Bierwirtin Katharina Gebert, ca. 1900

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Emma Binder zur Verfügung.

Die Bierwirtin Katharina Gebert (1819-1904) wurde 1819 als Tochter von Johann Gebert und dessen Ehefrau Katharina geb. Steinmann in Löffingen geboren. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Jakob Gebert (1817-1875), der Bäckermeister war, vererbte ihr bei seinem Tod das Haus Untere Hauptstraße 6. Katharina Gebert starb am 19. April 1904 im Alter von 84 Jahren. Sie war Zeit ihres Lebens ledig geblieben. Auf diesem Foto trägt sie Tracht. 

Gasthaus »Adler« und Haus Limb in der Unteren Hauptstraße, ca. 1907-1914

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Hofmeier zur Verfügung.

Ursprünglich war das Gebäude im Vordergrund ein Haus. 1907 wurde es in zwei Gebäudehälften geteilt. In der linken Hälfte richtete der Friseurmeister Julius Limb (1883-1968) im Erdgeschoss sein Friseurgeschäft ein. Schaufenster erstreckten sich über die gesamte Breite. Auf dem Schild an der Fassade steht: »Anfertigung moderner Haararbeiten« und »Drogen Parfümerien Cigarren«.

In der rechten Gebäudehälfte betrieben der Gast- und Landwirt Heinrich Faller (1872-1927) und seine Ehefrau Mathilde geb. Bausch (1875-1952) den Gasthof »zum Adler«. Im Erdgeschoss gab es damals nur die Eingangstür, von wo die Treppe zur Gaststube im ersten Stock hochführte.

Im Laufe der Zeit wurden die beiden Häuserhälften mehrfach renoviert. Die Fassadengestaltung wich immer mehr voneinander ab, sodass man heute kaum mehr erkennen kann, dass es sich ursprünglich um ein Haus handelte.

Im Hintergrund links sind die Bäckerei von Ernst Straub und die Restauration Benz zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883649, 8.343892

Bäckerei Straub in der Unteren Hauptstraße, 1916

Sammlung Familie Waßmer

Seit 1909 gibt es in der Unteren Hauptstraße die Bäckerei Straub. Betrieben wird sie von dem Bäckermeister Ernst Straub (1881-1935) und seiner Ehefrau Johanna geb. Faller (1885-?).

Das Foto, das vor dem Backofen aufgenommen wird, ist offensichtlich gestellt. Ernst Straub ist darauf gar nicht zu sehen, weil er als Soldat im Krieg und nicht zu Hause ist. Für das Foto schlüpft Friseurmeister Julius Limb, der im Nachbarhaus wohnt, in die Rolle des Bäckermeisters und lässt sich mit Familie Straub fotografieren.

V.l.n.r.: Julius Limb, Johanna Straub geb. Faller (1885-?), Tochter Maria Straub (verh. Willmann, 1911-2001), Tochter Luise Straub (verh. Bader, 1914-2009), Angestellter ???, Angestellte Anna Egle (verh. Schropp, 1895-?)

Ernst Straub wurde 1881 in Bräunlingen geboren. 1909 kaufte der Bäckermeister von dem Privatgelehrten Dr. Karl Gebert (1860-1910) das Haus in der Unteren Hauptstraße 6 und richtete darin seine Bäckerei ein. Ein Jahr später verheiratete er sich mit seiner Frau Johanna geb. Faller, die aus Löffingen stammte. Das Ehepaar bekam sechs Kinder: Maria Straub (verh. Willmann, 1911-2001), die Zwillinge Ernst (1912-1912) und Friedrich (1912-1912), die bereits an ihrem ersten Lebenstag verschieden, Luise Straub (verh. Bader, 1914-2009), Joseph Straub (1920-1921), der im Alter von nur vier Monaten an den Masern verstarb, und Fritz Straub (1921-2007).

Ernst Straub stirbt 1935 im Alter von 54 Jahren nach längerer Krankheit. 1947 geht die Bäckerei an die nächste Generation und wird fortan von der Tochter Maria und ihrem Ehemann Wilhelm Willmann (1910-1999) betrieben.

Standort des Fotografen: 47.883380, 8.343671

Bäckerei Straub und »alter Benzbau« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1918-1921

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Mit seiner großen Scheuneneinfahrt sieht das Haus Straub noch wie ein Bauernhaus aus. Das zweistöckige Haus unterscheidet sich von den umstehenden höheren Gebäuden. Darin befand sich über Jahrzehnte hinweg eine Bäckerei und eine Bierwirtschaft. Seit 1910 betrieb der Bäckermeister Ernst Straub (1881-1935) nur noch die Bäckerei. Er war gebürtig aus Bräunlingen und hatte am 1. Februar 1910 nach Löffingen eingeheiratet. Seine Frau war Johanna Straub geb. Faller (1885-?).

