2 Fotos: Marionettentanz beim »Bunten Abend«, Fasnacht 1982

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Wie an Fäden aufgehängt bewegen sie sich über die Bühne: Arme und Beine zucken ruckartig, die Körper kippen zur Seite – ganz so, als würde jemand unsichtbar über ihnen die Strippen ziehen. Beim »Bunten Abend« verwandelt sich die Jazzgruppe des Turnerbunds in ein ganzes Ensemble von Marionetten. Clown, Dirndlmädchen oder Ballerina – jedes Kostüm passt zur Rolle, und das Publikum in der Festhalle ist begeistert.

Die Regie liegt in den Händen von Petra Fehrenbach und Willi Fehrenbach. Mit ihrer Idee gelingt ein Auftritt, der nicht nur tänzerisches Können zeigt, sondern auch mit Witz und Theatralik spielt. Das Motto des Abends ist unübersehbar: »Talentschuppen«. Und tatsächlich beweisen die jungen Tänzerinnen, dass sie Talent haben.

Zu sehen sind u.a. ???, ???, …

Dreieinhalb Stunden dauert das Programm am »Bunten Abend«. Für viele im Saal gehört die Veranstaltung zum festen Bestandteil der fünften Jahreszeit.

Standort des Fotografen: 47.883030, 8.347880

Narrengruppe in der Demetriusstraße, Fasnacht 1925

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Zwei Frauen und ein Mann posieren zusammen für ein Gruppenfoto – die Gesichter ernst, als würden sie gleich für ein Familienporträt abgelichtet. Doch die Kleidung verrät das Gegenteil: reich verzierte Kostüme, große schwarze Hüte, Quasten und Bommeln, dazu ein aufgemalter Schnurrbart, der den Mann verschmitzt wirken lässt. Die schweren Stoffe, die kunstvollen Stickereien, die Schärpen und Schleifen erinnern an ein spanisches oder südländisches Kostüm, wie man es aus Modezeitschriften oder Postkarten kennt. Es sind Verkleidungen, die den Alltag weit hinter sich lassen: statt Arbeitskittel und Schürze plötzlich Seide, Samt und Phantasie. Für einen Moment verwandeln sich die drei in stolze Tänzerinnen und Toreros.

1925 liegt der Erste Weltkrieg gerade einmal sieben Jahre zurück. Die Menschen haben schwere Zeiten erlebt, viele Familien trauern noch um Gefallene. Inflation und politische Krisen erschüttern die junge Weimarer Republik. Auch der Großbrand 1921, der das halbe Städtchen in Schutt und Asche legte, und der Wiederaufbau liegen erst kurze Zeit zurück. Doch gerade in solchen Jahren bedeutet die Fasnacht mehr als nur ein paar Tage Spaß.

Das Fenster hinter der Narrengruppe gehört zur Werkstatt der Buchbinderei und Buchdruckerei von Anton Rebholz (Rathausplatz 3).

Standort des Fotografen: 47.884200, 8.344369

Närrinnengruppe beim Umzug in der Bahnhofstraße, Fasnacht 1966

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Die Närrinnen schreiten im Gleichschritt, Arm in Arm, mit Körben voller Kleinigkeiten – und das Lächeln auf ihren Gesichtern verrät, dass sie die Fasnacht in vollen Zügen genießen. Ihre Kostüme wirken fast wie Schuluniformen: helle Kleider mit breiten weißen Kragen, Schleifen und schwarzen Strümpfen. Doch die selbstbewusste Haltung und die ausgelassene Stimmung zeigen: Hier marschieren keine braven Schülerinnen, sondern Närrinnen, die das Regiment übernehmen.

Linke Reihe, v.l.n.r.: 1 Helene Krauß, 2 Mathilde Schmid (geb. Geisinger, 1926-1989), 3 Gertrud Faller (geb. Schmid, 1925-1980, verdeckt)
Rechte Reihe, v.l.n.r.: 1 Hedwig Hepting (geb. Egle, 1932-2020), 2 Olga Geisinger (geb. Schmutz), 3 ???, 4 Else Egle (geb. Ganter, 1923-2011), 5 [Hedwig Bayer (geb. Schmid, 1924-1996)???], 6 Henriette Laufer (geb. Metz, 1922-2004), 7 Ernst Krauß

