4 Fotos: Aufstellen des Ehrennarrenbaums vor dem Gasthaus »Löwe«, Fasnacht 1974

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Nein, hier wird nicht der Narrenbaum der 20-Jährigen aufgestellt. Denn traditionell steht dieser auf dem unteren Rathausplatz vor dem Café »Fuß« (Rathausplatz 5) – und auch 1974 ist dies der Fall. Aber in diesem Jahr ist am »Schmutzigen Dunschdig« doch etwas anders: Denn es gibt zwei Narrenbäume. Der zweite Baum wird vor dem Gasthaus »Löwe« (Rathausplatz 11) aufgestellt. Der Ort ist nicht zufällig gewählt, denn hier wird ein Wirtswechsel gefeiert: Das Gasthaus hat einen neuen Pächter: Gerd Rother – und es eröffnet nach grundlegender Renovierung.

Die Narrenpolizei hat den Platz gut abgesperrt, während der Baum hochgezogen wird. Mit einigem Sicherheitsabstand verfolgen die Zuschauer, darunter die Laternenbrüder, das Aufstellen des Baumes. In den Fenstern im 1. Obergeschoss des »Löwen« hat man die beste Aussicht und kann alles aus nächster Nähe beobachten. Als der Baum schließlich senkrecht steht, scharen sich die Zuschauer um ihn.

Ein interessantes Detail ist auf dem obersten Foto im Hintergrund zu erkennen: Das Haus Schelling (Kirchstr. 11) wurde kürzlich umgebaut. Der Ökonomiebereich mit seinem Scheunentor ist verschwunden. Statt dessen befindet sich dort nun ein Garagentor, das seinerseits wenige Jahre später einem Durchgang zur Bittenstraße weichen wird, dem »Postbögle«.

Standort des Fotografen: 47.883900, 8.344684

3 Fotos: Städtlelauf in der Kirchstraße am »Tag des Sports«, 1975

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Am »Tag des Sports« sind im gesamten Städtchen verschiedene Parcours-Stationen aufgebaut, an denen die teilnehmenden Sportler*innen ihre Beweglichkeit, Schnelligkeit und Geschicklichkeit unter Beweis stellen. In der Kirchstraße befindet sich das Ziel. Passenderweise vor dem Geschäft »Ski-Schelling« (Kirchstr. 11) muss auf Langlaufski eine hölzerne Rampe hinuntergefahren werden.

Das »Postbögle« existiert noch nicht. Stattdessen befindet sich an dieser Stelle noch das Scheunentor vom Haus Schelling. Nebenan ist die Bäckerei Zahn (Kirchstr. 13) und das Eisenwarengeschäft Walz (Kirchstr. 15) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883580, 8.345155

Blick in die Kirchstraße, ca. 1955

Verlag A. Rebholz

Der Standort für die Aufnahme ist so gewählt, dass beide Häuserzeilen der Kirchstraße ins Bild kommen. Die Straße, die im vorderen Bereich recht breit ist, da sie sich zur Kirche hin öffnet, verengt sich hinter dem Brunnen. Die Häuser rechts der Straße haben keine Hoffläche, während die zur linken vor ihren Anwesen Platz haben für Misthaufen, zum Abstellen von Fahrzeugen und Geräten (wie hier einer Mähmaschine) und zur Lagerung von Holz.

Vorn links im Bild erhebt sich das Haus von Landwirt Emil Benz (Kirchstr. 12), in dem sich eine Waschmittelhandlung befand. Im Erdgeschoss umrahmen dicke Sandsteingewände mit einem Rundbogen als Abschluss die Scheuneneinfahrt, die Eingangstür und die Fenster. Staffelgiebel auf beiden Dachseiten grenzen das Dach zu den Nachbarhäusern ab. Aus dieser Perspektive wird deutlich sichtbar, wie windschief verschoben die Fassade des angrenzenden Hauses von Sägearbeiter Johann Funk (Kirchstr. 10) ist. Durch das kleine Tor, dem »Funketörle«, konnte man auf kurzem Weg ins »Eckeret« und zum unteren Rathausplatz gelangen.

Vorn rechts im Bild sind die nach dem Großbrand 1929 neu errichteten Gebäude von Sattler Karl Koch (Kirchstr. 21), von Landwirt Adolf Sibold (Kirchstr. 19) und von Antonie Laufer, der Witwe des 1951 verstorbenen Landwirts Johann Laufer (Kirchstr. 17), zu sehen. Alle drei Gebäude wurden mit Staffelgiebel errichtet. Daran an schließt sich das Haus mit der »Eisenhandlung« von Kaufmann Theodor Walz (Kirchstr. 15), dessen Laden im Erdgeschoss auf diesem Foto gerade modernisiert wird.

