Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881

Unterer Rathausplatz, Ausschnitt, 1906

Verlag Theodor Mayer, Löffingen / Gebrüder Metz, Tübingen
Sammlung Familie Waßmer / Stadtarchiv

Durch den niederen Torbogen des alten Mailänder Tores fällt der Blick auf die »Partie am Rathaus«. Das schräg gegenüber stehende Eckhaus von Kaufmann Cölestin Schmutz ist noch ein typisches Ackerbürgerhaus mit kleinem Laden. Es brennt am 11. Dezember 1909 bis auf die Grundmauern ab.

In der Platzmitte steht noch ein alter Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird. Menschen flanieren über den unteren Rathausplatz, eine Pferdekutsche fährt in Richtung der heutigen Unteren Hauptstraße.

Die Darstellung der Menschen und der Kutsche ist keine realistische Wiedergabe. Der Postkartenverlag Gebrüder Metz, der diese Ansichtskarte herstellte, machte von der Möglichkeit der Retusche und Collage intensiven Gebrauch. Die Ansichten wurden zumeist künstlerisch bearbeitet, verfremdet und ästhetisiert.

Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883986, 8.343695

Unterer Rathausplatz mit Haus Buisson, ca. 1912-1916

Verlag A. Rebholz

Der untere Rathausplatz und die angrenzenden Häuser erfuhren um die Jahrhundertwende innerhalb kurzer Zeit einen grundlegenden Wandel. Vermutlich empfand der Fotograf diese Veränderung als Verschönerung des Stadtbildes und hielt sie in einer Aufnahme fest.

Nachdem das Eckhaus von Kaufmann Johann Cölestin Schmutz im Februar 1909 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, riss man auch die angrenzende Lehrerscheuer ab. Damit schaffte man Platz für zwei Neubauten, die sich in ihrem Baustil deutlich von den umgebenden Gebäuden abheben. Eine besondere Zierde ist das neu gebaute Jugendstilhaus von Apotheker Otto Buisson (Rathausplatz 6) mit seinem Erker und seinem kleinen Gärtchen. Buisson, 1868 in Triberg geboren, zieht 1920 von Löffingen weg und stirbt 1934 in Karlsruhe im Alter von 65 Jahren.

Neben dem Haus Buisson befindet sich die neu erbaute Schuhhandlung von Demeter Schilling (Rathausplatz 7) und das Anwesen von Landwirt August Sibold (Rathausplatz 8). Das neu geschaffene Gebäudeensemble wird vom Kriegerdenkmal von 1896 (links) und vom Demetriusbrunnen aus dem Jahre 1912 (rechts) optisch eingerahmt. Damit wurde der Platz aufgewertet.

Standort des Fotografen: 47.883844, 8.343617

Demetriusbrunnen mit Gasthaus »Adler«, ca. 1954

Verlag A. Rebholz

Der alte Demetriusbrunnen von 1912 wurde durch einen Bombentreffer 1945 zerstört. Im Bombenkrater lag zwischen den Trümmern unversehrt die Brunnenfigur. Neun Jahre später wurde der Brunnen nach einem Entwurf des ehemaligen Löffinger Gewerbeschullehrers Karl Ehret in einer schlichteren Form wieder aufgebaut.

Die Jahreszahl 819 am Brunnentrog erinnert an die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Löffingen. Der 1954 errichtete neue Brunnen wurde »den Kriegsgefallenen, den Vermissten und den Opfern der Heimat« gewidmet.

Der Brunnen reihte sich damit ein in das bereits bestehende Ensemble aus Denkmälern  am Unteren Rathausplatz zur Erinnerung an die Kriege 1870/71 und 1914-1918. Die Inschriften an vier Seiten des unteren Brunnenschaftes lauten: »Sankt Demetrius beschütze uns« / »Den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges« / »Den Vermissten des Zweiten Weltkrieges« / »Den Opfern der Heimat«.

Standort des Fotografen: 47.883796, 8.343783

Trachtengruppe am Demetriusbrunnen, ca. 1935

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl-Heinz Guderian zur Verfügung.

Mitglieder der Trachtengruppe gruppieren sich vor dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen. Der Brunnen gilt als Schmuckstück, das Mailänder Tor mit seinem Torbogen und dem Staffelgiebel als ideale Kulisse, um Verbundenheit zum Baarstädtchen und zur Heimat auszudrücken. Das Foto wird als Ansichtskarte verbreitet und trägt den Titel »Schwarzwaldtrachten«.

