Stadtmusik in der Unteren Hauptstraße, ca. 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Stadtmusik marschiert durch die Untere Hauptstraße. Vorneweg wird der Schellenbaum getragen, der um das Jahr 1870 von den Löffinger Handwerkern gestiftet sein soll. Der Dirigent ist Rupert Hepting (1905-1990). Die Musiker ziehen am »alten Benz-Bau« (Untere Hauptstr. 8) vorbei und sind an der Kreuzung zur Seppenhofer Straße angelangt. Aus welchem Anlass die Stadtmusik aufspielt, ist unbekannt. Eventuell umrahmt sie die Beerdigung von dem verstorbenen Lehrer Eugen Steidlinger (1873-1939), der am 14. Dezember 1939 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen wird.

Eindeutig ist, dass das Foto in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden ist. Denn an dem hölzernen Masten, der auf der linken Straßenseite steht, ist ein antisemitisches Schild angebracht: »Juden sind hier nicht erwünscht«, ist darauf zu lesen. Auch wenn in Löffingen in den 1930er Jahren keine jüdischen Einwohner leben, so ist doch die öffentliche Diskriminierung von Juden unübersehbar. Gleich mehrere antisemitische Straßenschilder sind in dieser Zeit an den verschiedenen Ortseingängen angebracht. 

Standort des Fotografen: 47.882680, 8.343532

Vor dem Haus Rosenstiel in der Oberen Hauptstraße, 1936

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Nach der Einäscherung bei einem Brand 1930 ist das Haus Rosenstiel (Obere Hauptstr. 45) neu gebaut. Cäcilie Rosenstiel (geb. Winterhalder, 1901-?), die mit dem Landwirt Robert Rosenstiel (1900-?) verheiratet ist, steht vor der Haustür, die Arme in die Hüften gestemmt. Vor ihr steht ihre Tochter Friedhild Rosenstiel (geb. 1932), neben ihr steht ihr Vater, der Landwirt Robert Winterhalder (1871-1940).

Robert Winterhalder, gebürtig vom Blessinghof in Schollach, ist bereits 65 Jahre alt und sehbehindert, weshalb er eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten trägt. Er lehnt sich an den Türrahmen. Zur Familie Rosenstiel haben sich zwei Wanderer gesellt, die im Vordergrund auf den Treppenstufen Platz genommen haben.

Standort des Fotografen: 47.885255, 8.352737

Arbeiter beim Verlegen einer Drainage in den »Bitten«, 1934

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Franz und Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

In der »Bittenwiese« wird eine Drainage verlegt. Mit Pickel und Schaufel bewaffnet, graben sich die vier Männer in das Erdreich.

V.l.n.r.: Hermann Trenkle (1912-?), Alfred Bader, Richard Rösch (?-1944 vermisst) und Landwirt Robert Rosenstiel (1900-?).

Im Hintergrund ist das Haus Selb (Obere Hauptstr. 12) und das Haus Heizmann (Festhallenstr. 1) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883929, 8.346776

Brandruine vom Haus Rosenstiel in der Oberen Hauptstraße, 19. April 1930

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Franz und Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

In der Nacht vom Karfreitag zum Ostersamstag 1930 bricht nachts im Haus Nr. 201, das dem Landwirt Robert Rosenstiel (1900-?) und seiner Ehefrau Cäcilie geb. Winterhalder (1901-?) gehört, ein Feuer aus. Das Anwesen brennt völlig nieder. Familie Rosenstiel kann sich gerade noch aus den Betten auf die Straße retten. Der Gebäudeschaden beläuft sich auf 20.000 Mark, der Fahrnisschaden auf etwa 8.000 Mark. Ein Kurzschluss soll den Brand verursacht haben. Auf dem Foto ist das eingeäscherte Haus zu sehen. Nur der Baum vor dem Haus scheint das Feuer einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben.

Standort des Fotografen: 47.885224, 8.352677

Nazi-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ewald Hepting zur Verfügung.

Die Hitlerjugend marschiert in der Unteren Hauptstraße auf. Die Häuser sind mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. Vorneweg zieht eine Musikkapelle, die den Aufmarsch musikalisch begleitet. Danach folgt ein Hitlerjunge mit einer Trommel. Die ursprünglich mittelalterliche Landsknechttrommel mit schwarz-weißer Flammenzeichnung ist zu einem Symbol der Hitlerjugend geworden.

Der Aufmarsch zieht gerade an der Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) vorbei, um in die Kirchstraße einzubiegen. Am rechten Bildrand ist das Haus von Uhrmachermeister Wilhelm Maier (Untere Hauptstr. 5) zu sehen, das gerade eingerüstet ist und renoviert wird.