Standort des Fotografen: 47.882999, 8.344086

Blumenteppich in der Kirchstraße, Fronleichnam 1961

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Auch wenn das Foto leicht unscharf ist, ist doch deutlich zu erkennen, wie aufwändig der Blumenteppich an Fronleichnam gestaltet ist. Er zieht sich die gesamte Kirchstraße entlang. Die Häuser links und rechts sind mit Girlanden aus Reisig und Fahnen geschmückt. In das Straßenpflaster sind Maien gesteckt, um die Prozessionsstrecke mit jungem Grün aufzuhübschen.

Standort des Fotografen: 47.883263, 8.344823

Luftbild auf das Städtchen mit katholischer Pfarrkirche, ca. 1955-1960

Verlag Flugbild GmbH, Bonn
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ralf Gauger zur Verfügung.

Dieses Luftbild entsteht in der Nachkriegszeit, vermutlich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. Zu sehen ist im Vordergrund die katholische Pfarrkirche St. Michael, mit ihrem 1713-1715 erbauten Langhaus und Chor sowie ihrem 1855 an der Weststeite errichteten Turm. Auf dem Foto ist der Turm noch unverputzt. Schön auf dem Foto zu erkennen ist, dass die Kirche außerhalb des mittelalterlichen Altstadtrings steht.

Neben der Kirche ist rechts das Schlachthaus am Bittenbach zu sehen, das 1968 abgerissen wird, und dahinter der Farrenstall und der neu erbaute Bauhof. Weiter oben in der Bittengasse steht ein Trafohäuschen. Herausragende Gebäude im Städtchen sind das 1830/31 erbaute Rathaus und die beiden Gasthäuser »Sonne« (Rathausplatz 9-10) und »Löwe« (Rathausplatz 11), die den oberen Rathausplatz dominieren.

»Laternenbrüder« auf der Fasnachtsbühne in der Kirchstraße, Fasnacht 1961

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

Auf der Fasnachtsbühne in der Kirchstraße haben sich die »Laternenbrüder« aufgestellt. Sie haben ihre Laternen bei sich und einen großen Löffel. Im Hintergrund steht die große Hexe. Am rechten Bildrand ist ein »Hansele« zu erkennen.

Wer weiß, wer die Laternenbrüder auf dem Foto sind?
V.l.n.r.: 1 Ernst Krauß (1897-1974), 2 Alfred Köpfler, 3 Karl Guth, 4 Hans Schwarz (1934-2011), 5 ???, 6 ???, 7 ???

Standort des Fotografen: 47.883224, 8.344792

Gemälde vom Haus Geisinger in der Kirchstraße, vor 1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.
Sammlung Familie Waßmer

1954 schafft der Maler Erwin Baumgart dieses Ölbild des Hauses von Sattlermeister Ernst Geisinger. Er malt den baulichen Zustand vor dem Großbrand 1929 nach der Vorlage einer alten Fotografie und nach der Beschreibung von Familie Geisinger.

Auffallend an dem Haus ist das hochaufragende riesige Dach. Mitte des 19. Jahrhunderts wohnte ein Rotgerber darin. Die vielen kleinen Fenster im Giebel dienten als Lüftungsfenster für die gegerbten Felle, die im Speicher hingen. Hinter dem Haus schloss sich ein Garten in der heutigen Bittengasse an. Die übrigen Häuser in der Kirchstraße, die noch Hafnergasse heißt, sind nicht detailliert ausgearbeitet, sondern nur angedeutet.

Standort des Malers: 47.882989, 8.344221

Gasthaus »Löwe«, ca. 1942

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gertrud Faller zur Verfügung.

»Gasthaus zum goldenen Löwen« steht in großen Buchstaben auf dem Schild an der Fassade des 1715 erbauten Wirtshauses. Diesen Namen trägt das Lokal ab 1842. Kurz zuvor war der »Löwen« Poststation geworden. Über 40 Jahre hindurch hielten die Postkutschen vor dem Haus. Die Löffinger hatten nun eine Zustiegsmöglichkeit zum vernetzten Postliniennetz. Über vier Stunden dauerte zur Postkutschenzeit die Fahrt von Neustadt nach Donaueschingen. 

Doch diese Zeiten sind lange vorbei, als dieses Foto aufgenommen wird. Statt Postkutschen fahren Kraftfahrzeuge, weshalb der »Löwe« extra eine neue Garage für seine Gäste als Stellplatz anbietet. Betreiber des Gasthauses ist der Gastwirt und Küfermeister Wilhelm Jordan (1902-1970) und seine Ehefrau Elisabeth geb. Schäfer. Ein kleines Gärtchen, eingehegt von einem weiß gestrichenen Holzzaun, befindet sich vor dem Gebäude. Zwei Bäumchen spenden Schatten, dazwischen steht eine Sitzbank und lädt zum Verweilen ein.

