2 Fotos: Nazi-Kundgebung vor dem Rathaus, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Die Volksabstimmung über den »Anschluss« Österreichs endet auch in Löffingen mit einer übergroßen Mehrheit für Hitler: Unter den 888 abgegebenen Stimmen sind 873 Ja-Stimmen (98,3 %), 13 Nein-Stimmen (1,5 %) und 2 ungültige Stimmen (0,2 %). Am Abend versammeln sich die lokalen Nationalsozialisten nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung. Im Fackelschein stehen sie im Halbkreis. Die Fassade des Rathauses ist mit Hakenkreuzfahnen geschmückt, in den Fenstern im Erdgeschoss hängen Propagandaplakte mit einem Porträt Hitlers. Seine Popularität erreicht in dieser Zeit im Deutschen Reich einen Höhepunkt.

Standort des Fotografen: 47.884088, 8.344596

Goldene Hochzeit von Anton und Rosalia Benz vor dem Gasthaus »Ochsen«, 1924

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elisabeth Keller und Paul Siefert zur Verfügung.

Vor dem Gasthaus »Ochsen« hat sich eine Festgesellschaft zu einem Erinnerungsfoto aufgebaut. Anlass ist das goldene Ehejubiläum des Seifensieders Anton Benz (1848-1936) und seiner Ehefrau Rosalia Benz geb. Heizmann (1849-1932). Die beiden hatten am 12. November 1874 geheiratet und zwölf Kinder bekommen.

Die Jubilarin und der Jubilar sitzen in der ersten Reihe in der Mitte, eingerahmt von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Die Eingangstür des Gasthauses ist mit Tannenreisig geschmückt. Über der Tür hängt ein Schild mit der  Zahl »50« und dem Sinnspruch: »Lobe den Herrn / und vergiss nicht / was Er dir Gutes / getan«.

1.Reihe, stehend, v.l.n.r.:
2.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: ???, ???, ???, Jubilarin Rosalia Benz, Jubilar Anton Benz, ???, Elisabeth Gebert (geb. Benz, 1897-1958), ???
3.Reihe, stehend, v.l.n.r.: ???, ???, Sägewerkbesitzer Josef Benz (1882-1932), ???, ???, ? Benz, ???, ???
4.Reihe, stehend, v.l.n.r.: ???, ???, Anna Benz (verh. Strobel, 1906-1986)

Standort des Fotografen: 47.884026, 8.345109

Großherzog Friedrich I. von Baden auf dem oberen Rathausplatz, 30. August 1894

Sammlung Familie Waßmer

Hohen Besuch bekommt das Baarstädtchen am 30. August 1894: Der badische Großherzog Friedrich I. (Bildmitte, mit Pickelhaube und hellem Mantel) kommt nach Löffingen, um das Manöver einer gemischten Kavalleriedivision zu besuchen. Böllerschüsse kündigen am Morgen seine Ankunft an. Honoratioren Löffingens und der umliegenden Gemeinden sowie die Feuerwehr begrüßen »Seine Königliche Hoheit« auf dem oberen Rathausplatz.

Die Gebäude, wie hier das Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) und das Haus von Kaufmann Wilhelm Kohler (Rathausplatz 13), sind »vaterländisch beflaggt. Auf dem Foto ist zu erkennen, dass auch einige Frauen in den hinteren Reihen angetreten sind. Ein paar neugierige Jungen drängen rechts ins Bild, um das seltene Schauspiel zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.884014, 8.344865

2 Fotos: Ministerbesuch nach dem Großbrand, 1921

Verlag A. Rebholz
Diese Fotos stellten dankenswerterweise Inge Benitz und Rita Willmann zur Verfügung.

Nach dem Großbrand am 28. Juli 1921, bei dem 36 Häuser in Löffingen zerstört wurden, traf am 31. Juli der Innenminister des Landes Baden, Adam Remmele (1877-1951) ein. Er wollte sich ein Bild von dem Ausmaß der Katastrophe machen. Mittlerweile war ein Kontingent der Reichswehr und eine Hundertschaft der Polizei eingetroffen, um die Aufräumarbeiten durchzuführen. Zum Abschluss der Arbeiten kommt Remmele am Samstag, den 17. September 1921 ein zweites Mal nach Löffingen, um der Hundertschaft für ihren Einsatz zu danken.

Auf den beiden Bildern schreitet der Innenminister die Front der angetretenen Polizisten ab. In gebührendem Abstand stehen einige Erwachsene und Kinder. Vor allem letztere sind sicherlich fasziniert von dem besonderen Ereignis eines Ministerbesuchs. Die meisten Löffinger haben aber vermutlich Wichtigeres zu tun, als nach einem Minister Ausschau zu halten.

Links im Bild steht vor dem Gasthaus »Löwe« ein Bierlaster der Brauerei Rothaus.

Standort des Fotografen: 47.884091, 8.344647

Oberer Rathausplatz mit Haus Vogt und Gasthaus »Ochsen«, 1960

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

Die Perspektive des Fotos ist so gewählt, dass die Brunnenfigur mit dem Blumenschmuck im Vordergrund zu sehen ist. Der Blick geht an der »Schnitterin« auf dem Rathausbrunnen vorbei zum Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) und zum Haus Vogt (Rathausplatz 13). »Zigarrenhaus Vogt – Groß- u. Kleinverkauf« steht groß auf einem Werbeschild über dem Schaufenster.

Das Haus Vogt, das den Rathausplatz oben abschließt, weist eine Besonderheit auf. Das Zigarrengeschäft Wilhelm Vogt verfügt über einen imposanten Eingang. Vier Holzsäulen rahmen die Eingangstür und die zwei Fenster ein. Ein mit Schnitzereien versehener Querbalken bildet den oberen Abschluss des Eingangsportals. Im zweiten Stockwerk bietet ein Balkon einen herrschaftlichen Blick auf den Platz. Der Laden kann auch durch einen seitlichen Eingang von der Durchfahrtstraße betreten werden. Oben am Giebel ragt ein Balken heraus, über den mit einem Seilzug Lasten in den Speicher befördert werden können.

