Trauerzug zur Pfarrkirche, 14. Dezember 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Pia Durst zur Verfügung.

Am 14. Dezember 1939 notiert Stadtpfarrer Robert Winkel im Totenbuch der katholischen Pfarrei: »magno concursu populi«. Die lateinische Notiz bedeutet, dass die Beerdigung unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattgefunden habe. Kein Wunder, denn es ist jemand gestorben, der überaus bekannt war und hohes Ansehen genoss: Oberlehrer a.D. Eugen Steidlinger (1873-1939), Ehrenbürger der Stadt Löffingen, ist tot. Geboren am 13. November 1873 in Stuttgart, wirkte er seit 1905 an der Volksschule. Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er mehrere Generationen von Schüler*innen. Außerdem war er seit 1917 Dirigent des Kirchenchores.

Der Pfarrer würdigt den Verstorbenen mit den Worten: »magister scholae honestus et decorus et diligous proximum et sanctificans semper Dominicam diem astans Nussae sacrae«, auf Deutsch: »ein ehrlicher und anständiger Schullehrer und fleißiger Nachbar, immer den Sonntag heiligend«.

Steidlinger starb am 12. Dezember 1939 im Alter von 66 Jahren. Zwei Tage später findet die Beerdigung statt. Der Trauerzug bewegt sich von der Bahnhofstraße her kommend in Richtung katholische Pfarrkirche. Ministranten marschieren vorneweg. Es folgt eine Schar Geistlicher. Dahinter schreiten die trauernden Hinterbliebenen, angeführt von der Witwe Lina Steidlinger geb. Weber (1877-1953). Frauen und Männer stehen am Straßenrand und schauen stumm zu.

Dass das katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) und der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) im Hintergrund mit Reisiggirlanden geschmückt sind, hängt nicht mit der Beerdigung zusammen, sondern mit der Adventszeit.

Standort des Fotografen: 47.882690, 8.343927

2 Fotos: Blick vom Alenberg nach dem Großbrand, 1921

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Franz Scholz zur Verfügung.

Hoch oben vom Alenberg zeigt sich das Ausmaß des Großbrandes, dem innerhalb weniger Stunden 36 Häuser zum Opfer fielen. Das Feuer ist mittlerweile gelöscht. Die vermeintlichen Rauchschwaden, die über dem Städtchen hängen, sind in Wirklichkeit Staubwolken, die von den Aufräumarbeiten herrühren. Nach und nach werden einsturzgefährdete Giebel abgebrochen – teilweise auch gesprengt. Der Giebel vom Haus Fürst (Rathausplatz 5) zählt zu den ersten Mauerresten, die abgebrochen werden. Sobald die Staubwolke sich wieder verzieht, sind auch die geretteten Häuser in der Unteren Hauptstraße zu erkennen.

Die Schneise der Verwüstung zieht sich vom Rathaus und dem Mailänder Tor die Demetriusstraße und Ringstraße hinauf zum Alenberg. Im Vordergrund sind links die Grundmauern des Ökonomiegebäudes (Alenbergstr. 8) und rechts des Wohnhauses von Familie Benitz (Alenbergstr. 9) zu sehen. Gut zu erkennen ist außerdem, dass der Hang, der von der Ringstraße zum Bahnhof hinaufführt, noch nicht mit dem Trümmerschutt des Großbrandes aufgeschüttet ist. Der »neue Benzbau« (Ringstr. 8) ist noch nicht gebaut, er wird erst 1923/24 errichtet. Im Hintergrund ist die Allee gut zu sehen, die Richtung Göschweiler führt.

Die Fotos finden als Ansichtskarten Verbreitung, um auf die Not der rund 200 Brandgeschädigten aufmerksam zu machen. Die Beschriftung auf der Rückseite lautet: »Teilansicht der Trümmerstätte«.

Standort des Fotografen: 47.885809, 8.344505

Blick vom Alenberg nach dem Großbrand, 1921

Fotograf: August Simon, Donaueschingen
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Inge Benitz zur Verfügung.

