Alfred Vogt als »Burgermali«, Fasnacht 1932

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Sonja Schwörer geb. Vogt zur Verfügung.

»’S Burgermali« heißt das phantasievolle Fasnachtskostüm, das auf diesem Foto zu sehen ist, nicht zu verwechseln mit dem »Reichburgmali«, jenem furchterregenden Waldgeist, der bis heute als Einzelfigur zur Löffinger Fasnacht gehört. Statt Tier- und Waldmotiven zieren dieses Kostüm Bierdeckel des 1864 gegründeten Schweizer Tabakwarenkonzerns Burger. Auf den runden Scheiben ist das Logo des Unternehmens abgebildet: Ein Mann im Anzug, mit Hut und Spazierstock, daneben ein dicker Stumpen. Zum Kostüm gehört folglich auch die Zigarre, die das »Burgermali« in der rechten Hand hält.

Der kostümierte Fasnachtsnarr ist einer der Vogt-Söhne, vermutlich Alfred Vogt (1912-1944). Er ist der Sohn des Kaufmanns Wilhelm Vogt, der am oberen Rathausplatz sein Tabakgeschäft eröffnete. Also ein echter »Zigarren-Vogt«! Alfred Vogt tritt in die Fußstapfen seines Vaters und eröffnet später sein eigenes Zigarrengeschäft in Neustadt. 1944 fällt er an der Ostfront.

Standort des Fotografen: ?

2 Fotos: Weibliche Narrenpolizei in der Maienlandstraße, Fasnacht 1938

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Conrad Bader sowie Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Die weibliche Narrenpolizei gehört seit 1936 zur Löffinger Fasnacht. Bei Narrentreffen steht sie immer an der Spitze des Narrenaufgebots. Auf diesem Foto sind fünf Polizistinnen in ihren Uniformen zu sehen. Sie stehen in der Maienlandstraße stramm, vor dem schmiedeeisernen Gartenzaun von Gugelbergers (Maienlandstr. 6). Im Hintergrund ist das Haus Ganter (Maienlandstr. 8) zu sehen.  Das Foto entsteht zwei Jahre nach der Gründung der weiblichen Narrenpolizei am 28. Februar 1938.

V.l.n.r.: Anna Maier (verh. Fehrenbach), Anna Beha, ???, Elisabeth Bader (verh. Obert), ???

Wer weiß, wie die anderen Angehörigen der Narrenpolizei auf dem Foto heißen? Handelt es sich evtl. um Hilde Schultheiss und Elise Oschwald?

Standort des Fotografen: 47.885002, 8.342826

20-Jährige im Gasthaus »Linde«, Fasnacht 1933

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Emma Binder zur Verfügung.

Die närrische Jahreszeit geht zu Ende – und damit auch die »Regentschaft« der 20-Jährigen. Im Gasthaus »Linde« versammeln sie sich, um das Ende der Fasnacht mit Alkohol zu begießen. Es wird Akkordeon gespielt und gesungen. Es ist laut und geht feucht-fröhlich zu.

Am »Schmutzige Dunschdig« wurden die Angehörigen des Jahrgangs 1913/14 nach dem Narrenbaumstellen »auf die Laterne« der Laternenbrüder vereidigt. Sie schwörten ewige Treue zur Löffinger Fasnet: »Linke Hand auf’s rechte Herz, rechte Hand auf die Laterne! Ich schwöre, angesichts dieser Laterne und der anwesenden Laternenbrüder, dass ich, solange ich lebe und Atem habe, mit allen Fasern meines Lebens, treu zur Laternenbrüder-Narrenfreiheit stehe, den Anordnungen der Narrenobrigkeit willig Folge leiste, die Löffel des Stadtwappens nie missachte, mich als Mensch vom Menschen stammend, als Mensch aufführe, und den Narrentribut, wie es das Gesetz vorschreibt, jährlich willig bezahle.«

Das Foto wird am 5. März 1933 aufgenommen, am »alten Fasnetsundig«. Der Narrenbaum wurde versteigert und gefällt. Die 20-Jährigen haben Brennbares eingesammelt und auf der »Wanne« zu einem großen Fasnetfunken aufgehäuft und entzündet. Mit dem Fasnetfunken haben sie die Fasnacht verbrannt. Dass wenige Tage zuvor in Berlin der Reichstag brannte und die Nationalsozialisten dies seitdem als Vorwand nutzen, um politisch Andersdenkende im ganzen Land brutal zu verfolgen, interessiert hier gerade niemanden.