Das Foto könnte anlässlich »Führers Geburtstag« am 20. April 1939 aufgenommen sein. Denn an diesem Tag ist alljährlich Beflaggung angeordnet und Hitlers 50. Geburtstag 1939 ist sogar ein staatlich verordneter Feiertag. Am Vorabend werden außerdem jährlich im ganzen Deutschen Reich Jugendliche feierlich in die Hitlerjugend aufgenommen. Das würde erklären, warum die Hitlerjugend so prominent durch das Städtchen marschiert.

Standort des Fotografen: 47.883078, 8.343769

Fußballmannschaft, 1938

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Sigrid und Eugen Fehrenbach sowie Hermann Egle zur Verfügung.

Die zehn Spieler der 1. Mannschaft des Fußballclub Löffingen stellen sich für ein Gruppenfoto auf. Der Torwart Friedrich Trenkle, der in der Mitte sitzt, hält den runden Lederball. Es ist ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Von den elf abgebildeten Personen kehren vier nicht aus dem Krieg in die Heimat zurück.

1.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: Josef Kienzler (?-1943), Alfred Egle (1920-2001), Torwart Friedrich Trenkle (1919-1945), Karl Keller, Paul Bader (1912-?)

2.Reihe, stehend, v.l.n.r.: Albert Kienzler (1921-?), Hans Rettich (?-1942), Heiner Kienzler, Willi Stumpf, Edmund Fehrenbach, Anselm Egle (1912-1945)

Standort des Fotografen: ?

Vor der Haustür vom Haus Limb in der Rötenbacher Straße, 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Hausnummer »72« hängt über dem Türsturz. In der geöffneten Haustür steht eine junge Frau. Es ist Emma Limb (1913-2015), die später den Postfacharbeiter Karl Binder heiratet. Sie steht vor ihrem Elternhaus. Ihr Vater, der Schreinermeister August Limb (1884-1976), und ihre Mutter, Anna Limb geb. Gebert (1890-1960), hatten das Haus in der Rötenbacher Straße nach dem Großbrand 1921 gebaut. Ihr altes Wohnhaus am Alenberg war bei dem Brand am 28. Juli 1921 zerstört worden. Anna Limb schaut aus dem Fenster im oberen Stock heraus, um ebenfalls mit auf dem Foto zu sein.

Standort des Fotografen: 47.882176, 8.341626

2 Fotos: Schulklasse des Jahrgangs 1924/25 in der Festhalle, 24. März 1939

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Sigrid und Eugen Fehrenbach, Christoph und Marlies Müller sowie Rita Bölle zur Verfügung.

Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1924/25 werden aus der Volksschule entlassen. In der Festhalle versammeln sie sich mit ihren Lehrern zu einem Gruppenfoto. Sie sitzen und stehen auf der Bühne, im Hintergrund ist, leicht verdeckt, der Reichsadler zu sehen, der in seinen Klauen einen Eichenkranz mit Hakenkreuz hält. Es ist das Jahr 1939 und die Symbole der NS-Diktatur sind omnipräsent.

1.Reihe, v.l.n.r.: Maria Egle, Frieda Heckle, Else Greuther, Hertha Kaltenbrunner, Paula Hasenfratz, Elisabeth Kaltenbrunner, Johanna Rombach

2.Reihe, v.l.n.r.: Anneliese Wehrle (verh. Scholz), Elvira Egle, Lotte Bösch, Hedwig Ritter, Anna Kuster, Hedwig Nägele, Franziska Fritsche, Hedwig Schmid (verh. Bayer), Johanna Egle

3.Reihe, v.l.n.r.: Lehrer ??? Mühlhaupt, August Kuster, Ernst Kopp, Helmut Köpfler, Julius Selb, Rudolf Laufer, Hugo Schropp, Erwin Bader, Walter Zepf, Franz Egle, Karl Brugger, Oberlehrer Eugen Katzenmayer

4.Reihe, v.l.n.r.: Gewerbehauptlehrer Karl Ehret, Hauptlehrer Emil Willig, Hauptlehrer Josef Manogg

Die Entlassfeier findet am 24. März 1939 in der Festhalle statt. Rund 450 Personen nehmen daran teil. Die Feier endet mit einem nationalsozialistischen »Bekenntnis zum Führer« und dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne.

Standort des Fotografen: 47.882934, 8.347819

Bäckermeister Jakob Zahn beim Backen, ca. 1936-1950

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Hermann Zahn und Ulrike Rheiner zur Verfügung.

