Unterer Rathausplatz mit dem Mailänder Tor, September 1957

Willy Pragher / Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg (Bestand W 134)

Löffingen wird in den 1950er Jahren farbig! Die ersten Farbaufnahmen des Städtchens entstehen. Diese beiden Ansichten des unteren Rathausplatzes werden von dem Freiburger Fotografen Willy Pragher (1908-1992) aufgenommen, dessen Nachlass sich im Staatsarchiv Freiburg befindet.

Zu sehen sind das Mailänder Tor mit der Häuserzeile der Demetriusstraße und das Café von Viktor Fuss. Am linken Bildrand ist der 1954 neu errichtete Demetriusbrunnen zu sehen. Darüber ragt das schmiedeeiserne Wirtshausschild des Gasthauses »zum Adler« ins Bild. Ein weiteres Schild weist darauf hin, dass sich im »Adler« auch eine Filiale der »Bezirkssparkasse« Neustadt befindet.

Standort des Fotografen: 47.883570, 8.343751

Haus Hörner in der Alenbergstraße, ca. 1988

Stadtarchiv

Die Jahreszahl »1925« steht auf dem Steingewände des Rundbogens des früheren Ladens. Sie verweist darauf, dass das Haus Alenbergstr. 5 nach dem Großbrand 1921 erbaut wurde. Viele Jahrzehnte wohnte hier der Schneidermeister Johannes Schmitt (1878-1967), der aus dem Württembergischen stammte und in zweiter Ehe mit Mathilde geb. Ruf aus Rötenbach verheiratet war. Er betrieb in dem Haus sein Schneidergeschäft.  1959 kauften der Bergmann Robert Hörner und seine Frau Lina geb. Kirner (geb. 1927) das Anwesen.

Standort des Fotografen: 47.884796, 8.344917

Haus Baumgart in der Alenbergstraße, ca. 1976

Stadtarchiv

Umgebaut und modernisiert ist es, das Haus Baumgart in der Alenbergstraße, das nach dem Großbrand 1921 erbaut wurde. Es gehört seit Mitte der 1950er Jahre dem Schreiner Kurt Baumgart und seiner Ehefrau Hermine geb. Zürcher (1907-?). Sie hatte es von ihren Eltern übernommen, dem Schuhmacher Julius Zürcher (1873-1955) und dessen Ehefrau Berta geb. Morath (1883-1965). Verglichen mit älteren Aufnahmen fallen die baulichen Veränderungen ins Auge: Das Scheunentor mit seinem Rundbogen ist verschwunden und an seiner Stelle ein modernes Garagentor eingebaut. Die hölzerne Stalltür ist entfernt und der frühere Zugang zum Stall mit Glassteinen zugemauert. Die Fensterläden, die früher an der Fassade zu sehen waren, fehlen.

Standort des Fotografen: 47.884909, 8.344665

Haus Schwanz in der Alenbergstraße, ca. 1988

Stadtarchiv

Dass auch dieses Haus nach dem Großbrand 1921 erbaut wurde, ist deutlich an seiner architektonischen Formsprache zu erkennen. Wie alle Häuser des Wiederaufbauplans verfügt es über Bogengewände am Eingang. Außerdem ist der rechte Giebel ein Staffelgiebel. Das Haus gehörte viele Jahre dem Apotheker Erwin Himmelseher (1875-1949) und seiner Ehefrau Sofie geb. Jordan (1881-?). In der linken Gebäudehälfte befand sich ursprünglich die Ökonomie mit einem großen Scheunentor. 1977 kaufte es der Maschinenführer Otto Schwanz (geb. 1932) und seine Ehefrau Irene geb. Neumann, die als Sekretärin in der Grund- und Hauptschule arbeitete.

