Stadtmusik bei einem Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 1939

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Ewald Hepting und Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Häuser in der Unteren Hauptstraße sind mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Die Stadtmusik führt einen Nazi-Aufmarsch an, der durch die Straße zieht, vorbei an der Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und dem Friseurgeschäft Limb (Untere Hauptstr. 4). Vorneweg wird der Schellenbaum getragen. Zwei Jungs laufen nebenher, einer trägt die Uniform der Hitlerjugend.

Der Spalierbaum am linken Bildrand ist noch kahl. Das Foto wird vermutlich anlässlich »Führers Geburtstag« am 20. April 1939 aufgenommen. Denn an diesem Tag ist alljährlich Beflaggung angeordnet und Hitlers 50. Geburtstag 1939 ist sogar ein staatlich verordneter Feiertag.

Bei der Stadtmusik sind u.a. zu sehen: Dirigent Rupert Hepting (Klarinette), August Limb (Trommel) und Konrad Sibold (Piccoloflöte).

Standort des Fotografen: 47.883036, 8.343764

Stadtmusik vor dem Pfarrhaus in der Unteren Hauptstraße, ca. 1935/36

Archiv der Stadtmusik Löffingen

Die Stadtmusik ist vor dem katholischen Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) aufmarschiert. Die Mitglieder tragen schwarze Anzüge und Zylinder. Rupert Hepting (1905-1990), der seit 1933 als Dirigent amtiert, und Leo Münzer (1871-1952), der den Schellenbaum trägt, führen die Musiker an. Ein paar Kinder stehen am Wegrand. Neben den Treppenstufen, die zum Pfarrhaus hinaufführen, steht ein geschmücktes Tännchen. Offenbar wird ein Fest der katholischen Pfarrgemeinde St. Michael begangen, sei es eine Investitur oder die Primiz eines Neupriesters.

Gut möglich, dass Robert Winkel (1897-1972) als neuer Pfarrerverweser begrüßt oder als Stadtpfarrer investiert wird. Nach der gewaltsamen Vertreibung von Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) durch die Nationalsozialisten am 23. Juni 1934 war die Pfarrei zunächst verwaist, bis sie im Januar 1935 nachbesetzt wird. Am 17. Januar 1935 nimmt Robert Winkel seine Tätigkeit als Pfarrverweser auf. Winkel, 1897 in Gernsbach bei Rastatt geboren, wurde 1922 zum Priester geweiht. Am 26. April 1936 wird er schließlich vom Erzbischof als Stadtpfarrer eingesetzt.

Bei den Musikern der Stadtmusik sind zu sehen: Robert Rosenstiel, Franz Faller (1916-1986), August Limb, Heinrich (Heiner) Thoma, Franz Zepf, Konrad Sibold, Karl Heizmann, Josef Kienzler, Wilhelm Brugger und Franz Rappenegger.

Das Mädchen links mit dem karierten Kleid ist Irma Schmid (verh. Adrion, 1927-2019).

Standort des Fotografen: 47.882627, 8.343422

Veteranentreffen der Stadtmusik vor der Touristinformation, 2016

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Bernhard Adrion zur Verfügung.

Er war eigentlich immer dabei, sei es am »Weißen Sonntag«, an Fronleichnam, beim Patrozinium, am Volkstrauertag – aber auch bei anderen Festen und sonstigen Anlässen: Der Schellenbaum der Stadtmusik, der um das Jahr 1870 von den Löffinger Handwerkern gestiftet wurde. Seit Jahrzehnten trägt Eugen Heizmann (1942-2018) den Schellenbaum stolz vorneweg. Einen Nachfolger, der den Baum künftig tragen soll, gibt es nicht. Seinen letzten Auftritt hat das Prunkstück bei einem Veteranentreffen der Stadtmusik bei der Touristinformation.

Seinen sicherlich größten Auftritt hatte der Schellenbaum im niederländischen Kerkrade vor 50 Jahren. Am 5.-8. August 1966 nahm dort die Stadtmusik mit Dirigent Artur Grübel (1919-1993) an der Wettmusikolympiade teil – und zwar am Marschmusikwettbewerb. Eugen Heizmann trug den Schellenbaum beim Einzug ins Stadion vor ca. 35.000 Zuschauer*innen. Trotz der starken Konkurrenz konnten sich die Löffinger behaupten. Sie erreichten mit 96 Punkten einen 1. Preis und erhielten die Goldmedaille.