Wer erkennt die 20-Jährigen auf dem Foto?
1.Reihe, liegend, v.l.n.r.: ???, ???
2.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: Josef Benz (1914-1962, »Disebeppi«), ???, ???, ???, Johanna Ganter (verh. Rebholz, 1913-2003), ???, Karl Hall, Karl Müller (1913-1971), ???
3.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, Hans Strobel (1913-?), Hilde Schultheiß (verh. Schulz)
4.Reihe, v.l.n.r.: ???, Emma Limb (verh. Binder, 1913-2015), ???, ???, ???, ???

Zu den 20-Jährigen gehören vermutlich auch: Willy Butsch (1913-1991).

Standort des Fotografen: 47.884285, 8.346547

Haus Bader in der Oberen Hauptstraße, 1938

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Egon Bader und Elke Moser zur Verfügung.

Von der Einmündung der Talstraße aus wird dieses Foto vom Haus Bader (Obere Hauptstr. 17) aufgenommen. Das 1848 erbaute Haus ist von jeher im Familienbesitz der Baders. Als das Foto entsteht, gehört es dem Landwirt Konrad Bader (1868-1958). Der Vater von acht Kindern wurde bereits in jungen Jahren Witwer. Vielfältig engagiert er sich für das Gemeinwesen: Er gilt als einer der Gründer des Vorschussvereins, ist ab 1907 für mehr als zwei Jahrzehnte Feuerwehrkommandant, gehört dem Gemeinderat an und singt sein ganzes Leben lang im katholischen Kirchenchor. Bader stirbt 1958 im Alter von 89 Jahren an Altersschwäche.

Der weiß gestrichene Lattenzaun im Vordergrund gehört zu dem benachbarten Grundstück in der Talstraße, das bis 1929 dem Landwirt Wilhelm Rüter gehörte. Das Haus Rüter brannte am 21. August 1929 ab. Der auf dem Grundstück errichtete Neubau wird 1938 von einem Sohn Baders, dem Schotterwerksbesitzer Franz Bader, gekauft und umgebaut.

Standort des Fotografen: 47.884760, 8.348970

Haus Brugger in der Alemannenstraße, Mai 1932

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gertrud Heitzmann zur Verfügung.

Der Landwirt Wilhelm Brugger (1887-1955) wohnte bis zum Großbrand 1921 im alten Mailänder Tor. Als das Torgebäude im Rahmen des Wiederaufbauprogramms abgebrochen wurde, zog der Junggeselle Brugger aus dem Städtchen in die damalige »Friedhofstraße« (heute Alemannenstraße). Im neu erbauten Wohnhaus Nr. »241« (heute Nr. 21) wohnt er und betreibt seine Landwirtschaft.

Eine steile Steintreppe führt zur Wohnung im 1. Obergeschoss empor. In der rechten Gebäudehälfte befindet sich der Ökonomieteil mit der Stallung. Sechs Personen stehen vor dem Haus. Ein Auto mit niederländischem Kennzeichen parkt neben der Treppe. Das Autokennzeichen, das mit dem Buchstaben »H« beginnt, zeigt an, dass das Auto aus Südholland stammt. Agathe Brugger, die in Den Haag lebt, ist zu Besuch bei ihrem Bruder Wilhelm Brugger.

Auf den Bild sind folgende Personen zu sehen: Links neben der Treppe steht das holländische Ehepaar, bei dem die jüngste der Brugger-Geschwister angestellt ist. Auf der Treppe stehen v.l.n.r. Agathe Brugger, Wilhelm Brugger (1887-1955), Mathilde Brugger (?-1969), Johanna Brugger (1881-1982).

