Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 14 ist mit »Unterer Platz, Apotheke und Schuhhandlung D. Schilling« betitelt. Zu sehen ist der Untere Rathausplatz mit dem Rathaus, vor dem das Kriegerdenkmal steht, und dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen. Im Hintergrund sind die Häuser des Apothekers Otto Buisson und des Schumachermeister Demeter Schilling zu sehen, die beide 1911 nach dem Brand neu gebaut wurden. Daneben steht das Haus des Landwirts August Sibold.

Wingenroth hatte über den Oberen Rathausplatz geurteilt, er wirke »geschlossen und anheimelnd«, und fährt dann fort und beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Und ebenso der andere Teil des Platzes südlich des Rathauses mit dem S. Demeterbrunnen von 1912, der aufs glücklichste in das Ortsbild hineinkomponiert ist und der neuen Häusergruppe der Apotheke, die gewiss allen Anforderungen ihres Besitzers entspricht und doch in keiner Weise stört, vielmehr gefällig wirkt. […] Auch der hübsche Zaun statt des anderswo üblichen schlechten Draht- und Eisengitters soll erwähnt werden.«

Standort des Fotografen: 47.883921, 8.343817

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1954-1960

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

Neu steht er da auf dem unteren Rathausplatz, der neue Demetriussbrunnen. Der alte Brunnen wurde bei einem Fliegerangriff am 25. April 1945 zerstört. Die Wucht war so groß, dass der verdohlte Stadtbach aufriss. Die Figur blieb unbeschädigt und landete im Bachbett. Oswald Laufer (geb. 1930) und Valentin Maier (1901-?) bargen die Statue und brachten sie auf das Rathaus. 1954 wurde der Brunnen wiederaufgebaut, leicht zurückgesetzt, um die Straße verbreitern zu können.

Auf dem Foto sind das Rathaus mit der Kriegerdenkmal von 1870/71 davor zu sehen. Es fristet ein trauriges Dasein, anstelle des alten schmiedeeisernen Gitters wird es von einem Maschendrahtzaun eingerahmt. Der Staffelgiebel links gehört zum Haus von Viktor Fuß (Rathausplatz 5), der darin seit 1935 seine Bäckerei und sein Café betreibt. Am der Seitenwand des Nachbarhauses (Rathausplatz 4) steht »M. Rohrer Metzgerei« geschrieben. Seit 1938 führt Metzgermeister Max Rohrer in dem Gebäude sein Geschäft. Ein Kind mit Fahrrad steht mitten auf der Straße. Der Schatten, der im Vordergrund auf die Asphaltfläche flächt, gehört zum Gasthaus »zum Adler«.

Standort des Fotografen: 47.883698, 8.343627

Mehrbildkarte vom Gasthaus »Linde«, ca. 1972-1975

Stadtarchiv

Das Gasthaus »Linde« (Obere Hauptstr. 10) ist seit Generationen im Besitz der Familie Meßmer. Mit dieser Mehrbildkarte werben die Meßmers um Gäste ihres Gasthauses und ihrer Pension, nachdem sie ihr 1823 erbautes Stammhaus renoviert und modernisiert haben. Zu sehen ist eine Außenansicht des Gasthauses, dessen Fassade weiß gestrichen ist. Der Ökonomiebereich ist verschwunden. (Dass das Foto nach 1971 aufgenommen wird, ist auch daran zu erkennen, dass rechts neben der »Linde« das neu erbaute Geschäfts- und Wohnhaus Koch steht.)

Ein zweites Foto zeigt den »Speiseraum«, ein drittes Foto das »Gästehaus« (Stadionstr. 6), das früher der Familie Wurster gehörte und als »Haus Schönblick« firmierte. Abgebildet ist auch eine Ansicht des historischen Städtchens mit dem Mailänder Tor, den Häusern des Altstadtrings mit ihren Staffelgiebeln und dem Demetriusbrunnen.

Mehrbildkarte mit drei Ansichten, ca. 1925

Verlag Franz H. Geiger, Löffingen
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Diese colorierte Mehrbildkarte zeigt oben eine Gesamtansicht des Städtchens, das vom Alenberg aufgenommen wurde, von wo sich ein schöner Blick bietet: Zu sehen ist der Altstadtring mit dem Rathaus und der katholischen Pfarrkirche. Der Schrecken des Großbrandes 1921 liegt schon einige Jahre zurück: Die Häuser in der Demetriusstraße sind wieder aufgebaut und an ihren Staffelgiebeln zu erkennen. Jenseits der Bahnlinie stehen noch kaum Häuser, nur in der Bonndorfer Straße sind bereits die beiden Villen der Holzindustriewerke Josef Benz AG gebaut. 

