Darstellung der »Heiligen Kümmernis« aus dem Jahr 1740, 1989

Kirchenführer, Verlag Schnell & Steiner
Fotograf: Kurt Gramer, Bietigheim-Bissingen

Am 1. Juni 1823 verfügte das badische Ministerium des Innern den Abbruch der Kümmerniskapelle, die sich in der Nähe des Gasthauses »Linde« (Obere Hauptst. 10) befand. Das Inventar der kleinen Kapelle wurde versteigert. Eine geschnitzte Statue, die die »heilige Kümmernis« darstellte und um 1740 geschaffen worden war, ging nach Reiselfingen.

Heimatforscher Leo Ratzer (1881-1948) hielt 1933 die mündliche Überlieferung, die sich um diese Heiligendarstellung rankte, schriftlich fest. Demnach soll die Gastwirtsfamilie Meßmer nach dem Abbruch der Kapelle Unglück bekommen und daraufhin das Bildnis gekauft und nach Löffingen zurückgebracht haben. Sie stellte es zunächst auf ihren Speicher. In heiligen Nächten sollen daraufhin seltsame Geräusche vom Dachboden zu hören gewesen sein. Die Meßmers ließen das Bildnis daraufhin in der südlichen Friedhofsmauer in einer Nische aufstellen. Die Statue wurde dort weiterhin verehrt, vor allem von jungen Frauen, für die die »heilige Kümmernis« als Fürsprecherin galt. Schließlich wurde die Statue in der Friedhofskapelle aufbewahrt und später in die katholische Pfarrkirche St. Michael überführt. Sie fand im hinteren Teil des Langhauses einen neuen Platz.

Im Volksglauben galt die »heilige Kümmernis« als Tochter eines nichtchristlichen Königs. Als der sie an einen Nichtchristen verheiratet wollte, habe sie Jesus Christus Jungfräulichkeit gelobt und ihn darum gebeten, ihr einen Bart wachsen zu lassen. Sie sei daraufhin von ihrem Vater verstoßen und gekreuzigt worden. Anstelle des Schildes »INRI«, die bei Darstellungen des gekreuzigten Jesus üblich ist, ist hier ein Schild mit der Inschrift »St. Kümmernis« zu sehen.

Die »bärtige Heilige« ist von der katholischen Kirche nicht als offizielle Heilige anerkannt. Im Volksglauben konkurrierte sie sogar zeitweilig mit dem Marienkult.

Standort des Fotografen: 47.882547, 8.344172

Zeichnung vom unteren Rathausplatz nach dem Großbrand, 29. Juli 1921

Künstler: Johannes Thiel / Stadtarchiv

Der Zufall will es, dass der Freiburger Kunstmaler Johannes Thiel (1889-1962) am Tag nach dem Großbrand in Löffingen ist. Er fertigt eine Zeichnung, die die Trümmerstätte am unteren Rathausplatz zeigt.

Bereits am 30. Juli 1921 schlägt das Bezirksamt Neustadt vor, dass die Zeichnung verfielfältigt und als Kunstblatt zu Gunsten der Brandgeschädigten vertrieben werden soll. Am 10. August beschließt der Hilfsausschuss, der sich in Löffingen gebildet hat, das Kunstblatt zu einem Stückpreis von 10 Mark zu vertreiben. Man versendet daraufhin die Kunstblätter an Stadtverwaltungen und Behörden. Beispielsweise werden 500 Exemplare an das Bürgermeisteramt der Landeshauptstadt Karlsruhe geschickt, mit der Bitte sie an „Behörden und Korporationen“, aber auch an „Buch- und Kunsthandlungen“ sowie „Verkehrsvereine und ähnliche Institute“ weiterzuleiten.

Die weite Verbreitung des Kunstblattes erklärt, warum so viele Exemplare bis heute erhalten sind.

Standort des Künstlers: 47.883447, 8.343854

Porträt von Karl Schmid im Profil, 1942

Zeichnung von Karl Ehret
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung
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Gewerbeschullehrer Karl Ehret (1897-1974) zeichnet über mehrere Jahre hinweg mehrere Porträts von »Löffinger Originalen«. Den Malermeister Karl Schmid (1878-1955) zeichnet er sogar zweimal, 1942 und 1947. Wahrscheinlich hat es ihm dessen markanter Vollbart angetan.

