Wäre das Foto nicht farbig, sondern schwarz-weiß, und wären da nicht Girlanden mit bunten Fransen über die Straße gespannt und andere, modernere Autos im Hintergrund erkennbar, dann könnte man meinen, das Foto sei um die Jahrhundertwende entstanden. Auf dem Automobil haben u.a. Josef Bayer (1930-2005) und Hedwig Bayer geb. Schmid (1924-1996) sowie Karl Krieg (geb. 1927) und Marianne Krieg Platz genommen.
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Regina und Rudi van den Heuvel zur Verfügung.
Vor der Bäckerei und dem Café von Viktor Fuss (Rathausplatz 5) wird am Schmutigen Dunschdig der Narrenbaum aufgestellt. Seit 1914 ist es das Vorrecht der Zwanzigjährigen, den über 20 Meter hohen Baum aufzustellen. Anschließend werden sie auf die Laterne der Laternenbrüder vereidigt und schwören ihre Treue zur Löffinger Fasnacht.
Das Haus Fuss ist nicht nur alljährliche Kulisse dieser Zeremonie, sondern es kommt auch in einem der bekannteren Fasnachtssprüche vor: »’S isch en Beck am Rothuus-Eck, / ma sait im nu de Fuessebeck. / Er streckt de A… zum Fenster us und sait es isch ein Weck. / ‘S isch kon Weck , ‘s isch kon Weck, / ‘s isch de A… vom Fuessebeck.«
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Regina und Rudi van den Heuvel zur Verfügung.
Eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch! So präsentiert sich der untere Rathausplatz auf diesem Foto. Es hat frisch geschneit. Die Schneeberge türmen sich. Die Demetriusstatue auf dem Brunnen und der Adler auf dem Kriegerdenkmal tragen eine weiße Haube. Malerisch schön wirkt die weiße Pracht auf den Dächern und den Staffelgiebeln in der Demetriusstraße und auf dem Haus Fuß (Rathausplatz 5). Auch die Fahrbahn der B31, die durch das Städtchen führt, ist noch ganz weiß. Ein Fahrradfahrer versucht gerade sein Glück und bahnt sich auf dem rutschigen Untergrund seinen Weg. Ihm folgt ein Auto.
Diese Fotos stellte dankenswerterweise Verena Neumann zur Verfügung.
Die beiden Fotos von einem Hochzeitszug durch das Städtchen haben zweifelsohne Seltenheitswert. Aufgenommen wurden sie aus einem Fenster des Hauses Limb (Untere Hauptstr. 4). Der Blick fällt in Richtung des unteren Rathausplatzes.
Besonders ist zunächst, dass eine Doppelhochzeit gefeiert wird. Deutlich zu erkennen ist, dass zwei Bräute in weißen Brautkleidern und zwei Bräutigame im schwarzen Frack und mit Zylinder die Untere Hauptstraße entlang marschieren. Familienangehörige, Freunde und Bekannte folgen ihnen. Auf dem einen Bild bewegt sich der Zug in Richtung »alte Sonne«, wo im Saal der evangelischen Kirchengemeinde die kirchliche Trauung stattfindet. Auf dem zweiten Foto bewegt sich der Zug zur Hochzeitsfeier im Gasthaus »Traube« in Seppenhofen. Das eine Brautpaar ist der Landwirt Gottlieb Mayer (1920-2008) und seine Ehefrau Luise (geb. Schopferer, 1923-2012). Das andere Brautpaar ist der Tapeziermeister Emil Döschle und seine Ehefrau Marie (geb. Schopferer).
Seltenheitswert haben die beiden Aufnahmen aber vor allem, da die Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges noch deutlich im Städtchen zu erkennen sind. Auf dem Rathausplatz steht ein Holzmast, um die elektrische Leitung provisorisch abzustützen. Am linken Bildrand ist ein Bombentrichter zu sehen, der durch ein Holzgeländer abgesperrt ist, damit niemand hinein fällt. Bei dem Bombenangriff im April 1945 war der Demetriusbrunnen durch einen Volltreffer zerstört und weite Teile der Bachüberdeckung aufgerissen worden. Eineinhalb Jahre nach Kriegsende und der Befreiung vom NS-Regime sind die Spuren des Krieges noch unübersehbar.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Verena Neumann zur Verfügung.