Neben der Eingangstür zum Geschäft weist ein schmiedeeisernes Schild mit einer Brezel darauf hin, dass sich hier ein Bäckerladen befindet. Zwei Gauben zeigen, dass ein Teil des Dachgeschosses ausgebaut ist und als Wohnraum genutzt wird. Der Stromständer auf dem Dach beweist, dass das Haus an das neu installierte Stromnetz angeschlossen ist.

Der Besitzer des Wohngebäudes (Untere Hauptstr. 8) im Hintergrund links ist Sägewerkbesitzer Josef Benz. Das Haus wird »alter Benzbau« genannt, um es vom »neuen Benzbau«, einem Mehrfamilienhaus in der Ringstraße, zu unterscheiden.

Das Foto wird 1921 in der Zeitschrift »Badische Heimat« veröffentlicht.

Standort des Fotografen: 47.883463, 8.343854

Bäckerei Straub und »alter Benzbau« in der Unteren Hauptstraße, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 17 ist mit  »Haus Ernst Straub mit Laden« betitelt. Zu sehen ist das Haus des Bäckermeisters Ernst Straub (Untere Hauptstr. 6) und den »alten Benzbau« (Untere Hauptstr. 8).

Wingenroth beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Wie hier die Läden eingebaut sind, kann als gutes Gegenbeispiel gegen die vorhin erwähnten gelten und das lässt sich auch sagen von dem Laden des Ernst Straub, vor dem stehend wir uns zugleich an der freundlichen, breiten Giebelfront des Hauses Nr. 39 erfreuen. Auch die Firmenschilder, die so oft das Innere ganzer Ortschaften verunstalten, sind hier bescheiden und anständig geblieben und zerstören nicht die Wirkung der alten Straßen in ihrer guten, gekrümmten Führung mit dem glücklichen Abschluss durch den hereinragenden Giebel eines Eckhauses.«

Standort des Fotografen: 47.883482, 8.343833

Untere Hauptstraße in Richtung Mailänder Tor, ca. 1923-1928

Verlag A. Rebholz

Vom Warenhaus »Kasten« (Untere Hauptstr. 7) fällt der Blick die Untere Hauptstraße hinunter in Richtung Mailänder Tor. Dass der Name des Kaufhauses passend gewählt ist, zeigt sich an dem großen Schatten, den das Gebäude wirft. Wie ein großer Kasten überragt der einstige Fruchtkasten der Fürstenbergischen Herrschaft die Nachbarhäuser.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind die Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und das Doppelhaus mit dem Friseursalom Limb (Untere Hauptstr. 4) und dem Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2) zu sehen. Nur wenige Jahre nach dem verheerenden Großbrand 1921 ist der Wiederaufbau abgeschlossen und der Blick findet seinen Abschluss in den neu erbauten Häusern der Demetriusstraße. Sie erstrahlen nicht nur im Sonnenlicht, sondern auch weil ihre Fassaden noch frisch sind. Sowohl das Mailänder Tor, in dessen Türmchen die Glocke noch fehlt, als auch die angrenzenden Häuser verfügen über Staffelgiebel.

Die Szene wird belebt durch die Passanten, die auf der Straße stehen, zwei davon mit Fahrrad, und ein Schwätzchen halten. Der Fotograf platziert sie genau an der Grenze des Schattenwurfes.

Standort des Fotografen: 47.883111, 8.343823

Festumzug in der Unteren Hauptstraße beim Gau-Turnfest, 1./2. August 1931

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Auf dem weißen Schild neben dem Mailänder Tor steht in großen Lettern der Anlass des Festes: »Gau-Turnfest Löffingen«. Durch das festlich geschmückte Städtchen marschieren die Sportler in ihrer weißen Turnkleidung,  von Musikkapellen begleitet. Eine Kolonne kehrt vom Wendepunkt zurück und zieht nochmals gegenläufig an den Zuschauern vorbei. In Gruppen stehen die Löffinger entlang des Umzugswegs.

Links vor dem Haus Straub (Untere Hauptstr. 6) nutzt Johann Schmitt die Gelegenheit und macht Reklame für sein Kleidergeschäft in der Demetriusstraße. Der Text auf dem Holzschild lautet: »Spezialgeschäft Herren & Knaben Confection Joh. Schmitt«.

Standort des Fotografen: 47.883158, 8.343746

Umzugswagen in der Unteren Hauptstraße, Fasnacht 1936

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Matthias Frank zur Verfügung.

