Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Lore Fehrenbach und Michael Fehrenbach zur Verfügung.
Es hat geschneit! Vom »neuen Benzbau« (Ringstr. 8) bietet sich ein guter Blick auf die Winterlandschaft. Die Bahnhofstraße ist verschneit, ebenso der Hang, der zum Städtchen hinabführt. Er lädt regelrecht zum Rodeln und Skifahren ein und wird sich sicherlich im Laufe des Tages zum beliebten Wintersportort der Kinder verwandeln!
Am linken Bildrand sind die Garagen der Holzindustriewerke Josef Benz AG (Ringstr. 10) und dahinter das katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) erkennen.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rosel Konhäuser zur Verfügung.
Zu welchem Anlass im nationalsozialistischen Festkalender dieser Aufmarsch durch das Städtchen zieht, ist unklar. Der 1. Mai, der seit 1933 als »Tag der nationalen Arbeit« groß begangen wird, scheidet aus: Zu warm sind die Menschen auf dem Foto angezogen und zu wenig frühlingshaft sind die Bäume und Gärten im Hintergrund.
Denkbar wäre der »Heldengedenktag«, der am 5. Sonntag vor Ostern begangen wird, oder der »Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung« am 9. November, mit dem das NS-Regime alljährlich an den gescheiterten Hitler-Putsch in München 1923 erinnert.
Das Foto zeigt den Aufmarsch des »Bund Deutscher Mädel« (BDM), des weiblichen Zweiges der »Hitlerjugend« (HJ). Darin sind im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren organisiert. Zu diesem Zeitpunkt ist die Mitgliedschaft noch freiwillig, verpflichtend wird sie ab 1. Dezember 1936. Die Mädchen ziehen gerade am katholischen Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) vorüber, aus dem im Vorjahr Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) gewaltsam vertrieben wurde. Hinter dem BDM folgt eine Musikkapelle.
Diese Ansichtskarte wird am 23. Juli 1973 versendet. Ein kleines Mädchen namens Sabine schreibt mit ihrer krakligen Kinderschrift: »Heute war ich im Wildpark. Da war ein großer Bär.« Der 1968 eröffnete Wildpark ist auf dem Luftbild leider nicht zu sehen, aber dafür viele andere Details, die darüber hinaus dabei helfen, das Foto ziemlich genau zu datieren.
Besonders ins Auge sticht die riesige Baustelle in der Festhallenstraße. Dort wurde im Mai 1971 mit dem Bau der Sporthalle begonnen. Von 1972 bis 1974 wird gleich nebenan der Rohbau des Realschulgebäudes erstellt. Weitere Neubauten im Städtchen sind bereits errichtet oder befinden sich gerade im Bau: Neben dem Farrenstall und Bauhof werden 1971 zwei Mehrfamilienhäuser erbaut (Bei der Kirche 1 und 2), die hier bereits weitgehend fertiggestellt sind. Der Supermarkt »Gottlieb« (Demetriusstr. 18) wird ebenfalls gerade gebaut, sein Dach ist noch nicht mit Ziegeln gedeckt und ein Kran in der rückseitigen Ringstraße zeugt noch von den Bauarbeiten. In der Bahnhofstraße ist derweil das 1968 erbaute Fabrikgebäude der Firma Prause & Unger (Bahnhofstr. 13) zu erkennen, in der Maienlandstraße steht bereits das 1970 erbaute Haus Müller (Maienlandstr. 5). Mitten im Städtchen ist die »alte Sonne« (Rathausplatz 9-10) noch zu sehen, die 1973 abgerissen wird. Wer gute Augen hat, kann auch die rege Bautätigkeit im Neubaugebiet Am Kurpark, in der Wartenbergstraße und in der Fürstenbergstraße genauer unter die Lupe nehmen.
Der hohe kirchliche Würdenträger, der gerade aus dem katholischen Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) kommt, ist der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948). Am 20. Juni 1932 wurde er inthronisiert. Wenige Monate später übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Gröber ist bis heute für seine Haltung zum NS-Regime umstritten. Er begrüßte die Machtübernahme und trat 1934 sogar als förderndes Mitglied der SS bei, weshalb er im Volksmund auch »brauner Conrad« genannt wurde. Auch der Löffinger Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974), der am 23. Juni 1934 von den Nationalsozialisten gewaltsam aus der Pfarrei vertrieben wurde, zeigte sich enttäuscht über die mangelnde Unterstützung seines Bischofs.
Das Foto wird vermutlich bei der Investitur von Andris’ Nachfolger Robert Winkel (1897-1972) aufgenommen, der am 17. Januar 1935 sein Amt in der Pfarrei St. Michael antritt und dort zehn Jahre lang wirken wird. Zu sehen ist Erzbischof Gröber in Chorkleidung, der unter dem Stoffbaldachin zum Gottesdienst schreitet. Getragen wird der Baldachin von den vier »Himmel«-Trägern [Gastwirt Ernst Meßmer?], Kaufmann Josef Benitz, Uhrmachermeister Wilhelm Maier und Alt-Bürgermeister Adolf Kuster.
Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Franz Scholz zur Verfügung.
Hoch oben vom Alenberg zeigt sich das Ausmaß des Großbrandes, dem innerhalb weniger Stunden 36 Häuser zum Opfer fielen. Das Feuer ist mittlerweile gelöscht. Die vermeintlichen Rauchschwaden, die über dem Städtchen hängen, sind in Wirklichkeit Staubwolken, die von den Aufräumarbeiten herrühren. Nach und nach werden einsturzgefährdete Giebel abgebrochen – teilweise auch gesprengt. Der Giebel vom Haus Fürst (Rathausplatz 5) zählt zu den ersten Mauerresten, die abgebrochen werden. Sobald die Staubwolke sich wieder verzieht, sind auch die geretteten Häuser in der Unteren Hauptstraße zu erkennen.
Die Schneise der Verwüstung zieht sich vom Rathaus und dem Mailänder Tor die Demetriusstraße und Ringstraße hinauf zum Alenberg. Im Vordergrund sind links die Grundmauern des Ökonomiegebäudes (Alenbergstr. 8) und rechts des Wohnhauses von Familie Benitz (Alenbergstr. 9) zu sehen. Gut zu erkennen ist außerdem, dass der Hang, der von der Ringstraße zum Bahnhof hinaufführt, noch nicht mit dem Trümmerschutt des Großbrandes aufgeschüttet ist. Der »neue Benzbau« (Ringstr. 8) ist noch nicht gebaut, er wird erst 1923/24 errichtet. Im Hintergrund ist die Allee gut zu sehen, die Richtung Göschweiler führt.
Die Fotos finden als Ansichtskarten Verbreitung, um auf die Not der rund 200 Brandgeschädigten aufmerksam zu machen. Die Beschriftung auf der Rückseite lautet: »Teilansicht der Trümmerstätte«.
Aus ungewohnter Perspektive zeigt dieses Luftbild das Städtchen. Das Flugzeug, aus dem das Foto aufgenommen wird, kreist über dem Maienland. Der Blick fällt aus westlicher Richtung auf die Häuser am Alenberg, in der Maienland- und in der Bahnhofstraße. Der 1957 fertiggestellte neue Bahnhof steht bereits. Aber das Anfang der 1960er Jahre im Pfarrweg neu erbaute katholische Pfarrhaus ist noch nicht gebaut, wodurch sich das Foto recht genau datieren lässt. Auch der Kirchturm ist noch nicht verputzt.
Im Hintergrund ist der Altstadtring zu erkennen. Vor der »Hasle« stechen die Festhalle und Schule sowie die 1954 geweihte evangelische Kirche ins Auge.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Mathilde Ganter zur Verfügung.
Sieben Jahre ist es her, dass das katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt wurde. Der Stadtpfarrer und die Vikare fanden in der Kaplanei eine neue provisorische Bleibe, bis im Pfarrweg ein moderner Neubau errichtet wurde. Das ehemalige Pfarrhaus wird zur Zeit renoviert, wie der Blick vom Kirchturm zeigt. Es ist eingerüstet, das Dachgeschoss wird ausgebaut, mit Dachgauben versehen und neu eingedeckt. Nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten wird darin die Landwirtschaftsschule eröffnet.
Es ist ein altehrwürdiges Gebäude, das 1788 als Barockhaus erbaut wurde. Die Pfarrscheuer, die ursprünglich daneben stand, musste dem Bahnbau weichen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen bis zum Fliegerangriff am 25. Februar 1945 zwei weitere Gebäude, die komplett zerstört wurden. Das Haus Kaus, ebenfalls ein Barockhaus, wurde nicht wieder aufgebaut. Anstelle des Hauses Zepf steht nun ein Neubau (Untere Hauptstr. 9), dessen Rohbau vollendet ist: Er gehört dem Schuhmachermeister Arno Adrion. 1956 wird das Haus von der Drogistin Rosa Pacher übernommen.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.
Das stattliche Gebäude auf der linken Straßenseite war für rund 150 Jahre das katholische Pfarrhaus. Es wurde 1788 von Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) erbaut. Bis 1945 diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen. Bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es stark beschädigt. Nach umfangreicher Renovierung eröffnete in dem altehrwürdigen Gebäude der Landkreis Neustadt 1952 eine »Landwirtschaftsschule«: Jugendliche bekommen in den Wintermonaten landwirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Die Schule existiert allerdings nur 13 Jahre, denn bereits 1965 schließt sie wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten.
Ursprünglich stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Untere Hauptstr. 9a) ein weiteres »Barockhaus«, das ebenfalls ein Mansardwalmdach hatte. Erbaut 1803, bildete es zusammen mit dem katholischen Pfarrhaus eine architektonische Einheit am Ortseingang. Letzte Eigentümerin war die Witwe Theresia Kaus geb. Kaier (1860-1935). Bei einem Fliegerangriff am 24. Februar 1945 wurde das Haus zusammen mit dem Nachbarhaus von Familie Zepf (Untere Hauptstr. 9) total ausgebombt und nicht wieder aufgebaut. Erst 1952 wird auf dem Grundstück ein Neubau errichtet. Im Erdgeschoss betreibt Rosa Pacher eine Drogerie.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.
