Innenraum der Kapelle Witterschneekreuz, 2015

Foto: Joergens.mi/Wikipedia, CC-BY-Sa-3.0

Der Innenraum der 1846/47 erbauten Kapelle Witterschneekreuz wirkt auf den ersten Blick überwältigend. Die Wände sind dicht mit Devotionalien behängt: zahllose Kruzifixe, gerahmte Heiligenbilder und Rosenkränze bedecken die hölzerne Wandverkleidung fast vollständig. An der Stirnwand hängt ein großes Kruzifix mit dem leidenden Christus, flankiert von zwei weiteren Kruzifixen. Unterhalb der Kreuze ist der Altar aufgebaut, auf dem eine Vielzahl an Heiligenfiguren, sowie Marien- und Jesusstatuen stehen. Entlang der Seitenwände stehen einfache, holzfarbene Bänke, auf denen weitere kleinere Opfergaben, gerahmte Bilder, Kerzen und Andachtsgegenstände abgelegt sind. Auch auf dem Fußboden liegen Devotionalien. Hohe, rundbogige Fenster auf beiden Seiten lassen Licht in die Kapelle strömen.

Für viele Pilger*innen ist die alte Kapelle ein besonderer Ort, erfüllt von Spiritualität. Die dichte Sammlung an Votivgaben erzählt von persönlichen Schicksalen, von Gebeten, Dank und Bitte. Andere Besucher*innen hingegen empfinden die Fülle der Exponate, die Holzvertäfelung und die fast klaustrophobische Enge als erdrückend. Viele Gegenstände sind weniger wertvolle Zeugnisse der Volksfrömmigkeit als vielmehr zufällig zusammengetragene Hinterlassenschaften aus Haushaltsauflösungen – abgelegte Erinnerungsstücke, für die es keine Verwendung mehr gibt. Die meisten Objekte besitzen auch keinen besonderen kunsthandwerklichen Wert. Viele sind massengefertigt oder einfach gearbeitet. Dennoch erzählen auch sie auf ihre Weise eine Geschichte und sind kleine Zeugnisse religiösen Glaubens, die sich nicht über Ästhetik definieren.

In den Jahren 1974 bis 1977 wurde die Kapelle in Eigenarbeit der Pfarrangehörigen auf neue Fundamente gesetzt und innen renoviert. Das Foto zeigt den Zustand 2015. 2024 wird der Innenraum schließlich grundlegend umgestaltet.

Standort des Fotografen: 47.893007, 8.336204

Kirchenfenster in der Kirche Witterschneekreuz, 2024

Sammlung Familie Waßmer

Vier Kirchenfenster sind in der südlichen und nördlichen Apsis der Wallfahrtskirche Witterschneekreuz zu sehen. Dargestellt sind verschiedene Szenen der Kirchengeschichte: die Kreuzauffindung durch die heilige Helena (ca. 325), die Rückführung des Kreuzes nach Jerusalem durch den oströmischen Kaiser Herakleios (630) und die Kreuzzugspredigt des französischen Predigers Peter der Einsiedler (1094).

In einem vierten Kirchenfenster ist die Errettung des verirrten Mannes im Schneesturm zu sehen, der zum Dank das »Schneekreuz« stiftete, das in der Kirche verehrt wird. Der Überlieferung zufolge geschah die Rettung des Mannes um das Jahr 1732 oder 1740. Letztere Jahreszahl wird in der Inschrift des Kirchenfensters genannt: »A.D. 1740 verirrte Nachts im Schneesturm hier ein Wanderer und errichtete auf Gelöbnis für erflehte Errettung hier das Schneekreuz.« Zu sehen ist der Mann und ein Engel, der die Glocke des Städtchens läutet. Der Überlieferung nach hörte der Mann in seiner Not das Glockengeläut und auch Stimmen von Holzfällern, die zu sehr später Stunde auf dem Heimweg vom Wald waren. »HERR ERHOERE UNSER FLEHN« ist in einem Spruchband zu lesen.

Die Kirchenfenster sind Arbeiten der Freiburger Glasmalereiwerkstatt Helmle & Merzweiler.

