Narrengruppe »Schönheitsköniginnen«, Fasnacht 1934

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Heutzutage würde man das, was diese Narrengruppe macht, als »Cross-Dressing« bezeichnen, nämlich das Tragen der spezifischen Kleidung des anderen Geschlechts. Zumindest die Mehrzahl der abgebildeten »Schönheitsköniginnen« sind augenscheinlich in ihrem normalen Alltag als Männer unterwegs. Aber es ist Fasnacht und da tauscht man auch mal die Kleidung und schlüpft in eine andere Geschlechterrolle. Dies umso mehr, als das Motto der diesjährigen Fasnacht »Internationaler Zirkus« lautet.

Seit 1927 wird in Deutschland ein nationaler Schönheitswettbewerb für Frauen ausgetragen. Als das Foto 1934 aufgenommen wird, ist das NS-Regime an der Macht. Die Nationalsozialisten lehnen die Wahlen zur »Miss Germany« ab und diffamieren sie als Ausdruck »jüdisch-bolschewistischer Dekadenz«. Statt Misswahlen finden Wahlen von lokalen Ernte-, Heide- und Weinköniginnen statt. Ob die Fasnachtsgruppe dies aufgreift, muss offen bleiben. Die Schilder, die die »Schönheitsköniginnen« um den Hals tragen, sind mit Mühe zu entziffern:

V.l.n.r.: »Miss Holland« (mit Tracht), »Miss Spanien« (evtl. mit Kastagnetten), »Miss Helgoland« (mit Bademütze und Bademantel), »Miss Dalmatien« (mit weiß gepunkteter Schleife), »Miss Österreich« (vorne sitzend, mit Tirolerhut und Milchkübel), »Miss England« (mit Bowler und Regenschirm), »Miss Frankreich« (mit Boule-Kugel).

Standort des Fotografen: 47.884019, 8.344540

2 Fotos: Narrengruppe auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1974

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Im Gänsemarsch bewegt sich eine Gruppe Narren über den oberen Rathausplatz, vorbei am »Stadtbau« (Demetriusstr. 1) und an der Post (Rathausplatz 2), neben der ein gelbes Telefonhäuschen steht. Es handelt sich um die aktiven Mitglieder der Hexengruppe. Zwei Kinder reihen sich in den Zug ein und marschieren vorneweg.

1.Bild, v.l.n.r.: ???, ???, Herbert Kienzler, Gottfried Vogelbacher, ???

2.Bild, v.l.n.r. Albert Jonner, Johann Glunk, Heinz Hauger, ???, Franz Rosenstiel, ???, Oskar Baader, Walter Müller, Karl Koch.

Standort des Fotografen: 47.884014, 8.344873

Blick vom Rathausturm zur Schule, ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Vom Rathausturm fällt der Blick über die Dächer im Altstadtring in Richtung »Hasle«. Den Schulweg gibt es schon, aber der Kindergarten wird erst in den 1960er Jahren gebaut. Links und rechts des Weges sind nur Wiesen zu sehen, links die »Linden-Wiese« und rechts die »Bittenwiesen«. Leicht erhöht stehen die Festhalle und die Volksschule, 1936 eingeweiht, vor dem kleinen Wäldchen. Rechts daneben ist die frisch erbaute evangelische Johannes-Kirche zu sehen. Das evangelische Pfarrhaus wird erst 1969/70 erbaut und fehlt noch auf dem Bild.

Die Dächer im Vordergrund gehören zum Gasthaus »Löwen« und zum ehemaligen Gasthaus »Sonne« am oberen Rathausplatz und dahinter zu den Häusern der Kirchstraße. Vis-à-vis vom Fotografen ist die ehemalige Zehntscheuer der Fürstenbergischen Standesherrschaft (Kirchstr. 9) zu sehen. Sie gehörte ab 1843 als Ökonomiegebäude zum »Löwen« und seit 1933 dem Viehhändler Karl Krieg.

Standort des Fotografen: 47.883870, 8.344350

Narrenschiff »St. Lucia« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Das Segel ist gesetzt. Die »St. Lucia« nimmt Kurs auf das »Scharfe Eck«. Es ist Fasnacht und der liebevoll gestaltete Umzugswagen bewegt sich die Obere Hauptstraße hinauf. Soeben kommt er am Gasthaus »Ganterbräu« (Obere Hauptstr. 4) vorbei. Das Motto der diesjährigen Fasnacht lautet: »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«. Dabei hieß keines seiner Schiffe »St. Lucia«.

Im Hintergrund ist eine große Menschenmenge auf dem oberen Rathausplatz vor dem ehemaligen Gasthaus »Sonne« versammelt. Offenbar sind Kanonen im Einsatz, denn es raucht und qualmt kräftig.

