Umzug zur Stadterhebung in der Bahnhofstraße, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Bernhard Adrion zur Verfügung.

Leider herrscht nasskaltes Schmuddelwetter, als die Einwohner*innen Löffingens die Wiederverleihung der Stadtrechte feiern. Der große Festumzug anlässlich der Stadterhebung bewegt sich durch die Bahnhofstraße – und mittendrin rumpelt eine Postkutsche hinter einem Vierspänner über die aufgeweichte Fahrbahn. Die Pferde stapfen durch Pfützen, die Räder spritzen Schlamm, aber das historische Bild ist eindrucksvoll: Die Postkutsche erinnert an eine ganz besondere Episode in der Geschichte der Stadt – den sogenannten »Waldprozess«.

Im offiziellen Programm trägt der Wagen die Nummer 20. Dort heißt es: »1753 – Postwagen fährt zum Waldprozess nach Wien«. Gemeint ist der jahrelange Rechtsstreit, den die Stadt Löffingen im 18. Jahrhundert führte, um ihre Waldrechte zu verteidigen. Seit Jahrhunderten war der Besitz des Stadtwaldes für die Bürger überlebenswichtig – er lieferte Bauholz, Brennholz und Weiderechte. Doch diese Rechte wurden immer wieder in Frage gestellt, sodass die Stadt gezwungen war, bis vor die höchste Instanz nach Wien zu ziehen. 1753 reiste tatsächlich eine Abordnung aus Löffingen mit der Postkutsche in die kaiserliche Residenzstadt, um ihre Ansprüche geltend zu machen. Der Prozess zog sich über Jahrzehnte hin und kostete enorme Summen, brachte am Ende aber Klarheit: Die Waldrechte blieben in Löffinger Hand.

Vor der Postkutsche fährt ein weiterer Wagen mit der Aufschrift »1750 – Geigenbau in Rötenbach« und erinnert daran, dass auch das benachbarte Dorf auf eine lange Handwerkstradition zurückblickt.

Im Hintergrund des Fotos ist rechts das Haus Fehrenbach zu sehen, das der Kriegerwitwe Frieda Fehrenbach (geb. Blattert, 1911-2003) gehört. Das Haus hinten links, das zum Weberweg gehört, ist mit Reisiggirlanden geschmückt. Es ist das Anwesen von Franz Vogelbacher und seiner Ehefrau Berta Vogelbacher (geb. Hoch).

Standort des Fotografen: 47.884056, 8.341833

Junger Mann mit Moped an der Rötenbacher Straße, ca. 1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Edith Biedenbach zur Verfügung.

Vor einem Baum an der Rötenbacher Straße posiert ein junger Mann mit seinem Moped. Er inszeniert sich als »Halbstarker«: das Hemd lässig hochgekrempelt, eine Zigarette im Mundwinkel, die Sonnenbrille auf der Nase, die Haare sorgfältig nach hinten gegelt. Von einem Motorradhelm keine Spur – der würde nur die Frisur ruinieren. Ganz wie seine großen Vorbilder aus dem Kino – James Dean und Co. – strahlt er lässige Coolness aus.

Im Hintergrund zieht sich eine Baumallee über die Anhöhe, die nach Rötenbach führt. Am rechten Bildrand ragt der Schornstein des Sägewerks Benz in die Höhe.

Auf der Rückseite ist das Foto schlicht mit »Peter mit Moped« beschriftet. Handelt es sich vielleicht um Peter Göhry? Er wurde 1940 geboren, wuchs als einziger Sohn von KFZ-Mechaniker Franz Josef Göhry und dessen Ehefrau Adelheid Göhry (geb. Winterhalder) auf. Nach der Volksschule begann er eine Lehre als Mechaniker. Seine große Leidenschaft ist das Mopedfahren. Doch es kommt zur Tragödie: Am 26. Dezember 1957 verunglückt Peter Göhry auf der Straße zwischen Döggingen und Löffingen tödlich. Er wird nur 17 Jahre alt.

Standort des Fotografen: 47.890595, 8.311094

2 Fotos: Klassentreffen des Jahrgangs 1927/28 im Kurpark, 2004

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Vera Hepting zur Verfügung.