Standort des Fotografen: 47.885635, 8.343846 

Haus Hörner in der Alenbergstraße, ca. 1976

 

Stadtarchiv

Nach dem Großbrand 1907 wurden die Brandplätze von den Häusern 252 und 253 zusammengelegt und darauf ein Neubau errichtet. Viele Jahrzehnte wohnte hier der Schneidermeister Johannes Schmitt (1878-1967), der aus dem Württembergischen stammte und in zweiter Ehe mit Mathilde geb. Ruf aus Rötenbach verheiratet war. Er betrieb in dem Haus in den Alenbergstraße sein Schneidergeschäft.  1959 kauften der Bergmann Robert Hörner und seine Frau Lina geb. Kirner (geb. 1927) das Anwesen. Als dieses Foto aufgenommen wurde, befand sich in den früheren Ladenräumlichkeiten im Erdgeschoss die Fahrschule Mogel.

Standort des Fotografen: 47.884745, 8.345022

Mehrbildkarte mit fünf Ansichten, ca. 1955-1960

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

In der Nachkriegszeit verlor die Ansichtskarte nach und nach an Bedeutung. Die Zunahme an Telefonanschlüssen in den 1950er und 60er Jahren und die Reduzierung der Postzustellungen von früher mehrmals täglich auf einmal täglich reduzierte ihren Wert als Kommunikationsmedium im Alltag. Fortan richtete sie sich vorranging an Touristen, um Urlaubsgrüße zu versenden. Die Ansichtskarte musste dabei zwei Anforderungen erfüllen: Zum einen hatte sie Alleinstellungsmerkmale der Stadt einzufangen, um sie werbewirksam vermarkten zu können, zum anderen musste sie Touristen als Orientierungshilfe dienen.

Diese Mehrbildkarte, die ab Mitte der 1950er Jahre verbreitet wurde, richtete sich vorrangig an Touristen und Kurgäste. Das wird schon an dem kleinen mittleren Bild deutlich: Auf dem holzgeschnitzten Ortsschild wird Löffingen als »Luft-Kurort« vorgestellt. Verziert ist das Schild mit dem Stadtwappen sowie einem Mann und einer Frau, die beide ihre Tracht tragen, also das Brauchtum pflegen. Eingerahmt werden sie von zwei Schwarzwaldtannen.

Neben einer Gesamtansicht des Städtchens, die von der »Breiten« aufgenommen wurde, sind zwei Ansichten der Altstadt zu sehen. Natürlich darf das Mailänder Tor und die angrenzenden Gebäude des unteren Rathausplatzes mit ihren Staffelgiebeln genauso wenig fehlen, wie der 1954 geschaffene neue Demetriusbrunnen und das schmiedeeiserne Wirtshausschild vom Gasthaus »zum Adler«. Das zweite Bild zeigt den 1929 wiederaufgebauten rechten Straßenzug der Hafnergasse (heute Kirchstraße), ebenfalls mit Staffelgiebeln, und nicht etwa die gegenüberliegende Straßenseite mit den sehr viel älteren Gebäuden, da diese als weniger vorzeigbar galten. Im fünften Bild ist der von Bäumen gesäumte Schulweg zu sehen, der zur Festhalle und zur Schule führt, aber auch zu einem Spaziergang in der »Hasle« einlädt.

Unterer Rathausplatz mit Rathaus und Café Fuss, 1954/55

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

Der Buchbinder Albert Rebholz (1907-1962) versteht es,  zu fotografieren. Wie schon vor ihm sein Vater Anton Rebholz (1875-1946) hält er das Aussehen des Städtchens in zahlreichen Bildern fest. Seine Fotos sind keine Schnappschüsse, sondern sie sind durchkomponiert.