Standort des Fotografen: 47.884506, 8.345618

Verschneiter Rathausplatz mit Rathaus, ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Eine Frau mit einem Kind an der Hand bahnen sich den Weg über den verschneiten Rathausplatz. Vorbei stapfen sie am Rathausbrunnen und an der Volksbank, die sich noch im Erdgeschoss des Rathauses befindet.

Über dem Portal ist ein Fries angebracht, der verschiedene Zunftzeichen, wie z. B. eine Brezel für den Bäcker, einen Stiefel für den Schuhmacher und ein Holzrad für den Wagner zeigt.

Standort des Fotografen: 47.883779, 8.344857

Kinderumzug auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1963

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gudrun Wörner zur Verfügung.

Ingeborg Fuß, die Frau des Bäckermeisters Walter Fuß schaut lachend zum Fotografen. An beiden Händen führt sie links ihre Tochter Gudrun als Fliegenpilz und rechts als Cowboy verkleidet ihren Sohn Diethelm. Es ist Fasnacht. Über den verschneiten Rathausplatz führt der Kinderumzug.

Im Hintergrund ist das Rathaus und daneben die »alte Sonne« zu erkennen. Sie wird 1972 abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen. Noch befindet sich die »Volksbank« im Erdgeschoss des Rathauses, in einem Teil der früheren Markthalle.

Standort des Fotografen: 47.884016, 8.344871

Umzug »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, Fasnacht 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

»Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«, lautet das Fasnachtsmotto 1935. Dabei war Christoph Kolumbus gar nicht der erste Europäer, der den amerikanischen Kontinent betrat. Außerdem glaubte er bis zu seinem Tod irrtümlich, einen Seeweg nach Indien entdeckt zu haben. Folglich nannte er die indigene Bevölkerung Amerikas »Indianer«, ein kolonialistischer Begriff, der beibehalten wurde und teilweise bis heute verwendet wird.

Über den oberen Rathausplatz bewegt sich das Flaggschiff von Kolumbus, die »Santa Maria«. Viel Rauch steigt auf, schließlich sind Kanonen im Einsatz. Die Seefahrer kommen nicht als Entdecker, sondern als Eroberer. Davor marschiert eine Gruppe »Indianer«, wie man sich unzivilisierte »Wilde« vorstellt. Ganz vorneweg ist »Uncle Sam« zu sehen, eine Nationalallegorie für die Vereinigten Staaten. Er trägt einen Zylinder und eine – eigentlich gestreifte, aber hier – karierte Jacke.

Standort des Fotografen: 47.884122, 8.345024

Bürgermeister Karl Kuster, ca. 1920-1925

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Konrad Kuster zur Verfügung.

30 Jahre lang amtierte Karl Kuster als Bürgermeister. Geboren wurde er 1847 als Sohn des Landwirts Johann Kuster und dessen Ehefrau Maria Brugger. 1870/71 war er einer der Löffinger Bürger, die als Soldaten in den deutsch-französischen Krieg zogen. 1872 heiratete er Karoline geb. Bader (1847-1918).

1890 wurde er zum Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters Adolf Schmutz gewählt. Während seiner Amtszeit erfolgte die Erweiterung des Krankenhauses, die Errichtung des Kriegerdenkmals auf dem Rathausplatz und der Bahnbau, der Kornmarkt wurde eingestellt, der Großbrand von 1907 äscherte die Demetriusstraße ein, die Kinderschule wurde gebaut und der Erste Weltkrieg wütete. Für seine Verdienste wurde Kuster 1901 vom badischen Großherzog mit dem Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen ausgezeichnet.

1920 gab er das Amt auf. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Adolf Kuster gewählt. Das Wohnhaus der Kusters auf dem Alenberg wurde mit dem Hausnamen »s’Bürgermoasters« belegt. Es brannte beim Großbrand 1921 ab. Am 30. Oktober 1925 starb der Alt-Bürgermeister im Alter von 78 Jahren.

Standort des Fotografen: Freiburg.

Bürgermeister Adolf Schmutz, ca. 1880-1890

Stadtarchiv

Adolf Schmutz war Kaufmann von Beruf. Er wohnte in dem Haus Demetriusstr. 15. Von 1871 bis zu seinem Tod 1890 amtierte er als Bürgermeister.

Geboren wurde er 1830 als Sohn des Handelsmannes Demeter Schmutz und dessen Ehefrau Maria geb. Meßmer. 1860 heiratete er in erster Ehe Adelheid Hörner, die aus dem schweizerischen Thun stammte und evangelisch war. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor: Anna Frieda, geboren 1865, die aber schon ein Jahr später starb. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Adolf Schmutz 1867 ein zweites Mal.

