Blick zur Pfarrkirche und zum Kaufhaus Schirmer, 1910/11

Verlag Eugen Felle, Isny / Stadtarchiv

Der Blick geht von der Hafnergasse in Richtung Kirchplatz mit der Pfarrkirche St. Michael im Hintergrund. Der schlanke Kirchturm ragt kerzengerade in den Himmel. Unterhalb des Gotteshauses steht das Haus Schirmer, ein dreistöckiges Wohnhaus mit kleinem Erker, einer Remise und einem Abtrittanbau. Das Haus hatte bis 1909 dem Kaufmann Heinrich Göbel gehört, der darin ein Geschäft betrieb. 1909 übernahm es der Kaufmann Anton Schirmer (1862-1940), der aus Württemberg stammte, zusammen mit seiner Frau Agnes geb. Eberhardt (1864-?).

Im März 1916 brach in dem Anwesen Feuer aus und legte es in Schutt und Asche. Die Waren verbrannten größtenteils. Ein Teil der Fahrnisse konnte gerettet werden. Die Schirmers bauten das Haus zweistöckig wieder auf.

Das Foto ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.  

Standort des Fotografen: 47.883088, 8.344378

Haus Faller in der Oberen Hauptstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Max Huber zur Verfügung.

Die Frau mit Schürze, die mit einem Kind vor der Haustür ihres Hauses in der Oberen Hauptstraße steht, ist vermutlich Luise Faller geb. Bader (1856-1939). Die Hausnummer 216 ist am Türsturz zu entziffern. Eine steinerne Treppe führt zum Eingang hinauf. Luise Faller ist mit dem Landwirt und Bäcker Alois Faller (1857-1939) verheiratet. Er betreibt hier bis 1912 neben der Landwirtschaft eine Bäckerei, weshalb das Haus den Hausnamen »Scherbecks« trägt.

Das Haus ist zweistöckig, was aber von der Oberen Hauptstraße nicht zu erkennen ist. Dazu muss man um die Ecke gehen und sich die Rückseite des Hauses in der Bittengasse anschauen.

Standort des Fotografen: 47.884516, 8.345886

Familie Benz vor ihrem Haus in der Rötenbacher Straße, ca. 1916

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Benz zur Verfügung.

Eine Kriegerwitwe und sechs Halbwaisen sind auf diesem Foto zu sehen. Auf dem Bild fehlt der Ehemann und Familienvater Karl Benz (1875-1916). Er starb am 29. März 1916 im Lazarett in Freiburg im Alter von nur 41 Jahren. Seine Ehefrau Anna geb. Bader (1870-1951) hatte er 1896 geheiratet. Gemeinsam bekamen sie sechs Kinder, allesamt Töchter: Elisabeth (*1897), Agathe (*1899), Maria (*1902), Theresia (*1903), Josefa (*1905) und Anna (*1906). Die jüngste Tochter ist gerade einmal neun Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Jetzt muss die Familie ohne ihn zurecht kommen und die Landwirtschaft betreiben.

Im Hintergrund ist das im Jahr 1900 erbaute Anwesen mit dem Wohnbereich rechts und dem Ökonomieteil links zu sehen. Spalierbäume wachsen an der Fassade. Angrenzend ist ein großer Garten zu erkennen, der durch einen Lattenzaun eingehegt wird. 

Standort des Fotografen: 47.882152, 8.340718

Haus Heizmann in der Maienlandstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anton Heizmann zur Verfügung.

Der Landwirt und spätere Stadtrechner Anton Heizmann II (1884-1940) stellt sich zusammen mit seiner Frau Luise geb. Schreiber (1885-1981), die er 1908 geheiratet hatte, und mit seinen zwei erstgeborenen Kindern vor seinem Wohnhaus in der Maienlandstraße zu einem Gruppenfoto auf. In der Hand hält er an einem Seil einen Stier. Bei den Kindern dürfte es sich um den Sohn Adolf (1909-1960) und die Tochter Maria (verh. Armbruster, 1911-?) handeln.

Besonders interessant an diesem Foto sind mehrere Details: Zum einen der Laufbrunnen vorne links, der nicht nur als Viehtränke dient, sondern auch als Wasserquelle für den Haushalt. Darüber hinaus sind die beiden Nachbargebäude bemerkenswert, die im Foto zu erkennen sind, denn beide Häuser existieren nicht mehr. Das direkt angrenzende Haus auf der linken Seite, dessen Giebelwand zu sehen ist, brennt später ab und wird nicht wieder aufgebaut. Das Haus im Hintergrund rechts gehört dem ledigen Uhrmacher Dominik Villinger (1859-1925) und später dem Schmiedemeister Josef Reichhart (1874-1942). Bei einem Fliegerangriff am 19. Februar 1945 wird es durch einen Volltreffer komplett zerstört. 

