Ausschnitt: »Restauration« Benz und Kaufhaus »Kasten« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1899

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf
Sammlung Familie Waßmer

Das Bild ist mit »Kirchplatz« betitelt. Zu sehen ist der Bereich der Unteren Hauptstraße, an dem die Ringstraße einmündet. Rechts steht das Haus Benz (Untere Hauptstr. 8). Es wurde nach dem Brand von 1887 neu errichtet und gehörte dem Holzhändler und Gastwirt Johann Benz (1850-1908) und seiner Ehefrau Katharina geb. Maier (1850-?). Im Erdgeschoss betreiben sie eine Wirtschaft, eine »Restauration«, wie auf dem Schild zu lesen ist. Vor dem Gebäude steht eine Pferdekutsche. Zwei Damen und ein Herr stehen im Vordergrund. Die Personengruppe wurde für die lithographische Ansicht hinzugefügt.

Links steht das dreistöckige Warenhaus »Zum Kasten« (Untere Hauptstr. 7). An der Fassade hängt ein Schild, auf dem der Schriftzug »Geschwister Traber z. Kasten« zu entziffern ist. Sofie Traber, die geschiedene Ehefrau des Kaufmanns Friedrich Keller, betreibt das Geschäft von 1894 bis 1899. Im Hintergrund ragt die katholische Pfarrkirche St. Michael hoch. 

Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883280, 8.343513

Narrengruppe vor dem früheren Gasthaus »Sonne«, Fasnacht 1924

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

Dieses Gruppenfoto wird auf dem oberen Rathausplatz vor der »Sonne« aufgenommen. Das Wirtshausschild »Gasthof z. Sone«, das auf älteren Ansichten an der Fassade zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss zu sehen ist, ist verschwunden. Das Foto entsteht also nach 1920, als das Gasthaus seinen Betrieb eingestellt hat und darin Wohnungen zur Behebung der damaligen Wohnungsnot eingerichtet wurden.  

Vermutlich wird das Foto 1924 aufgenommen und zeigt eine Bändertanzgruppe. In diesem Jahr wird an Fasnacht ein »Nationales und internationales Tanzfest« mit öffentlichem »Tanzwettstreit« veranstaltet. Die Gruppe posiert auf zwei großen Holzschlitten, die aneinander gekettet sind. Vermutlich stellen sie »Franzosen« dar, ihre Kostüme muss man sich in den franzöischen Nationalfarben blau-weiß-rot vorstellen.

1.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Fritz Adrion, ???, ???, ???, ???
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, Klara Bieler, ???, ???
3.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, ???, ???, Jakob Schreiber

Standort des Fotografen: 47.883808, 8.344775

Umzugswagen mit Römerinnen und Römer, Fasnacht 1952

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

1952 lautete das Motto der fünften Jahreszeit: »Als die Römer frech geworden«. Das Volkslied erzählt die Geschichte der Varusschlacht im Teutoburger Wald. Die Römerinnen und Römer, die hier auf einem Umzugswagen stehen, der von Pferden gezogen wird, wirken indes gar nicht frech, sondern allenfalls dekadent – und ein bisschen durchgefroren.

Der Prunkwagen war recycelt:  Ein halbes Jahr zuvor beim Festumzug anlässlich der Stadterhebung am 27. Mai 1951 hatten darauf nicht Römerinnen und Römer, sondern die spätere Königin Marie-Antoinette mit ihrem Gefolge gestanden.

Der Wagen fährt gerade über den verschneiten Rathausplatz, an dem kleinen Vorgärtchen vor dem Gasthaus »zum Löwen« vorbei. Im Hintergrund ist das frühere Gasthaus »zur Sonne« zu sehen, in dem sich zu diesem Zeitpunkt in der linken Gebäudehälfte die Stadtmühle und rechts Wohnungen befanden.

Standort des Fotografen: 47.883949, 8.344960

Festumzug zum 40-jährigen Stiftungsfest des Militärvereins, 7. Juni 1914

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten. Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen.

Auf dem Foto zieht der Festzug gerade an der neu gebauten Apotheke von Otto Buisson (Rathausplatz 6) am unteren Rathausplatz vorbei.

Standort des Fotografen: 47.883751, 8.343856

Hochzeitsgesellschaft Schreiber / Braunigger vor dem Haus Schreiber in der Seppenhofer Straße, ca. 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Martin Schreiber zur Verfügung.

Vor dem Haus Schreiber (Seppenhofer Str. 19) hat sich das Brautpaar mit seinen nächsten Verwandten für ein Gruppenfoto versammelt. Die Haustür ist mit einer Girlande aus Tannenreisig geschmückt, die mit weißen Papierblumen dekoriert ist. Links und rechts des Eingangs stehen außerdem kleine Tannenbäume. Es ist Winter und es liegt Schnee.

