Umzugswagen »Old England« auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle und Rita Willmann zur Verfügung.

Dieses Foto wird am 9. Februar 1913 auf dem Postamt in Löffingen an Karl Hepting (1893-?) versandt, der als Malergehilfe in Brombach bei Lörrach weilt. Da er die Fasnachtstage in seiner Heimatstadt verpasst, lässt man ihn mit diesem Foto zumindest aus der Ferne an dem närrischen Treiben teilnehmen.

Zu sehen ist ein geschmückter Umzugswagen, der auf dem oberen Rathausplatz steht. Männer mit Zylinder in gestreiften oder karierten Anzügen bevölkern die Szene. Der Mottowagen trägt den Titel: »Old England«. Die deutsch-britischen Beziehungen sind zu dieser Zeit insbesondere durch die Aufrüstung der deutschen Flotte belastet. Ein Jahr später befinden sich beide Länder miteinander im Krieg. Von den imperialistischen Rivalitäten ist auf diesem Umzugswagen aber nichts zu sehen. Die Narren ähneln in ihrer Verkleidung dem Erscheinungsbild der Nationalallegorie »John Bull«, die auch in deutschen Karikaturen Verbreitung findet.

Im Hintergrund ist das frühere Fürstenbergische Amtshaus (Rathausplatz 2/3) zu sehen. Als dieses Foto aufgenommen wird, ist es bereits seit rund 50 Jahren in zwei Gebäudehälften geteilt. Aber das Dach ist zu diesem Zeitpunkt noch durchgehend gedeckt und offenbart die frühere Einheit des großen Gebäudekomplexes.

Standort des Fotografen: 47.883877, 8.344703

Maienlandstraße nach dem Großbrand, 1921

Verlag A. Rebholz, Löffingen
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Inge Benitz zur Verfügung.

In Höhe der Einmündung des Weberweges in die Maienlandstraße entsteht diese Fotografie nach dem Großbrand vom 28. Juli 1921. Auf der linken Straßenseite liegen die Molkerei und die beiden Anwesen der Landwirte Honold (Maienlandstr. 2) und Fritsche (Ringstr. 5) in Trümmern. Im Haus Honold wurde beim Großbrand die Leiche eines – am Vortag verstorbenen – Kleinkindes angesengt, das noch aufgebahrt lag und nicht rechtzeitig geborgen werden konnte. Glücklicherweise kamen aber keine Menschen in den Flammen zu Tode.

Die Häuser der Ringstraße und der Demetriusstraße existieren nicht mehr, sodass der Blick bis zum Rathaus und zu den Häusern des Rathausplatzes geht. Das Mailänder Tor konnte gerettet und so ein weiteres Ausbreiten des Feuers entlang des Stadtrings verhindert werden. Hier ist die Rückseite des Tores zum Maienland hin zu sehen.

Ein Leiterwagen steht am rechten Bildrand vor dem Haus Strobel. Einige Hühner stolzieren auf der Maienlandstraße herum. Beim Großbrand verbrannte viel Kleinvieh, vor allem Schweine und Hühner. Das Großvieh konnte hingegen meist gerettet werden.

Standort des Fotografen: 47°53’04.6″N 8°20’35.4″E

Haus Fritsche nach dem Großbrand, 1921

Fotograf: E. Baumgartner, Freiburg
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Klaus Ganter zur Verfügung.

Nach dem Großbrand vom 28. Juli 1921 bietet sich von der Maienlandstraße aus dieser Anblick: Das Anwesen von Landwirt Alois Fritsche (Ringstr. 5) im Vordergrund ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Im Feuerversicherungsbuch war das Anwesen vor dem Brand noch beschrieben worden als ein zweistöckiges Wohnhaus mit Scheune, Stall, Schopf und Schweinestallung.  Davon ist nur noch ein Trümmerhaufen geblieben.

Auch die jenseits der Ringstraße liegenden Gebäude der Demetriusstraße sind alle eingeäschert. Familie Fritsche steht wie die anderen Brandgeschädigten vor dem Nichts. Der freie Blick geht rüber zum Rathaus und zu den Häusern weiter oben in der Demetriusstraße, die stehen geblieben sind, sowie zur Alenberg- und Vorstadtstraße.

