Ehepaar mit Kind, ca. 1914-1918

Fotograf: Richard Marth vorm. Ohlenschläger, Donaueschingen
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Erika Fritsche zur Verfügung.

Vor einem Atelierhintergrund steht eine Familie – Vater, Mutter und Sohn – und blickt ernst in die Kamera. Der Vater trägt die Uniform eines Soldaten des Ersten Weltkriegs, mit Stehkragen, Knopfreihe und Schirmmütze. Seine Haltung ist aufrecht, die Hand ruht auf der Koppel und Uniformjacke. Neben ihm steht die Ehefrau in einem dunklen, hochgeschlossenen Kleid mit Spitzenbesatz und Kreuzanhänger. Zwischen den beiden Eltern steht der Sohn, schlicht gekleidet in Jacke, Knickerbockerhose und Stiefel.

Das Foto zeigt eine Familie, die in den Kriegsjahren zusammenhält, während der Vater vermutlich kurz vor dem Fronteinsatz steht oder sich im Heimaturlaub befindet. Solche Atelieraufnahmen werden häufig als Erinnerung für die Daheimgebliebenen oder als Andenken für den Soldaten selbst angefertigt.

Wer erkennt die Familie?

Standort des Fotografen: Donaueschingen

Karl Glunk als Soldat, 1917

Fotograf: Eduard Heid, Rastatt
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Ursula Glunk zur Verfügung.

Drei Tage nach seinem 19. Geburtstag wurde Karl Glunk (1897-1980) zum Militär eingezogen. Er kam nach Rastatt zum badischen Infanterie-Regiment 111. Dort lässt sich der Landsturmmann in seiner Uniform in einem Fotoatelier ablichten.

Das Porträt zeigt ihn in feldgrauer Uniform: ein hochgeschlossener Waffenrock mit blanken Knöpfen, dazu die Mütze mit Reichs- und Landeskokarde. Mit ernster Miene steht der junge Soldat vor einem gemalten Atelierhintergrund, der einen idyllischen Wald zeigt und dem Foto einen friedlicheren Rahmen verleiht. Seine rechte Hand ruht auf einem Holzpodest.

Geboren wurde Karl Glunk am 12. Oktober 1897 als Sohn des Landwirts Johann Glunk und dessen Ehefrau Maria Glunk (geb. Bader). In seiner Kriegsstammrolle ist als Beruf ebenfalls »Landwirt« eingetragen. Er ist noch nicht volljährig und muss schon in den Krieg ziehen.

Standort des Fotografen: Rastatt

Hochzeitsgesellschaft im Gasthaus »Ochsen«, ca. 1915

Fotograf: Leo Molitor, Neustadt
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Es ist ein besonderer Tag, einer, den man festhalten möchte – und dafür hat sich die ganze Hochzeitsgesellschaft ordentlich herausgeputzt. In einem Gasthaus versammeln sich Braut und Bräutigam mit Familie und Freund*innen zum Gruppenfoto. In der Mitte des Bildes stehen Braut und Bräutigam. Die Braut, ganz in Schwarz – das weiße Hochzeitskleid setzt sich erst später durch – mit einem weißen Schleier und Blumenstrauß, die etwas Helligkeit in die ernste Festkleidung bringen. Neben ihr steht der Bräutigam im dunklen Anzug. Um die beiden gruppieren sich die Gäste: Frauen in feinen Kleidern, mit Broschen, Rüschen und sorgsam frisierten Haaren, Männer mit Krawatten und Weste. Man ahnt die Aufregung, die diesem Moment vorausging: das Aufstellen, das Zurechtrücken der Stühle, das Rascheln der Kleider. Dann der Moment der Stille – »Jetzt bitte alle stillhalten!« – und der Fotograf Leo Molitor aus Neustadt drückt ab. Der Prägestempel unten rechts weist ihn als Urheber der Fotografie aus.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Johanna Straub (geb. Faller, 1885-?), 2 Anna Sibold, 3 ???, 4 Emma Hirt (verh. Münzer), 5 ???, 6 Josefa Sibold (geb. Faller), 7 Karl Sibold (1867-1917), 8 Maria Hummel, 9 Anna Hummel (geb. Sibold), 10 Josef Egle (1890-1970), 11 Karl Egle (1885-1940)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 Braut ???, 5 Bräutigam ???, 6 Konrad Sibold, 7 ???, 8 ???, 9 ???, 10 August Egle (1886-1946), 11 Anna Heizmann (geb. Faller)
3.Reihe, v.l.n.r.: Julius Zepf (1889-?), 2 Theresia Zepf (verh. Hurle, 1891-?), 3 Karl Zepf (1892-?), 4 Maria Zepf (verh. Rogg, 1887-1972), 5 ???, 6 Johann Preuß (1884-1943), 7 Agathe Preuß (geb. Sibold, 1882-1967)