Links unten ist die »Straßenpartie« am Unteren Rathausplatz mit dem Demetriusbrunnen im Vordergrund abgebildet. Als Vorlage für das colorierte Foto diente eine Schwarz-Weiß-Aufnahme aus den Jahren 1912-1916

Rechts unten ist das »Krankenhaus« in der heutigen Seppenhofer Straße zu sehen, das 1921 erweitert wurde.

Unterer Rathausplatz nach dem Großbrand, 1921

Fotograf: Georg Jung, Lenzkirch / Stadtarchiv
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Inge Benitz zur Verfügung.

»Grohsfeuer in Löffingen vom 28.7.21« steht auf diesem Foto. Das selbe Motiv gibt es auch mit der Beschriftung: »Häuser Brand in Löffingen vom 28.7.21«. Zu sehen ist der untere Rathausplatz am Tag nach der Brandkatastrophe. Mitten im Städtchen war ein Feuer ausgebrochen, dass innerhalb weniger Stunden 36 Gebäude einäscherte und 200 Menschen obdachlos werden ließ.

Bereits am Tag danach beginnt eine breite Hilfstätigkeit, um die Brandgeschädigten mit dem Notwendigsten zu versorgen. Um das Brandunglück bekannt zu machen und die Bereitschaft der Menschen zu wecken, Geld zu spenden, werden Ansichtskarten wie diese vertrieben.

Standort des Fotografen: 47.883668, 8.343760

Untere Hauptstraße mit Blick zum Mailänder Tor, ca. 1923-1928

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Dieter Vierlinger zur Verfügung.

Vor seinem Haus (Untere Hauptstr. 6) steht Bäckermeister Straub mit weißer Arbeitsschürze und beobachtet den Fotografen, der seine Kamera in die rechte Position rückt. Daneben ist das von einer Kletterpflanze bewachsene Haus Limb (Untere Hauptstr. 4) zu erkennen, vor dem ein kleines Gärtchen angelegt ist. Am Ende der Straße fällt der Blick auf das 1922 neu erbaute Mailänder Tor mit dem Demetriusbrunnen davor.

Im Vordergrund rechts oben ragt ein Schild ins Bild mit der Inschrift: »C.B. Stein Warenhaus Kasten«, benannt nach dem früheren Besitzer Karl Bernhard Stein. Zu dieser Zeit hat aber bereits der Kaufmann Alfred Zimmermann das Warenhaus (Untere Hauptstr. 7) übernommen. Er heiratete Ottilie Stein, eine Tochter von Karl Bernhard Stein.

Standort des Fotografen: 47.883088, 8.343838

Trümmerstätte am unteren Rathausplatz nach dem Großbrand, 1921

Fotograf: Engelhard Baumgartner, Freiburg / Stadtarchiv
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Georg Willmann zur Verfügung.

Vom Gasthaus »Adler« aus fällt der Blick auf die Brandstätte beim Mailänder Tor. Im Hause des Julius Heer (Demetriusstr. 10) war um die Mittagszeit Feuer ausgebrochen, das sich, angefacht von einem leichten Wind, den Stadtring entlangfraß und auf die angrenzenden Straßenzüge am Rathausplatz und in der Ringstraße übergriff. Innerhalb kurzer Zeit standen die Häuser bis hinauf zum Alenberg in Flammen. Auch das Wäldchen auf dem Alenberg war zeitweise bedroht. Ebenso das Rathausgebäude, das am rechten Bildrand zu sehen ist. Die Feuerwehren aus Löffingen und der Umgebung setzten alles daran, es zu retten – genauso wie das Postamt: Denn wären diese beiden massiven Gebäude dem Feuer zum Opfer gefallen, dann wäre das Schicksal weiterer Straßenzüge besiegelt gewesen.