Bäckermeister Jakob Zahn (1909-2002) betreibt zusammen mit seiner Frau Anna geb. Brilisauer (1912-1985) rund drei Jahrzehnte eine Bäckerei im Haus Kirchstraße 13. Das Foto zeigt ihn, wie er gerade ein Blech Brote aus dem Backofen zieht.

Geboren wurde Jakob Zahn 1909 in Heidenhofen. Das Bäckerhandwerk erlernte er in Donaueschingen, wo er 1933 die Meisterprüfung ablegte. 1936 heiratete er seine Frau, die aus Bachheim stammte. Im selben Jahr übernahm das junge Paar die Bäckerei in der damaligen Hafnergasse von Robert Isele. Ende der 1960er Jahre übergibt Jakob Zahn die Bäckerei an seinen Sohn Hermann Zahn (geb. 1937) und seine Schwiegertochter Elisabeth. Zusammen mit seiner Frau setzt er sich zur Ruhe und zieht aus der Kirchstraße in die Gartenstraße. Jakob Zahn stirbt 2002.

Standort des Fotografen: 47.883406, 8.345170

Kirchstraße, 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ulrike Rheiner zur Verfügung.

Neu erbaut sind die drei Häuser auf der rechten Straßenseite. Sie waren allesamt beim Großbrand am 20. April 1929 abgebrannt. Das Feuer war im Anwesen von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kichstr. 21) ausgebrochen und hatte auf die Nachbarhäuser übergegriffen. Beim Wiederaufbau erstand die Stadtgemeinde einen Teil des Brandplatzes, um eine breitere Zufahrt zum Farrenstall in der Bittengasse zu ermöglichen.

Vorne rechts steht das Haus von Ernst Geisinger, an dessen Fassade »Möbelhandlung«, »Sattlerei und Tapezier.« geschrieben steht. Wie auch die anderen Neubauten hat es Staffelgiebel, um eine erneute Brandkatastrophe zu verhindern. Ernst Geisinger (1876-1930) stirbt am 13. März 1930 kurz nach dem Weideraufbau im Alter von nur 54 Jahren. Das Gebäude wird daraufhin von Sattlermeister Karl Koch erworben, der das Erdgeschoss umbaut und den Ökononmiebereich entfernt. Die Stalltür und die beiden kleinen Stallfenster werden durch ein weiteres Rundbogenfenster ersetzt.

Im Hintergrund rechts ist der Rohbau der Festhalle zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883022, 8.344050

Sägewerk Benz, ca. 1930-1950

Dieses Foto stellten uns dankenwerterweise Elisabeth und Franz Isele und Georg Willmann zur Verfügung.

Von der Göschweiler Straße, die von Bäumen gesäumt ist, geht der Blick über die unbebaute »Breite« in Richtung Rötenbacher Straße und Sägewerk Benz. Schön zu erkennen ist das Haus von Landwirt Josef Benz II (Rötenbacher Str. 10), dessen Fassade von Spalierbäumen eingewachsen ist. Daneben steht die Villa der Holzindustriewerke Josef Benz A.G. (Rötenbacher Str. 12), an die sich das Firmengelände anschließt. Das Foto wurde nach den beiden Großbränden 1928 aufgenommen, denn der Wiederaufbau des Werksgeländes ist abgeschlossen. Der rauchende Schornstein verkündet Prosperität. Er wird 1984 gesprengt. Im selben Jahr wird auch der Sägespän-Turm gesprengt, der am linken Bildrand zu sehen ist. Bereits 1972 hatte die Firma die Produktion eingestellt.

Standort des Fotografen: 47.880700, 8.340685

Gasthaus »Linde« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1935-1939

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Ralf Gauger und Rudi Jordan zur Verfügung.

»Gasthaus u. Pension z. Linde Löffingen, Schwarzwald« steht in Sütterlinschrift auf dem unteren Rand der Ansichtskarte. Statt einer Linde steht eine hohe Pappel neben dem Gasthaus, dessen Dach sie weit überragt. Die »Linde« gehört zu den alten renommierten Gastwirtschaften Löffingens.

1823 wurde sie von dem Bäcker und Gastwirt Thadä Meßmer (1786-1863) erbaut.  Durch die Großherzoglich-badische Regierung erhielt er die Genehmigung, kalte und warme Speisen zu verabreichen, Bier, Wein und Spirituosen auszuschenken und Gäste zu beherbergen. Als das Foto entsteht, wird das Gasthaus bereits in vierter Generation betrieben, denn Thadä Meßmer übergab es 1855 seinem Sohn Karl Meßmer (1832-1916) und dieser 1895 an seinen Sohn Ernst Meßmer sr. (1869-1943) und dieser 1927 an seinen Sohn Ernst Meßmer jr. (1897-1950).

Standort des Fotografen: 47.884424, 8.347110