Die Braut ist Franziska Schreiber (1908-1971), sie heiratet Konrad Braunigger (1912-1990) aus Neudingen.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Wilfriede Schreiber (1932-2007, verh. Wolf), 2 Adelheid Venus (geb. Schreiber), 3 Josefine Jäger, 4 ???, 5 Karl Schreiber sen., 6 Marta Schreiber
2.Reihe, stehend, v.l.n.r.: 1 Anna Greinwald (geb. Schreiber), 2 Adolf Kuster, 3 ???, 4 Maria Schreiber (verh. Frei), 5 Braut Franziska Braunigger (geb. Schreiber), 6 Bräutigam Konrad Braunigger, 7 Frida Frenzle (geb. Schreiber), 8 Bräutigamvater Konrad Braunigger sr., 9 Carl Schreiber jr., 10 Jakob Schreiber

Standort des Fotografen: 47.880623, 8.345872

Haus Jordan in der Oberen Hauptstraße, Dezember 1961

Dieses Foto stellte uns dankenwerterweise Rudi Jordan zur Verfügung.

Anfang der 1960er sieht das Haus Jordan noch weitgehend so aus, wie es 1907 errichtet wurde. Zwischenzeitlich wurde es nur zur Linken um ein paar Meter erweitert. Aber nach wie vor ist das Gebäude in zwei Teile gegliedert: Rechts befindet sich der Wohnbereich, links die Ökonomie. Das Obergeschoss ist verschindelt. Das Dach ist ein Walmdach und zum Seitengiebel abgeschrägt.

Bei der Modernisierung um 1970 wird der Ökonomiebereich zu Wohnungen ausgebaut. Die beiden Scheunentore verschwinden. Fenster werden eingefügt, Balkone vor die Fassade gehängt. Dort, wo sich auf dem Foto noch Haustür und Stalltür befinden, wird ein Treppenhaus errichtet, das mit Glasbausteinen verkleidet ist.

Standort des Fotografen: 47.885153, 8.350163

Haus Bader in der Oberen Hauptstraße, ca. 1920

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Bader zur Verfügung.

1848 wurde dieses Haus in der Oberen Hauptstraße erbaut. Es gehört von Anfang an der Familie Bader. Als das Foto aufgenommen wird, befindet sich das Anwesen bereits in der dritten Generation im Familienbesitz: Der Eigentümer ist Konrad Bader (1868-1958), der Landwirt ist, aber auch viele Jahre das Amt des Vorschussvereinsrechners ausübt. Er hat mit seiner Frau Anna geb. Selb (1876-1918) insgesamt acht Kinder. Doch sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Denn sie starb 1918 im Alter von nur 42 Jahren. Der Witwer stellt sich zusammen mit seiner Schwester, die ihm bei der Kindererziehung hilft, und mit drei der Kinder mit auf das Foto.

V.l.n.r.: Konrad Bader sen. (1868-1958), Konrad Bader jr. (1915-1946), Maria Glunk geb. Bader, Elisabeth Bader (1909-1997), Anna Bader (verh. Isele, 1903-1959)

Standort des Fotografen: 47.884997, 8.349327

Hochzeitsgesellschaft Selb / Siebler vor dem Haus Selb, ca. 1921

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Ein Brautpaar hat sich mit seinen Hochzeitsgästen vor dem 1915 neu erbauten Haus Selb (Obere Hauptstr. 12) zu einem Gruppenfoto aufgestellt. Die Braut trägt kein weißes Brautkleid, sondern ein schwarzes Kleid mit einem weißen Brautschleier. Weiße Brautkleider setzen sich erst in der Nachkriegszeit in der ländlichen Bevölkerung durch und avancieren erst dann zur vorherrschenden Brautmode.

Der Bräutigam ist der Landwirt Heinrich Selb (1892-1966). Er ist der Sohn von Landwirt Karl Selb und dessen Ehefrau Maria Anna Selb (geb. Hasenfratz). Die Braut ist Sophie Siebler (1898-1981). Beide stammen gebürtig aus Dittishausen. Die Haustür im Hintergrund ist festlich geschmückt. Der Brunnen, vor dem sich die Hochzeitsgesellschaft aufgestellt hat, trägt auf der Brunnensäule eine Kugel und noch nicht die Figur des Heiligen Josef. 

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 Braut Sophie Selb (geb. Siebler, 1898-1981), 5 Bräutigam Heinrich Selb (1892-1966), 6 ???, 7 ???, 8 ???, 9 ???
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 Karl Selb (1887-?), 5 ???, 6 ???, 7 ???
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 ???