Standort des Fotografen: 47.893453, 8.335839

Kapelle Witterschneekreuz, ca. 1866

Künstler: C. Schmidt, Freiburg | Verlag Alois Schmidt, Löffingen

1866 erscheint ein Gebetbuch, das den langen Titel trägt: »Andacht zum heiligen Kreuz – Christkatholisches Gebetbuch für Jedermann besonders für christliche Pilger zur Wallfahrt zum Schneekreuz in Löffingen auf dem Schwarzwald«. Herausgeber des Buches ist Stadtpfarrer Anselm Friedrich Kaier (?-1888). Es ist bereits die dritte Auflage des Gebetbuches. Offenbar existiert eine hohe Nachfrage, was die Bedeutung und Beliebtheit des Wallfahrtsortes Witterschneekreuz unterstreicht.

Das Titelblatt auf der zweiten Buchseite zeigt eine lithografische Darstellung der holzverschindelten Kapelle Witterschneekreuz. Sie existiert zu diesem Zeitpunkt bereits rund 20 Jahren. Errichtet wurde sie in den Jahren 1846/47, anstelle einer kleinen offenen Kapelle. Usprünglich hatte hier ein Wegkreuz mit Jesusfigur gestanden, das ein Mann nach seiner Errettung aus einem Schneesturm errichten ließ. Um das Kruzifix vor der Witterung zu schützen, wurde eine kleine überdachte Nische gebaut, die nach und nach zu einer offenen Kapelle und schließlich zur heutigen Kapelle erweitert wurde. An ihrer Rückseite, die auf der lithografischen Ansicht freilich nicht zu sehen ist, befindet sich die Nische mit dem »Schneekreuz«. Die Knie- und Sitzbänke im Innenraum der Kapelle bieten Platz für 100 Pilger*innen.

Als 1894 die Grundsteinlegung der neoromanischen Kirche Witterschneekreuz erfolgt, wird die Kapelle auf Baumstämmen an einen neuen Standort verschoben. Die Lithografie trägt die Bildunterschrift: »Getreue Abbildung der Schneekreuz Kapelle zu Löffingen«.

Standort: 47.892919, 8.336241

Prozession vom Städtchen zum Witterschneekreuz, 1997

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Durch das Mailänder Tor wird gleich eine feierliche Prozession ziehen, die von der katholischen Pfarrkirche St. Michael hinaus zur Wallfahrtskirche Witterschneekreuz führt. Das Haus Straetker am unteren Rathausplatz ist mit Kirchenfahnen festlich beflaggt. An der Spitze der Prozession schreiten die Ministranten, die stolz ein Kreuz und zwei Fahnen tragen. Ihnen folgen die Geistlichen und die Angehörigen der Pfarrgemeinde.

Das Foto wird vermutlich anlässlich des Festes der Kreuzerhöhung aufgenommen. Am 14. September wird das Patrozinium der Wallfahrtskirche gefeiert. In der Regel findet an diesem Tag eine Männerwallfahrt statt.

Standort des Fotografen: 47.884066, 8.343672

Glockenweihe in der Pfarrkirche, Dezember 1951

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Am 20. November 1951 waren die neuen Kirchenglocken in der Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen worden. Die alten Glocken waren während des Zweiten Weltkrieges am 15. April 1942 vom Kirchturm abgenommen und für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen worden. Nur eine kleine Glocke war als Geläut im Kirchturm zurückgeblieben. 9 1/2 Jahre später ist es endlich soweit und das Glockengeläut bald wieder vollständig. Am Freitag, den 30. November 1951 wurden die neu gegossenen Glocken angeliefert und in einer feierlichen Prozession durch das Städtchen zur katholischen Pfarrkirche St. Michael geleitet.

Am Sonntag, den 2. Dezember 1951 findet nun die Glockenweihe in der Pfarrkirche statt. Die feierliche Handlung wird vom Kirchenchor, der Stadtmusik und dem Männergesangsverein »Eintracht« musikalisch umrahmt. Die Weihe der Glocken nehmen Dekan Bernhard Kromer (Friedenweiler), Pfarrer Wilhelm Schuh (Bachheim) und Vikar Deger vor, während Stadtpfarrer Karl Weickhardt (1905-1977) die Weihehandlung erklärt. Die Festpredigt hält Pfarrer August Ganter (1907-1970), der aus Löffingen stammt, 1933 zum Priester geweiht wurde und Pfarrer in Ewattingen ist. Er stellt mit Blick auf die NS-Zeit fest, dass es »nicht allein das Metall gewesen« sei, das man gebraucht habe, »als die Glocken in den Krieg ziehen mußten, sondern auch die innere Ablehnung gegen all das was sie uns künden.«

Neugierig beobachten die Kinder in den Schülerbänken die Glockenweihe, sind aber auch durch den Fotografen abgelenkt. Drei Jungs blicken direkt in die Kamera.

