Umzugwagen vor dem Haus Schelling in der Kirchstraße, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele zu Verfügung.

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Die Pferde schnauben, der Wagen ruckelt durch die Kirchstraße, und hoch oben darauf tobt das wilde Treiben: Männer und Frauen mit bemalten Gesichtern, Federschmuck und Lanzen stellen »Indianer« dar. Ein Marterpfahl ragt in die Höhe, während die Darsteller die Arme in die Luft reißen und das Publikum am Straßenrand anfeuern. »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus« lautet das Fasnachtsmotto des Jahres 1935 – und die Darstellung folgt dem Klischeebild, das in Büchern oder Abenteuerfilmen populär geworden ist.

Die »Fremden« werden dabei exotisiert, ihre Darstellung schwankt zwischen Faszination und Verachtung. Sie erscheinen als wilde, ungezähmte Gestalten, über die man lacht, die man bestaunt, deren Wirklichkeit aber unsichtbar bleibt. So wie hier in Löffingen entstehen an Fasnacht Bilderwelten, die das Eigene stärken, indem sie das Andere zur Karikatur verzerren.

Im Hintergrund ist, fast verdeckt, das Haus von Wagnermeister Adolf Schelling (Kirchstr. 11) zu erkennen. In der linken Hälfte befindet sich der Wohnbereich, in der rechten Gebäudehälfte die Ökonomie.

Vorne am Wagen steht Karl Glunk mit einer weißen Zipfelmütze – vermutlich lenkt er die beiden Pferde, die den Wagen durch die enge Kirchstraße ziehen.

Standort des Fotografen: 47.883662, 8.345073

Häuser Schelling und Lauffer in der Kirchstraße, März 2006

Sammlung Familie Waßmer

Im März 2006 zeigt sich die Kirchstraße noch mit vertrautem Bild: Im Haus Lauffer (Kirchstr. 13) wird Brot gebacken und verkauft, so wie es hier seit Generationen Tradition hat. Zunächst führte Bäckermeister Robert Isele die Backstube, später übernahm Jakob Zahn (1909-2002). 1972 ging das Haus mitsamt der Bäckerei an den Sohn Hermann Zahn (geb. 1937), der mit seiner Ehefrau Elisabeth Zahn (geb. Hirt, 1937-2019) große Umbauten wagte: Die Fassade erhielt eine moderne Prägung mit einer breiten Fensterfront, die neugierige Blicke in den Verkaufsraum zuließ. Nebenan lockte ein kleines Café die Gäste zum Verweilen.

Als dieses Foto aufgenommen wird, wird die Bäckerei von Willi Lauffer und Theresia Lauffer gemeinsam mit ihrem Sohn betrieben. Der Duft von frischem Brot und Brötchen zieht noch durch die Straße. Doch mit dem Tod des Ehepaars Lauffer 2006 und 2009 endet die Geschichte des Bäckerhandwerks an dieser Stelle. Jahre später, 2015, geht das Haus in den Besitz von Elke Bürer und Bertram Bürer über, die es grundlegend sanieren und darin eine Physiotherapiepraxis eröffnen – die Bäckereitradition ist damit Geschichte.

Links im Bild ist das Haus Schelling (Kirchstr. 11) zu sehen. Durch den kleinen Torbogen führt der 1981 geschaffene Durchgang in die Bittengasse, der seitdem »Postbögle« genannt wird – auch wenn die Post nicht mehr dort ansässig ist. Der Name hat über die Jahrzehnte überlebt, genauso wie die Erinnerung an den früheren Ökonomiebereich des Hauses Schelling, der sich einst an dieser Stelle befand.

Standort des Fotografen: 47.883411, 8.345027

Haus Walz in der Kirchstraße, 2007

Sammlung Familie Waßmer

Im Jahr 2007 neigt sich langsam aber sicher eine Ära dem Ende zu: Das Eisenwarengeschäft Walz in der Kirchstraße schließt seine Türen. Im Schaufenster kündigt bereits der Räumungsverkauf an, dass das Geschäft bald Geschichte sein wird. Viele Löffingerinnen und Löffinger haben hier über Jahrzehnte Nägel, Schrauben, Werkzeuge oder Haushaltswaren gekauft – Alltagsgegenstände, die im Leben so selbstverständlich sind und doch immer wieder gebraucht werden.

Das Gebäude wurde nach der Übernahme durch Theo Walz (1927-2015) im Jahr 1951 grundlegend modernisiert und mehrfach umgebaut. Besonders auffällig ist der farbige Fries zwischen den großen Fenstern im Obergeschoss: In abstrakten Formen sind dort Zangen, Schrauben, Schlösser, Schlüssel und anderes Werkzeug dargestellt – eine bunte Hommage an das Sortiment, das den Laden über Jahrzehnte geprägt hat. Theo Walz stirbt 2015.

