Junge am »Scharfen Eck« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anni Kaiser zur Verfügung.

»Mech. Küferei v. Karl Jordan« steht im Hintergrund  auf der Fassade des Hauses mit dem Staffelgiebel. Hier betreibt der Küfermeister Karl Jordan (1908-?) sein Geschäft, wie unschwer an den Holzfässern zu erkennen ist, die neben dem Hauseingang stehen. Der Sohn von Julius Jordan (1874-1961), der ebenfalls Küfermeister war, besitzt das Anwesen in der Oberen Hauptstraße seit 1934: Er übernahm es von seinem Bruder Wilhelm Jordan (1902-1970), der neuer Betreiber des Gasthauses »zum Löwen« wurde. Auf dem Foto ist die dritte Jordan-Generation zu sehen: Hermann Jordan (geb. 1935) läuft in kurzen Hosen und mit Regenschirm am Brunnen vorbei, der auf dem kleinen Platz am »Scharfen Eck« steht.

Im Hintergrund ist neben dem Haus Jordan die Apotheke von Erwin Himmelseher (1875-1949) zu erkennen, die er zusammen mit seiner Ehefrau Sofie geb. Jordan (1881-?) betreibt. Zwischen den beiden Gebäuden ragt eine hohe Tanne in den Himmel.

Standort des Fotografen: 47.884443, 8.345636

Fronleichnamsaltar beim Gasthaus »Linde«, ca. 1950-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rolf Meßmer zur Verfügung.

An Fronleichnam ist neben dem Gasthaus »Linde« einer der Stationenaltäre aufgebaut. Davor ist ein Blumenteppich gelegt worden, der aus bunten Ornamenten besteht. Der Teppich ist rechtzeitig fertig geworden, gleich wird die Prozession eintreffen. Dann wird der Pfarrer mit der Monstranz über den Teppich schreiten. Am Altar wird er einen Abschnitt aus dem Evangelium vortragen, es werden Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt erteilt.

Standort des Fotografen: 47.884334, 8.346887

Trachtengruppe vor dem Gasthaus »Linde« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1950-1953

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Die Schrecken der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges lagen erst wenige Jahre zurück, als man sich in den 1950er Jahren nach einem Stück heiler Welt sehnte. Die Brauchtumspflege wurde wieder entdeckt, diesmal sollte sie – anders als in der NS-Zeit – unpolitisch sein. Die Trachtengruppe wurde wieder aktiv. Sie sollte auch dazu beitragen, den Fremdenverkehr zu beleben. Auf dem Foto stehen Mitglieder der Trachtengruppe vor dem Gasthaus »zur Linde«. Nicht zufällig posieren sie vor dem großen Nadelbaum, sollte er doch den »Schwarzwald« symbolisieren, in dem Löffingen angeblich lag.

Im Hintergrund ist das Haus Fechtig zu erkennen. In diesem Gebäude befand sich bis 1882 eine weitere Wirtschaft, nämlich das Gasthaus »zum Kranz«. Doch das war lange her. Als dieses Foto entstand gehörte das Haus der Witwe Maria Fechtig geb. Mogel (1895-?). Ihr Mann Johann Fechtig (1869-1943) war Zimmermeister gewesen. Fechtig genoss als gläubiger Katholik großes Ansehen: Viele Jahre war er Mitglied des katholischen Stiftungsrates und einer der »Himmelträger« bei den Fronleichnamsprozessionen gewesen. 

Standort des Fotografen: 47.884391, 8.346817

Mehrbildkarte vom Gasthaus »Linde«, ca. 1972-1975

Stadtarchiv

Das Gasthaus »Linde« (Obere Hauptstr. 10) ist seit Generationen im Besitz der Familie Meßmer. Mit dieser Mehrbildkarte werben die Meßmers um Gäste ihres Gasthauses und ihrer Pension, nachdem sie ihr 1823 erbautes Stammhaus renoviert und modernisiert haben. Zu sehen ist eine Außenansicht des Gasthauses, dessen Fassade weiß gestrichen ist. Der Ökonomiebereich ist verschwunden. (Dass das Foto nach 1971 aufgenommen wird, ist auch daran zu erkennen, dass rechts neben der »Linde« das neu erbaute Geschäfts- und Wohnhaus Koch steht.)

Ein zweites Foto zeigt den »Speiseraum«, ein drittes Foto das »Gästehaus« (Stadionstr. 6), das früher der Familie Wurster gehörte und als »Haus Schönblick« firmierte. Abgebildet ist auch eine Ansicht des historischen Städtchens mit dem Mailänder Tor, den Häusern des Altstadtrings mit ihren Staffelgiebeln und dem Demetriusbrunnen.