V.l.n.r.: 1 Oskar Heizmann (geb. 1940), 2 Heiko Keller (geb. 1944), 3 Peter Baader (geb. 1943), 4 Eugen Heizmann (1942-2018)

An der Kirchenwand ist die Statue des heiligen Gallus mit Abtstab zu sehen, eine gotische Figur, die ca. 1480 geschaffen wurde. Eingerahmt wird sie von zwei Bildern der Kreuzwegstationen.

Standort des Fotografen: 47.882505, 8.344596

2 Fotos: Innenraum der Pfarrkirche St. Michael nach der Innenrenovation, August 1993

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Als der Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Michael 1775 fertiggestellt war, muss er auf die Gläubigen überwältigend gewirkt haben: Lichtdurchflutet, ein prunkvoller Hochaltar und Seitenaltäre mit Gemälden in kräftig leuchtenden Farben. Diese barocke Pracht ist heute trotz der aufwändigen Innenrenovation nur noch zu erahnen. Ursprünglich waren die Gemälde mit einem schützenden Firnis überzogen worden, um die Farben vor dem Ausbleichen zu bewahren. Doch im Laufe der Jahrzehnte dunkelte er nach – und legte sich wie ein graubrauner Schleier über die Farben. Bei der Innenrenovierung wurde dieser Firnis aus Kostengründen zwar gereinigt, aber nicht entfernt. Die Kosten beliefen sich auch so auf etwa 782.000 DM.

Seit der Innenrenovierung erstrahlt der Innenraum der Kirche wieder in den typischen barocken Pastellfarben: Weiß, Rosa und Gelb verleihen eine lichte, festliche Atmosphäre. Ein Wandbild wurde im Altarraum entdeckt, das jahrzehntelang unter einem Farbanstrich verborgen war. Es zeigt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer. Es wurde freigelegt, jedoch nicht weiter restauriert. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre, geschaffen von dem Bildhauer Mathias Faller (1707-1791), wurden von Restaurator Helmut Fuggis aus Haslach mit 22- bis 23-karätigem Blattgold neu vergoldet und die Gemälde gereinigt. Auch der Chorraum wurde bei der Innenrenovierung neu gestaltet, um Altar und Ambo den Gläubigen näher zu bringen. Diese Aufgabe übernahm der Freiburger Künstler Bernhard Jensch. 1994 soll der neue Zelebrationsaltar eingeweiht werden. Die Kreuzwegstationen, die früher im Chorraum angebracht waren, haben nun ihren Platz im Kirchenschiff gefunden. Und was dem Auge des Betrachters entzogen ist: Im Zuge der Sanierung wurde außerdem die gesamte Elektrik auf den neuesten Stand gebracht und eine moderne Lautsprecheranlage installiert. Außerdem schuf man einen Zugang für Menschen mit Behinderungen – eine Rampe ermöglicht nun einen barrierefreien Eintritt.

Standort des Fotografen: 47.882613, 8.344132

2 Fotos: Erzbischof Schäufele vor der Kirche Witterschneekreuz, 1974

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Eine große Schar Gläubiger hat sich vor dem Hauptportal der neoromanischen Wallfahrtskirche Witterschneekreuz versammelt. Fast alle knien auf dem Gras oder neigen zumindest ihren Kopf, viele bekreuzigen sich.

Im Mittelpunkt steht Erzbischof Hermann Schäufele (1906-1977), der auf den Treppenstufen der Kirche den Segen spendet. Es ist ein seltenes Ereignis, dass der Oberhirte der Erzdiözese Freiburg persönlich nach Löffingen kommt – umso größer ist die Ehre für die versammelte Gemeinde. Er steht umgeben von Geistlichen und Ministranten. Stadtpfarrer Karl Weickhardt (1905-1977) und Friedenweilers Pfarrer Werner Lederer (1929-2023) sind zu erkennen. Meßmer Gerhard Scholz (1925-1998) reicht dem Erzbischof das Mikrofon.

Auffällig ist der hohe Frauenanteil unter den Pilgernden – vielleicht handelt es sich um die traditionelle Frauenwallfahrt. Schließlich pilgern Männer und Frauen meist getrennt zur Kirche auf der Anhöhe.