Und trotzdem kehrt allmählich wieder Normalität ein. Drei Männer am unteren Bildrand spazieren die Maienlandstraße entlang in Richtung Städtchen. Leicht versetzt errichten Alois Fritsche und seine Ehefrau Luise geb. Laiz anstelle ihres abgebrannten Hauses ein neues Wohnhaus mit Ökonomiegebäude. 1927 geht es an ihren Sohn Ernst Fritsche über.

Standort des Fotografen: 47°53’03.7″N 8°20’35.8″E

Nazi-Kundgebung auf dem oberen Rathausplatz, ca. 1934

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Familie Rosenstiel zur Verfügung.

Auf dem oberen Rathausplatz findet eine nationalsozialistische Kundgebung statt. Die Häuser im Hintergrund sind mit Hakenkreuzfahnen und Tannenreisig geschmückt.  Vor dem Rathausbrunnen ist ein Rednerpult aufgebaut, an dem der NSDAP-Kreisleiter Benedikt Kuner (oder ein höherer Nazi) gerade eine Ansprache hält. SA-Männer in Uniformen stehen mit dem Rücken zum Fotografen. Zuschauer, darunter auch viele Kinder, sind im Hintergrund zu erkennen. Auch die Feuerwehr und die Hitlerjugend sind angetreten. Auf dem Platz stehen Angehörige der Stadtmusik und mehrere Fahnenträger, die Hakenkreuzflaggen halten.

Bei der Befreiung vom NS-Regime wurde versucht, die Hakenkreuze von dem Foto zu kratzen, wie deutlich zu erkennen ist. Offenbar fürchtete man Repressalien seitens der französischen Besatzungsmacht. Bereits 1945 verbot der Alliierte Kontrollrat die NSDAP, alle ihre Gliederungen und angeschlossenen Verbände und deren Symbole. In den Nürnberger Prozessen 1946 wurde die NSDAP mit allen Untergliederungen zur »verbrecherischen Organisation« erklärt. Somit waren auch deren Symbole verboten.

Standort des Fotografen:  47.883980, 8.344860

Nazi-Aufmarsch auf dem oberen Rathausplatz, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

»Ein Volk, ein Reich, ein Führer!«, so lautet die Parole, die unübersehbar auf einem Spruchband über die Straße zwischen dem Haus Vogt (Rathausplatz 13) und dem Stadtbau (Demetriusstr. 1) gespannt ist. Auf der Straße darunter marschiert eine Kolonne mit verschiedenen NS-Formationen. An den Uniformen sind Angehörige der Hitlerjugend, der SA und der SS zu erkennen.

Das Foto entsteht am 10. April 1938, als im gesamten Deutschen Reich eine Volksabstimmung über die Annexion Österreichs abgehalten wird. Hitler verbindet die Abstimmung über den »Anschluss« mit einem Zustimmungsvotum zu sich selbst. Die Parole auf dem Spruchband fordert die Wähler auf, mit Ja zu stimmen.

Standort des Fotografen: 47.884036, 8.344649

»Allianzwappen« mit dem Erbauungsjahr, 2006

Sammlung Familie Waßmer

Dass das 1739 erbaute Haus Rathausplatz 2 eine herrschaftliche Geschichte hat, wird schon am Eingangsportal augenfällig. Über dem Portal erinnert dieses Wappen an die Hochzeit von Graf Froben Ferdinand zu Fürstenberg mit Gräfin Maria Theresia Felicitas von Sulz. Rechts sieht man das Wappen der Füstenberger, links das der Gräfin von Sulz.

Das Gebäude diente bis 1806 als Fürstenbergisches Amtshaus, danach als Großherzoglich Badisches und Fürstenbergisches Bezirksamt und schließlich bis 1852 als Rentamtsgebäude.

Standort des Fotografen: 47.884104, 8.344832

Narrenpolizei auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Engelbert Straetker zur Verfügung.

Die Narrenpolizisten haben Aufstellung genommen. Von einheitlicher Uniform ist 1913 noch nichts zu sehen: Jeder trägt einen anderen Rock, dazu verschiedene Mützen, Pickelhauben oder Helme – und manche haben sogar Säbel umgehängt. Gerade diese Vielfalt macht den besonderen Reiz aus.

Die Narrenpolizei entsteht in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und gehört damit, neben dem Narrenrat »Laternenbrüder«, zu den ältesten Gruppierungen der Löffinger Fasnet. Hinter den Männern drängen sich Kinder und Jugendliche, die neugierig versuchen, durch die Lücken ins Bild zu gelangen.