Die meisten Fotos, die nach dem Großbrand von der Trümmerstätte aufgenommen wurden, stammen von dem Löffinger Buchbinder Anton Rebholz. Darüber hinaus sind aber Fotos von mindestens drei anderen Fotografen überliefert, die aus der Umgebung nach Löffingen kamen, um hier das Ausmaß der Zerstörung fotografisch zu dokumentieren: Engelhard Baumgartner aus Freiburg, Georg Jung aus Lenzkirch und – wie hier – August Simon aus Donaueschingen.

Die gewählten Motive sind häufig identisch. Sowohl Jung als auch Simon fotografieren den Blick, der sich ihnen nach dem Großbrand vom Alenberg aus bietet. Die Gesamtansicht zeigt das Ausmaß der Zerstörung. In den nächsten Wochen werden die Trümmer abgebrochen bzw. gesprengt. Bereits im Herbst wird mit dem Wiederaufbau des Städtchens begonnen.

Standort des Fotografen: 47.885714, 8.344572

Blick vom Reichberg auf das Städtchen, ca. 1923

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Am 24. Juli 1925 sendet Oberlehrer Eugen Steidlinger (1873-1939) diese Ansichtskarte an einen befreundeten Schulrat in Baden-Baden. Beinahe auf den Tag genau vor vier Jahren sank das halbe Städtchen in Schutt und Asche. Wie die Gesamtansicht zeigt, ist der Wiederaufbau mittlerweile abgeschlossen. Das Haus Benitz (Alenbergstr. 7-9), aber auch die Häuser Kuster (Alenbergstr. 19) und Jonner (Alemannenstr. 1) zeugen davon.

In der Ringstraße ist außerdem das neuerbaute Mehrfamilienhaus für Werksangehörige der Holzindustriewerke Josef Benz AG zu erkennen, das »neuer Benzbau« genannt wird. Das Dach ist frisch gedeckt, aber Fenster scheinen noch keine eingesetzt zu sein.

Der Fotograf steht unterhalb des Reichbergs im Gewann »Im kleinen Brühl«. Sein Blick fällt über die Bahnlinie in Richtung Städtchen. Die Göschweiler Straße mit ihrer Baumallee teilt die Wiese. Häuser stehen diesseits der Bahnlinie noch keine, weder im Bereich der Göschweiler noch der Bonndorfer Straße. Zwei einsame Holzschopfs sind die einzige Bebauung. 1932/33 wird Oberlehrer Steidlinger selbst ein Wohnhaus in der Bonndorfer Straße errichten. Auf der Karte ist sein späterer Bauplatz zu sehen, was er aber 1925 noch nicht ahnt.

Standort des Fotografen: 47.880065, 8.343601

Renovierung des ehemaligen Pfarrhauses, ca. 1952

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Mathilde Ganter zur Verfügung.

Sieben Jahre ist es her, dass das katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt wurde. Der Stadtpfarrer und die Vikare fanden in der Kaplanei eine neue provisorische Bleibe, bis im Pfarrweg ein moderner Neubau errichtet wurde. Das ehemalige Pfarrhaus wird zur Zeit renoviert, wie der Blick vom Kirchturm zeigt. Es ist eingerüstet, das Dachgeschoss wird ausgebaut, mit Dachgauben versehen und neu eingedeckt. Nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten wird darin die Landwirtschaftsschule eröffnet.

Es ist ein altehrwürdiges Gebäude, das 1788 als Barockhaus erbaut wurde. Die Pfarrscheuer, die ursprünglich daneben stand, musste dem Bahnbau weichen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen bis zum Fliegerangriff am 25. Februar 1945 zwei weitere Gebäude, die komplett zerstört wurden. Das Haus Kaus, ebenfalls ein Barockhaus, wurde nicht wieder aufgebaut. Anstelle des Hauses Zepf steht nun ein Neubau (Untere Hauptstr. 9), dessen Rohbau vollendet ist: Er gehört dem Schuhmachermeister Arno Adrion. 1956 wird das Haus von der Drogistin Rosa Pacher übernommen.

Standort des Fotografen: 47.882599, 8.343920

2 Fotos: Landwirtschaftsschule und Haus Adrion mit viel Schnee, ca. 1952

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das ehemalige katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10), das bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt wurde, ist renoviert und erstrahlt in neuem Glanz. Aber die Nutzung hat sich verändert: Darin befindet sich jetzt seit 1952 die Landwirtschaftsschule. Auf der Straßenseite gegenüber stand bis zu seiner Zerstörung am 25. Februar 1945 das Haus Zepf. An seiner Stelle steht nun ein Neubau (Untere Hauptstr. 9), der noch nicht verputzt ist: Er gehört dem Schuhmachermeister Arno Adrion. 1956 wird das Haus von der Drogistin Rosa Pacher übernommen.