Standort des Fotografen: 47.885988, 8.342239

Haus Bieler in der Maienlandstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Melitta Fehrenbach zur Verfügung.

Wie die Orgelpfeifen stehen vier Bieler-Töchter der Größe nach vor ihrem Elternhaus. Aus den Fenstern im Obergeschoss schauen zwei Personen heraus. Vielleicht handelt es sich um die stolzen Eltern? Der Zimmermann Josef Bieler (1864-1937), der gebürtig aus Göschweiler stammte, hatte 1894 nach Löffingen eingeheiratet, als er sich mit Anna geb. Hutzler (1864-1932) vermählte. Die beiden bekamen fünf Kinder. Das Haus war zunächst zweistöckig und in einen Wohnbereich und in die Ökonomie unterteilt, wie auf dem Foto zu sehen ist. 1920 wird das Gebäude aufgestockt, sodass es dreistöckig wird.

1934 übernimmt die nächste Generation das Anwesen. Aus dem Mädchen auf dem Foto ist inzwischen eine erwachsene Frau geworden: Franziska Fehrenbach geb. Biehler (1900-?), die mit dem Zimmermeister und Landwirt Eugen Fehrenbach (1901-?) verheiratet ist, wird als neue Eigentümerin eingetragen.

Standort des Fotografen: 47.886907, 8.341636

Innenraum der Pfarrkirche St. Michael, nach 1917

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Walter Nägele und Franz Isele zur Verfügung.

Der Chorraum ist durch ein Chorgitter aus Metall abgetrennt. Zwei Türen ermöglichen einen Zugang zum Chor. Zwei unterschiedliche Stilmittel wetteifern um die Aufmerksamkeit des Betrachters: Der barocke Hochalter von Mathias Faller und die bemalten Stichkappen über den Fenstern und die Verzierungen der Fenster-öffnungen im Nazarener Stil. Im Chor befinden sich Bänke, die nur bei besonderen Anlässen benutzt werden. Dahinter erkennt man die mit weißem Tuch abgedeckte Kommunionbank. Von der Deckenmitte hängt eine Ampel mit dem »Ewigen Licht«. Das elektrische Licht strahlt nicht mehr aus sichtbaren Lampenbirnen, sondern aus mattweißen Glaskugeln.

Standort des Fotografen: 47.882549, 8.344414

Innenraum der Pfarrkirche St. Michael, nach 1917

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

1917 wurde die Kirche an das seit 1916 in Löffingen bestehende elektrische Leitungsnetz angeschlossen. Im Kirchenraum hängen mehrere einfache elektrische Lampen. Der mit Kerzen bestückte Kronleuchter hängt weiterhin im Chorraum. Die Marienstatue steht nicht mehr in der Nische links neben dem Marienaltar. Das Wandgemälde, das links im Chorbogen zu sehen ist, wurde bei der Kirchenrenovierung in den Jahren 1993-1996 freigelegt, renoviert und sichtbar gelassen.

Standort des Fotografen: 47.882588, 8.344173

Innenraum der Pfarrkirche St. Michael, vor 1917

Sammlung Familie Waßmer

Eine umfassende Renovierung des Kircheninnenraumes wurde 1881 vorgenommen. Der Konstanzer Maler Wilhelm Emele bemalte die Decke und die Wände im damals beliebten Nazarener Stil großflächig mit Gemälden und Verzierungen. In der Vielfalt der Farben und Formen verloren die Barockaltäre von Mathias Faller ihre den Innenraum dominierende Wirkung. Das Langhaus hat eine bis an die Außenwände reichende Flachdecke. Der Marienaltar ist leicht zur Mitte hin gerückt. So findet eine Marienfigur im Stile der Lourdesmadonna in der entstandenen Nische Platz. Neben den Seitenaltären befindet sich jeweils ein Eingang. Im Chorbogen hängt ein Kruzifix und in der Mitte des Chorraumes ein großer Kronleuchter mit Kerzen. Rechts am Chorbogen ist die Kanzel angebracht. Kreuzwegtafeln, die hoch oben an der Wand angebracht sind, können mit Kerzen auf dem darunter angebrachten Kerzenhalter beleuchtet werden. Massive Holzbänke mit Doggen an den Stirnseiten bieten den Gottesdienstbesuchern Platz.

Der Erlös für den Kauf der Ansichtskarte diente zur Finanzierung der Kirchenrenovierung, wie es auf der Rückseite heißt: »Reinertrag für den Umbau der Pfarrkirche«.

Standort des Fotografen: 47.882588, 8.344173

Haus Roth in der Ringstraße, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Gerda Isele und Franz Scholz zur Verfügung.

Diese Fotografie ist mehr als 100 Jahre alt. Sie entstand vor dem Großbrand 1921, da im Hintergrund die später abgebrannten Häuser des Landwirts Alois Fritsche (Ringstr. 5) und Thoma / Benitz in der Alenbergstraße zu erkennen sind.