Standort des Fotografen: 47.884352, 8.347012

Ökonomie des Gasthauses »Gebert« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1920

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Franz und Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Die Außenfassade vom Haus Obere Hauptstraße 9b hat sich bis heute kaum verändert. Die Sprossenfenster wurden durch moderne Einfachfenster ersetzt und die hölzernen Fensterläden sind verschwunden. Aber die Anordnung der Fenster ist dieselbe geblieben. Die größte Veränderung hat sich im Erdgeschoss ergeben: Wo früher das Scheunentor war, befindet sich heute ein Garagentor. Das Sprossenfenster daneben ist durch Glasbausteine ersetzt worden.

Vollkommen verändert hat sich freilich die Funktion des Gebäudes. Als diese Aufnahme in den 1920er oder 30er Jahren entsteht, dient das Gebäude als Ökonomie des angrenzenden Gasthauses »Gebert« (Obere Hauptstr. 9). Eine Personengruppe hat sich auf dem Vorplatz zum Gruppenfoto versammelt. Ein Mann hat zwei Pferde aus dem Stall geholt.

V.l.n.r.: Josef Heiler, Landwirt Robert Rosenstiel, Schmiedemeister Josef Reichhart, Schreinermeister August Limb, Emma Limb (verh. Binder, 1913-2005), Anna Limb geb. Gebert.

Standort des Fotografen: 47.884405, 8.346842

Umzug am »Scharfen Eck« bei der Stadterhebung, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

»1753 – Postwagen fährt zum Waldprozess nach Wien«. So lautet der Titel dieses Mottowagens beim Festumzug anlässlich der Wiederverleihung der Stadtrechte 1951. Er spielt auf ein Stück Löffinger Geschichte im 18. Jahrhundert an, als sich die Stadt mit der Fürstenbergischen Herrschaft über das Eigentumsrecht am Krähenbacher Wald stritt.

Gerade biegt der Zweispänner beim »Scharfen Eck« um die Kurve. Auf dem Kutschbock links sitzt Walter Selb (1929-2002) und hält die Zügel, rechts sitzt Bürgermeister Paul Benitz (1899-1979).

Das Haus Faller (rechts) sowie die Küferei Jordan (Untere Hauptstr. 5) und die Apotheke Himmelseher (Untere Hauptstr. 7) sind mit Girlanden und teilweise mit Fahnen geschmückt. Das an die Brunnensäule gebundene Bäumchen gehört zum Festtagschmuck. Dem Postwagen folgt eine Blaskapelle und dahinter eine große Schar Kinder.

Standort des Fotografen: 47.884466, 8.345427

Haus Faller in der Oberen Hauptstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Max Huber zur Verfügung.

Die Frau mit Schürze, die mit einem Kind vor der Haustür ihres Hauses in der Oberen Hauptstraße steht, ist vermutlich Luise Faller geb. Bader (1856-1939). Die Hausnummer 216 ist am Türsturz zu entziffern. Eine steinerne Treppe führt zum Eingang hinauf. Luise Faller ist mit dem Landwirt und Bäcker Alois Faller (1857-1939) verheiratet. Er betreibt hier bis 1912 neben der Landwirtschaft eine Bäckerei, weshalb das Haus den Hausnamen »Scherbecks« trägt.

Das Haus ist zweistöckig, was aber von der Oberen Hauptstraße nicht zu erkennen ist. Dazu muss man um die Ecke gehen und sich die Rückseite des Hauses in der Bittengasse anschauen.

Standort des Fotografen: 47.884516, 8.345886

Haus Koch in der Oberen Hauptstraße, ca. 1970

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Koch zur Verfügung.

Viele Jahrzehnte war dieses zweistöckige Haus in der Oberen Hauptstraße mit Scheuer und Stallung im Besitz der Familie Fechtig. Bereits um die Jahrhundertwende war der Zimmermann Johann Fechtig (1869-1943) als Eigentümer eingetragen. Fechtig war in erster Ehe mit Maria geb. Mogel (1869-1928) verheiratet. Mit ihr bekam er einen Sohn Karl, der 1917 als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel. 1928 ereilte ihn ein weiterer Schicksalsschlag, als seine Frau im Alter von 60 Jahren starb. Der Witwer verheiratete sich erneut und gab der 25 Jahren jüngeren Maria geb. Vogt (1895-?) das Ja-Wort. Das Paar bekam eine Tochter, die ebenfalls den Namen Maria (1931-1962) erhielt. Sie starb bereits in jungen Jahren im Alter von nur 31 Jahren. Viele Jahre bewohnte die Witwe Maria Fechtig das Anwesen alleine.

1970 erwarb es der Tapeziermeister Karl Koch (geb. 1935). Zu diesem Zeitpunkt entstand diese Fotografie des renovierungsbedürftigen Hauses. Koch entschied sich für den Abbruch. Er ersetzte das Haus durch einen Neubau mit entsprechenden Räumlichkeiten für sein Spielwarengeschäft. 

Standort des Fotografen: 47.884435, 8.346308