Bäckerei und Café Ritter am Rathausplatz, ca. 1926

Verlag J. Burkhardsmaier, Stuttgart / Sammlung Familie Waßmer

Beim Großbrand am 28. Juli 1921 war das Anwesen von Schmiedemeister Emil Fürst und die beiden angrenzenden Häuser abgebrannt. Beim Wiederaufbau wurden nur zwei Gebäude dieses Straßenzuges wieder aufgebaut. Der Neubau, der an Stelle von Fürsts Anwesen errichtet wurde, wurde züruckgesetzt, sodass eine größere Fläche zum Rathausplatz hin unbebaut bleiben konnte. Dadurch wurde der Platz aufgewertet, da er großzügiger wirkte. Neue Eigentümer des markanten Gebäudes mit dem Staffelgiebel waren der Bäckermeister Ernst Ritter und seine Ehefrau Amalie geb. Kienzler. Sie betrieben darin eine »Bäckerei« und ein »Kaffee«.

Das Foto entstand Mitte der 1920er Jahre, nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau. Neben der Eingangstreppe steht ein Bänkchen, auf dem ein Mann mit seinem Hund Platz genommen hat. Einige Jahre später wurden rechts und links der Treppe kleine Bäume gepflanzt. Das Foto diente als Motiv einer Ansichtskarte. Dieses Exemplar wurde am 23. Dezember 1926 als Weihnachtsgruß von Löffingen nach Dettighofen im Amt Waldshut versandt.

Standort des Fotografen: 47.883783, 8.343872

Unterer Rathausplatz mit Blick in die Demetriusstraße, ca. 1970

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Rita Willmann und Georg Willmann zur Verfügung.

Der Blumenschmuck am Demetriusbrunnen und die blühenden Geranien am Mailänder Tor tragen dazu bei, dass diese Ansicht des unteren Rathausplatzes ein echtes Postkartenmotiv ist. Und das Ganze noch dazu in Farbe! Doch unabhängig davon zählt diese Ansicht zu den beliebtesten, ob in den 1930er und 40er Jahren oder eben in der Nachkriegszeit. Das Mailänder Tor und die angrenzdenden Häuser in der Demetriusstraße mit ihren Staffelgiebeln wirken mittelalterlich. In Wirklichkeit wurde der Straßenzug erst nach dem Großbrand 1921 erbaut und ist somit gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt. Besonders ins Auge sticht der Giebel der Bäckerei Fuß (Rathausplatz 5). Darüber hinaus verleiht der Demetriusbrunnen im Vordergrund der Ansicht eine ganz besonders heimelige Atmosphäre. Man meint förmlich das Wasser plätschern zu hören. Die parkenden Autos werden einfach ausgeblendet und geflissentlich übersehen.

Standort des Fotografen: 47.883741, 8.343719

2 Fotos: Seitenansicht vom Haus Fuß am Rathausplatz, 1976

Stadtarchiv

Während der Staffelgiebel des Hauses Fuß (Rathausplatz 5) sicherlich zu den beliebtesten Motiven von Fotografen im Städtchens zählt, gibt es kaum Seitenansichten des Gebäudes. Diese beiden Fotos wurden in der Demetriusstraße aufgenommen. Sie zählen zu den seltenen Ansichten und zeigen das Haus Fuß noch in dem baulichen Zustand wie beim Wiederaufbau nach dem Großbrand 1921. Noch gibt es keinen Anbau, zu dem eine Außentreppe hinaufführt, noch gibt es keinen Balkon. Nur die Sprossenfenster wurden durch moderne Doppelfenster ersetzt. Im Treppenhaus allerdings sind die Originalfenster noch vorhanden. Ein »Opel« und ein »Renault 4« parken vor dem Hauseingang. Der eine hat noch eine Neustädter KFZ-Nummer, der andere bereits eine Freiburger. 

Standort des Fotografen: 47.884146, 8.344028

Bäckerei und Café Fuß am Rathausplatz, 1976

Stadtarchiv

Die Sprossenfenster frührerer Zeiten sind verschwunden, aber ansonsten präsentiert sich das 1921 erbaute Haus Fuß am Rathausplatz nahezu unverändert. Aufgrund seines Staffelgiebels ist das Gebäude eines der markantesten im Städtchen. Betreiber der »Bäckerei« und des »Kaffees« sind seit 1958 Walter Fuß und seine Ehefrau Ingeborg geb. Horn. 1980 bauen sie im Innern um und modernisieren die Backstube und auch den Verkaufsraum. 1989 übergeben sie das Geschäft an ihren Sohn Diethelm, der 1975 bis 1978 eine Konditorlehre in Konstanz absolviert hat.