50 Jahre später sind einige Veteranen von damals zusammengekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen. Der Schellenbaum soll zukünftig einen würdigen Platz im Heimatmuseum bekommen.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Martin Dieterle, 2 Rudolf (Rudi) Jordan (1942-2024), 3 Ferdinand Hasenfratz (1937-2018), 4 Georg Dieterle, 5 Rolf Dieterle, 6 Eugen Heizmann (1942-2018) mit Schellenbaum
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Lothar Zepf (1936-2022), 2 Werner Kienzler, 3 Klaus Baader (halb verdeckt), 4 Daniel Fehrenbach, 5 Klaus Heizmann, 6 Reinhold Hryzuniak, 7 Josef Jäger, 8 Herbert Kienzler, 9 Bernhard Adrion

Auf dem Foto fehlt Waldemar (»Waldi«) Zepf.

Standort des Fotografen: 47.884014, 8.345477

8 Fotos: Prozession bei der Primiz von Stephan Burger, 27. Mai 1990

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Es ist eine besondere Prozession, die am Sonntag, den 27. Mai 1990 durch das Städtchen zieht. Sie kommt vom Alenberg und führt zur katholischen Pfarrkirche St. Michael. Ministranten mit Weihrauch, Kreuz und Fahnen schreiten voraus. Ihnen folgen der Spielmannszug der Feuerwehr und die Stadtmusik, die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, der Stadtrat und der Pfarrgemeinderat. Weitere Ministranten in roten und schwarzen Gewändern schreiten durch die Straßen. Die rot gekleideten sind die aktiven Ministranten, die schwarz gekleideten die ehemaligen. Ihnen folgt eine Schar Geistlicher. Dahinter geht, festlich gekleidet, Familie Burger: Zu sehen ist u.a. Willy Burger (1928-2021), dessen Sohn Stephan Burger (geb. 1962) heute im Mittelpunkt steht. Denn nur eine Woche nach seiner Priesterweihe feiert er heute in seiner Heimatgemeinde seine Primiz.

Noch ahnt niemand, dass Stephan Burger 24 Jahre später von Papst Franziskus zum Erzbischof von Freiburg ernannt und im Freiburger Münster zum Bischof geweiht werden wird. Aber bereits am Tag der Primiz 1990 ist Löffingen stolz auf seinen Sohn der Stadt.

Geboren wurde Stephan Burger am 29. April 1962 in Freiburg. Von 1969 bis 1977 besuchte er die Grundschule und anschließend die Realschule in Löffingen. Danach wechselte er auf das Internat Hersberg in Immenstaad am Bodensee. Er trat in das Collegium Borromaeum, das damalige theologische Konvikt in Freiburg, ein und studierte Philosophie und Theologie in Freiburg und München. Nach seiner Weihung zum Diakon im Dezember 1988, absolvierte er das Diakonatsjahr in Meßkirch. Am 20. Mai 1990 empfing er im Freiburger Münster die Priesterweihe durch Erzbischof Oskar Saier (1932-2008).

Auf den Fotos sind u.a. zu sehen:

Geistliche: Pater Alfred Benz, Stephan Burger, Heinz Körner (1920-2001), Stadtpfarrer Hermann Litterst (1929-2013), Stjepan Lukec, Prälat Konrad Miller (1912-1991)

Ministranten (in schwarz): Gerold Benz, Rolf Benz, Axel Fehrenbach, Martin Höcklin, Georg Mayer, Matthias Pfeifer, Stefan Pfeifer, Heiko Rogg, Bernhard Vogelbacher, Christoph Wehrle, Klaus Zimmermann

Ministranten (in rot): Michael Bader, Daniel Egy, Stefan Fritsche, Tobias Guth, Monika Heizmann, Konrad Isele, Axel Köpfer, Michael Köpfer, Konrad Krämer, Philipp Krämer, Manuela Vogt

Spielmannszug und Stadtmusik: Michael Bausch, Karl Binder, Chris Guth, Ute Heiler, Wolfgang Keller, Oswald Laufer (Trommler), Elke Moser (geb. Bader), Walter Müller, Rolf Riedlinger, Thorsten Schelb, Tambourmajor Christoph Schwarz, Walter Selb (1929-2002), Thomas Straub, Lothar Zepf, Rainer Zepf, Waldemar Zepf, Ingrid Zimmermann

Feuerwehr: Johann Fehrenbach, Theo Hasenfratz (1937-2004), Bernhard Heizmann, Stadtkommandant Fritz Isele, Karl-Friedrich Geisinger, Ewald Hepting, Manfred Maier, Wilhelm Maier (1930-2002), Bernhard Nickel, Roland Scholl

Familienangehörige: Willy Burger (1928-2021), Pia Durst (geb. Burger) und Alfons Durst

Standort des Fotografen: 47.883761, 8.343960

Stadtmusik vor der Festhalle, 1954

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Musiker der Stadtmusik versammeln sich vor der Festhalle zu einem Gruppenfoto. Dabei darf natürlich der Schellebaum nicht fehlen, der um 1870 von Handwerkern gestiftet worden sein soll. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadtmusik bereits 1946 auf Initiative von Franz Zepf hin wieder gegründet worden. Er wirkte als Dirigent und Vorsitzender und konnte 1948 dem aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Rupert Hepting einen gut gehenden Verein übergeben. Erster Vorsitzender wurde Ernst Geisinger. Bis 1964 amtiert Hepting und übergibt dann nach insgesamt 31 Jahren den Dirigentenstab an den aus Mannheim stammenden Musiklehrer Artur Grübel (1919-1993).