Das zeigt sich auch bei dieser Ansicht des unteren Rathausplatzes: Anton Rebholz wählt eine Perspektive, von der aus das Rathaus und das Café von Bäckermeister Viktor Fuss (Rathausplatz 5) weitgehend frontal zu sehen sind, die aber auch einen Blick in den Straßenzug ermöglicht. Rechts wird das Foto durch die dunkle Tanne begrenzt, die vor dem Haus Siefert (Rathausplatz 6) in den Himmel ragt. Im Vordergrund ist der neue Demetriusbrunnen zu sehen. Da die Bodenfläche vorne rechts leer wirken würde, wartet Rebholz einen Moment ab, in dem das angrenzende Gasthaus »zum Adler« seinen Schatten auf den Platz wirft. Ein Kind mit Fahrrad wird von ihm mit abgeblichtet. Es belebt nicht nur das Bild. Durch seine Platzierung in der Bildmitte verbindet es auch den Demetriusbrunnen im Vordergrund mit dem Rathaus und dem Kriegerdenkmal von 1870/71 im Hintergrund. Kein Wunder, dass dieses Foto als Ansichtskarte Verbreitung fand!

Standort des Fotografen: 47.883715, 8.343582

Blick vom Kirchturm in die Kirchstraße, 1961

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Hauger zur Verfügung.

Der Kirchturm der katholische Pfarrkirche St. Michael ist 1961 eingerüstet, um verputzt zu werden. Diese Gelegenheit nutzt der Fotograf dieses Bildes, um auf den Turm zu steigen und mehrere Fotos von oben auf das Städtchen aufzunehmen.

Hier ist die Kirchstraße zu sehen, die damals noch Hafnergasse heißt. Drei Häuser der rechten Straßenseite wurden beim Großbrand 1929 zerstört und kurz darauf mit Staffelgiebeln wiederaufgebaut. Anfang der 1960er Jahre hat der Autoverkehr deutlich zugenommen: Vier Autos sind auf diesem Foto zu erkennen. Der alte Brunnen in der Mitte der Hafnergasse ist zu einem Verkehrshindernis geworden. Im linken Straßenzug sind die Häuser Hafnergasse 18 und 19 zu sehen, das Haus von Rosa Hauser geb. Rebholz ist an der Markise vor dem Schaufenster zu erkennen. Zehn Jahre später werden beide Häuser abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Standort des Fotografen: 47.882616, 8.344053

Mehrbildkarte mit fünf Wintermotiven, ca. 1965

Arel Verlag / Sammlung Familie Waßmer

Auf dieser Ansichtskarte, die in den 1960er Jahren Verbreitung fand, präsentiert sich das Städtchen als Paradies für Winterurlauber. Obwohl Löffingen in der Baar liegt, wird hier behauptet, dass es sich »im Hochschwarzwald« befände. Dazu passen die Winteraufnahmen einfach besser. Die drei oberen Fotos zeigen den unteren Rathausplatz mit dem Mailänder Tor. Hoch türmen sich die Schneemassen auf der Straße und dem Platz. Die Dächer der Häuser sind alle weiß bedeckt, sogar auf den Staffelgiebeln liegt die weiße Pracht. Das Foto unten links zeigt die verschneite Bahnhofstraße, die von Tannenbäumen gesäumt ist. Auf dem Foto unten rechts ist der Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Michael zu sehen. Der Hintergrund der Karte wirkt, wohl kaum zufällig, wie eine vereiste Glasscheibe.

Mehrbildkarte mit sieben Ansichten, coloriert, ca. 1968

Werner Verlag, Überlingen / Sammlung Familie Waßmer

Auf dieser Ansichtskarte sind alle Sehenswürdigkeiten vereint, die einen Besuch in »Löffingen im Schwarzwald« aus Sicht des Verlags zu einem Erlebnis machen. Gezeigt wird zum einen das alte Städtchen mit seinem mittelalterlich anmutenden Stadtkern, zum anderen aber auch das moderne Stadtbild.

Für die Mitte der Ansichtskarte wurde keine Gesamtansicht gewählt, die den Altstadtring etwa vom Alenberg aus zeigt. Statt dessen entschied man sich für eine Ansicht, die vom »Reichberg« aus aufgenommen wurde. Im Vordergrund stehen die neugebauten Häuser in der »Breiten«. Zu sehen sind etwa die 1963 gebauten Wohnhäuser Hebelstr. 1 und 3, aber auch die 1968 errichteten Wohnblocks Hebelstr. 8-10 und Conradin-Kreutzer-Str. 13. Damit sollte die Modernität des Städtchens herausgestellt werden.