Standort des Fotografen: 47.883935, 8.344841

Umzugwagen vor dem Haus Schelling in der Kirchstraße, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele zu Verfügung.

»Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« lautet das diesjährige Fasnachtsmotto. Ein von Pferden gezogener Umzugswagen zeigt das Klischeenbild von wilden »Indianern« mit Federschmuck und Marterpfahl.

Im Hintergrund steht fast verdeckt das Haus von Wagnermeister Adolf Schelling (Kirchstr. 11). Der Mann mit weißer Zipfelmütze ist Karl Glunk, vermutlich sind es seine Pferde.

Standort des Fotografen: 47.883662, 8.345073

Großbrand in der Kirchstraße, 20. April 1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Helene Krauß zur Verfügung.

Am 20. April 1929 bricht in der Hafnergasse am Morgen um halb neun Uhr ein Brand im Haus des Sattlermeisters Ernst Geisinger aus (rechts vorne im Bild). Das Feuer springt von dem mit Schindeln gedeckten Haus auf die Nachbarhäuser über. Vier Anwesen brennen nieder. Auf dem Bild sind die Häuser bereits zusammen gebrochen. Heruntergestürzte Holzbalken liegen auf der Straße. Im Hintergrund bekämpft die Feuerwehr rauchende Glutnester. Das Wasser des Laufbrunnens in der Straße dient als Löschwasser, aber die herumliegenden Schläuche zeigen an, dass auch Wasser aus größerer Entfernung herbeigepumpt wird.

Zerstört wurden die Häuser von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), Landwirt Adolf Sibold (Kirchstr. 19), Landwirt Johann Laufer (Kirchstr. 17) und Landwirt Otto Benz (Bittengasse). Die Brandgeschädigten sind kaum versichert. Auch der Farrenstall in der Bittengasse wurde in Mitleidenschaft gezogen. In großer Gefahr schwebte auch die katholische Pfarrkirche, deren Giebel schon Feuer gefangen hatte. Doch der Wind trieb das Feuer glücklicherweise in Richtung »Bittenwiesen«.

Standort des Fotografen: 47.882936, 8.344089

Kirchstraße, 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ulrike Rheiner zur Verfügung.

Neu erbaut sind die drei Häuser auf der rechten Straßenseite. Sie waren allesamt beim Großbrand am 20. April 1929 abgebrannt. Das Feuer war im Anwesen von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kichstr. 21) ausgebrochen und hatte auf die Nachbarhäuser übergegriffen. Beim Wiederaufbau erstand die Stadtgemeinde einen Teil des Brandplatzes, um eine breitere Zufahrt zum Farrenstall in der Bittengasse zu ermöglichen.

Vorne rechts steht das Haus von Ernst Geisinger, an dessen Fassade »Möbelhandlung«, »Sattlerei und Tapezier.« geschrieben steht. Wie auch die anderen Neubauten hat es Staffelgiebel, um eine erneute Brandkatastrophe zu verhindern. Ernst Geisinger (1876-1930) stirbt am 13. März 1930 kurz nach dem Weideraufbau im Alter von nur 54 Jahren. Das Gebäude wird daraufhin von Sattlermeister Karl Koch erworben, der das Erdgeschoss umbaut und den Ökononmiebereich entfernt. Die Stalltür und die beiden kleinen Stallfenster werden durch ein weiteres Rundbogenfenster ersetzt.

Im Hintergrund rechts ist der Rohbau der Festhalle zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883022, 8.344050

Kühe am Brunnen in der Kirchstraße, 13. September 1936

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Der alte Steinbrunnen in der Hafnergasse (heute Kirchstraße) diente viele Jahre als Viehtränke, zu der die Tiere aus den nahe gelegenen Ställen getrieben wurden. Heute gibt es in der gesamten Straße keine einzige Landwirtschaft mehr. 1936 war dies noch ganz anders. Allein auf dem Foto sind links die landwirtschaftlichen Anwesen von Josef Heiler II, von Schmiedemeister Hermann Brunner, von Theodor Hasenfratz und Franz Zepf zu sehen. Auf der rechten Straßenseite wurden Landwirtschaften nicht nur vom Landwirt Johann Laufer  betrieben, sondern auch von Wagnermeister Adolf Schelling, von Bäckermeister Jakob Zahn und von Kaufmann Theodor Walz. Auch sie hatten neben ihrem eigentlichen Handwerks- oder Kaufmannsberuf kleinere Landwirtschaften.  

Standort des Fotografen: 47.883147, 8.344704