Standort des Fotografen: 47.883944, 8.344567

Gasthaus »Ochsen«, ca. 1970-1976

Stadtarchiv

Das Bild entsteht nach dem erneuten Umbau und einer weiteren Modernisierung des Gasthauses »Ochsen«. Der frühere Zwerchgiebel auf der linken Seite wurde beseitigt, der einstige Ökonomieteil auf der rechten Seite wurde um ein Stockwerk aufgestockt, sodass sich nun eine einheitliche Geschosshöhe bildet. Das bis dahin steil aufragende Dach wurde abgeflacht. Verschwunden sind die Fensterläden und die Sprossenfenster. Der Rundbogen des Garagentores wurde durch eine quadratische Form ersetzt. Ein Staffelgiebel trennt nun das Gebäude vom angrenzenden Gasthaus »Löwen«.

Standort des Fotografen: 47.884121, 8.345016

Mehrbildkarte vom Gasthaus »Ochsen«, ca. 1965-1968

Verlag Erwin Burda / Sammlung Familie Waßmer

Diese modern gestaltete und sogar farbige Ansichtskarte zeigt eine Außenansicht und zwei Innenaufnahmen des Gasthauses »Ochsen« vor dem Umbau im Jahre 1968. Damaliger Besitzer ist der Metzgermeister Helmut Köpfler. Die Karte diente dazu, Gäste zu werben und findet als Kartengruß von Gästen Verbreitung.

Der Innenraum präsentiert sich als helle lichtdurchflutete Gaststube mit Holzfußboden und halbhoher Holzvertäfelung. Einfache Stühle stehen um Tische mit weißen Tischtüchern. Die Fotos wurden für diese Ansichtskarte bearbeitet und coloriert, sodass man durch die Fenster in hellblauen Himmel blicken kann.

Auf der Rückseite der Werbepostkarte wird die Ausstattung des Hauses angepriesen: Das Gasthaus verfügt über ein Telefon und die Gästezimmer haben fließend kaltes und warmes Wasser.

Standort des Fotografen: 47.883983, 8.345170

Gasthaus »Ochsen«, 1960

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

Vergangen ist die Zeit, dass das Gasthaus »Ochsen« noch das typische Aussehen einer Bauernwirtschaft hatte, mit Haupthaus, in dem sich die Wirtschaft befand, und daneben der Ökonomieanbau mit Stallung und Scheunentor. Auf diesem Foto ist der landwirtschaftliche Teil zu einem Saal umgebaut. Im Stockwerk darüber entstanden Fremdenzimmer. Für die wenigen Gäste mit Auto steht eine Garage zur Verfügung.

Oben im Giebel fordert ein Werbebild mit einem Weinglas dazu auf »Trinkt Laufener«. Der Fotograf bringt durch die Gäste unter den Sonnenschirmen eine einladende Atmosphäre ins Bild. Fast bedauert man als Betrachter, sich nicht dazusetzen zu können. Am Garagentor zur rechten kündet ein Plakat die Eröffnung des neuen Clubhauses des Fußballclubs an.

Standort des Fotografen: 47.884121, 8.345016

Oberer Rathausplatz, ca. 1909/10

Atelier Eugen Felle, Isny / Stadtarchiv

Wo sich heute meist eine Blechlawine durch das Städtchen zieht und Autos parken, herrscht auf diesem Foto Leere. Ein Mann steht mitten auf der Straße, die noch nicht asphaltiert ist. Vor dem Gasthaus »Ochsen« scheinen ein paar Menschen zu sein. Der Platz dient noch nicht als Parkplatz, sondern als »Marktplatz«, wie auch der Titel der Ansichtskarte lautet. Buntes Markttreiben ist allerdings seit der Jahrhundertwende selten geworden. 1904 ist der Kornmarkt ganz eingestellt worden.

Rechts sind die Gasthäuser »Löwen« und »Ochsen« zu sehen. Der »Löwen« gehört dem aus Grafenhausen stammenden Gastwirt Vinzenz Jäger (1852-1930), der mit Adelheid geb. Rogg verheiratet ist. Der »Ochsen« wird seit dem Tod von Gastwirt Martin Gromann (1866-1905) von seiner Witwe Josefa Gromann geb. Sibold (1863-1937) betrieben. Der Platz findet oben rechts seinen Abschluss in dem Haus von Kaufmann Wilhelm Vogt (1880-1964), der es 1906 erworben hat. Deutlich ist das Schaufenster zu sehen. Vogt, in Bonndorf geboren, ist mit Elisabeth Vogt geb. Martin (1877-1959) aus Hondingen bei Blumberg verheiratet.

Dominiert wird der obere Rathausplatz von einem dreistöckigen Neubau auf der linken Seite. Nach dem Brand von 1907 erwarb die Stadtgemeinde den Brandplatz von Handelsmann Heinrich Wertheimer. Sie errichtete darauf die »Industrie- und Gewerbeschule«. Das Gebäude wurde mehrere Meter zurückgesetzt und so eine breitere Durchfahrt für den Verkehr geschaffen. Das Gebäude verfügt über eine repräsentative Freitreppe und einen Erker zum Platz hin.

Diese Ansichtskarte wird am 21. Februar 1911 von Löffingen nach Göschweiler versendet. Adressiert ist sie an »Fräulein Josephina Effinger«. Sie enthält Glückwünsche zu ihrem Geburtstag.

Standort des Fotografen: 47.883877, 8.344614