Die beiden Fotos werden von dem Weg aufgenommen, der zum Hauptportal der katholischen Kirche St. Michael führt. Hoch liegt der Schnee und nur ein Trampelpfad ermöglicht den Zugang. Der Schnee liegt auch auf den Bäumen.

Standort des Fotografen: 47.882669, 8.343840

Blick vom Reichberg auf das Städtchen, ca. 1910

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Diese colorierte Ansichtskarte wird am 11. November 1939 von Löffingen nach Leipferdingen versendet. Das Motiv auf der Vorderseite ist aber rund 30 Jahre älter. Die Karte scheint ein echter Ladenhüter gewesen zu sein. Denn das Aussehen des Städtchens hat sich seitdem merklich verändert. Am Alenberg sind noch deutlich die Häuser zu erkennen, die beim Großbrand 1921 zerstört werden. Und in der Oberen Hauptstraße steht noch das Haus Selb, das 1915 abbrennt und danach in veränderter Form wiederaufgebaut wird.

Der Fotograf steht unterhalb des Reichbergs im Gewann »Im kleinen Brühl«. Sein Blick fällt über die Bahnlinie in Richtung Städtchen. Entlang der Göschweiler Straße sind kleine Bäume gepflanzt. Häuser stehen diesseits der Bahnlinie noch keine, weder im Bereich der Göschweiler noch der Bonndorfer Straße. Am linken Bildrand ist das Bahnwärterhaus in der Rötenbacher Straße zu erkennen. Am rechten Bildrand steht das 1871 erbaute Krankenhaus (Seppenhofer Str. 7), das 1921 in westlicher Richtung erweitert wird.

Standort des Fotografen: 47.880065, 8.343601

Luftbild auf das Städtchen, ca. 1933/34

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Monika Huber zur Verfügung.

Das Luftbild zeigt »Löffingen im badischen Schwarzwald« Anfang der 1930er Jahre. Das Städtchen ist längst über seinen historischen Altstadtring hinausgewachsen. Die Häuser im Maienland und auf dem Alenberg, in der Vorstadt, im »Schlempental« und in der Seppenhofer Straße übersteigen zahlenmäßig die Häuser der Altstadt. Neu war zu diesem Zeitpunkt das Gebäude der Turn- und Festhalle sowie der Schule, das am rechten Bildrand zu sehen ist. Mit dem Bau war bereits 1923 begonnen worden, fertiggestellt und eingeweiht wird das Gebäude an der »Hasle« aber erst 1936.

Dass das Städtchen im Begriff ist, sich auch jenseits der Bahnlinie weiter auszudehnen, zeigt sich an der Bebauung in der Bonndorfer Straße. Die beiden Villen rechts entstanden bereits Anfang der 1920er Jahre. Das Haus von Postschaffner Karl Kuster (Bonndorfer Str. 3) ist gerade neu gebaut. Wenige Jahre später werden weitere Häuser folgen: 1935 baut Bauunternehmer Heinrich Wider an der Einmündung zur Göschweiler Straße sein Wohnhaus (Göschweiler Str. 1). Ein Jahr später errichtet die Gemeinnützige Baugenossenschaft ein Beamtenwohnhaus (Bonndorfer Str. 6), in das Bürgermeister Heinrich Andris mit seiner Familie und Lehrer Lipps einziehen.

Ausschnitt: Blick von der »Breiten« auf das Städtchen, 1898

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf / Stadtarchiv

Diese lithografische Ansicht mit einem Blick auf das Städtchen hat Seltenheitswert. Denn noch gibt es keine Bahnlinie, die das Gelände im Vordergrund zerschneidet. Von der Rötenbacher Straße fällt der Blick über eine Wiese in Richtung der Häuser in der Seppenhofer Straße und des Pfarrwegs.