Postkarte mit Waldidyll, ca. 1901-1909

Verlag Gebrüder Metz, Tübingen / Sammlung Familie Waßmer

Ein Rehbock springt durch den Wald, ein Gebirgsbach rauscht, ein Auerhahn sitzt auf einem Ast und balzt: Sein Kopf ist hochgereckt, sein Schwanz gefächert und steil aufgerichtet. Im Hintergrund ist ein Berg mit Schwarzwaldtannen zu sehen. Diese Idylle diente einem Tübinger Verlag als Hintergrund, um darauf eine Gesamtansicht des Städtchens zu montieren.

Die Fotografie wurde von einem erhöhten Standort im Gewann »Hofäcker« (im Bereich der heutigen Hohlgasse) aufgenommen. Deutlich zu erkennen ist die 1901 eröffnete Bahnlinie und das Bahnhofsgebäude. Dieselbe Fotografie fand mit anderen ilustrierten Umrahmungen Verbreitung: zum einen mit dem badischen Wappen (siehe hier), zum anderen mit einem Herold (siehe hier).

Diese Postkarte wurde am 4. Mai 1909 auf dem Postamt in Löffingen abgestempelt und einem Adressaten in Kenzingen zugestellt. 

Standort des Fotografen: 47.885058, 8.337783

Mehrbildkarte »Gruß aus Löffingen« mit drei Ansichten, ca. 1910/11

Verlag Eugen Felle, Isny / Stadtarchiv

Diese Mehrbildkarte wurde am 8. August 1911 als »Gruß aus Löffingen« versandt: »Grüße an die Buben, sie sollen bestimmt kommen«, wurde auf der Vorderseite der Postkarte handschriftlich notiert.

Oben im ovalen Kreis ist eine Ansicht vom Unteren Rathausplatz mit dem Rathaus zu sehen. Das Bildchen trägt den Titel: »Kriegerdenkmal und Schule«. Da das Rathaustürmchen nicht mehr in den Bildausschnitt passte, wurde es von dem Verlag Eugen Felle dazu retuschiert. Interessant ist auch, dass die Häuser in der Demetriusstraße über keine Staffelgiebel verfügen.

Links ist eine Ansicht der »Pfarrkirche« St. Michael zu sehen. Das Foto wurde von der damaligen Hafnergasse aus aufgenommen. Im Vordergrund steht das Kaufhaus von Anton Schirmer, das im März 1916 vollständig abbrannte.

Rechts ist die »Straßenpartie« in der Unteren Hauptstraße abgebildet. Der Blick fällt vom Unteren Rathausplatz in Richtung Gasthaus »Lamm«. Im Vordergrund wird gerade das Eckgebäude von Apotheker Otto Buisson (Rathausplatz 6) neu erbaut. Das Vorgängerhaus war am 11. Dezember 1909 bei einem Feuer zerstört worden.

Familie Benz vor ihrem Haus in der Rötenbacher Straße, ca. 1916

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Benz zur Verfügung.

Eine Kriegerwitwe und sechs Halbwaisen sind auf diesem Foto zu sehen. Auf dem Bild fehlt der Ehemann und Familienvater Karl Benz (1875-1916). Er starb am 29. März 1916 im Lazarett in Freiburg im Alter von nur 41 Jahren. Seine Ehefrau Anna geb. Bader (1870-1951) hatte er 1896 geheiratet. Gemeinsam bekamen sie sechs Kinder, allesamt Töchter: Elisabeth (*1897), Agathe (*1899), Maria (*1902), Theresia (*1903), Josefa (*1905) und Anna (*1906). Die jüngste Tochter ist gerade einmal neun Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Jetzt muss die Familie ohne ihn zurecht kommen und die Landwirtschaft betreiben.

Im Hintergrund ist das im Jahr 1900 erbaute Anwesen mit dem Wohnbereich rechts und dem Ökonomieteil links zu sehen. Spalierbäume wachsen an der Fassade. Angrenzend ist ein großer Garten zu erkennen, der durch einen Lattenzaun eingehegt wird. 

Standort des Fotografen: 47.882152, 8.340718

Gasthaus »Pilgerhof« mit Pensionsgebäude in der Maienlandstraße, ca. 1930-1939

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

1939 schickte ein Urlauber diese Ansicht vom Gasthaus »Pilgerhof« als Postkarte nach Karlsruhe. Im selben Jahr übernahm die Gast- und Landwirtin Rosa Müller geb. Vogel (1896-?) ganz offiziell den »Pilgerhof« von ihrem Vater, der ihn mehr als 40 Jahre betrieben hatte. Sein Name, Otto Vogel, steht noch auf einem Schild über der Eingangstür.

Der Gast- und Landwirt Otto Vogel (1871-1940), in Freiburg geboren, hatte 1895 nach Löffingen eingeheiratet. Seine Frau Rosa geb. Faller (1870-1934) war die Tochter der Wirtsleute Faller. Das Ehepaar Vogel bekam acht Kinder, die alle von früh an in der Gastwirtschaft und der Landwirtschaft mit anpacken mussten. Die Vogels bemühten sich, den Fremdenverkehr anzukurbeln. Sie rissen die angrenzende Scheune ab und errichteten an ihrer Stelle ein Pensionsgebäude mit acht Fremdenzimmern, das rechts im Bild zu sehen ist. Außerdem gestalteten sie den Hof zu einer terrassenförmigen Gartenwirtschaft um. Otto Vogel erlitt 1934 einen Schlaganfall und war seitdem gelähmt. Im selben Jahr starb Rosa Vogel am 19. April im Alter von 63 Jahren. Fortan waren Rosa Müller und ihr Ehemann bereits de facto die Betreiber.