19 Jahre bestimmte er die Geschicke der Stadt. Am 5. März 1890 starb er »nach längerem schweren Leiden« im Alter von nur 59 Jahren. Er hinterließ seine Witwe Marie Schmutz geb. Kreuzer (1841-?) und seine Kinder Adele Schmutz (1869-?) und Richard Schmutz (1872-?).

Standort des Fotografen: ???

Kaminfeger auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1924

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elke Moser und Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Acht Paare haben sich auf dem oberen Rathausplatz versammelt, die identisch gekleidet sind: Die Männer sind als Schornsteinfeger verkleidet und tragen eine Leiter über der Schulter; die Frauen an ihrer Seite tragen Kleider und halten einen Kaminbesen in ihren Händen. Es sind Tanzpaare, denn das diesjährige Fasnachtsmotto lautet: »Nationales und internationales Tanzfest«. Dabei wird ein öffentlicher »Tanzwettstreit« veranstaltet.

V.l.n.r.: ??? und ???, Klara Fehrenbach und August Zepf, Franziska Bieler (verh. Fehrenbach, 1900-1989) und Eugen Fehrenbach, ??? und ???, Cäcilie und Robert Rosenstiel, Sofie und Konrad Nägele, ??? und ???, ??? und ???

Der Platz selbst ist verschneit. Im Hintergrund sind die Gasthäuser »Löwen« (Rathausplatz 11) und »Ochsen« (Rathausplatz 12) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883922, 8.344824

Mehrbildkarte »Gruß aus Löffingen« mit drei Ansichten, ca. 1895-1900

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gertrud Geisinger zur Verfügung.

August Limb schreibt diese lithografische Ansichtskarte offenbar an seinen Bruder Julius Limb. Abgebildet sind auf der Mehrbildkarte drei Ansichten des Städtchens.

Über die gesamte Breite der Karte erstreckt sich im oberen Teil eine Gesamtansicht, wie sie sich dem Betrachter vom Gewann »Im kleinen Brühl« aus darbietet. Zu sehen ist die katholische Pfarrkirche St. Michael und die Häuser in der Altstadt sowie im Maienland und auf dem Alenberg. Im Vordergrund ist die Bahnlinie zu sehen, auf der eine Eisenbahn fährt, obwohl die Strecke erst 1901 in Betrieb genommen wird. Auch das Bahnhofsgebäude ist zu erkennen.

In einem runden Passpartout ist darunter der obere Rathausplatz abgebildet. Zu sehen sind das Rathaus und die drei Gasthäuser »Sonne« (Rathausplatz 9-10), »Löwe« (Rathausplatz 11) und »Ochsen« (Rathausplatz 12). Über den Platz fahren gerade eine Pferdekutsche und ein Fahrradfahrer. 

In dem rechteckigen Passpartout daneben ist das neu geschaffene Kriegerdenkmal zu sehen. Es wurde 1894 zum Gedenken an die Soldaten des deutsch-französischen Krieges 1870/71 eingeweiht. Die lithografische Darstellung ist in idealisierter Form wiedergegeben: Das Denkmal erscheint größer als in Wirklichkeit und es scheint frei in einer Grünanlage zu stehen. 

In der Mitte der Ansichtskarte ist der Schriftzug »Gruss aus Löffingen« zu lesen, von Blumen eingerahmt. 

NS-Kundgebung auf dem Oberen Rathausplatz, ca. 1935-1940

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Alexandra Scholl zu Verfügung.

Aus einem Rathausfenster fällt der Blick auf den oberen Rathausplatz, auf dem gerade eine Kundgebung der NSDAP-Ortsgruppe Löffingen abgehalten wird. Vor der Freitreppe des früheren Fürstenbergischen Amtshaus (Rathausplatz 2) ist die Rednertribüne aufgebaut, die mit Hakenkreuzfahnen geschmückt ist. Wer der Redner ist, ist nicht zu erkennen.

NS-Formationen sind auf dem Platz angetreten, aber auch eine große Menschenmenge hat sich in einem Halbkreis versammelt. Die Menge ist »gleichgeschaltet«, alle haben den rechten Arm zum »Hitler-Gruß« hochgerissen. Sogar die Kinder auf dem Foto tun es den Erwachsenen gleich und entbieten ebenfalls den »Deutschen Gruß«. Er war zunächst nur der Gruß der NSDAP-Mitglieder, wurde aber nach 1933 zum offiziellen Gruß der »Volksgenossen« und zu einem tagtäglich wiederholten aktiven Bekenntnis zum Nationalsozialismus.

Standort des Fotografen: 47.883855, 8.344622