Zu erkennen ist außerdem das Barockhaus, das vis-à-vis des Pfarrhauses in der Unteren Hauptstraße steht und beim Bombenangriff 1945 zerstört wird. Es gehört dem praktischen Arzt Josef Schmelcher (1854-1923), der seit 1882 in Löffingen tätig ist und unter dem das Krankenhaus vergrößert wird. Am linken Bildrand ist das Haus von Landwirt Jakob Bader (Rötenbacher Str. 2) zu sehen.

Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.882106, 8.342220

Blick von der »Breiten« auf das Städtchen, 1936

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Diese Ansichtskarte wird am 2. Mai 1936 auf dem Postamt in Löffingen aufgegeben und nach Badenweiler versandt. Darauf zu sehen ist eine Gesamtansicht des Städtchens, die vom Gewann »Breiten« aus aufgenommen wird.

Der Blick ist so gewählt, dass neben der katholischen Pfarrkirche St. Michael die Festhalle und Volksschule (Festhallenstr. 3-7) gut im Bild zu sehen ist. Denn der Gebäudekomplex an der »Hasle« ist der ganze Stolz der Einwohner, nachdem der 1923 begonnene Bau endlich fertiggestellt ist.

Im Vordergrund sind zwei neu erbaute Häuser in der Bonndorfer Straße zu sehen (Bonndorfer Str. 2 und 3). Die Häuser in der Seppenhofer Straße und im heutigen Pfarrweg sowie die beiden Barockhäuser in der Unteren Hauptstraße sind ebenfalls gut zu erkennen. Die gleichmäßigen Wolken am blauen Himmel sind vom Verlag A. Rebholz in das Bild hineinretuschiert.

Standort des Fotografen: 47.881350, 8.340162

Mehrbildkarte mit Gasthaus »Pilgerhof«, ca. 1925

Sammlung Familie Waßmer
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Die Wirtsleute des Café und Gasthauses »zum Pilgerhof« (Maienlandstr. 24) vertreiben ab Mitte der 1920er Jahre diese Mehrbildkarte für Werbezwecke. Unten links ist der »Pilgerhof« zu sehen, der gleich neben dem Gasthaus »Witterschnee« (Maienlandstr. 26) liegt. Beide Lokale profitieren insbesondere von den Wallfahrern, die zur Wallfahrtskirche Witterschneekreuz pilgern, die unten rechts zu sehen ist. Daher rührt auch der Name »Pilgerhof«.

Die Gesamtansicht in der oberen Hälfte der Ansichtskarte zeigt das Städtchen vom Gewann »Im kleinen Brühl« aus. Hinter der Bahnlinie sind die beiden Barockhäuser am Ortseingang zu erkennen. Der »neue Benz-Bau« (Ringstr. 8) ist als Mehrfamilienhaus für die Arbeiter des Sägewerks und ihre Familien neu gebaut. Auch am Alenberg sind mehrere Neubauten errichtet, die die beim Großbrand 1921 zerstörten Häuser ersetzt haben.

Kreislandwirtschaftsschule in der Unteren Hauptstraße, ca. 1955-1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das stattliche Gebäude auf der linken Straßenseite war für rund 150 Jahre das katholische Pfarrhaus. Es wurde 1788 von Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) erbaut. Bis 1945 diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen. Bei einem Fliegerangriff am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es stark beschädigt. Nach umfangreicher Renovierung eröffnete in dem altehrwürdigen Gebäude der Landkreis Neustadt 1952 eine »Landwirtschaftsschule«: Jugendliche bekommen in den Wintermonaten landwirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Die Schule existiert allerdings nur 13 Jahre, denn bereits 1965 schließt sie wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten. 

Ursprünglich stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Untere Hauptstr. 9a) ein weiteres »Barockhaus«, das ebenfalls ein Mansardwalmdach hatte. Erbaut 1803, bildete es zusammen mit dem katholischen Pfarrhaus eine architektonische Einheit am Ortseingang. Letzte Eigentümerin war die Witwe Theresia Kaus geb. Kaier (1860-1935). Bei einem Fliegerangriff am 24. Februar 1945 wurde das Haus zusammen mit dem Nachbarhaus von Familie Zepf (Untere Hauptstr. 9) total ausgebombt und nicht wieder aufgebaut. Erst 1952 wird auf dem Grundstück ein Neubau errichtet. Im Erdgeschoss betreibt Rosa Pacher eine Drogerie.

Standort des Fotografen: 47.882333, 8.343108