Häuser Schelling und Lauffer in der Kirchstraße, März 2006

Sammlung Familie Waßmer

Im März 2006 zeigt sich die Kirchstraße noch mit vertrautem Bild: Im Haus Lauffer (Kirchstr. 13) wird Brot gebacken und verkauft, so wie es hier seit Generationen Tradition hat. Zunächst führte Bäckermeister Robert Isele die Backstube, später übernahm Jakob Zahn (1909-2002). 1972 ging das Haus mitsamt der Bäckerei an den Sohn Hermann Zahn (geb. 1937), der mit seiner Ehefrau Elisabeth Zahn (geb. Hirt, 1937-2019) große Umbauten wagte: Die Fassade erhielt eine moderne Prägung mit einer breiten Fensterfront, die neugierige Blicke in den Verkaufsraum zuließ. Nebenan lockte ein kleines Café die Gäste zum Verweilen.

Als dieses Foto aufgenommen wird, wird die Bäckerei von Willi Lauffer und Theresia Lauffer gemeinsam mit ihrem Sohn betrieben. Der Duft von frischem Brot und Brötchen zieht noch durch die Straße. Doch mit dem Tod des Ehepaars Lauffer 2006 und 2009 endet die Geschichte des Bäckerhandwerks an dieser Stelle. Jahre später, 2015, geht das Haus in den Besitz von Elke Bürer und Bertram Bürer über, die es grundlegend sanieren und darin eine Physiotherapiepraxis eröffnen – die Bäckereitradition ist damit Geschichte.

Links im Bild ist das Haus Schelling (Kirchstr. 11) zu sehen. Durch den kleinen Torbogen führt der 1981 geschaffene Durchgang in die Bittengasse, der seitdem »Postbögle« genannt wird – auch wenn die Post nicht mehr dort ansässig ist. Der Name hat über die Jahrzehnte überlebt, genauso wie die Erinnerung an den früheren Ökonomiebereich des Hauses Schelling, der sich einst an dieser Stelle befand.

Standort des Fotografen: 47.883411, 8.345027

Haus Laufer in der Kirchstraße, ca. 1989

Stadtarchiv

Zwischen dem Eisenwarengeschäft Walz und dem Drogeriemarkt »Schlecker« steht das Haus Laufer (Kirchstr. 17). Es wurde nach dem Großbrand 1929 in der Hafnergasse erbaut. Im Feuerversicherungsbuch von 1932 wird es als zweistöckiges Wohnhaus und Ökonomiegebäude mit Ladenlokal und Magazin beschrieben. 

Standort des Fotografen: 47.883211, 8.344717

Haus Durst in der Alenbergstraße, Juli 2012

Sammlung Familie Waßmer

Dass dieses Gebäude bereits 1778 errichtet wurde, wie die Jahreszahl über dem Türsturz verrät, ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Zu viele Veränderungen haben das Aussehen des Hauses Durst (Alenbergstr. 2) in den vergangenen Jahrzehnten geprägt.

Das ursprünglich zweigeschossige Gebäude wurde um ein drittes Stockwerk erweitert, wodurch die Dachform heute ungewöhnlich wirkt. Auch der einstige Ökonomiebereich ist verschwunden: Wo früher Stalltüren und Scheunentore waren, befinden sich nun Fenster, Balkone und Garagentore. Das Haus erzählt damit von der Wandlung eines landwirtschaftlichen Anwesens hin zu einem modernen Wohnhaus, das sich den Bedürfnissen der Zeit anpasst.

Standort des Fotografen: 47.884914, 8.344720

Haus Beha in der Alenbergstraße, 2000

Sammlung Familie Waßmer

Die gesamte Häuserzeile in der Alenbergstraße trägt die Handschrift der Wiederaufbaukommission nach dem Großbrand von 1921. Einheitlich in Proportion und Gestaltung entstanden, bilden die Häuser bis heute ein geschlossenes Straßenbild.

Das Haus Beha (Alenbergstr. 10), das Hermann Beha und Hildegard Beha gehört, zeigt noch diesen ursprünglichen Zustand. Links liegt der Ökonomiebereich mit den großen Scheunentoren und Stalltür, rechts der Wohnbereich mit Haustür nebeneinander. Fensterläden gliedern die schlichte Fassade und geben ihr den typischen Charakter der 1920er Jahre. Lediglich die Dachgaube verrät eine spätere Veränderung – ein stiller Hinweis darauf, dass auch in diesen Häusern der Wandel nicht aufzuhalten ist. Doch noch immer lässt sich am Haus Beha die klare Sprache des Wiederaufbaus ablesen.