Sie kommen von der Bahnhofstraße und biegen nun in die Untere Hauptstraße ein, auf dem Weg ins Städtchen. Im Hintergrund sind das Haus Zepf (Rötenbacher Str. 2) und das Schrankenwärterhaus (Rötenbacher Str. 1) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.882487, 8.343162

Zwei Frauen im Waldbad, ca. 1950-1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

Zwei junge Frauen sitzen im Gras beim Waldbad. Die Sonne scheint und die leichte Kleidung der beiden Frauen deutet daraufhin, dass Sommer ist. Im Hintergrund ist das Becken des 1935 eröffneten Waldbades zu sehen. Doch oh Schreck! Das Becken ist leer! Kein Wasser ist im Becken und niemand tummelt sich darin, um sich im kühlen Nass zu erfrischen. Während des Zweiten Weltkrieges verwahrloste das Bad immer mehr und erst 1955 wird es wiedereröffnet. Das Foto wird vermutlich wenige Jahre vorher aufgenommen.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 Else Ganter (verh. Egle, 1923-2011)

Standort des Fotografen: 47.899794, 8.332296

Glockenweihe für die Kirche Witterschneekreuz, Januar 1982

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

In der Pfarrkirche St. Michael werden zwei Glocken festlich präsentiert. Sie sind mit Tannengrün geschückt, denn heute werden sie geweiht. Bestimmt sind sie für die Wallfahrtskirche Witterschneekreuz. Kinder wie Erwachsene haben sich eingefunden, um bei der Weihe dabei zu sein – ein Ereignis, das in Erinnerung bleibt.

V.l.n.r: 1 ???, 2 Kerstin Beck, 3 Karl Schreiber (1910-2001), 4 Fridolin Becher (1930-2020)

Die Wallfahrtskirche Witterschneekreuz war in den Jahren 1894 bis 1896 erbaut und 1901 geweiht worden. Ursprünglich verfügte sie über zwei Glocken, doch die größere wurde im Zweiten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen. Erhalten blieb nur die kleine Glocke von 1853, gegossen von der Villinger Glockengießerei Grüninger, 40 kg schwer mit dem Schlagton h′′′+8. Sie ist auf dem Foto rechts zu sehen.

Dank zahlreicher Spenden kann das Geläut nun wieder vervollständigt werden. Am 16. Oktober 1981 wurde in einer Heidelberger Glockengießerei die neue, größere Glocke gegossen. Sie wiegt 63 kg, erklingt im Schlagton gis′′+7 und trägt die Inschriften »Das Kreuz weist uns den Weg« und »Wallfahrtskirche zum Schneekreuz, Löffingen, 1981«. Auch das Bild des Wallfahrtskreuzes und das Pfarrwappen sind darauf angebracht.

Mit der neuen Glocke wird zugleich eine elektrische Läutanlage eingebaut, sodass man zum Läuten nicht mehr auf den Kirchturm steigen muss. Seitdem erklingen beide Glocken gemeinsam – mittags und abends zur Betzeit und selbstverständlich zu den Gottesdiensten.

Standort des Fotografen: 47.882516, 8.344550

Clowngruppe vor dem Haus Hall in der Maienlandstraße, Fasnacht 1981

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Weiße Perücken, bunte Karojacken und dicke blaue Fliegen – die Clowngruppe vor dem Haus Hall (Maienlandstr. 20) zieht die Blicke auf sich. Mit geschminkten Gesichtern stehen sie lachend zusammen. Ein kleiner Clown trägt einen roten Hut, dieselbe Karojacke und dazu rote Pluderhosen – fast wirkt es, als wolle er den Großen Konkurrenz machen.

Es ist »Schmutziger Dunschdig«. Und die Straßen gehören nicht dem Alltag, sondern dem bunten Ausnahmezustand. An Fasnacht verwandelt sich das ganze Städtchen in eine Bühne. Wer hier auftritt, ist für ein paar Stunden Teil des närrischen Spiels – und vielleicht erkennt man den einen oder anderen Bekannten erst wieder, wenn die Schminke abgewaschen ist.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 ???, 6 ???

Standort des Fotografen: 47.886031, 8.342207

Fußballmannschaft »Mailand-Alenberg«, ca. 1963

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Helga Küßner und Christa Egle zur Verfügung.