Im Hintergrund erkennt man das Geschäft von Ferdinand Nägele (Rathausplatz 2). Daneben ragt der 1909 neu erbaute Stadtbau (Demetriusstr. 1) mit seiner Freitreppe und dem repräsentativen Portal der Gewerbeschule auf. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Haus Vogt (Rathausplatz 13).

Standort des Fotografen: 47.884021, 8.344884

Sportgeschäft Laule am oberen Rathausplatz, ca. 1988

Stadtarchiv

Seit rund 150 Jahre lang werden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Hauses Rathausplatz 2 gewerblich genutzt. Zunächst als »Kolonialwaren-« und Gemischtwarengeschäft (erst Ferdinand Nägele, dann Robert und Justina Sauter), später als Postamt und schließlich als Sportgeschäft. Das Ehepaar Bruno Laule (1938-2021) und Elisabeth Laule betreiben den Laden ab 1961, zunächst in der Demetriusstr. 9, dann hier am Rathausplatz.

Als sie das Geschäft augeben, stehen die Räumlichkeiten einige Jahre leer. Nach dem Leerstand verschwindet die Schaufensterfront aus dem Stadtbild. Das Ladengeschäft wird zurückgebaut, um darin Wohnungen einzurichten. Heute erstrahlt das Gebäude wieder in altem Glanz.

Standort des Fotografen: 47.884170, 8.345141

Zither-Verein vor dem Haus Nägele, ca. 1910

Zitherlehrinstitut Alpengruß – Inhaber und Lehrer: Bernhard Schädlich

Nicht nur die Mitglieder der »Museumsgesellschaft«, sondern auch die Spielerinnen und Spieler des Zither-Vereins lassen sich vor dem früheren Amtshaus (Rathausplatz 2) ablichten. In der rechten Gebäudehälfte befindet sich ein Geschäft von Kaufmann Karl Nägele, an dem gerade die Jalousien heruntergelassen sind.

Über den Zither-Verein selbst ist wenig bekannt. Ihm gehören Kinder und Jugendliche beiden Geschlechts an. Um die Jahrhundertwende erlebt das Zitherspiel in ganz Deutschland eine Blütezeit. Der Mann in der Mitte hat vor sich auf dem Tisch keine Zither, sondern einen Psalter, der mit zwei Bogen gespielt werden kann.

1.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: 1 Ernst Schilling (1903-1973), 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 Josef Schilling (1902-1986) 
2.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: 1 Lehrer Eugen Steidlinger, 2 ???, 3 ???, 4 Tierarzt Eugen Wallraff 
3.Reihe, stehend, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 [Julius Limb?], 6 ???, 7 ???, 8 ???
4.Reihe, stehend, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???

Standort des Fotografen: 47.884078, 8.344814

Museumsgesellschaft vor dem Haus Nägele, Juni 1921

Dieses Foto befindet sich im Stadtarchiv.

Das frühere Fürstenbergische Amtshaus (Rathausplatz 2/3) ist eines der repräsentativsten Gebäude im Städtchen. Deshalb versammeln sich die Mitglieder der altehrwürdigen Museumsgesellschaft anlässlich ihres 75-jährigen Stiftungsfestes vor dieser Kulisse zu einem Gruppenfoto.