Und wieder ist der Jahrgang 1927/28 zu einem Klassentreffen zusammengekommen. Man besucht offenbar denn Friedhof, um verstorbener Klassenkamerad*innen zu gedenken. Neben dem Friedhof stellen sich die Teilnehmer*innen des Klassentreffens neben dem einstigen Grabstein von Steinhauer August Uhrig (1855-1935) auf.

oberes Foto
V.l.n.r.:
1 Irma Adrion (geb. Schmid, 1927-2019), 2 Lina Hörner (geb. Kirner), 3 Lore Sibold (geb. Hahn, 1928-2022), 4 Theo Walz (1927-2015), 5 Otto Selb (1927-2021), 6 Elisabeth Müller (geb. Egle, 1927-2020), 7 Maria Benz, 8 Hilda Bader (geb. Hermann)

unteres Foto
V.l.n.r.:
1 Elisabeth Müller (geb. Egle, 1927-2020), 2 Lina Hörner (geb. Kirner), 3 Lore Sibold (geb. Hahn, 1928-2022), 4 ???, 5 Hilda Bader (geb. Hermann), 6 Irma Adrion (geb. Schmid, 1927-2019), 7 Theo Walz (1927-2015)

August Uhrig war 1855 in Ottersdorf bei Raststatt geboren worden und Zeit seines Lebens unverheiratet geblieben. Er starb am 13. August 1935 im Alter von 80 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Löffingen beerdigt. Seinen Grabstein hatte er selbst geschaffen. Als das Grab Jahrzehnte später aufgelöst wurde, landete der Stein hinter dem Bauhof auf einem Schuttberg. Dort entdeckte ihn Theo Walz, rettete ihn und ließ ihn neben dem Friedhof im Kurpark aufstellen.

Standort des Fotografen: 47.885293, 8.346712

Rauchfahne vom Benz-Kamin über dem Reichberg, 1967

Stadtarchiv

Eine dunkle Rauchfahne steigt in den Himmel. Der Kamin des Sägewerks Benz tut, was er immer tut: Er pustet die Abgase der Holzverarbeitung in die Luft, und die ziehen dann, je nach Windrichtung, über das Städtchen. Der Fotograf dieses Bildes ärgert sich darüber mächtig. Auf die Rückseite seines Fotos notiert er bissig: »Atmosphärischer Beitrag des Holzverarbeitungswerkes zum Luftkurort Löffingen. Aufnahme morgens gegen 8 1/2 Uhr, Frühjahr 1967«. Um seinen Ärger loszuwerden, reicht er die Aufnahme gleich an die Stadtverwaltung weiter – so wandert sie später in die Akten und irgendwann in das Stadtarchiv.

Für viele Löffinger aber bedeutet das Sägewerk Benz nicht Qualm und Belästigung, sondern Arbeit und Brot. Es ist ein Betrieb, der über Jahrzehnte Menschen beschäftigt, ihren Alltag prägt und auch das Ortsbild mitbestimmt. Kritik an den Rauchfahnen dürften manche daher kaum nachvollziehen können. Dass aber eine bessere Filterung der Abgase aus Gründen des Umweltschutzes dringend geboten wäre, steht auf einem anderen Blatt. Fünf Jahre später hat sich die Sache erledigt: Im November 1972 verliert der Kamin seinen Zweck, denn das Sägewerk stellt den Betrieb ein.

Standort des Fotografen: 47.879278, 8.338611

Radtour des SPD-Ortsvereins, ca. 1979

Sammlung Familie Waßmer

Die Fahrräder stehen dicht an dicht auf dem oberen Rathausplatz. Noch ist Zeit für ein Schwätzchen, bevor es losgeht: Karl Guth, Paul Bugger und Walter Maier plaudern gut gelaunt miteinander. Um sie herum herrscht reges Treiben, denn gleich soll die Radtour mit deinem prominenten Gast starten.

V.l.n.r.: 1 Karl Guth (1912-2002), 2 Paul Bugger (1916-1990), 3 Walter Maier (1927-?)

Bundesminister Rainer Offergeld (geb. 1937) ist zu Besuch in Löffingen. Seit 1978 gehört er dem Kabinett in Bonn an, zuständig für wirtschaftliche Zusammenarbeit, und seit einem Jahrzehnt sitzt er bereits im Bundestag. Der SPD-Ortsverein nimmt die Gelegenheit zum Anlass, eine gemeinsame Fahrradtour zu organisieren – nicht nur für Mitglieder, sondern auch für interessierte Bürger*innen. Politik zum Anfassen, ganz ohne großen Abstand zwischen Minister und Bevölkerung.