Standort des Fotografen: 47.887093, 8.341458

Gasthaus »Pilgerhof« in der Maienlandstraße, ca. 1970-1974

Schwarzwald-Verlag Offenburg | Sammlung Familie Waßmer

So zeigt sich das Gasthaus »Pilgerhof« (Maienlandstr. 24) Anfang der 1970er Jahre: Über der Eingangstür prangen die Worte »Café« und »Gasthof«. Blumenkübel rahmen den Eingang, daneben lädt eine Bank zum Verweilen ein. In den Fenstern des Erdgeschosses blühen Geranien, die rote Ziegelfront des weit ausgebauten Dachs prägt den Anblick. Die langen Dachgauben nehmen fast die gesamte Fläche ein. Rechts, an der Hausecke, hängt ein Kaugummiautomat – heißbegehrt bei den Kindern, die hier ihr Taschengeld investieren. Vor dem Seiteneingang liegt entspannt ein Hund in der Sonne.

Das Foto ziert die Vorderseite einer Ansichtskarte, die 1974 von einer Urlauberin nach Bad Honnef geschickt wird. Ein Kreuzchen bei einem Fenster im ersten Obergeschoss verrät, in welchem Zimmer der Pension sie wohnt. Im selben Stockwerk befindet sich auch der große Saal, in dem regelmäßig Feste gefeiert werden.

Ein Blick auf die Karte zeigt auch: Der Verlag greift zum Retuschierstift. Das Nachbarhaus Rosenstiel (Maienlandstr. 26), das direkt an den »Pilgerhof« anschließt, ist kurzerhand verschwunden – an seiner Stelle strahlt blauer Himmel. So wirkt die Postkarte heller und freundlicher.

Standort des Fotografen: 47.886864, 8.341605

Brunnen beim Haus Heizmann in der Maienlandstraße, ca. 2000

Sammlung Familie Waßmer

Wer am Haus Heizmann (Maienlandstr. 19) vorüber geht, dem fällt sofort der Blumenschmuck ins Auge, der die Fassade ziert. Aus jedem Fenster blicken Kästen mit üppig blühenden Geranien, die das Haus fast in ein Blütenmeer verwandeln.

Unmittelbar davor plätschert der alte Brunnen, ein steinerner Trog mit gusseisernem Brunnenstock. Seit Generationen steht er hier, unscheinbar und alltäglich, und doch prägt er das Bild der Straße. Auch ihn bezieht Erna Heizmann (geb. Baader) in ihre liebevolle Gestaltung ein, sodass auch auf seinem Brunnenstock Blumen blühen.

Das Anwesen selbst hatte das Ehepaar 1952 von den Eltern übernommen. Anton Heizmann (1927-2015), Landwirt von Beruf, und seine Frau Erna Heizmann führten die Landwirtschaft weiter und vergrößerten im Laufe der Zeit den Wohnbereich, indem sie zur Hofseite hin anbauten.

Standort des Fotografen: 47.885942, 8.342209

Haus Sibold in der Maienlandstraße, ca. 1957

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl Sibold zur Verfügung.

Vor dem Haus Sibold (Maienlandstr. 14) lehnt Karl Sibold junior (1937-2016) mit Pinsel und Eimer, die Arbeitskleidung verrät den Beruf. Er ist der Sohn des Malermeisters Karl Sibold (1899-1975), bald wird er das väterliche Geschäft übernehmen und ein neues Wohn- und Geschäftshaus in der Maienlandstraße 4 errichten.

Vom Haus Sibold ist auf diesem Foto vor allem die Werkstatt zu sehen. Ein Spalierbaum rankt sich neben dem Schaufenster an der Fassade empor. Auf dem Flachdach blühen die Blumen in voller Pracht. Aus einem Fenster im Giebel blickt Johanna Sibold (verh. Thoma, geb. 1930) hinunter auf die Szene.

Ganz alltäglich ist auch das Nebeneinander von Handwerk und Landwirtschaft. Rechts im Bild ragt ein Misthaufen ins Blickfeld, an dem ein Werbeschild der Firma »Persil« befestigt ist. Er gehört zum Nachbaranwesen von Otto Lehmann und Mathilde Lehmann (Maienlandstr. 12). Zwischen dem Duft von frischer Farbe und dem Geruch von Stall und Misthaufen vermischen sich hier zwei Welten, die im Maienland selbstverständlich zusammengehören.

Standort des Fotografen: 47.885602, 8.342347