Das Mailänder Tor aus dem Jahr 1580 brannte nicht ab. Es war baulich aber in einem solch schlechten Zustand und stellte außerdem zunehmend ein Verkehrshindernis dar, dass es im Herbst 1921 abgerissen und an seiner Stelle ein bereiteres und höheres Torgebäude erbaut wurde.

Standort des Fotografen: 47.883609, 8.343593

Untere Hauptstraße in Richtung Mailänder Tor, ca. 1923-1928

Verlag A. Rebholz

Vom Warenhaus »Kasten« (Untere Hauptstr. 7) fällt der Blick die Untere Hauptstraße hinunter in Richtung Mailänder Tor. Dass der Name des Kaufhauses passend gewählt ist, zeigt sich an dem großen Schatten, den das Gebäude wirft. Wie ein großer Kasten überragt der einstige Fruchtkasten der Fürstenbergischen Herrschaft die Nachbarhäuser.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind die Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) und das Doppelhaus mit dem Friseursalom Limb (Untere Hauptstr. 4) und dem Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2) zu sehen. Nur wenige Jahre nach dem verheerenden Großbrand 1921 ist der Wiederaufbau abgeschlossen und der Blick findet seinen Abschluss in den neu erbauten Häusern der Demetriusstraße. Sie erstrahlen nicht nur im Sonnenlicht, sondern auch weil ihre Fassaden noch frisch sind. Sowohl das Mailänder Tor, in dessen Türmchen die Glocke noch fehlt, als auch die angrenzenden Häuser verfügen über Staffelgiebel.

Die Szene wird belebt durch die Passanten, die auf der Straße stehen, zwei davon mit Fahrrad, und ein Schwätzchen halten. Der Fotograf platziert sie genau an der Grenze des Schattenwurfes.

Standort des Fotografen: 47.883111, 8.343823

Unterer Rathausplatz, ca. 1955

Verlag A. Rebholz

Seit 1954 steht der neue Demetriusbrunnen wieder an seinem alten Platz. Deutlich zu erkennen ist der noch helle, leuchtende Stein des neu erbauten Brunnens. Im kleinen idyllische Vorgarten vor dem Haus Guth (Rathausplatz 6) lädt eine Bank zum Verweilen und zu einem Schwätzchen ein. Das Gärtchen wird überragt von einer stattlichen Tanne.

Im Hintergrund ist die Metzgerei Werne (Demetriusstr. 15) und das Modegeschäft von Clara Egle (Demetriusstr. 14) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883672, 8.344039

Unterer Rathausplatz mit Haus Guth, ca. 1920-1922

Sammlung Familie Waßmer

Im Jahre 1920 kaufte der Kaufmann Paul Guth das Haus Rathausplatz 6 von Apotheker Otto Buisson (1868-1934). Erbaut wurde es 1911, nachdem das Vorgängergebäude abgebrannt war. Schön zu erkennen ist das kleine Vorgärtchen mit zwei Fichten, das durch einen Lattenzaun eingefasst wurde. Der Fotograf wählte seine Perspektive so, dass im Vordergrund der schmucke Demetriusbrunnen ins Bild ragt.

Das Nachbarhaus (Rathausplatz 7) gehört dem Schuhhändler Demeter Schilling.

Standort des Fotografen: 47.883818, 8.343603

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881

Unterer Rathausplatz, Ausschnitt, 1906

Verlag Theodor Mayer, Löffingen / Gebrüder Metz, Tübingen
Sammlung Familie Waßmer / Stadtarchiv

Durch den niederen Torbogen des alten Mailänder Tores fällt der Blick auf die »Partie am Rathaus«. Das schräg gegenüber stehende Eckhaus von Kaufmann Cölestin Schmutz ist noch ein typisches Ackerbürgerhaus mit kleinem Laden. Es brennt am 11. Dezember 1909 bis auf die Grundmauern ab.

In der Platzmitte steht noch ein alter Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird. Menschen flanieren über den unteren Rathausplatz, eine Pferdekutsche fährt in Richtung der heutigen Unteren Hauptstraße.

Die Darstellung der Menschen und der Kutsche ist keine realistische Wiedergabe. Der Postkartenverlag Gebrüder Metz, der diese Ansichtskarte herstellte, machte von der Möglichkeit der Retusche und Collage intensiven Gebrauch. Die Ansichten wurden zumeist künstlerisch bearbeitet, verfremdet und ästhetisiert.

Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883986, 8.343695