Im Mittelpunkt der Aufnahme steht das Haus Roth, ein zweistöckiges Gebäude mit Scheune und Stall. Es war im Besitz von Theresia Roth geb. Strobel (1880-1956), die es von ihren Eltern, dem Zimmermann Johann Baptist Strobel und dessen Ehefrau Sabina geb. Welte, übernommen hatte. Theresia Roth war verheiratet mit dem aus Dittishausen stammenden Landwirt und Maurer Josef Roth (1884-1948). Mitglieder der Familien Roth und Strobel haben sich vor dem Haus versammelt, um auf dem Foto verewigt zu werden. Mehrere Spalierbäume wachsen an der Hausfassade. Da Frühling ist, stehen sie in voller Blüte. Vorne links steht eine Gaslaterne.

Rechts am Schopf ist eine Werbetafel angebracht, die für »Fuesers Kaffee« warb, einer damals berühmten Kaffeerösterei. 

Standort des Fotografen: 47.883972, 8.343054

Haus Benz in der Kirchstraße, vor 1914

Sammlung Familie Waßmer

Neugierig schauen Angehörige der Familie Benz aus den Fenstern hinunter auf die Straße. Der Seifensieder Anton Benz ist am Fenster über der Stalltür zu sehen. Er ist ein hochdekorierter Veteran aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Im Erdgeschoss betreibt er eine Seifensiederei mit dazu gehörendem Laden. Im Fenster neben der Eingangstür sind seine Produkte ausgestellt: Kernseife, Waschpulver, Bodenöl und Karrenschmiere.

Standort des Fotografen: 47.883097, 8.344373

Klara Egle, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hans-Martin Konhäuser zur Verfügung.

»Modistin« oder »Putzmacherin«, so lautet die Berufsbezeichnung von Klara Egle geb. Wintermantel (1889-1964). Sie betreibt im Haus Demetriusstraße 14 ein Modegeschäft.

Gebürtig stammt sie aus Hüfingen, wo sie 1889 zur Welt kam. Durchaus ungewöhnlich für die damalige Zeit hatte sie nach der Volksschule ein Handwerk erlernt und in Ettenheim eine Ausbildung zur Modistin absolviert. Im Anschluss hatte sie als Volontärin in einem Modegeschäft in Freiburg gearbeitet. Ca. 1918 heiratet sie nach Löffingen ein und vermählt sich mit dem kriegsbeschädigten Korbmacher August Egle. Klara Egle eröffnet ihr eigenes kleines Modewaren-Geschäft. Sie fertigt vor allem Kopfbedeckungen für Damen, eben den »Putz«, und ist damit das Pendant zum Hutmacher, der Herrenhüte herstellt. 

Sie zählt zur »Hautevolee«, wie man in Löffingen sagt, was sicherlich ihrem eleganten Kleidungsstil geschuldet ist. Das Porträt, das sie als junge Frau zeigt, entsteht in einem Fotoatelier. Klara Egle stirbt 1964 im Alter von 75 Jahren in Löffingen.

Standort des Fotografen: ???

Kindergartenkinder vor der »Kinderschule« in der Bahnhofstraße, ca. 1910

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele sowie Karlheinz Maier zur Verfügung.

87 Kinder haben sich zu einem Erinnerungsfoto vor der »Kinderschule« in der Bahnhofstraße versammelt. Kaum vorstellbar, dass sie alle bei schlechtem Wetter in den Innenräumen des 1907 errichteten Gebäudes Platz finden konnten. 

1907 wurde in Löffingen ein Frauenverein gegründet, der sich an die Stadtgemeinde mit der Bitte wandte, eine Kleinkinderschule zu bauen. Der Gemeinderat und der Bürgerausschuss stimmten für den Bau und stellten die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereit. Sie verlangten aber vom Frauenverein, dass er die laufenden Betriebskosten übernehmen werde. Johanna Nägele geb. Wider (1850-1920), die damalige Vereinsvorsitzende, stellte das Grundstück in der Bahnhofstraße zur Verfügung. Im Oktober 1908 entsandte das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul katholische Nonnen nach Löffingen. Die erste war Schwester Sofia. In ihre Obhut wurden die Kinder gegeben.

1.Reihe, v.l.n.r.:
2.Reihe, v.l.n.r.:
3.Reihe, v.l.n.r.: ???, Karolina Fehrenbach (verh. Vogelbacher, 1906-1993), ???, ???, ???, ???, ???, ???, Maria Schultheiß (verh. Schmid, 1906-1974), ???, Agnes Bader (verh. Vetter, 1907-1998, 1.v.r.)
4.Reihe, v.l.n.r.:
5.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, ???, ???, ???, August Fehrenbach (1906-2000)

Standort des Fotografen: 47.885473, 8.340944