Geboren am 12. Dezember 1878 in Unterbränd, ist Karl Schmidt seit 1904 mit Ernestine Schmid geb Link (1884-1958) verheiratet. Das Paar hat elf Kinder und wohnt in der »Hinterstr. 106« (heute Ringstr. 4). Karl Schmid stirbt am 24. März 1955 im Alter von 76 Jahren.

Porträt von Karl Schmid im Profil, 1947

Zeichnung von Karl Ehret
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.

Mit »Michelangelo von Löffingen« betitelt Gewerbeschullehrer Karl Ehret (1897-1974) dieses Porträt, das er 1947 zeichnet. Es ist Teil einer Serie von »Löffinger Originalen«, die Ehret über mehrere Jahre hinweg anfertigt. Mit Michelangelo (1475-1564), dem bedeutendsten Maler der italienischen Hochrenaissance hat Karl Schmid (1878-1955) freilich wenig gemeinsam, bis auf die Tatsache, dass auch er Malermeister ist.

Geboren am 12. Dezember 1878 in Unterbränd, ist er seit 1904 mit Ernestine Schmid geb Link (1884-1958) verheiratet. Das Paar hat elf Kinder und wohnt laut Adressbuch von 1952 in der »Hinterstr. 106« (heute Ringstr. 4). Karl Schmid stirbt am 24. März 1955 im Alter von 76 Jahren.

Ehret fügt noch Schmids Spitznamen an: »gen[annt] Bartholomäus«. Um festzustellen, warum er so genannt wird, genügt ein kurzer Blick in sein Gesicht und auf seinen wallenden Vollbart.

Porträt von Severin Kirner im Profil, 1941

Zeichnung von Karl Ehret
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Dr. Lothar Hörner zur Verfügung.

Der Schnurrbart ist zweifelsohne ein Markenzeichen des Landwirts Serverin Kirner (1875-1958). Gebürtig stammt er aus Seppenhofen. Er ist mit Maria geb. Trescher (1884-1961) aus Friedenweiler verheiratet. Gemeinsam betreiben sie ihr landwirtschaftliches Anwesen in der Alenbergstraße. Doch Severin Kirner ist nicht nur Landwirt, sondern auch »Pferdemetzger«, wie auf dem Porträt von Gewerbeschullehrer Karl Ehret (1897-1974) notiert ist. Ehret malte eine Serie von »Löffinger Originalen«.

66 Jahre alt ist Severin Kirner, als er porträtiert wird. Er stirbt am 14. Januar 1958 im Alter von 83 Jahren.

Deckengemälde in der früheren Gaststube vom »Adler«, ca. 1998

Sammlung Familie Waßmer

Seit vielen Jahren bereits ist der Gastbetrieb im früheren Gasthaus »zum Adler« eingestellt. Die einstige Gaststube steht leer und ist für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Dem Vergessen anheimgefallen sind auch die Deckengemälde mit verschiedenen religiösen Motiven. Der Fotograf verschafft sich Zugang zur alten Gaststube, um mit Fotoapparat und Stativ die Gemälde fotografisch zu dokumentieren. Die Lichtverhältnisse sind widrig, sodass manche Gemälde nur schlecht zu erkennen sind. Sie sind in geschnitzten Holzrahmen in die Decke eingelassen. Auf diesen beiden Gemälden ist vermutlich der auferstandene Jesus mit den Emmaus-Jüngern zu sehen.

Der Evangelist Lukas berichtet, dass zwei Jünger am Tag nach Pessach von Jerusalem nach Emmaus gegangen und dabei dem auferstandenen Jesus begegnet seien, ohne ihn jedoch zu erkennen. Der unbekannte Begleiter habe ihnen im Gespräch die Schrift ausgelegt und erklärt, das Leiden des Messias sei gemäß den Verheißungen der Propheten notwendig gewesen. In Emmaus angekommen, erkannten sie ihn schließlich, als er beim Abendmahl das Brot brach.

Wer die Deckengemälde geschaffen hat, ist unbekannt.

Standort des Fotografen: 47.883589, 8.343578

Porträt von Josef Bader im Profil, 1950

Zeichnung von Karl Ehret
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ursula Moch-Weiss zur Verfügung.