1952 eröffnet der Landkreis Neustadt im früheren katholischen Pfarrhaus eine »Landwirtschaftsschule« für Jugendliche, um ihnen nach der Entlassung aus der Volksschule landwirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln. Die Schule existiert nur 13 Jahre, denn bereits 1965 schließt sie wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten. Das Gebäude mit dem Barockdach ist freilich sehr viel älter: 1788 ließ der katholische Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) das stattliche Gebäude als katholisches Pfarrhaus erbauen. Bis 1945 diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen.
Am linken Bildrand ist das Haus Untere Hauptstr. 9 zu sehen. Es wurde 1952 neu gebaut und steht an Stelle des 1945 bei einem Fliegerangriff zerstörten Hauses von Familie Zepf. Im Erdgeschoss ist ein Schaufenster zu sehen. Darin betreibt Rosa Pacher eine Drogerie.
Als »Landwirtschaftsschule« ist dieses Gebäude im öffentlichen Bewusstsein verankert, obwohl die Schule gerade einmal 13 Jahre hier untergebracht war. 1952 eröffnet der Landkreis Neustadt hier eine Winterschule für Jugendliche, um ihnen nach der Entlassung aus der Volksschule in zwei Winterkursen theoretisches Wissen rund um die Landwirtschaft zu vermitteln. Der Name der Schule, »Kreislandwirtschaftsschule«, steht in eisernen Lettern über dem Eingangsportal. Bereits 1965 schließt die Schule wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten.
Das Gebäude mit dem Barockdach ist freilich sehr viel älter als diese 13-jährige Episode: 1788 ließ der katholische Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) das stattliche Gebäude als katholisches Pfarrhaus erbauen. Rund 150 Jahre diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen. Dramatische Augenblicke spielten sich hier am 23. Juni 1934 ab, als die Nationalsozialisten drohten, das Pfarrhaus zu stürmen: Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) wich der Gewalt und wurde aus seiner Pfarrei vertrieben. Bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude schwer beschädigt, sodass Stadtpfarrer Karl Weickhardt (1905-1977) beschloss, ein neues Pfarrhaus im Pfarrweg zu bauen.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Richard Zepf zur Verfügung.
Die Fliegerangriffe der Alliierten im Februar, März und April 1945 gelten vor allem dem Bahnhof mit seiner Infrastruktur, aber auch dem Sägewerk Benz, in dem auch viele NS-Zwangsarbeiter zur Arbeit gezwungen werden. Doch auch viele Häuser, insbesondere in der unmittelbaren Nachbarschaft, werden beschädigt oder komplett zerstört.
Nur noch ein Schutthaufen ist übrig geblieben vom Haus Kaus (Untere Hauptstr. 9a), wie am rechten Bildrand zu sehen ist. Das Gebäude wird bei einem Fliegerangriff am 24. Februar 1945 dem Erdboden gleich gemacht. Auch das gegenüberliegende Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde (Untere Hauptstr. 10) wird in Mitleidenschaft gezogen und stark beschädigt. Das Gebäude kann nicht mehr genutzt werden. Stadtpfarrer Robert Winkel (1897-1972) zieht daraufhin mit den Vikaren in die Kaplanei in der Seppenhofer Straße.
Vor dem katholischen Pfarrhaus in der Unteren Hauptstraße haben sich Aktivisten der NSDAP-Ortsgruppe versammelt. Am Vormittag waren sie bereits in das Pfarrhaus eingedrungen und hatten Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) aufgefordert, den katholischen Verein »Deutsche Jugendkraft« sofort aufzulösen. Er hatte sich geweigert, diese Forderung zu erfüllen. Die Nationalsozialisten unter Führung von Ortsgruppenleiter Dr. Richard Straub (1894-1938) hatten ihn angeschrien und ihm gedroht, am Nachmittag wieder zu kommen. Jetzt stehen sie wieder vor dem Pfarrhaus und rufen Parolen wie »Heraus mit dem Rebellen!« Dramatische Szenen spielen sich ab, als sich einige mutige Bürger mit dem Geistlichen solidarisieren. Plötzlich fangen die Kirchenglocken an zu läuten und immer mehr Leute strömen zusammen.
Pfarrer Andris telefoniert derweil mit Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948). Dieser weist ihn an, nach Freiburg zu kommen. Erhobenen Hauptes verlässt Andris das Pfarrhaus und begibt sich zum nahe gelegenen Bahnhof. Die Nationalsozialisten verhöhnen ihn auf seinem Weg dorthin und singen das Lied »Muß I denn, muß I denn zum Städtele hinaus«. Um 13.47 Uhr fährt der Zug mit Andris ab. Die Nationalsozialisten haben den katholischen Stadtpfarrer gewaltsam aus seiner Gemeinde vertrieben.