V.l.n.r.: 1 Johann Laufer (1888-1951), 2 Alma Egle, 3 Hermann Ganter (1895-1957), 4 Maria Faller (geb. Selb, 1919-1967), 5 Helene Häusler (verh. Krauß, 1912-2006)

Den Entwurf für den Brunnen fertigte der Architekt Franz Geiges aus Freiburg. Der Löffinger Steinhauer August Uhrig (1855-1935), gebürtig aus Ottersdorf bei Rastatt, schuf aus rotem Sandstein den Brunnentrog und die verzierte Säule. Die Bronzefigur des Demetrius wurde von dem Bildhauer Wilhelm Sauer aus Karlsruhe gestaltet. Bei einem Fliegerangriff im Frühjahr 1945 wird der Brunnen zerstört. Die Brunnenfigur bleibt aber unbeschädigt. Sie krönt seit 1954 den neuen Demetriusbrunnen.

Standort des Fotografen: 47.883840, 8.343703

Tiere am Demetriusbrunnen, ca. 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hedwig Selb zur Verfügung.

Das Bild mit den beiden Kühen und dem Kälbchen am Brunnen ist gestellt. Üblicherweise werden die Tiere dorthin zur Tränke getrieben. Der junge Mann aber trägt Anzug, Krawatte, ein weißes Hemd und gewienerte Schuhe. Wer weiß, wie der junge Mann heißt?

Im Hintergrund ist das Haus von Flaschnermeister Ferdinand Willmann (Demetriusstr. 13), das 1923 erbaute Mailänder Tor und das Haus von Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883726, 8.343751

Trachtengruppe am Demetriusbrunnen vor dem Haus Werne, ca. 1935-1940

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Die Trachtengruppe posiert für ein Gruppenfoto vor dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen, der wenige Jahre später im Zweiten Weltkrieg zerstört wird. Damals gehören der Trachtengruppe vier Tanzpaare an, aber nur drei sind auf dem Foto zu sehen.

V.l.n.r. Lina Rosenstiel geb. Winterhalder (1901-?) und Josef Wölfle (1909-1991), Josefa Gebert (1920-2010) und Karl Beha (1901-?), Karolina Auer (1907-?) und Engelbert Müller (1896-?).

Im Hintergrund ist das Haus Werne (Demetriusstr. 15) zu sehen. 1913 erwarb der Metzgermeister Johann Werne das Gebäude und eröffnete darin eine »Metzgerei« und »Wursterei«, wie auf der Fassade steht. Die Hakenkreuz-Fahne zeigt, dass die Fotografie in der NS-Zeit entstanden ist.

Standort des Fotografen: 47.883759, 8.343787

Haus Walz mit dem Demetriusbrunnen, 1912/13

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Werner Lubrich zur Verfügung.

Nachdem 1912 der schmucke Demetriusbrunnen errichtet worden war, entstand diese Aufnahme. Ein Pferd wurde für das Foto zum Brunnen geführt, um das Bild zu beleben. Die Ansicht fand als Karte Verbreitung. »Löffingen, Demetriusbrunnen« ist am unteren Bildrand zu lesen.

Im Hintergrund ist das Haus Demetriusstraße 15 zu sehen. Von 1903 bis 1913 betrieb der Kaufmann Heinrich Walz (1876-?) darin ein Kolonial- und Kleineisenwarengeschäft. Ein Teil des Warenangebots ist zu Werbezwecken in großen Buchstaben auf die Fassade geschrieben: »Col-Waren«, »Farben«, »Öle«, »Eisenwaren«, »landw. Maschinen und Geräte«.

Die Ehefrau von Heinrich Walz, Anna Maria geb. Mayer (1875-1913), starb am 5. September 1913 im Wochenbett im Alter von nur 38 Jahren. Auch das Baby verstarb 17 Tage nach der Geburt. Heinrich Walz verlegte kurze Zeit später sein Wohn- und Geschäftshaus von der Demetriusstraße in die Kirchstraße. 1922 heiratete der Witwer die aus Schonach stammende Frida geb. Kirner (1894-?).

Standort des Fotografen: 47.883759, 8.343787

Unterer Rathausplatz mit Mailänder Tor, ca. 1930-1939

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv / Sammlung Familie Waßmer

Nach dem Wiederaufbau des Städtchens infolge des Großbrandes von 1921 hat der Untere Rathausplatz für viele Jahre dieses Aussehen. Der Platz um das Kriegerdenkmal 1870/71 im Vordergrund erfährt im Laufe der Jahrzehnte allerdings verschiedene Umgestaltungen. Ursprünglich ist er mit Koniferen bepflanzt und das Denkmal von einem schmiedeeisernen Gitter umrahmt, das im Zweiten Weltkrieg demontiert und für Zwecke der Rüstungsindustrie eingeschmolzen wird.