Neun Jahre klaffte Mitten im Städtchen eine Lücke: der 1912 geschaffene Demetriusbrunnen war im Frühjahr 1945 bei einem Fliegerangriff getroffen und zerstört worden. Nur die Statue des Demetrius blieb unbeschädigt. Neun Jahre später war es schließlich soweit und die Figur fand einen neuen Standort: 1954 wurde der neue Demetriusbrunnen geschaffen.
Dieses Foto ist kurze Zeit später aufgenommen worden. Wie schon der alte Brunnen, so ist auch der neue ein beliebtes Fotomotiv. Zwar ist der Demetrius aus dieser Perspektive nur von hinten zu sehen, dafür hat man aber einen schönen Blick auf den Giebel des Hauses Fuß und auf die Häuserzeile in der Demetriusstraße mit den Staffelgiebeln.
Karl Bank aus der Dittishausstraße lässt sich vor dem neuen Brunnen fotografieren.
Diese Radierung zeigt den Unteren Rathausplatz. Zu sehen ist am rechten Bildrand das Rathaus mit dem Kriegerdenkmal, in der Platzmitteder neue Demetriusbrunnen von 1954 und am linken Bildrand der Straßenzug der Demetriusstraße. Die Häuser wurden nach dem Großbrand 1921 entsprechend der Plänen der Wiederaufbaukommission neu erbaut. Das Mailänder Tor mit seinem Türmchen und die aufragenden Staffelgiebel wirken in den Augen des unkundigen Betrachters fast mittelalterlich. Vorne links ragt das Wirtshausschild des Gasthauses »zum Adler« ins Bild, was in der Realität in diesem Blickwinkel gar nicht möglich ist.
So schön die Radierung ist, so sehr ist ihr historischer Wert gering. Sie zeigt eine idealisierte Ansicht der 1960er Jahre. Der Platz war zu dieser Zeit bereits lange asphaltiert. Die Radierung erweckt aber den Eindruck, dass er gepflastert war. Realität in den 1960er Jahren war auch, dass der Platz von Autos zugeparkt war und dass durch das Städtchen der gesamte Verkehr der Bundesstraße 31 floss. In der Radierung fährt aber gerade eine Pferdekutsche durch das Bild. Man meint das Geklapper der Hufen und das Rattern der Holzräder auf dem Kopfsteinpflaster zu hören.
Heute wird die Ansicht vor allem als Motiv für die Werbung benutzt, sei es für den »Städtlesekt«, sei es für den »Städtlekaffee«. Sie dient dem Stadtmarketing.
Vor mittelalterlich anmutender Kulisse posiert die Trachtengruppe auf dem Unteren Rathausplatz für ein Gruppenfoto. Sie stehen vor dem Demetriusbrunnen. Im Hintergrund ist der Straßenzug der Demetriusstraße mit dem Mailänder Tor und den nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln aufgebauten Häusern zu sehen. Das Gruppenfoto wurde coloriert und fand als Ansichtspostkarte Verbreitung.
Wer weiß, wer die abgebildeten Personen sind?
V.l.n.r.: Emma Selb, Walter Selb, Engelbert Müller (1896-?), Willibald Petelka (1931-2016), Uli Fehrenbach (geb. 1935), Melitta Fehrenbach.
Die Trachtenmädchen sind links Gretel Bader (verh. Kaltenbach) und Veronika Kaltenbrunner (verh. Ruf). Außerdem sind vermutlich Renate Obert (geb. Trenkle), Christa Jordan (geb. 1941), Marlies Müller (geb. 1951) und Gretel Jordan (geb. 1948) zu sehen.
Die Trachtenbuben am Brunnen sind v.l.n.r.: Wilfried Münzer, Albin Kasprowicz, Wolfgang Schmitt und Norbert Brugger.
Verlag J. Burkhardsmaier, Stuttgart / Sammlung Familie Waßmer
Beim Großbrand am 28. Juli 1921 war das Anwesen von Schmiedemeister Emil Fürst und die beiden angrenzenden Häuser abgebrannt. Beim Wiederaufbau wurden nur zwei Gebäude dieses Straßenzuges wieder aufgebaut. Der Neubau, der an Stelle von Fürsts Anwesen errichtet wurde, wurde züruckgesetzt, sodass eine größere Fläche zum Rathausplatz hin unbebaut bleiben konnte. Dadurch wurde der Platz aufgewertet, da er großzügiger wirkte. Neue Eigentümer des markanten Gebäudes mit dem Staffelgiebel waren der Bäckermeister Ernst Ritter und seine Ehefrau Amalie geb. Kienzler. Sie betrieben darin eine »Bäckerei« und ein »Kaffee«.