Hinter den Männern ragt der Rathausbrunnen mit der Figur der »Schnitterin« auf, zu deren Füßen Geranien blühen. Autos parken am Rand, Kinder wuseln zwischen den Fahrrädern, und die Stimmung ist locker.

Standort des Fotografen: 47.883872, 8.344734

Blick vom Garten des Hauses Waßmer zu den Nachbargrundstücken im Maienland, April 1986

Sammlung Familie Waßmer

Die Beete sind vorbereitet, die Wege gelegt – doch noch wirkt der Garten des Lehrer-Ehepaares Werner und Maria Waßmer kahl. Anfang April 1986 wacht die Vegetation erst allmählich auf aus dem Winterschlaf, und so fallen die Steinwege besonders ins Auge, die sich durch die Beete ziehen. Die Ziegel dafür stammen aus dem gesprengten Benz-Kamin, der einst 48 Meter hoch über dem Gelände des Sägewerks ragte und bis zu seiner Sprengung im Oktober 1984 ein markantes Wahrzeichen des gesamten Städtchens war. Nun haben die alten Steine im privaten Garten eine neue Funktion gefunden.

Weil Büsche und Bäume noch keine Blätter tragen bzw. erst frisch gepflanzt sind, öffnet sich auch der Blick über den Gartenzaun hinweg. Links liegt das Grundstück von Weinhändler Klaus Benitz und Inge Benitz, das noch von Obstbäumen geprägt ist. Einige Jahre später entsteht hier das neue Wohnhaus von Malermeister Karl Sibold und Friedegard Sibold (Rötengasse 2a), wodurch der freie Blick bald verschwinden wird. Rechts ragt der Schopf ins Bild, der zum Grundstück von Pflästerermeister Ludwig Storz und Elisabeth Storz gehört. Jenseits der Rötengasse ist sogar die Villa (Maienlandstr. 6) zu erkennen, in der die Anthroposophin Maria Keller wohnt.

Standort des Fotografen: 47.885606, 8.342781

2 Fotos: Ehepaar Limb vor dem Haus in der Rötenbacher Straße, 1934

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Der Schreinermeister August Limb (1884-1976) steht in Arbeitskleidung vor seinem Haus in der Rötenbacher Straße. Über seinem Hemd trägt er die typische Schürze der Handwerker. Neben ihm seine Ehefrau Anna Maria Limb (geb. Gebert, 1890–1960), in einer karierten Bluse und der praktischen Kittelschürze des Alltags.

Neben den beiden lächelt ein Junge in kurzer Hose und hellem Hemd, der sich eng an August Limb lehnt. Zur Linken steht eine ältere Frau mit Brille und strengem Scheitel, die eine dunkle Jacke und ein langes Kleid trägt – vielleicht eine Verwandte. Alle vier blicken direkt in die Kamera, die Szene wirkt vertraut.

Hinter der Gruppe ragen Bäume und Dächer empor, und klar erkennbar ist der Turm der katholischen Pfarrkirche St. Michael

Standort des Fotografen: 47.882179, 8.341854

3 Fotos: Blick von der »Hasle« auf das Städtchen, ca. 1970

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Beate Lubrich zur Verfügung.

Von einem kleinen Weg am »Hasle«-Wäldchen eröffnen sich diese idyllischen Blicke auf das Städtchen. Im Vordergrund schlängelt sich die Bahnlinie durch die Landschaft, begleitet von einem Spazierweg, der von üppigem Grün gesäumt ist. Das Stadtbild mit der markanten Stadtkirche St. Michael ist gut zu erkennen, hübsch eingerahmt von Bäumen und Sträuchern.

Die Fotoserie entsteht zwischen 1964 und 1975: 1964 wird der Kindergarten im Schulweg gebaut, der auf dem Bild bereits zu sehen ist, und 1975 fällt das Haus Schreiber in der Seppenhofer Straße einem Brand zum Opfer – zwei Fixpunkte, die den Aufnahmezeitraum eingrenzen.