Diese Ansicht datiert aus den 1930er Jahren, da am Mailänder Tor bereits die Gedenktafeln mit den Namen der Kriegsgefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht sind. Beim Demetriusbrunnen auf dem Platz handelt es sich noch um den alten Brunnen, der bei einem Fliegerangriff 1945 zerstört wird.

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

2 Fotos: 40-jähriges Stiftungsfest des Militärvereins am Kriegerdenkmal, 7. Juni 1914

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieg feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten.

Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen. Auf dem unteren Rathausplatz hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Man steht dicht an dicht. Der Mode der Zeit entsprechend tragen fast alle Menschen eine Kopfbedeckung: Man sieht Herrenhüte und Damenhüte, aber auch Feuerwehrhelme ragen aus der Menge heraus. Bei den Behelmten im Vordergrund scheint es sich um eine Musikkapelle zu handeln, denn es sich einzelne Musikinstrumente zu erkennen.

Ganz links ist der 1912 geschaffene Demetriusbrunnen zu sehen, dessen Brunnensäule mit einer Girlande geschmückt ist. Auch die Häuser der Demetriusstraße und das Mailänder Tor sind mit Tannenreisig dekoriert. Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch nicht umgebaut: Im Erdgeschoss befindet sich noch kein Ladengeschäft, sondern der Ökonomiebereich, wie am Scheunentor zu erkennen ist. Vor dem Rathaus sind Fahnenmasten aufgebaut, an denen zwei badische Fahnen in den Farben gelb-rot-gelb und zwei Nationalfahnen in den Farben schwarz-weiß-rot wehen.

Standort des Fotografen: 47.883705, 8.344105

Unterer Rathausplatz, ca. 1950-1954

Verlag A. Rebholz

Zu den am häufigsten fotografierten Stadtansichten zählt der untere Rathausplatz mit dem Rathaus, dem Mailänder Tor und den nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln errichteten, eng aneinander gereihten Gebäuden in der Demetriusstraße. Ansichtskarten mit dieser Perspektive in aller Variationen sind auch deshalb so populär, weil das Gebäudeensemble historisch-mittelalterlich anmutet.

Der historische Wert einer Fotografie bestimmt sich aber manchmal nicht ausschließlich durch das, was man sieht, sondern auch durch das, was man nicht sieht. In dieser Ansichtskarte vom Anfang der 1950er Jahre sticht die Leere auf dem Platz ins Auge. Der alte Demetriusbrunnen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer zerstört. Der neue Brunnen wird erst 1954 errichtet und fehlt noch auf dem Foto.

Hinter dem Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist die Stadtwaage zu erkennen.

Das Foto findet als Ansichtskarte Verbreitung. Der Verlag A. Rebholz hatte die Ansicht retuschiert und einen dramatischen Wolkenhimmel dazu gemalt.

Standort des Fotografen: 47.883695, 8.343479

Unterer Rathausplatz, ca. 1930-1935

Verlag A. Rebholz

Nach dem Großbrand 1921 und dem erfolgten Wiederaufbau präsentierte sich der untere Rathausplatz für viele Jahre wie auf diesem Foto. Beherrscht wurde das Gebäudeensemble vom mächtigen Rathausbau. Davor befand sich das Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, das von einem schmiedeeisernen Gitter eingefasst war. In der Mitte des Platzes stand bis 1945 der alte Demetriusbrunnen. 

Links ist das nach dem Großbrand mit einem markanten Staffelgiebel aufgebaute Haus des Bäckermeisters Ernst Ritter (1884-1962) und seiner Ehefrau Amalie geb. Kienzler (1886-1961) zu sehen. »Bäckerei E. Ritter Kaffee« ist über dem Eingang zu lesen. Die Treppe wird von zwei kleinen Bäumchen links und rechts eingerahmt. Daneben parkt ein Auto an der Einmündung zur Demetriusstraße.

Vor dem Großbrand war es an dieser Stelle in der damaligen Hintergasse extrem eng. Dadurch, dass beim Wiederaufbau die Brandplätze leicht verlagert wurden, ist die Straße breiter geworden. Alle wiederaufgebauten Häuser in diesem Straßenzug sind mit Staffelgiebel versehen.

Standort des Fotografen: 47.883695, 8.343479