Standort des Fotografen: 47.883936, 8.343847

Kinderfasnacht auf dem unteren Rathausplatz, ca. 1966

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rene Egle zur Verfügung.

Verkleidete Kinder tümmeln sich auf dem unteren Rathausplatz. Es ist Fasnacht, vor dem Café Fuß ragt der Narrenbaum der 20-Jährigen in die Höhe. Eine Hexe beugt sich gerade runter zu einem kleinen Fasnachtsnarren. Vielleicht sagt er gerade eines der Fasnachtssprüchle auf, wie z. B.: »’S isch en Beck am Rothuus-Eck, / ma sait im nu de Fueßebeck. / Er streckt de A… zum Fenster us / und sait es isch ein Weck. / ‚S isch kon Weck , ’s isch kon Weck, / ’s isch de A… vom Fueßebeck. / Narro! «

Standort des Fotografen: 47.883951, 8.343921

Mehrbildkarte vom Café Fehrenbach in der Scheffelstraße, ca. 1975

Verlag Hans Dreisigacker, Lörrach / Sammlung Familie Waßmer

Im Neubaugebiet auf der »Breiten« eröffnete Eugen Fehrenbach das Café Fehrenbach (Scheffelstr. 1). Das Café verfügte über eine eigene Bäckerei und Konditorei, außerdem gab es Fremdenzimmer. In den 1970er Jahren warben die Fehrenbachs mit dieser Ansichtskarte für Kunden: Zu sehen sind eine Außenansicht des Cafés und ein Blick in die Innenräume. Darunter sind eine Ansicht des unteren Rathausplatzes mit dem Mailänder Tor und die neue Attraktion in Löffingen, das Wildgehege im Wildpark, abgebildet.

Standort des Fotografen: 47.880083, 8.342577

2 Fotos: Blick zum Mailänder Tor und in die Demetriusstraße, Juli 1957

Willy Pragher / Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg (Bestand W 134)

Der umfangreiche Nachlass des Freiburger Fotografen Willy Pragher (1908-1992) mit einer Million Fotografien befindet sich im Staatsarchiv Freiburg. Er besteht aus Glasplattennegativen, Diapositiven, Papierpositiven und Filmnegativen. Unter den Fotografien befinden sich auch diese beiden Ansichten des unteren Rathausplatzes vom Juli 1957.

Zu sehen sind links das Mailänder Tor und rechts der Staffelgiebel vom Café Fuss. Dazwischen fällt der Blick in die Häuserzeile der Demetriusstraße mit ihren charakteristischen Giebeln. Im Vordergrund ist der 1954 neu errichtete Demetriusbrunnen zu sehen. Schon damals dient der Platz bereits zunehmend als Parkplatz für Autos und Fahrzeuge.

Standort des Fotografen: 47.883743, 8.343671

Unterer Rathausplatz mit dem Mailänder Tor, September 1957

Willy Pragher / Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg (Bestand W 134)

Löffingen wird in den 1950er Jahren farbig! Die ersten Farbaufnahmen des Städtchens entstehen. Diese beiden Ansichten des unteren Rathausplatzes werden von dem Freiburger Fotografen Willy Pragher (1908-1992) aufgenommen, dessen Nachlass sich im Staatsarchiv Freiburg befindet.

Zu sehen sind das Mailänder Tor mit der Häuserzeile der Demetriusstraße und das Café von Viktor Fuss. Am linken Bildrand ist der 1954 neu errichtete Demetriusbrunnen zu sehen. Darüber ragt das schmiedeeiserne Wirtshausschild des Gasthauses »zum Adler« ins Bild. Ein weiteres Schild weist darauf hin, dass sich im »Adler« auch eine Filiale der »Bezirkssparkasse« Neustadt befindet.

Standort des Fotografen: 47.883570, 8.343751

Aufräumarbeiten auf dem unteren Rathausplatz nach dem Großbrand, 1921

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Franz Scholz zur Verfügung.

Bei dem verheerenden Brandunglück am 28. Juli 1921 brannten 36 Gebäude ab. 200 Menschen wurden obdachlos und verloren ihr Zuhause. Die Lokalpresse berichtete, welcher Anblick sich nach dem Brand bot: »Alte Leute, die Stücke ihrer geretteten Habe in den Händen trugen, oder auf einem Sack oder Kiste sitzend, traurig auf die wüste Stätte schauten, wo kurz zuvor noch ihr Heim gestanden, das Ergebnis eines langen, arbeitsamen Lebens in Trümmer lag.«

Die Brandgeschädigten finden bei anderen Familien Obdach. Aus dem ganzen Land treffen Spenden ein, um den Brandgeschädigten zu helfen und den Wiederaufbau des Städtchens zu finanzieren. Nachdem der erste Schock überstanden ist, versuchen die Einwohner allmählich wieder zur Normalität überzugehen. Das Leben muss weiter gehen. Das gerettete Vieh wird am Demetriusbrunnen getränkt.  Derweil beginnen die ersten Aufräumarbeiten. Einsturzgefährdete Mauerreste wie hier an der Ruine des Anwesens von Schmiedemeister Emil Fürst (Rathausplatz 5) werden abgebrochen.