Die Museumsgesellschaft ist eine bürgerliche Vereinigung, die am 10. Januar 1846 von 48 Männern gegründet wurde. Als Vereinszweck schrieb man in ihren Statuten fest: »Der Grund der Gesellschaft ist: sich steter Bekanntschaft mit den wichtigsten Erscheinungen der politischen, kirchlichen und literarischen Welt zu erhalten, dadurch die Bildung der Geister zu fördern und die Früchter dieser Geistesbildung auch in veredelten gesellschaftlichen Vergnügungen zu genießen.« Zwölf Jahre nach ihrem 75-jährigen Stiftungsfest löst sich die Gesellschaft am 16. Dezember 1933 im Rahmen der »Gleichschaltung« der NS-Diktatur selbst auf.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Gastwirt Ernst Meßmer (1897-1950), 2 Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928), 3 praktischer Arzt Dr. Josef Schmelcher, 4 Kaufmann Hans Scheuregger, 5 Oberlehrer Eugen Steidlinger, 6 praktischer Arzt Dr. Franz Gugelberger (1. Vorstand), 7 Oberlehrer Ferdinand Eggert (2. Vorstand), 8 Alt-Bürgermeister Karl Kuster, 9 Gastwirt Vinzenz Jäger (1852-1930), 10 Kaufmann Heinrich Göbel, 11 [Schuhmacher Heinrich?] Thoma, 12 Gastwirt Ernst Meßmer (1869-1943), 13 Metzgermeister Johann Werne
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Paul Benitz, 2 Forstrat Hermann Fürstenwerth, 3 [Gastwirt Alfred?] Köpfler, 4 Kaufmann Anton Schirmer, 5 Kaufmann Paul Guth, 6 Theodor Manock (Rötenbach, 1872-1934), 7 Sägewerksbesitzer Josef Benz, 8 ??? Maier, 9 ??? Fehrenbach, 10 Karl Sibold (1867-?), 11 Kaufmann Alfred Zimmermann, 12 Maurermeister Karl Egle
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 Kaufmann Heinrich Walz, 2 Architekt Johann Preuß, 3 ??? Wrede, 4 Friseurmeister Julius Limb, 5 Zimmermeister Johann Fechtig, 6 Landwirt Ernst Faller (1889-1961), 7 Kaufmann Wilhelm Vogt, 8 Karl Wörner (1901-?, 1924 weggezogen), 9 Ratschreiber Wilhelm Krauß, 10 Uhrmachermeister Wilhelm Maier, 11 ??? Völzke, 12 Hauptlehrer Alfred Zwingert, 13 Gastwirt Heinrich Faller
4.Reihe, v.l.n.r.: 1 Postmeister Adolf Böhringer, 2 Apotheker Ferdinand Piehlmann, 3 Tierarzt Eugen Karl Wallraff (1882-1948), 4 ??? Dietrich, 5 ??? Hiß, 6 ??? Schmutz, 7 Joseph Benitz, 8 Landwirt Konrad Bader, 9 Kaufmann Josef Kuster, 10 Uhrmacher Fritz Selb, 11 ??? Metzger, 12 Werkmeister Wilhelm Peters

Standort des Fotografen: 47.884078, 8.344814

Oberer Rathausplatz mit dem Haus Nägele und dem Postamt, ca. 1910-1916

Verlag A. Rebholz, Löffingen
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Werner Lubrich zur Verfügung.

Als dieses Bild entsteht, war das frühere Fürstenbergische Amtshaus (Rathausplatz 2/3) bereits seit rund 50 Jahren in zwei Gebäudehälften geteilt. Die Fassaden sind unterschiedlich gestaltet, nur das durchlaufende Dach erinnert noch an die frühere bauliche Einheit.

Rechts befindet sich das »Kolonialwarengeschäft« von Ferdinand Nägele (1839-1906), das seit seinem Tod 1906 von seiner Witwe Johanna Nägele geb. Wider und seinem Sohn Karl Nägele (1879-1918) geführt wird. Karl Nägele fällt im Ersten Weltkrieg als Soldat in Flandern im Alter von nur 39 Jahren.

In der linken Gebäudehälfte befindet sich das Postamt und der Laden von Buchbindermeister Anton Rebholz (1875-1946). Rebholz stammt gebürtig aus Niedernau bei Rottenburg am Neckar. Er ist mit Wilhelmina geb. Kaiser (1880-1966) aus Unteralpfen verheiratet. Vor dem Eingang zur Post steht ein hölzerner Postkarren, mit dem der Briefträger die Post ausfährt.

Angrenzend an das frühere Amtshaus steht das Haus des Metzgermeisters Johann Riegger (1854-1931) und seiner Ehefrau Maria geb. Diesberger. Das Gebäude brennt ein paar Jahre später beim Großbrand 1921 ab. Der Feuerwehr gelingt es aber, das Postamt vor den Flammen zu retten und damit ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern.

Am Rathaus sind im Erdgeschoss noch Türen mit Holzläden zu sehen, denn die Halle diente bis zur Jahrhundertwende als Markthalle. An Markttagen wurden die Läden geöffnet und dann herrschte geschäftiges Treiben in der Halle und auf dem Marktplatz. Schön zu erkennen ist auf dem Foto der Rathausbrunnen mit der »Schnitterin«. Ein Brunnenputzer ist gerade dabei den Brunnentrog zu reinigen. Das Rathausplatz ist nicht gepflastert, nur um den Brunnen herum und in einer Regenrinne sind Pflastersteine verlegt.

Standort des Fotografen: 47.884037, 8.345020