Ein von Pferden gezogener Fasnachtswagen fährt durch die Untere Hauptstraße. Eben kommt er am Geschäft von Friseurmeister Julius Limb (Untere Hauptstr. 4) vorbei. Der Wagen ist mit einem Halbmond geschmückt. Zwei Frauen fahren mit. Hinter dem Wagen marschieren Männer in wallenden Gewändern und mit Turbanen auf dem Kopf. Es wird eine orientalische Szene dargestellt, vermutlich das Märchen »Der alte Sultan« der Gebrüder Grimm. Denn an der Fasnacht 1936 lautet das Motto: »Sagen und Märchen des deutschen Volkes«.

Der Pferdeführer am rechten Bildrand ist Willy Mayer (1907-1994).

Standort des Fotografen: 47.883533, 8.343861

Stadtmusik bei einem Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 1939

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Ewald Hepting und Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Häuser in der Unteren Hauptstraße sind mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Die Stadtmusik führt einen Nazi-Aufmarsch an, der durch die Straße zieht, vorbei an der Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und dem Friseurgeschäft Limb (Untere Hauptstr. 4). Vorneweg wird der Schellenbaum getragen. Zwei Jungs laufen nebenher, einer trägt die Uniform der Hitlerjugend.

Der Spalierbaum am linken Bildrand ist noch kahl. Das Foto wird vermutlich anlässlich »Führers Geburtstag« am 20. April 1939 aufgenommen. Denn an diesem Tag ist alljährlich Beflaggung angeordnet und Hitlers 50. Geburtstag 1939 ist sogar ein staatlich verordneter Feiertag.

Bei der Stadtmusik sind u.a. zu sehen: Dirigent Rupert Hepting (Klarinette), August Limb (Trommel) und Konrad Sibold (Piccoloflöte).

Standort des Fotografen: 47.883036, 8.343764

Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ewald Hepting zur Verfügung.

Die Hitlerjugend marschiert in der Unteren Hauptstraße auf. Die Häuser sind mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. Vorneweg zieht eine Musikkapelle, die den Aufmarsch musikalisch begleitet. Danach folgt ein Hitlerjunge mit einer Trommel. Die ursprünglich mittelalterliche Landsknechttrommel mit schwarz-weißer Flammenzeichnung ist zu einem Symbol der Hitlerjugend geworden.

Der Aufmarsch zieht gerade an der Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) vorbei, um in die Kirchstraße einzubiegen. Am rechten Bildrand ist das Haus von Uhrmachermeister Wilhelm Maier (Untere Hauptstr. 5) zu sehen, das gerade eingerüstet ist und renoviert wird.

Das Foto könnte anlässlich »Führers Geburtstag« am 20. April 1939 aufgenommen sein. Denn an diesem Tag ist alljährlich Beflaggung angeordnet und Hitlers 50. Geburtstag 1939 ist sogar ein staatlich verordneter Feiertag. Am Vorabend werden außerdem jährlich im ganzen Deutschen Reich Jugendliche feierlich in die Hitlerjugend aufgenommen. Das würde erklären, warum die Hitlerjugend so prominent durch das Städtchen marschiert.

Standort des Fotografen: 47.883078, 8.343769

Frauenlöschgruppe bei einer Probe in der Unteren Hauptstraße, ca. 1943/44

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

Als im Zweiten Weltkrieg die wehrfähigen Männer der Freiwilligen Feuerwehr eingezogen waren und die Wehr kaum mehr einsatzfähig war, rief Feuerwehrkommandant Wilhelm Maier 1942 eine Frauenlöschgruppe ins Leben. 25 junge Frauen stellten sich in den Dienst der Feuerwehr. Ihre Ausbildung und Leitung übernahm Brandmeister Karl Glunk. Im darauffolgenden Jahr nahm Franziska Fritsche an einem Lehrgang der Feuerwehrschule in Schwetzingen teil und wurde dann Gruppenführerin. Wöchentlich fanden Proben statt.

Das Foto zeigt eine Feuerwehrprobe in der Unteren Hauptstraße. Die Schläuche liegen ausgerollt. Schaulustige, darunter viele Kinder, schauen zu. Noch wird gelacht. Aber der Ernstfall folgte spätestens mit dem Fliegerangriff am 22. Februar 1945, als das Bahnhofsgebäude, die Kistenfabrik des Sägewerks Josef Benz AG und der Farrenstall in Flammen aufgingen. Es gelang der Frauenlöschgruppe unter großer Gefahr die Brände zu löschen und sieben weitere Entstehungsbrände im Keime zu ersticken.

Standort des Fotografen: 47.883081, 8.343855