Standort des Fotografen: 47.885552, 8.343944

Haus Durst in der Alenbergstraße, ca. 1960-1970

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise August Durst zur Verfügung.

1959 war das Haus Nobs an die nächste Generation übertragen worden. Neue Eigentümer waren August Durst und seine Ehefrau Josefa Durst (geb. Nobs). Sie bauten das Gebäude um und aus, indem sie es um eine weitere Etage aufstockten. Dadurch erhielt das Gebäude seine – im Vergleich zu den Nachbargebäuden – ungewöhnliche Dachschräge. Der Spalierbaum, der Jahrzehntelang an der Fassade gewachsen war, musste weichen. Die Rundbögen über Haustür und Stalltür wurden begradigt. Die Fensterläden verschwanden.

Standort des Fotografen: 47.884914, 8.344720

Jahrmarkt in der Kirchstraße, ca. 1955/56

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Kirchweih in der Kirchstraße: Die Häuser sind festlich mit Girlanden und Fahnen geschmückt, sogar vom Turm der katholischen Kirche flattert eine Fahne im Wind. Die Kirchstraße verwandelt sich in einen kleinen Vergnügungspark – ein riesiges Kettenkarussell dreht seine Runden, daneben lockt eine Schiffschaukel die Kinder. Zwischen dem Karussell und dem alten Laufbrunnen stehen zwei Materialwagen der Schausteller. Menschen bummeln durch die Straße und genießen die besondere Stimmung des Festtags.

Und doch verrät ein Detail, wie nah Vergnügen und Alltag in dieser Zeit beieinanderliegen: Im Vordergrund ragt ein großer Misthaufen weit in die Straße hinein – auch er gehört selbstverständlich zum Bild des Städtchens.

Standort des Fotografen: 47.883284, 8.344912

Brandstätte nach dem Großbrand in der Kirchstraße, 21. April 1929

Sammlung Familie Waßmer

Ein trostloses Bild bietet sich am Tag nach dem Großbrand im April 1929 in der heutigen Kirchstraße. Der weite Vordergrund erweckt den Eindruck, dass der Fotograf auf Abstand bleiben möchte von diesem grauenhaften Anblick. Noch immer steigt Rauch aus den Trümmern der abgebrannten Häuser auf. Dadurch, dass die Gebäude auf der linken Straßenseite bis an der oberen Bildrand reichen, betont der Fotograf die Leere auf der abgebrannten Straßenseite. Mitten im Städtchen klafft eine Lücke.

Zerstört wurden insgesamt vier Häuser, drei davon in der Kirchstraße und eins in der Bittengasse  beim Schlachthaus gelegen, nämlich die Häuser von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), Landwirt Adolf Sibold (Nr. 19), Landwirt Johann Laufer (Nr. 17) und Landwirt Otto Benz (Bittengasse). Die Brandgeschädigten sind kaum versichert. Auch der Farrenstall in der Bittengasse wurde in Mitleidenschaft gezogen. Unter größter Mühe konnten die Farren aus dem brennenden Gebäude gerettet werden. In großer Gefahr schwebte auch die katholische Pfarrkirche, deren Giebel schon Feuer gefangen hatte. Doch der Wind trieb das Feuer glücklicherweise in Richtung »Bittenwiesen«.

Standort des Fotografen: 47.883056, 8.343956

Kirchstraße, ca. 1951-1954

Verlag A. Rebholz, Löffingen

Drei Häuser der rechten Häuserzeile, die 1929 abgebrannt waren, wurden mit begradigter Front und Staffelgiebeln wieder aufgebaut. Im Vordergrund steht das Haus Koch (Kirchstr. 21). Im Geschäft von Sattlermeister Karl Koch gibt es, wie an der Hausfassade zu lesen ist, unter anderem Teppiche und Gardinen. Ein eingezäunter Vorgarten erstreckt sich an der Giebelfront der Bittengasse. Das Haus des Landwirts Adolf Sibold (Kirchstr. 19) nebenan gliedert sich in ein Wohnhaus und eine Ökonomie, wie an den zwei Scheunentoren deutlich zu sehen ist. Dahinter folgt das Haus des Landwirts Johann Laufer (Kirchstr. 17).  Zwei hohe Scheunentore dominieren die Fassade. Das daran anschließende Haus des Kaufmanns Heinrich Walz (Kirchstr. 15) wird gerade modernisiert und breite Schaufenster im Erdgeschoss werden eingebaut.

Damals gab es in der Straße zwei Laufbrunnen. Auf dem Brunnen im Vordergrund stand die Figur der Heiligen Elisabeth, die aber auf dieser Ansicht fehlt. Der zweite Laufbrunnen stand weiter hinten in der Straße.