Die Mannschaft »Mailand-Alenberg« tritt gegen das Team »Städtle-Schlempental« an. Beide Mannschaften sind frei zusammengestellt – benannt nach Straßenzügen, in denen die Spieler wohnen. Was auf den ersten Blick nach großem Wettkampf aussieht, ist in Wahrheit Jux und Dollerei. Doch wer auf dem Platz steht, nimmt das Spiel trotzdem ernst. Jeder Ball, jeder Zweikampf zählt – denn am Ende soll die eigene Mannschaft doch den Sieg davontragen. Dieses Mal jubeln die Spieler von »Mailand-Alenberg«: Sie gewinnen nach einem spannenden Spiel. Torwart Werner Schiehle (1929-2009) hält stolz den Wanderpokal in den Händen.

V.l.n.r.: 1 Alfred Berger (geb. 1932), 2 Bernd Vetter, 3 Eugen Fehrenbach, 4 Torwart Werner Schiehle (1929-2009), 5 Dieter Küßner, 6 Hans Küßner (1937-2020), 7 Hans-Peter Fehrenbach (1939-2013)

Standort des Fotografen: 47.882767, 8.350697

Narrengruppe »Loipenspurgerät« beim Gasthaus »Löwe«, Fasnacht 1975

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Narren des Skiclubs zeigen beim Narrenumzug, was ihrem Verein dringend fehlt: ein eigenes Loipenspurgerät. Sie griffen kurzerhand selbst zur Säge und zum Hammer – und zimmerten ihr ganz persönliches »Pist-Spur-und Walzgerät«. Heraus kam ein Gefährt, das eher an die Steinzeittechnik der Familie Flintstone erinnert als an moderne Wintersportgeräte. Vornedran sind ein paar Langlaufski geschnallt, damit die Spur wenigstens symbolisch gezogen werden kann. Vorne prangt der Name »Schneewiesel« auf dem Gefährt und verweist damit auf den österreichischen Hersteller Kahlbacher, der das Spezialfahrzeug Schneewiesel K2000 auf dem Markt vertreibt. Auf den Seiten ist zu lesen: »Langläufer leben länger ohne Schnee« – wobei die Narren das »leben« durch einen eingefüngten Buchstaben zu »lieben« veränderten.

Als der Umzug am »Fasnet Mändig« durchs Städtchen zieht, ist allerdings weit und breit kein Schnee zu sehen. Da könnte selbst ein echtes Loipenspurgerät nichts ausrichten.

Standort des Fotografen: 47.883709, 8.344991

Drei Mädchen vor dem Rathaus, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl Schreiber zur Verfügung.

Drei Mädchen posieren vor dem Rathaus, das damals noch die Volksschule beherbergt. Herausgeputzt sind sie alle drei – in schlichten Kleidern, mit dunklen Strümpfen und großen Schleifen im Haar. Ernst blicken sie in die Kamera – so wie es üblich ist, schließlich gilt Lächeln auf Bildern als unpassend. Vielleicht ist an diesem Tag der Schulfotograf zu Besuch, und die Kinder dürfen sich im Sonntagsstaat ablichten lassen.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???

Die Mädchen sind evtl. Franziska Schreiber (verh. Braunigger, 1908-1971), Frida Schreiber (verh. Frenzle, 1914-2005) und Anna Schreiber (verh. Greinwald).

Standort des Fotografen: 47.883707, 8.344363

2 Fotos: Aufführung auf der Fasnachtsbühne vor dem Rathaus, Fasnacht 1935

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Der Stempel »3. März 1935« auf der Vorderseite der beiden Fotos verweist auf das Aufnahmedatum: Es ist ein Sonntag. Auf dem oberen Rathausplatz wird an diesem Tag ein großes Fasnachtsspiel aufgeführt.

Das Motto lautet: »Entdeckung Amerikas durch Kolumbus«. Entsprechend wimmelt es auf der Bühne von »Indianern« und den gängigen Klischees, die sich die Löffinger Narren ausmalen. Sie entspringen der Fantasie – und den populären Romanen von Karl May (1842-1912), dessen fiktive Helden Winnetou und Old Shatterhand das Bild der indigenen Bevölkerung Nordamerikas in Deutschland bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägen. Die Darstellung reproduziert stereotype Bilder von der indigenen Bevölkerung und zeigt nicht die Realität, sondern eine europäische Projektion, die mit den tatsächlichen Lebenswelten und Kulturen kaum etwas zu tun hat.