Die Auswahl der um die Gesamtansicht angeordneten kleinen Fotos überrascht indes nicht. Die Bilder zeigen das Rathaus mit dem früheren Gasthaus »Sonne«, den Unteren Rathausplatz mit dem Demetriusbrunnen, Straßenzüge mit den charakteristischen Staffelgiebeln, die Häuser der Demetriusstraße mit dem Mailänder Tor, der Unteren Hauptstraße mit dem Kirchturm und der Hafnergasse mit dem Elisabethbrunnen, aber auch die Seppenhofer Straße mit dem Krankenhaus im Vordergrund.

Mehrbildkarte mit drei Ansichten, coloriert, ca. 1960-1962

Sammlung Familie Waßmer

Mit dieser Ansichtskarte wird 1962 ein »Gruß aus Löffingen Schwarzwald« versandt. Sie zeigt auf schwarzem Grund drei Ansichten des Städtchens, die alle coloriert sind. Wenn auch die Farbwahl für heutige Sehgewohnheiten wenig ansprechend sein mag, so ist die Karte doch damals modern gestaltet.

Die Gesamtansicht unten wurde vom »Reichberg« aus aufgenommen. Zu erkennen ist, dass an der Göschweiler Straße einige Neubauten entstanden sind. Der Ausschnitt ist so gewählt, dass die grüne Wiese im Vordergrund viel Raum einnimmt. Dadurch wird signalisiert, dass Löffingen inmitten einer Idylle mit viel Natur liegt, eben im »Schwarzwald«, wie auch die gezeichneten Tannen unterstreichen.

Oben sind zwei Ansichten aus dem Altstadtring zu sehen. Abgebildet ist der Untere Rathausplatz aus verschiedenen Perspektiven. Das Bild links rückt das Rathaus und den Staffelgiebel vom Café Fuß ins Zentrum. Das Bild rechts zeigt den Straßenzug der Demetriusstraße, in dessen Mitte das Mailänder Tor steht. An seiner Dacheindeckung sind die Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkriegs noch deutlich erkennbar. Der neue, 1954 errichtete Demetriusbrunnen ist auf beiden Fotos zu sehen.

Haus Benz in der Hafnergasse, ca. 1956

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Adolf Benz zur Verfügung.

Der Hausname des Hauses Benz (Kirchstr. 12) lautet seit über 100 Jahren »Soapfesieders«, da hier von 1874 bis zu seinem Tod 1936 der Seifensieder und Landwirt Anton Benz (1848-1936) mit seiner Familie wohnte.

Als dieses Foto in den 1950er Jahren aufgenommen wird, ist Anton Benz bereits 20 Jahre tot. Das Anwesen wird längst von der nächsten Generation betrieben und gehört mittlerweile der Witwe Josefine Benz geb. Beha (1900-1958), die mit Emil Benz (1882-1946) verheiratet war. Sie wird es bald ihrem Sohn Adolf Benz (geb. 1930) übertragen. Die Familie Benz gehört zu den Familien, die 1958 aus dem Städtchen nach Stettholz aussiedelt. Aber der Name »Soapfesieders« bleibt auch danach erhalten.

Dass das Haus Benz ursprünglich zum Mayerhof des Klosters Friedenweiler gehörte, ist hingegen heutzutage aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Dabei erklärt dies, warum sich das Gebäude von den angrenzenden Häusern deutlich unterscheidet. Betrachtet man das Foto, dann fällt auf, dass das Haus Benz die Nachbarhäuser deutlich überragt. Die Geschosshöhen und die Fenster sind größer und wirken stattlicher. Als einziges Haus in dem Straßenzug verfügt es über Staffelgiebel.

Standort des Fotografen: 47.883024, 8.344405