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Heinrich Thoma, 2 Johann Maier senior, 3 Konrad Sibold, 4 Ferdinand Hasenfratz, 5 Ewald Hepting, 6 Rupert Hepting (Dirigent), 7 Ernst Geisinger (Vorsitzender), 8 Josef Hasenfratz, 9 Franz Rappenegger, 10 Franz Zürcher, 11 Johann Beha
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Berthold Fehrenbach, 2 Waldemar Zürcher, 3 Hermann Beha, 4 Hermann Jordan, 5 Johann Maier, 6 Lothar Zepf, 7 Waldemar Zepf, 8 Franz Zepf, 9 Franz Faller, 10 Hans Kaufmann
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 Anton Maier, 2 Adolf Heizmann, 3 Dieter Gauger, 4 Adolf Heiler, 5 Walter Müller, 6 Werner Hepting, 7 Franz Rosenstiel, 8 Karl Glunk, 9 Edmund Jordan, 10 August Limb

Standort des Fotografen: 47.883012, 8.347602

Hochzeitszug Heiler / Laufer mit der Stadtmusik auf dem unteren Rathausplatz, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Luzia Heiler zur Verfügung.

Ernst Heiler (1923-1990) und Rosa Laufer (1928-2013) heiraten. Unter lautem Tschingderassabum der Stadtmusik zieht der Hochzeitszug mitten durch das Städtchen. Eine Schar von Kindern folgt aufgeregt. Vielleicht fallen für sie ein paar Münzen ab, um sich Süßigkeiten kaufen zu können?

Im Hintergrund ist das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zu sehen, mit dem Ehrenhain, der im Zweiten Weltkrieg angelegt wurde, als das Eisengitter für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen wurde. Kriegsschäden sind deutlich am Dach des Mailänder Tores zu erkennen, das ausgeflickt werden musste. Daneben stehen das Haus von Mechanikermeister Karl Müller (Demetriusstr. 13), das Modewaren-Geschäft von Klara Egle (Demetriusstr. 14) und die Metzgerei von Johann Werne (Demetriusstr. 15).  Der Demetriusbrunnen fehlt auf dem Bild: Der alte Brunnen wurde bei einem Fliegerangriff zerstört und der neue Demetriusbrunnen wird erst 1954 errichtet.

Standort des Fotografen: 47.883700, 8.344169

Stadtmusik in der Unteren Hauptstraße, ca. 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Stadtmusik marschiert durch die Untere Hauptstraße. Vorneweg wird der Schellenbaum getragen, der um das Jahr 1870 von den Löffinger Handwerkern gestiftet sein soll. Der Dirigent ist Rupert Hepting (1905-1990). Die Musiker ziehen am »alten Benz-Bau« (Untere Hauptstr. 8) vorbei und sind an der Kreuzung zur Seppenhofer Straße angelangt. Aus welchem Anlass die Stadtmusik aufspielt, ist unbekannt. Eventuell umrahmt sie die Beerdigung von dem verstorbenen Lehrer Eugen Steidlinger (1873-1939), der am 14. Dezember 1939 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen wird.

Eindeutig ist, dass das Foto in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden ist. Denn an dem hölzernen Masten, der auf der linken Straßenseite steht, ist ein antisemitisches Schild angebracht: »Juden sind hier nicht erwünscht«, ist darauf zu lesen. Auch wenn in Löffingen in den 1930er Jahren keine jüdischen Einwohner leben, so ist doch die öffentliche Diskriminierung von Juden unübersehbar. Gleich mehrere antisemitische Straßenschilder sind in dieser Zeit an den verschiedenen Ortseingängen angebracht. 

Standort des Fotografen: 47.882680, 8.343532

Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Als am 10. April 1938 auch in Löffingen eine Volksabstimmung über die Annexion Österreichs abgehalten wird, ist das Städtchen mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. Sowohl das Kaufhaus Zimmermann (Untere Hauptstr. 7) als auch das Gasthaus »Sonne« (Kirchstr. 29) und der Benz-Bau (Untere Hauptstr. 8) sind beflaggt. Über die Durchgangsstraße ist ein Spruchband gespannt. Die Propagandalosung lautet: »Dein Dank: Dein Ja am 10. April«. Der Wahltag beginnt mit einem Aufmarsch: Angeführt von der Stadtmusik bewegt sich der Aufzug der verschiedenen NS-Formationen durch das Städtchen.  

Standort des Fotografen: 47.883279, 8.343716