Der Farrenstall in der Bittengasse, der im Zweiten Weltkrieg zerstört und erst im Laufe der 1950er Jahren wiederaufgebaut worden war, fehlt auf diesem Foto. Das Bauhofgebäude ist ebenfalls noch nicht gebaut. Insofern müsste das Foto Anfang der 1950er Jahre aufgenommen worden sein.

Standort des Fotografen: 47.883087, 8.343864

Untere Hauptstraße in Richtung Mailänder Tor, ca. 1923-1928

Verlag A. Rebholz, Löffingen

Vom Warenhaus »Kasten« (Untere Hauptstr. 7) fällt der Blick die Untere Hauptstraße hinunter in Richtung Mailänder Tor. Dass der Name des Kaufhauses passend gewählt ist, zeigt sich an dem großen Schatten, den das Gebäude wirft. Wie ein großer Kasten überragt der einstige Fruchtkasten der Fürstenbergischen Herrschaft die Nachbarhäuser.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind die Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und das Doppelhaus mit dem Friseursalom Limb (Untere Hauptstr. 4) und dem Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2) zu sehen. Nur wenige Jahre nach dem verheerenden Großbrand 1921 ist der Wiederaufbau abgeschlossen und der Blick findet seinen Abschluss in den neu erbauten Häusern der Demetriusstraße. Sie erstrahlen nicht nur im Sonnenlicht, sondern auch weil ihre Fassaden noch frisch sind. Sowohl das Mailänder Tor, in dessen Türmchen die Glocke noch fehlt, als auch die angrenzenden Häuser verfügen über Staffelgiebel.

Die Szene wird belebt durch die Passanten, die auf der Straße stehen, zwei davon mit Fahrrad, und ein Schwätzchen halten. Der Fotograf platziert sie genau an der Grenze des Schattenwurfes.

Standort des Fotografen: 47.883111, 8.343823

Rückansicht des Hauses Funk in der Eggertenstraße, 1973

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl Hauger zur Verfügung.

Fast mittelalterlich mutete das Mauerwerk des Hauses Funk an, wie es sich bis in die 1970er Jahre an seiner Rückseite zur heutigen Eggertenstraße hin dem Betrachter darbot. Im Haus Funk gibt es einen Durchgang, der wegen des daneben liegenden Plumpsklos »Stinktörle« genannt wird. Das Gebäude wird 1974 abgerissen. Es fällt damit genauso dem modernen Zeitgeist zum Opfer wie kurz zuvor das alte Gasthaus »Sonne« in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Foto wird vom Grundstück der abgerissenen »Sonne« aus aufgenommen.  

Standort des Fotografen: 47.883511, 8.344616

Haus Rebholz am unteren Rathausplatz, 1942

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Der Blick geht zum Haus von Anton Rebholz im Bildmittelpunkt, einem Bauernhaus. Über eine mehrstufige Doppeltreppe mit schmiedeeisernem Geländer erreicht man den Hauseingang. Daneben befindet sich ein Scheunentor mit Rundbogen. Im zweiten Stock reihen sich Fenster an Fenster, so dass sich die hölzernen Läden überlappen. Der Holzschuppen auf dem Schulhof steht direkt an der Giebelwand. Hinter dem Schulhof mit seinen kleinen Bäumchen sieht man den Giebel des früheren Gasthauses »Sonne«.

Standort des Fotografen: 47.883730, 8.344072

Unterer Rathausplatz beim Hochwasser, 1. Juli 1958

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Matthias von Dungen zur Verfügung.

Nach einem ungewöhnlich starken Wolkenbruch in den Abendstunden des 1. Juli 1958 schießen die Wassermassen vom Stettbach kommend in das Städtchen. Durch das Mailänder Tor bahnt sich das Wasser seinen Weg und staut sich innerhalb weniger Minuten auf dem unteren Rathausplatz. Bis zur Oberkante des Demetriusbrunnens steigt es an. Nur der Straßenwegweiser in der Mitte des Platzes und das Kriegerdenkmal ragen noch aus den Fluten heraus.

Die Verwüstungen sind verheerend. Beim Mailänder Tor wird die Straßendecke aufgerissen. Am nächsten Tag schreibt die Lokalpresse, dass sich in Löffingen ein Bild darbiete »wie nach einem Luftangriff«. Rechts am Bildrand sind Passanten zu erkennen, die halbwegs trockenen Fußes in der aufsteigenden Demetriusstraße stehen. Mit aufgespannten Regenschirmen bewaffnet, beobachten sie hilflos die Naturgewalt.

Standort des Fotografen: 47.883717, 8.344251