Standort des Fotografen: 47.883379, 8.345021

Haus Walz in der Kirchstraße, 1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Vera Hepting geb. Walz zur Verfügung.

Der Kaufmann Heinrich Walz erwarb 1913 sein neues Wohn- und Geschäftshaus in der Kirchstraße. Ursprünglich war das Gebäude das Armenhaus der Stadt. Walz baute es nach und nach um, um ausreichend Raum für sein Eisenwarengeschäft und seine Kohlenhandlung zu haben. 1951 übernahm Theo Walz (1927-2015) das Geschäft. Das kleine Ladenfester, die Eingangstür und die Stalltür wurden beseitigt und es entstand eine Ladenfront mit großen Schaufenstern. Der Wohnbereich wurde zunächst bis Mitte der 1960er Jahre unverändert belassen.

Im Nachbarhaus ist die angrenzende Bäckerei von Bäckermeister Jakob Zahn (Kirchstr. 13) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883383, 8.345020

Haus Walz in der Kirchstraße, 1951

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Vera Hepting geb. Walz zur Verfügung.

Der Eisenhändler Heinrich Walz hatte 1913 sein Haus am Unteren Rathausplatz verkauft und in seinem neu erworbenen Haus in der Hafnergasse ein neues Geschäft eröffnet. »Heinrich Walz Eisenhandlung« steht über dem schmiedeeisernen Schild, das zwischen Stalltür und Haustür hängt. Ein Schaufenster im eigentlichen Sinn gibt es noch nicht. Die Waren werden in dem kleinen Fenster und auf dem Gehweg vor dem Haus präsentiert. Ausgestellt sind ein Schubkarrenrad, Sensenstiele mit Worb, Antraggabeln für die Heu- und Garbenernte, ein Waschbrett und mehrere Gitterroste.

Wenige Jahre später wir das Haus Walz umgebaut und modernisiert.

Standort des Fotografen: 47.883383, 8.345020

Haus Laufer in der Kirchstraße, ca. 1989

Stadtarchiv

Zwischen dem Eisenwarengeschäft Walz und dem Drogeriemarkt »Schlecker« steht das Haus Laufer (Kirchstr. 17). Es wurde nach dem Großbrand 1929 in der Hafnergasse erbaut. Im Feuerversicherungsbuch von 1932 wird es als zweistöckiges Wohnhaus und Ökonomiegebäude mit Ladenlokal und Magazin beschrieben. 

Standort des Fotografen: 47.883211, 8.344717

Haus Laufer in der Kirchstraße, ca. 1976

Stadtarchiv

Über der Haustür steht die Jahreszahl 1929, als das Gebäude nach dem Großbrand in der Hafnergasse neu gebaut wurde. Außerdem sind die verschnörkelten Initalen »JL« zu lesen, die für »Johann Laufer« stehen, den Eigentümer des Hauses, als es nach dem Brand erbaut wurde.

Als dieses Foto entstand gehörte das Haus schon lange seinem Sohn, dem Altbürgermeister Edmund Laufer. Die Raiffeisen Genossenschaft bot im Erdgeschoss landwirtschaftlich Produkte an. Hinter den beiden Türen befand sich das Lager der landwirtschaftlichen Genossenschaft. Durch die Öffnung konnten die Waren direkt auf die Fahrzeuge der Landwirte verladen werden.

Standort des Fotografen: 47.883272, 8.344903

Jahrmarkt in der Kirchstraße, ca. 1955/56

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Kirchweih in der Kirchstraße: Die Häuser sind festlich mit Girlanden und Fahnen geschmückt, sogar vom Turm der katholischen Kirche flattert eine Fahne im Wind. Die Kirchstraße verwandelt sich in einen kleinen Vergnügungspark – ein riesiges Kettenkarussell dreht seine Runden, daneben lockt eine Schiffschaukel die Kinder. Zwischen dem Karussell und dem alten Laufbrunnen stehen zwei Materialwagen der Schausteller. Menschen bummeln durch die Straße und genießen die besondere Stimmung des Festtags.

Und doch verrät ein Detail, wie nah Vergnügen und Alltag in dieser Zeit beieinanderliegen: Im Vordergrund ragt ein großer Misthaufen weit in die Straße hinein – auch er gehört selbstverständlich zum Bild des Städtchens.

Standort des Fotografen: 47.883284, 8.344912

Kirchstraße, ca. 1923-1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Carola Hannes zur Verfügung.