Standort des Fotografen: 47.893188, 8.336384

Katholischer Pfarrgemeinderat mit Pfarrer Litterst, Mai 1995

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

In der Kaplanei (Seppenhofer Str. 3) kommt der neu gewählte Pfarrgemeinderat der katholischen Gemeinde St. Michael zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Fünf Jahre dauert eine Amtszeit. Einige langgediente Mitglieder gehören dem neuen Rat nicht mehr an, allen voran Willi Burger, der sich 26 Jahre lang sowohl in diesem Gremium als auch im Stiftungsrat engagierte. Stadtpfarrer und Dekan Hermann Litterst dankt den ausscheidenden Mitgliedern, gratuliert den Neugewählten und drückt seine Freude auf die künftige Zusammenarbeit mit dem neuen Pfarrgemeinderat aus. Vorsitzender des Gremiums ist und bleibt Josef Beha. Seine Stellvertreterin ist Anita Hoitz.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Stadtpfarrer Hermann Litterst, 2 Ruth Schwarz, 3 Ilse Fehrenbach (geb. Schmid), 4 Renate Rosenfelder, 5 Edeltraud Koch (Dittishausen), 6 Arnold Fesenmeier (Dittishausen), 7 Siegfried Welte (Dittishausen), 8 Hansdieter Rokoschoski (Dittishausen)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Josef Beha, 2 Anita Hoitz, 3 Rita Willmann, 4 Klaus Rösner, 5 Marianne Grieshaber, 6 Bernhard Guth (Seppenhofen) [oder Fridolin Becher], 7 Mathias Pfeifer, 8 Vikar ??? Beha

Standort des Fotografen: 47.882136, 8.344418

Josefsaltar in der katholischen Pfarrkirche, ca. 1950-1960

Dieses Foto befindet sich im Stadtarchiv.

In der katholischen Pfarrkirche St. Michael befinden sich zwei barocke Seitenaltäre: der Marienaltar an der nördlichen Stirnwand des Langhauses und der Josefsaltar an der südlichen. Beide Altäre wurden vermutlich 1775 von Matthias Faller (1707-1791), dem berühmten „Herrgottschnitzer des Schwarzwalds“, entworfen und gemeinsam mit dem Schreiner Franz Xaver Stöhr ausgeführt. Die Gemälde stammen wohl von dem südwestdeutschen Maler Simon Göser (1735-1816).

Auf dem Foto ist der Josefsaltar zu sehen, der auf der Männerseite der Kirche steht. Das Hauptbild zeigt den heiligen Josef, der in schwungvoller Geste dem Betrachter das Jesuskind entgegenhält. Engel und kleine Putten umgeben ihn, einige von ihnen tragen Josefs Werkzeuge als Attribute. Das Oberbild stellt die Steinigung des heiligen Stephanus dar. Die beiden Seitenfiguren auf den geschwungenen Konsolen zeigen den heiligen Sebastian, den Pestpatron, mit von Pfeilen durchbohrtem Körper, sowie die heilige Agatha, die auf einer Schale ihre abgeschnittenen Brüste präsentiert.

Ein besonderes Element des Altars ist der Glasschrein, in dem sich die Gebeine des Märtyrers Demetrius befinden. Diese wurden 1725 von einem Eremiten nach Löffingen überführt und zunächst in einem eigenen Demetriusaltar aufbewahrt. Demetrius gilt als Stadtpatron von Löffingen. Nach der Errichtung des Josefsaltars wurden seine Gebeine dorthin überführt. 1912 erhielt der Schrein eine neue Gestaltung: Die sterblichen Überreste wurden mit kostbaren Brokatstickereien bedeckt. Im selben Jahr wurde auf dem unteren Rathausplatz der Demetriusbrunnen eingeweiht, dessen Brunnenfigur den Heiligen darstellt.

Auf dem Foto ist der Glasschrein derzeit mit einer Bildtafel verdeckt, da offenbar eine Neugestaltung des Arrangements vorgenommen wird. Bis 1936 befand sich zudem die Kanzel am Chorbogen neben dem Josefsaltar, bevor sie an die Nordseite des Langhauses versetzt wurde.

Standort des Fotografen: 47.882526, 8.344364

Kommunionkinder auf dem Weg zur Kaplanei, 1979

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Erika Fritsche zur Verfügung.

Der Festgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Michael ist vorüber. Die Kommunionkinder ziehen – getrennt nach Geschlechtern – in Richtung Kaplanei. Schaulustige säumen den Weg, um einen Blick auf die festlich gekleideten Jungs und Mädchen zu erhaschen. Die meisten Mädchen tragen kurze weiße Kleider, kombiniert mit weißen Mäntelchen, Handtäschchen und Blumenkränzen im Haar. Das vorderste Mädchen hebt sich durch ein längeres, fast brautähnliches Kleid ab. Die Prozession biegt gerade von der Unteren Hauptstraße in die Seppenhofer Straße ein.