Standort des Fotografen: 47.878259, 8.349976

Waldarbeiter beim Holzfällen, ca. 10. März 1927

Sammlung Familie Waßmer

Inmitten einer Waldlichtung sind vier Waldarbeiter bei der schweren Arbeit des Holzfällens zu sehen. Die Männer tragen typische Arbeitskleidung: Weste, Hemd und Hut – wetterfest und robust. Ein frisch gefällter Baumstamm liegt im Vordergrund, bereits zur weiteren Bearbeitung vorbereitet. Einer der Männer steht mit einer Axt bereit. Die Aufnahme zeigt eindrucksvoll die körperliche Arbeit im Wald zu einer Zeit, als Motorsägen noch nicht zum Alltag gehören und die Holzernte reine Handarbeit ist.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???

Standort des Fotografen: ???

Schulweg mit Blick zur Festhalle und Volksschule, ca. 1953-1964

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gertrud Heizmann zur Verfügung.

Der Blick auf dem Schwarzweißfoto ist vor allem Generationen an Schulkindern vertraut. Denn der Fußweg heißt nicht nur offiziell Schulweg, sondern ist auch für viele Kinder der tägliche Weg zur Schule. Der schmale, befestigte Weg steigt leicht an und führt direkt auf den markanten Gebäudekomplex aus Festhalle und Volksschule zu, der 1936 feierlich eingeweiht worden war. Links des Wegs sieht man gepflegte Gärten, eingefasst von einem Maschendrahtzaun und einem Spalier junger Obstbäume. Ein kleiner hölzerner Pavillon fällt ins Auge. Wenige Jahre später (1964) wird auf dem Gelände der Kindergarten errichtet. Rechts des Weges zieht sich eine einfache Zaunreihe am Wiesenrand entlang. Im Hintergrund erhebt sich die evangelische Kirche, die 1953 fertiggestellt wurde. Noch weiter dahinter beginnt das »Hasle«-Wäldchen.

Standort des Fotografen: 47.883394, 8.346024

4 Fotos: Grillplatz an der »Wanne«, 1974

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Beate Lubrich zur Verfügung.

Der neu angelegte Grillplatz im Gewann »Wanne«, liegt hoch oben über dem Städtchen. Von hier hat man auch einen weiten Blick über Wiesen, Felder und bewaldete Höhen. Die Anlage wirkt noch ganz frisch: Die Erde ist eben planiert, rundherum sind junge Bäumchen gepflanzt, die später einmal Sicht- und Windschutz bieten sollen. In der Mitte steht eine gemauerte Feuerstelle mit Grillaufsatz. Mehrere massive Holzbänke und -tische sind halbkreisförmig darum gruppiert – als Ort für Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine oder Familien, die hier gemeinsam Zeit verbringen, grillen, essen, feiern wollen.

Die »Wanne« dient im Winter vor allem als Abhang zum Schlittenfahren. Mit der Schaffung dieses Grillplatzes ist sie jetzt auch in den Sommermonaten ein Ort, der zur Freizeitgestaltung einlädt. Noch ist der Platz jung, aber man kann sich gut vorstellen, wie hier bald Würstchen brutzeln, Kinder herumrennen und lange Sommerabende bei Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel ausklingen.

Standort des Fotografen: 47.880565, 8.338002

3 Fotos: Anhänger mit Müll bei der »Öschputzede« des Schwarzwaldvereins, 1976

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Beate Lubrich zur Verfügung.

Umweltschutz beginnt im Kleinen – und manchmal mit einem vollgeladenen Anhänger. Die diesjährige »Öschputzede« zeigt eindrucksvoll, wie viel Wohlstandsmüll in der Natur landet. Der Anhänger ist bis oben hin gefüllt mit allem, was nicht in den Wald gehört, sondern allenfalls auf der Mülldeponie in Neustadt hätte entsorgt werden sollen: Alte Reifen, verbogene Metallteile, ein Fass, Plastikteile, Elektroschrott – quer durcheinander, zusammengetragen von engagierten Helfer*innen des Schwarzwaldvereins.

In den 1970er Jahren wächst das Umweltbewusstsein allmählich. Ökologischen Fragen widmet sich vor allem die Partei »Die Grünen«. Ihr erster Landesverband wird 1979 in Baden-Württemberg gegründet, 1980 folgt die Gründung der Bundespartei. Doch auch für den Schwarzwaldverein ist die Pflege und der Schutz der heimischen Natur eines der zentralen Ziele. Der Verein setzt sich eben nicht nur für Wanderwege ein, sondern auch für die Erhaltung der Kulturlandschaft. Die Mitglieder werden selbst aktiv, packen an und übernehmen Verantwortung.

Standort des Fotografen: ???