Sammlung Famlie Waßmer
Seit rund 150 Jahren ahnt man ihn nur – den Stettbach, der einst offen durch das Städtchen floss. Heute verläuft er tief unter der Erde, verborgen in einem gemauerten Kanal. Erst hinter der katholischen Pfarrkirche taucht er wieder auf, im Gewann »Bitten«, wo er als Bittenbach an die Oberfläche tritt.
Doch im Sommer 1999 öffnet sich für kurze Zeit ein Fenster in die Vergangenheit. Bauarbeiten stehen an: Die Decke des Kanals muss erneuert und für den modernen Verkehr ertüchtigt werden. Eine Straßenhälfte der Unteren Hauptstraße wird aufgegraben – und plötzlich ist er wieder da, der Bach. Ein schmales Rinnsal, das leise durch das freigelegte Bett plätschert. Friedlich wirkt es, beinahe harmlos. Und doch: Mehrfach verursachte er Hochwasser und überflutete große Teile des Städtchens – etwa im Juni 1895, im Juli 1958 und zuletzt im Juli 1975.
Als man im Jahr 1828 das alte Rat- und Kaufhaus abbrach, um Platz für das heutige Gebäude zu schaffen, stand man plötzlich vor einem Problem: das hohe Grundwasser. Die Lösung bestand darin, das Bachbett des Stettbachs – vom Gasthaus »Adler« abwärts – tieferzulegen. Man führte ihn fortan kanalisiert und mit einem steinernen Gewölbe überwölbt durch die Stadt. Der offene Bachlauf verschwand und mit ihm ein Stück Stadtbild.
Doch zurück in das Jahr 1999. Bürgermeister Dr. Dieter Mellert (1941-2019) spielt mit dem Gedanken, den Stettbach offen zu lassen, der Gemeinderat aber ist mit großer Mehrheit dagegen. Besonders die Geschäftsleute der Unteren Hauptstraße argumentieren mit dem Wegfall von Parkplätzen.
Standort des Fotografen: 47.883630, 8.343828