Zu erkennen sind Petra Zurolo, Renate von der Heyd, Helga Fritsche, Christa Berberich, Birgit Finkbeiner, Simone Punter, Martina Masuch, Martina Knöpfle, Jutta Hepting, Karin Fritsche und Susanne Zepf. Hinter Kerzen versteckt sind Karin Geisinger, Jeanette Heizmann, Petra Meßmer, Bettina Langenbacher, Daniela Vogelbacher und Heike Bölle.

Im Hintergrund ist die Hans-Thoma-Schule (Untere Hauptstr. 10) zu erkennen. Das 1788 erbaute Barockhaus diente bis 1945 als katholisches Pfarrhaus. Danach war darin ab 1952 die Landwirtschaftsschule des Landkreises untergebracht. 1965 wurde die Schule wegen zu geringer Schülerzahlen geschlossen und seitdem nutzt die Hans-Thoma-Schule als »Sonderschule« die Räumlichkeiten.

Unter den Zuschauern am Straßenrand sind Paul Heizmann mit Tochter Michaela Heizmann zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.882746, 8.343569

Kommunionkinder vor dem Pfarrhaus in der Unteren Hauptstraße, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Susanne Obergfell zur Verfügung.

Die Prozession mit den Kommunionkindern bewegt sich in Richtung katholischer Pfarrkirche. Sieben Mädchen in ihren weißen Kleidern kommen gerade an einem Fotografen vorbei und blicken gar nicht ernst gradeaus, sondern lächeln prompt in die Kamera. Interessant ist der Hintergrund des Fotos: Zu sehen ist das katholische Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10), das am 22. Februar 1945 bei einem alliierten Luftangriff ausgebombt wurde. Noch sind die Kriegsschäden deutlich erkennbar. Aber auch beim Nachbargebäude fehlen auch fünf Jahre nach Kriegsende noch immer die Fenster. Zu sehen ist die Rückseite des »alten Benzbau« bzw. des Gebäudeteils, der zur Ringstraße reicht.

V.l.n.r.: 1 Gerda Schlachter, 2 [Brigitte Schweizer (verh. Saar, geb. 1941)], 3 [Anneliese Mayer (verh. Heizmann)], 4 Erika Kienzle (verh. Schweizer), 5 Siegrid Heinrich, 5 Renate Hirt, 7 [Margret Kaltenbrunner (geb. 1941)]

Standort des Fotografen: 47.882599, 8.343330

Totenaltar in einem Sterbezimmer, ca. 1910-1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Mitten in einem Wohnraum steht ein Altar. Die gemusterte Tapete, die Zimmertür links und das Möbelstück rechts – vermutlich ein Bett oder Sofa – weisen auf ein Schlafzimmer hin. Der Altar selbst ist reich geschmückt: Er besteht aus einer Kommode, die mit einer kunstvoll bestickten Spitzendecke bedeckt ist. Das Herzstück bildet ein großes Kruzifix, umgeben von Heiligenfiguren. Darüber thront ein dekorativer Bogen mit dem Bibelvers »Juble Sion siehe Dein Retter ist nahe«, der offenbar Trost zusprechen soll. Zahlreiche Kerzen, Tannenzweige und schwarz-weiße Fähnchen rahmen das Ganze ein: Schwarz als Farbe der Trauer, Weiß als Zeichen der Hoffnung und Auferstehung.

Es handelt sich um einen Totenaltar, wie er in katholischen Haushalten bei einem Todesfall errichtet wird. Menschen sterben meist zu Hause (und nur selten im Krankenhaus) im Kreis der Familie. Es wird versucht, noch rechtzeitig einen Priester herbeizuholen, um den Sterbenden mit den Heiligen Sakramenten (Beichte, Kommunion, Krankensalbung) zu versehen. Der Priester notiert dann später im Sterbebuch der Pfarrgemeinde, ob der Verstorbene »versehen« oder »unversehen« gestorben ist. Nach dem Tod wird der Verstorbene auf dem Sterbebett aufgebahrt. Die »Liechtladeri« geht von Tür zu Tür und informiert die Nachbar*innen über den Todesfall, damit sie Abschied nehmen können. Im Sterbezimmer ist ein Altar aufgebaut, zum Gebet und zur stillen Andacht. Das Foto dokumentiert damit ein stilles Zeugnis der Trauerkultur.

Standort des Fotografen: ???