Dieses Bild ist mit »Malerischer Winkel« beschriftet und zeigt die Kirchstraße, die damals noch Hafnergasse heißt. Der Blick ist so gewählt, dass die Häuserzeilen auf beiden Straßenseiten zu sehen sind. Da es auf der Rückseite der linken Häuserfront im »Eckeret« sehr beengt ist, wird der Straßenraum benutzt um Gerätschaften und Wagen abzustellen und Holz zu lagern. Links ist eine Mähmaschine abgestellt, in der Mitte steht ein Pritschen-Handwagen vor einem Sägebock und einem Stapel Äste.

Die Bewohner sind zum Abstellen und Lagern berechtigt, da die Grundstücksgrenzen mitten in der Straße verlaufen und die Straße nicht im Besitz der Gemeinde ist. Im hinteren Bereich der Straße befinden sich Misthaufen. Deshalb ist bei dem daneben abgestellten Heuwagen im Hintergrund nur eine schmale Durchfahrt. 1929 brennen mehrere Häuser auf der rechten Seite ab.

Standort des Fotografen: 47.882936, 8.344089

Gemälde vom Haus Geisinger in der Kirchstraße, vor 1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.
Sammlung Familie Waßmer

1954 schafft der Maler Erwin Baumgart dieses Ölbild des Hauses von Sattlermeister Ernst Geisinger. Er malt den baulichen Zustand vor dem Großbrand 1929 nach der Vorlage einer alten Fotografie und nach der Beschreibung von Familie Geisinger.

Auffallend an dem Haus ist das hochaufragende riesige Dach. Mitte des 19. Jahrhunderts wohnte ein Rotgerber darin. Die vielen kleinen Fenster im Giebel dienten als Lüftungsfenster für die gegerbten Felle, die im Speicher hingen. Hinter dem Haus schloss sich ein Garten in der heutigen Bittengasse an. Die übrigen Häuser in der Kirchstraße, die noch Hafnergasse heißt, sind nicht detailliert ausgearbeitet, sondern nur angedeutet.

Standort des Malers: 47.882989, 8.344221

Brandstätte nach dem Großbrand in der Kirchstraße, 21. April 1929

Sammlung Familie Waßmer

Ein trostloses Bild bietet sich am Tag nach dem Großbrand im April 1929 in der heutigen Kirchstraße. Der weite Vordergrund erweckt den Eindruck, dass der Fotograf auf Abstand bleiben möchte von diesem grauenhaften Anblick. Noch immer steigt Rauch aus den Trümmern der abgebrannten Häuser auf. Dadurch, dass die Gebäude auf der linken Straßenseite bis an der oberen Bildrand reichen, betont der Fotograf die Leere auf der abgebrannten Straßenseite. Mitten im Städtchen klafft eine Lücke.

Zerstört wurden insgesamt vier Häuser, drei davon in der Kirchstraße und eins in der Bittengasse  beim Schlachthaus gelegen, nämlich die Häuser von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), Landwirt Adolf Sibold (Nr. 19), Landwirt Johann Laufer (Nr. 17) und Landwirt Otto Benz (Bittengasse). Die Brandgeschädigten sind kaum versichert. Auch der Farrenstall in der Bittengasse wurde in Mitleidenschaft gezogen. Unter größter Mühe konnten die Farren aus dem brennenden Gebäude gerettet werden. In großer Gefahr schwebte auch die katholische Pfarrkirche, deren Giebel schon Feuer gefangen hatte. Doch der Wind trieb das Feuer glücklicherweise in Richtung »Bittenwiesen«.

Standort des Fotografen: 47.883056, 8.343956

Großbrand in der Kirchstraße, 20. April 1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Helene Krauß zur Verfügung.

Am 20. April 1929 bricht in der Hafnergasse am Morgen um halb neun Uhr ein Brand im Haus des Sattlermeisters Ernst Geisinger aus (rechts vorne im Bild). Das Feuer springt von dem mit Schindeln gedeckten Haus auf die Nachbarhäuser über. Vier Anwesen brennen nieder. Auf dem Bild sind die Häuser bereits zusammen gebrochen. Heruntergestürzte Holzbalken liegen auf der Straße. Im Hintergrund bekämpft die Feuerwehr rauchende Glutnester. Das Wasser des Laufbrunnens in der Straße dient als Löschwasser, aber die herumliegenden Schläuche zeigen an, dass auch Wasser aus größerer Entfernung herbeigepumpt wird.

Zerstört wurden die Häuser von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), Landwirt Adolf Sibold (Kirchstr. 19), Landwirt Johann Laufer (Kirchstr. 17) und Landwirt Otto Benz (Bittengasse). Die Brandgeschädigten sind kaum versichert. Auch der Farrenstall in der Bittengasse wurde in Mitleidenschaft gezogen. In großer Gefahr schwebte auch die katholische Pfarrkirche, deren Giebel schon Feuer gefangen hatte. Doch der Wind trieb das Feuer glücklicherweise in Richtung »Bittenwiesen«.

Standort des Fotografen: 47.882936, 8.344089