Das Brautpaar ist bislang namentlich unbekannt. Die Hochzeitsfeier findet im Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) statt. Es scheint sich nicht um die Wirtsstube zu handeln, sondern um den Saal. Der Raum ist reich dekoriert mit gemusterten Tapeten und gerahmten Bildern. Ein Rohr ist unter der Decke eingezogen.

Standort des Fotografen: 47.884005, 8.345292

Josef Schweizer als Soldat im Ersten Weltkrieg, ca. 1914-1916

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

Die Uniform sitzt straff, die Haltung ist aufrecht, fast steif – so, wie es sich für ein Soldatenporträt gehört. Josef Schweizer (1897-1916) schaut ernst in die Kamera, die Hand lässig auf die Lehne gestützt. Er ist noch sehr jung, nicht einmal volljährig. Geboren wurde er am 17. März 1897 als Sohn des Gipsers Franz Schweizer und dessen Ehefrau Anna Schweizer (geb. Götz). Er wirkt fast ein wenig unsicher, als würde er sich erst an den Gedanken gewöhnen, in Soldatenuniform abgelichtet zu werden. Darüber kann auch das glänzende Koppelschloss, die Knopfreihe und die Schirmmütze mit Kokarde nicht hinwegtäuschen.

Josef Schweizer stirbt am 21. Oktober 1916. Er wird nur 19 Jahre alt.

Standort des Fotografen: ???

Julius und Berta Glunk, ca. 1910

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

Julius und Berta Glunk lassen sich in einem Fotoatelier in Mannheim fotografieren. Der Vater von Julius Glunk stammte aus Löffingen, er selbst wurde aber in Stockach geboren und wuchs in Mannheim auf. Alles an dieser Aufnahme ist sorgfältig arrangiert: Der gemalte Hintergrund mit angedeuteter Natur, die Haltung der beiden, die Kleidung, die Accessoires – alles signalisiert Wohlstand und gesellschaftliches Selbstbewusstsein. Julius Glunk trägt einen hellen Anzug mit Weste, dazu Krawatte und einen steifen Hut. In der Hand hält er einen Spazierstock. An seiner Seite steht Berta Glunk, die in dunkler, eleganter Robe erscheint. Ein breiter Gürtel betont die Taille, über den Schultern liegt ein Pelzstola. Auffällig ist der große, mit Federn geschmückte Hut – ein modisches Zeichen weiblicher Eleganz dieser Zeit. Auch sie hält einen Stock in der Hand.

Julius Glunk kam am 2. Mai 1862 in Stockach zur Welt. Sein Vater war der Lehrer Heinrich Glunk (1827-1868), der am 30. Juni 1827 in Löffingen als Sohn des Schneidermeisters Jacob Glunk (1784-1849) und dessen Ehefrau Maria Agatha Glunk (geb. Müller, 1786-1871) geboren wurde. Das Elternhaus des Vaters stand in der Demetriusstraße. Die Mutter von Julius Glunk war Christine Glunk (geb. Villinger, 1832-1902), die aus Mannheim stammte. Julius Glunk ist verheiratet mit Berta Glunk (geb. Edelmann) und arbeitet als Zollbeamter auf dem Hauptzollamt in Mannheim. Er stirbt am 2. März 1946 in Überlingen.

Standort des Fotografen: Mannheim

Drei Mädchen vor dem Rathaus, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl Schreiber zur Verfügung.

Drei Mädchen posieren vor dem Rathaus, das damals noch die Volksschule beherbergt. Herausgeputzt sind sie alle drei – in schlichten Kleidern, mit dunklen Strümpfen und großen Schleifen im Haar. Ernst blicken sie in die Kamera – so wie es üblich ist, schließlich gilt Lächeln auf Bildern als unpassend. Vielleicht ist an diesem Tag der Schulfotograf zu Besuch, und die Kinder dürfen sich im Sonntagsstaat ablichten lassen.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???

Die Mädchen sind evtl. Franziska Schreiber (verh. Braunigger, 1908-1971), Frida Schreiber (verh. Frenzle, 1914-2005) und Anna Schreiber (verh. Greinwald).