Der ehemalige Löffinger Gewerbelehrer Karl Friedrich Ehret (1897-1974) zeichnet am 25. August 1950 dieses Porträt vom »Bader Sepp«, wie er neben dem Bild notiert. Josef Bader, der hier gemütlich Pfeife raucht, ist ein Original. Er wurde am 10. Mai 1880 geboren und erlernte das Handwerk des Hafnermeisters. Verheiratet war er mit Agnes Bader geb. May (1876-1950). Zusammen wohnen sie in ihrem Haus neben dem Friedhof in der Alemannenstraße. Bader stirbt 1959 nach einem Verkehrsunfall im Alter von 79 Jahren.

Porträt von »Linden«-Wirt Ernst Meßmer, 1941

Zeichnung von Karl Ehret

Der Gewerbeschullehrer Karl Ehret porträtiert 1941 den »Alt-Lindenwirt« Ernst Meßmer im Profil.

Ernst Meßmer wurde am 20. September 1869 als Sohn der Wirtsleute Karl Meßmer und Franziska geb. Kramer in Löffingen geboren. Er übernahm die elternliche Gastwirtschaft und betrieb außerdem eine Landwirtschaft. Am 20. Mai 1895 heiratete der 25-Jährige seine Frau Josephine Benitz (1867-1932), die ebenfalls aus Löffingen stammte. Gemeinsam bekamen sie neun Kinder.

Zwei Jahre, nachdem er porträtiert wird, stirbt Ernst Meßmer am 31. Dezember 1943 im Alter von 74 Jahren.

2 Fotos: Gipsermeister Erich Adrion bei der Arbeit, ca. 1970

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Erich Adrion (1926-2001), genannt »Drilli«, steht auf einem Gerüst beim Gasthaus »Ganterbräu«. Der Gipser- und Stukateurmeister ist voller Konzentration bei der Arbeit. Er gestaltet gerade die Fassade und schafft ein Wandgemälde: Es zeigt einen Mann, der Gitarrespielend auf einem Fass Bier sitzt. Daneben sind gefüllte Biergläser und das Logo der Freiburger Brauerei Ganter zu sehen.

Erich Adrion hatte sein Geschäft von seinem Vater Fritz Adrion (1897-1971) übernommen. Dieser hatte 1921 den Grundstein des Familienunternehmens gelegt, das bis heute im Familienbesitz ist. Erich Adrion übernahm nach dem Tod seines Vaters das Unternehmen und führt es 20 Jahre. 1992 überträgt er die geschäftliche Verantwortung an seine Tochter Jutta und ihren Mann Ernst Knöpfle.

Standort des Fotografen: 47.884415, 8.345542

Wirtshausschild am Gasthaus »Adler«, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 27 ist mit »Wirtshausschild zum Adler« betitelt. Zu sehen ist das schmiedeiserne Wirtschausschild, das aus einem Fenster im zweiten Obergeschoss heraus aufgenommen wurde. Das Gasthaus »zum Adler« betrieb der Gastwirt Heinrich Faller. Im Hintergrund fällt der Blick auf das Rathaus mit dem Kriegerdenkmal. Links steht das Haus von Schmiedemeister Emil Fürst, das beim Großbrand 1921 abbrannte. Am Giebel wächst ein Spalierbaum.

Standort des Fotografen: 47.883581, 8.343731

Wirtshausschild des früheren Gasthauses »Sonne«, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 26 ist mit »Wirtshausschild zur Sonne« betitelt. Zu sehen ist das schmiedeiserne Wirtschausschild, das an der »alten Sonne« am Oberen Rathausplatz hing. Als dieses Foto aufgenommen wurde, war der Gastbetrieb bereits eingestellt. Das Schild blieb aber erhalten und wurde 1930 beim Gasthaus »zum Lamm« (Kirchstr. 29) aufgehängt, das in Gasthaus »zur Sonne« umbenannt wurde. Dort hängt es bis heute.

Standort des Fotografen: 47.883707, 8.344609

Wandgemälde an der Brunnenstube in der Kirchstraße, 1999

Familie Waßmer

An der Fassade der Brunnenstube in der Kirchstraße ist ein Wandgemälde angebracht. Es erinnert daran, dass hier einst der Ferkelmarkt stattfand.

Seit 1828 hatte sich die Stadtgemeinde um die Erlaubnis zur Abhaltung von Ferkelmärkten bemüht. Erst 1861 erhielt sie die Erlaubnis, monatlich am zweiten Montag auch Schweine zu vermarkten.

Standort des Fotografen: 47.882970, 8.344008