Das Foto entstand Mitte der 1920er Jahre, nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau. Neben der Eingangstreppe steht ein Bänkchen, auf dem ein Mann mit seinem Hund Platz genommen hat. Einige Jahre später wurden rechts und links der Treppe kleine Bäume gepflanzt. Das Foto diente als Motiv einer Ansichtskarte. Dieses Exemplar wurde am 23. Dezember 1926 als Weihnachtsgruß von Löffingen nach Dettighofen im Amt Waldshut versandt.
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Rita Willmann und Georg Willmann zur Verfügung.
Der Blumenschmuck am Demetriusbrunnen und die blühenden Geranien am Mailänder Tor tragen dazu bei, dass diese Ansicht des unteren Rathausplatzes ein echtes Postkartenmotiv ist. Und das Ganze noch dazu in Farbe! Doch unabhängig davon zählt diese Ansicht zu den beliebtesten, ob in den 1930er und 40er Jahren oder eben in der Nachkriegszeit. Das Mailänder Tor und die angrenzdenden Häuser in der Demetriusstraße mit ihren Staffelgiebeln wirken mittelalterlich. In Wirklichkeit wurde der Straßenzug erst nach dem Großbrand 1921 erbaut und ist somit gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt. Besonders ins Auge sticht der Giebel der Bäckerei Fuß (Rathausplatz 5). Darüber hinaus verleiht der Demetriusbrunnen im Vordergrund der Ansicht eine ganz besonders heimelige Atmosphäre. Man meint förmlich das Wasser plätschern zu hören. Die parkenden Autos werden einfach ausgeblendet und geflissentlich übersehen.
Während der Staffelgiebel des Hauses Fuß (Rathausplatz 5) sicherlich zu den beliebtesten Motiven von Fotografen im Städtchens zählt, gibt es kaum Seitenansichten des Gebäudes. Diese beiden Fotos wurden in der Demetriusstraße aufgenommen. Sie zählen zu den seltenen Ansichten und zeigen das Haus Fuß noch in dem baulichen Zustand wie beim Wiederaufbau nach dem Großbrand 1921. Noch gibt es keinen Anbau, zu dem eine Außentreppe hinaufführt, noch gibt es keinen Balkon. Nur die Sprossenfenster wurden durch moderne Doppelfenster ersetzt. Im Treppenhaus allerdings sind die Originalfenster noch vorhanden. Ein »Opel« und ein »Renault 4« parken vor dem Hauseingang. Der eine hat noch eine Neustädter KFZ-Nummer, der andere bereits eine Freiburger.
Die Sprossenfenster frührerer Zeiten sind verschwunden, aber ansonsten präsentiert sich das 1921 erbaute Haus Fuß am Rathausplatz nahezu unverändert. Aufgrund seines Staffelgiebels ist das Gebäude eines der markantesten im Städtchen. Betreiber der »Bäckerei« und des »Kaffees« sind seit 1958 Walter Fuß und seine Ehefrau Ingeborg geb. Horn. 1980 bauen sie im Innern um und modernisieren die Backstube und auch den Verkaufsraum. 1989 übergeben sie das Geschäft an ihren Sohn Diethelm, der 1975 bis 1978 eine Konditorlehre in Konstanz absolviert hat.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rene Egle zur Verfügung.
Verkleidete Kinder tümmeln sich auf dem unteren Rathausplatz. Es ist Fasnacht, vor dem Café Fuß ragt der Narrenbaum der 20-Jährigen in die Höhe. Eine Hexe beugt sich gerade runter zu einem kleinen Fasnachtsnarren. Vielleicht sagt er gerade eines der Fasnachtssprüchle auf, wie z. B.: »’S isch en Beck am Rothuus-Eck, / ma sait im nu de Fueßebeck. / Er streckt de A… zum Fenster us / und sait es isch ein Weck. / ‘S isch kon Weck , ‘s isch kon Weck, / ‘s isch de A… vom Fueßebeck. / Narro! «