Standort des Fotografen: 47.883707, 8.344363

Elisabeth Münzer im Fotostudio, ca. 1917

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Christa Egle und Hans-Peter Hepting zur Verfügung.

Die junge Frau trägt eine elegante weiße Bluse und einen Strohhut, der mit kleinen Blüten geschmückt ist. Um ihren Hals hängt ein zartes Medaillon. Sie stützt sich locker auf die Rückenlehne eines kunstvoll verzierten Holzstuhls, was dem Bild eine fast lässige Anmutung verleiht.

Elisabeth Münzer ist noch ledig, als sie sich im Fotoatelier ablichten lässt. Geboren wurde sie am 23. September 1897 als Tochter des Schreiners Leo Münzer und dessen Ehefrau Maria geb. Zirlewagen. Am 23. Juni 1921 heiratet sie Malermeister Karl Hepting (1893-1979). Das frisch vermählte Ehepaar baut ein Einfamilienhaus in der Alemannenstraße (Nr. 19).

Standort des Fotografen: ???

Totenaltar in einem Sterbezimmer, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Mitten in einem Wohnraum steht ein Altar. Die gemusterte Tapete, die Zimmertür links und das Möbelstück rechts – vermutlich ein Bett oder Sofa – weisen auf ein Schlafzimmer hin. Der Altar selbst ist reich geschmückt: Er besteht aus einer Kommode, die mit einer kunstvoll bestickten Spitzendecke bedeckt ist. Das Herzstück bildet ein großes Kruzifix, umgeben von Heiligenfiguren. Darüber thront ein dekorativer Bogen mit dem Bibelvers »Juble Sion siehe Dein Retter ist nahe«, der offenbar Trost zusprechen soll. Zahlreiche Kerzen, Tannenzweige und schwarz-weiße Fähnchen rahmen das Ganze ein: Schwarz als Farbe der Trauer, Weiß als Zeichen der Hoffnung und Auferstehung.

Es handelt sich um einen Totenaltar, wie er in katholischen Haushalten bei einem Todesfall errichtet wird. Menschen sterben meist zu Hause (und nur selten im Krankenhaus) im Kreis der Familie. Es wird versucht, noch rechtzeitig einen Priester herbeizuholen, um den Sterbenden mit den Heiligen Sakramenten (Beichte, Kommunion, Krankensalbung) zu versehen. Der Priester notiert dann später im Sterbebuch der Pfarrgemeinde, ob der Verstorbene »versehen« oder »unversehen« gestorben ist. Nach dem Tod wird der Verstorbene auf dem Sterbebett aufgebahrt. Die »Liechtladeri« geht von Tür zu Tür und informiert die Nachbar*innen über den Todesfall, damit sie Abschied nehmen können. Im Sterbezimmer ist ein Altar aufgebaut, zum Gebet und zur stillen Andacht. Das Foto dokumentiert damit ein stilles Zeugnis der Trauerkultur.

Standort des Fotografen: ???

Rosa Ebi im Fotostudio, 1916

Fotograf: Leo Molitor, Neustadt
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Eine junge Frau lässt sich im Fotoatelier fotografieren – im Atelier Molitor in Neustadt, wie die Rückseite verrät. Die Aufnahme trägt eine persönliche Widmung: »Zum Andenken an den 17. September im Kriegsjahr 1916«. Die Frau trägt schlichte, aber elegante Kleidung. Sie kombiniert eine weiße, hochgeschlossene Bluse mit langen Ärmeln und einer Brosche am Kragen mit einem dunklen, bodenlangen Rock. Ihre Frisur ist streng, die Haare glatt und nach hinten gesteckt. An ihrem Handgelenk ist eine Armbanduhr zu erkennen.

Es ist Rosa Ebi (verh. Wider, 1897-1974), die sich hier im Fotoatelier fotografieren lässt. Sie wurde am 10. April 1897 als Tochter des Landwirts Julius Ebi und dessen Ehefrau Josephine geb. Hasenfratz geboren. Ihr Elternhaus steht in der Rötengasse. Als das Foto aufgenommen wird, ist die 19-Jährige noch unverheiratet. Am 21. Oktober 1920 heiratet sie Heinrich Wider. Im Widmungstext auf der Rückseite der Fotografie ist eine »Frida« erwähnt. Vielleicht handelt es sich bei ihr um Frida Egle (geb. Klotz, 1887-1951), die seit 1910 mit dem Maurermeister Karl Egle verheiratet ist und im Nachbarhaus (Rötengasse 6) wohnt?