Standort des Fotografen: 47.883688, 8.343715

Unterer Rathausplatz nach dem Großbrand, 1921

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Inge Benitz zur Verfügung.

Beim Großbrand am 28. Juli 1921 wurden 36 Gebäude zerstört. Das Feuer war zwei Häuser neben dem Mailänder Tor in der damaligen Hintergasse (heute Demetriusstraße) ausgebrochen und hatte sich in Windeseile ausgebreitet. Es fraß sich den gesamten Straßenzug entlang und legte alle Häuser bis hinauf zum Alenberg in Schutt und Asche.

Nach der Brandkatastrophe beginnen die Aufräumarbeiten. Einsturzgefährdete Mauern müssen entweder abgestützt oder eingerissen werden. Trümmer müssen beseitigt werden. Auf dem unteren Rathausplatz zeugen diverse Feuerwehrschläuche vom Großeinsatz der Löffinger Feuerwehr und der benachbarten Wehren in den vergangenen Tagen. Auf dem Brunnenrand sitzt eine Gruppe uniformierter Polizisten oder Soldaten. Sie kamen noch am Abend des Brandtages nach Löffingen, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, Plünderer zu stoppen, erste Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen.

Standort des Fotografen: 47.883699, 8.343523

Totenehrung auf dem Rathausplatz anlässlich der Stadterhebung, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Die Feierlichkeiten zur Wiederverleihung der Stadtrechte beginnen am Sonntag, den 27. Mai 1951 mit einem Festgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche. Im Anschluss versammelt sich die Festgemeinde auf dem unteren Rathausplatz zur Totengedenkfeier. Die Häuser des Städtchens sind mit Fahnen und Girlanden geschmückt.

V.l.n.r.: Willi Mayer, Georg Tschiggfrei, Ernst Kraus, ???, Josef  Benitz, Paul Gwinner, Fritz Adrion, Eugen Fehrenbach

Rechts hinter Josef Benitz: Karl Glunk und Arno Adrion

Standort des Fotografen: 47.883799, 8.343951

Mehrbildkarte mit fünf Ansichten, ca. 1955-1960

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

In der Nachkriegszeit verlor die Ansichtskarte nach und nach an Bedeutung. Die Zunahme an Telefonanschlüssen in den 1950er und 60er Jahren und die Reduzierung der Postzustellungen von früher mehrmals täglich auf einmal täglich reduzierte ihren Wert als Kommunikationsmedium im Alltag. Fortan richtete sie sich vorranging an Touristen, um Urlaubsgrüße zu versenden. Die Ansichtskarte musste dabei zwei Anforderungen erfüllen: Zum einen hatte sie Alleinstellungsmerkmale der Stadt einzufangen, um sie werbewirksam vermarkten zu können, zum anderen musste sie Touristen als Orientierungshilfe dienen.

Diese Mehrbildkarte, die ab Mitte der 1950er Jahre verbreitet wurde, richtete sich vorrangig an Touristen und Kurgäste. Das wird schon an dem kleinen mittleren Bild deutlich: Auf dem holzgeschnitzten Ortsschild wird Löffingen als »Luft-Kurort« vorgestellt. Verziert ist das Schild mit dem Stadtwappen sowie einem Mann und einer Frau, die beide ihre Tracht tragen, also das Brauchtum pflegen. Eingerahmt werden sie von zwei Schwarzwaldtannen.

Neben einer Gesamtansicht des Städtchens, die von der »Breiten« aufgenommen wurde, sind zwei Ansichten der Altstadt zu sehen. Natürlich darf das Mailänder Tor und die angrenzenden Gebäude des unteren Rathausplatzes mit ihren Staffelgiebeln genauso wenig fehlen, wie der 1954 geschaffene neue Demetriusbrunnen und das schmiedeeiserne Wirtshausschild vom Gasthaus »zum Adler«. Das zweite Bild zeigt den 1929 wiederaufgebauten rechten Straßenzug der Hafnergasse (heute Kirchstraße), ebenfalls mit Staffelgiebeln, und nicht etwa die gegenüberliegende Straßenseite mit den sehr viel älteren Gebäuden, da diese als weniger vorzeigbar galten. Im fünften Bild ist der von Bäumen gesäumte Schulweg zu sehen, der zur Festhalle und zur Schule führt, aber auch zu einem Spaziergang in der »Hasle« einlädt.