Im Kreis sitzen einige Männer mit Federschmuck, die eine Friedenspfeife mit Kolumbus oder einem anderen europäischen Eroberer rauchen. Weitere Personen stehen im Halbkreis. Über allem wacht die steinerne »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen, die dem närrischen Treiben zu ihren Füßen zusieht. Im Hintergrund sind das Rathaus und die »alte Sonne« zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883964, 8.344780

2 Fotos: Jugendrotkreuz vor der Festhalle, 1984

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Beate Lubrich zur Verfügung.

Der Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes feiert 1984 sein 75-jähriges Gründungsjubiäum. Aus diesem Anlass werden auch die Mitglieder des Jugendrotkreuzes fotografiert. Sie stellen sich auf der Treppe vor der Festhalle auf. Sie tragen einheitliche weiße Pullover, die mit dem Logo des Jugendrotkreuzes bedruckt sind – rotes Kreuz, schwarze Schrift, dazu die Deutschlandfarben. Diszipliniert stellen sich die Jugendlichen in drei Reihen auf. Beim ersten Foto blicken sie gar zu ernst in die Kamera, sodass gleich noch ein zweites Foto aufgenommen wird, auf dem sie freundlicher lächeln.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Birgit Fritsche, 2 Markus Wehrle, 3 Gerald Münzer, 4 Michael Bürklin
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Gabi Senn, 2 ??? Wiedemann
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 Susanne Gantert, 2 Joachim Schmidt, 3 Martin Beha, 4 Gabi Münzer (geb. Stoffel), 5 Matthias Kirner

Standort des Fotografen: 47.883018, 8.347674

Gemeinderat bei Baustellenbesichtigung im Kultur- und Fremdenverkehrszentrum, 1988/89

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Brigitte Mayer zur Verfügung.

Der Gemeinderat, Bürgermeister Dr. Dieter Mellert sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung – darunter Stadtbaumeister Erwin Stockburger und Kämmerer Artur Klausmann – besichtigen den Neubau des Kultur- und Fremdenverkehrszentrums (KFZ), um sich vor Ort ein Bild vom Baufortschritt zu machen. Auch Albert Ergele ist mit dabei, der bis zum Abbruch des Vorgängergebäudes hier gewohnt hat.

Der Weg bis zu diesem Moment war lang. Bereits seit Jahren beschäftigten sich Gemeinderat und Stadtverwaltung mit dem Haus Welte (Kirchstraße 3), das im Volksmund »Ergele-Haus« heißt. Nach zähen Kaufverhandlungen erwarb die Stadt das Gebäude 1982. Ursprünglich war noch eine Sanierung im Gespräch, doch die Bausubstanz erwies sich als stark geschädigt. Eine Instandsetzung wäre nicht nur sehr teuer geworden, sondern hätte auch die vorgesehenen neuen Funktionen als Kultur- und Fremdenverkehrszentrum nur schwer zugelassen. 1987 erteilte die Denkmalschutzbehörde schließlich die Genehmigung zum Abbruch des spätmittelalterlichen Hauses.

Auf dem 790 m² großen Grundstück entstand ein Neubau, dessen markanter Turm als Reminiszenz an das »Obere Tor« gedacht ist, das einst nur wenige Meter entfernt stand. Die Bauleitung übernahm Architekt Ferdinand Beck. Nach zweijähriger Bauzeit wird das Kultur- und Fremdenverkehrszentrum am 22. April 1989 eröffnet. Darin befinden sich zukünftig nicht nur die Kurverwaltung, sondern auch ein Veranstaltungssaal, Räumlichkeiten für die Stadtbücherei und das Heimatmuseum sowie das Stadtarchiv.

V.l.n.r.: 1 Elvira Fischer (geb. Egle, 1925-2020), 2 Albert Ergele (1937-2021), 3 Herbert Wiggert, 4 Stadtbaumeister Erwin Stockburger, 5 Bürgermeister Dr. Dieter Mellert (1941-2019), 6 Hugo Ketterer (1930-2020), 7 Hubert Katla, 8 Werner Waßmer, 9 Kämmerer Artur Klausmann, 10 Helga Beck, 11 [Hugo Mayer?], 12 ???

Standort des Fotografen: 47.884064, 8.345634