln soll, mit Haremsfrauen oben und den Haremswächtern unten. Schließlich übt die Institution des Harems im christlichen Europa jener Zeit eine starke Faszination aus und wird breit rezipiert.

Im Hintergrund ist das zweistöckige Wohnhaus von Metzger Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) mit Stalltür und Scheunentor zu erkennen. Das Anwesen brennt beim Großbrand 1921 ab. Das Bild ist eine der seltenen Fotografien, auf dem das Haus vollständig zu sehen ist. Daneben das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) ist leider vom Umzugswagen komplett verdeckt. Links daneben schließt sich das Haus von Flaschnermeister Ferdinand Willmann (Demetriusstr. 13) an.

Standort des Fotografen: 47.883849, 8.343755