Im Hintergrund der Porträtaufnahme ist die stilvolle Einrichtung des Ateliers zu sehen: gemalte Landschaftsbilder an der Wand und Vorhänge, die eine häusliche und zugleich künstlerische Atmosphäre schaffen. Rosa Ebi steht neben einem Lesepult, auf dem ein Buch liegt.

Das Jahr 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, ist auch in der Heimat geprägt von Entbehrungen, Verlusten und Unsicherheit. Fotografien wie diese sind nicht nur kostbare Erinnerungsstücke, die als Zeichen von Freundschaft oder Liebe angefertigt und verschenkt werden, sondern auch eine Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit darzustellen.

Standort des Fotografen: Neustadt

Hochzeitspaar Limb / Nägele am Titisee (?), September 1919

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Friseurmeister Julius Limb (1883-1968) und Maria Nägele (1894-?) heiraten. Die beiden geben sich am 8. September 1919 das Ja-Wort. Zusammen mit einigen Hochzeitsgästen unternehmen Braut und Bräutigam vermutlich am Tag nach der Trauung einen Ausflug. Vor einem bewaldeten See lassen sie sich fotografieren.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 Emma Limb (verh. Binder, 1913-2005)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 Julius Limb, 4 Maria Limb (geb. Nägele), 5 August Limb (1884-1976), 6 Anna Limb (geb. Gebert, 1890-1960)

Standort des Fotografen: Titisee?

Hermann Ganter als junger Mann, ca. 1915

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Else Egle und Hermann Egle zur Verfügung.

Ein junger Mann lässt sich im Fotoatelier fotografieren. Er trägt ein weißes Hemd mit Stehkragen und Krawatte und darüber ein Jackett. Es ist Hermann Ganter aus dem Maienland. Geboren wurde er am 16. Mai 1895 als Sohn von Schneidermeister Karl Ganter (1849-1917) und dessen Ehefrau Amalie (geb. Fahrer, 1855-1936). Im Ersten Weltkrieg leistet er seinen Militärdienst. Er wird auch Schneidermeister und übernimmt das Schneidergeschäft von seinem Vater, der während des Krieges stirbt.

Am 18. November 1922 heiratet Hermann Ganter Anna Hepting und bekommt mit ihr zwei Töchter, Else Ganter (verh. Egle, 1923-2011) und Lore Ganter (verh. Echtle, 1926-2014). Nach der Befreiung vom NS-Regime 1945 setzen ihn die Franzosen als Bürgermeister ein, da er politisch nicht belastet ist. Er amtiert bis 1948. Sein Nachfolger wird Paul Benitz, der am 5. Dezember 1948 bei der ersten freien Bürgermeisterwahl nach dem Krieg gewählt wird. Hermann Ganter stirbt am 19. Februar 1957 im Alter von nur 61 Jahren.

Standort des Fotografen: ???

Alfred und Ottilie Zimmermann, ca. 1910

Fotograf: Photograph. Atelier Carl Koch, Hamburg
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Hans-Peter Schneider zur Verfügung.

640 Kilometer Luftlinie von Löffingen entfernt lässt sich dieses junge Paar in einem Fotostudio in Hamburg fotografieren. Das Paar scheint frisch verheiratet (oder verlobt?). Vielleicht wird das Doppelporträt auf der Hochzeitsreise aufgenommen.

Zu sehen sind der Kaufmann Alfred Zimmermann und seine Ehefrau Ottilie Zimmermann (geb. Stein), die am 16. Juni 1910 in Neustadt im Schwarzwald heiraten. Im selben Jahr übernehmen sie das Warenhaus »Kasten« in der Unteren Hauptstraße von Ottilies Eltern Karl (Carl Bernhard) Stein und Amalie Stein (geb. Mayer). Alfred Zimmermann wird am 2. November 1910 als neuer Inhaber in das Handelsregister eingetragen.

Alfred Zimmermann wurde am 9. April 1880 im württembergischen Gerlingen als Sohn des Kaufmanns Gottlob Zimmermann und dessen Ehefrau Pauline Zimmermann (geb. Hammer) geboren. Er stirbt am 19. September 1944 in Löffingen. Ottilie Stein wurde am 5. April 1888 in Löffingen geboren. Die Zimmermanns sind beide evangelisch.

Standort des Fotografen: Hamburg