Dieses Foto stellten dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele zu Verfügung.
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Die Pferde schnauben, der Wagen ruckelt durch die Kirchstraße, und hoch oben darauf tobt das wilde Treiben: Männer und Frauen mit bemalten Gesichtern, Federschmuck und Lanzen stellen »Indianer« dar. Ein Marterpfahl ragt in die Höhe, während die Darsteller die Arme in die Luft reißen und das Publikum am Straßenrand anfeuern. »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« lautet das Fasnachtsmotto des Jahres 1935 – und die Darstellung folgt dem Klischeebild, das in Büchern oder Abenteuerfilmen populär geworden ist.
Die »Fremden« werden dabei exotisiert, ihre Darstellung schwankt zwischen Faszination und Verachtung. Sie erscheinen als wilde, ungezähmte Gestalten, über die man lacht, die man bestaunt, deren Wirklichkeit aber unsichtbar bleibt. So wie hier in Löffingen entstehen an Fasnacht Bilderwelten, die das Eigene stärken, indem sie das Andere zur Karikatur verzerren.
Im Hintergrund ist, fast verdeckt, das Haus von Wagnermeister Adolf Schelling (Kirchstr. 11) zu erkennen. In der linken Hälfte befindet sich der Wohnbereich, in der rechten Gebäudehälfte die Ökonomie.
Vorne am Wagen steht Karl Glunk mit einer weißen Zipfelmütze – vermutlich lenkt er die beiden Pferde, die den Wagen durch die enge Kirchstraße ziehen.
Standort des Fotografen: 47.883662, 8.345073