Darüber hinaus gibt es noch einen Bruder Josef Brugger (1883-1970), der 1925 mit seiner Familie in die USA ausgewandert ist.

Standort des Fotografen: 47.886256, 8.349486

Demetriusstraße, ca. 1930

H. Fuß, Freiburg-Littenweiler / Sammlung Familie Waßmer

Wenige Jahre nach dem Großbrand 1921 entsteht diese Aufnahme der Demetriusstraße. Nichts mehr erinnert daran, dass am 28. Juli 1921 im zweiten Haus neben dem Mailänder Tor ein Feuer ausgebrochen war, das innerhalb kürzester Zeit nicht nur den gesamten Straßenzug, sondern das halbe Städtchen einäscherte. Entsprechend den Vorschlägen der Wiederaufbau-Kommission wurden die neuen Häuser erbaut. Sie alle sind mit Staffelgiebeln versehen. Die meisten Scheunentore bzw. Ladenfenster und Haustüren sind mit Rundbögen ausgestattet. Zwei der Häuser verfügen über kleine Erker. Das Haus Fürst wird von einem hölzernen Balkon geschmückt, an dem eine Kletterpflanze empor rankt.

Standort des Fotografen: 47.883936, 8.343807

Haus Kirner in der Alenbergstraße, ca. 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Prof. Dr. Petra Hörner zur Verfügung.

Anfang der 1930er Jahre dürfte dieses Foto entstanden sein. Das Haus gehörte damals dem Landwirt Severin Kirner (1875-1958), der in Seppenhofen geboren war. Gemeinsam mit seiner aus Friedenweiler stammenden Frau Maria geb. Trescher (1884-1961) führte er das Anwesen. Das Ehepaar Kirner übergab das Haus 1953 an den Sohn Johann Kirner (geb. 1920), der die Landwirtschaft zusammen mit seiner Frau Luzia (geb. 1927) weiter betrieb.

Standort des Fotografen: 47.884615, 8.345239

Familie Heizmann nach der Taufe vor der Pfarrkirche, ca. 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl Heizmann zur Verfügung.

Die Taufgesellschaft verlässt die katholische Pfarrkirche St. Michael. Sie kommt nicht durch das Hauptportal, sondern durch eine Seitentür. Von dort führt eine Treppe direkt in die Bittengasse herunter. Die Gruppe bleibt dort für ein Erinnerungsfoto stehen. Die Vater trägt einen schwarzen Anzug und Zylinder. Die Frau neben ihm ist vermutlich die Taufpatin. Sie trägt ein schwarzes Kleid. Auf ihrem Arm hält sie den Täufling. Begleitet werden die beiden von der Hebamme, die eine schwarze Tracht trägt.

Bei dem Täufling handelt es sich um Karl Heizmann jr., der am 11. August 1939 zur Welt kam. Der Mann links ist vermutlich der Taufpate. Die Mutter des Kindes, Notburga Heizmann (geb. Schwanz, 1912-?), ist bei der Taufe nicht anwesend, da sie noch im Wochenbett liegt und nach katholischem Brauch noch »ausgesegnet« werden muss. Vertreten wird sie von der Taufpatin Luise Bader geb. Straub (1914-2009). Rechts steht die Hebamme Veronika Geisinger (geb. Mauthe, 1878-1958). Zwei Kinder nähern sich neugierig. Im Hintergrund sind weitere Kinder zu sehen, die beim Heruntergehen auf der Treppe herumalbern und sich gegenseitig schubsen.

Standort des Fotografen: 47.882756, 8.344682

Feuerwehrspritze im Heimatmuseum, ca. 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Im Dezember 1935 eröffnete im Mittelbau, der die Turn- und Festhalle mit der Volksschule verbindet, das Heimatmuseum. Auf Anregung des nationalsozialistischen Bürgermeisters Heinrich Andris schuf Gewerbelehrer Karl Ehret, der seit 1919 an der Schule in Löffingen wirkte, das Museum. Mit großem Engagement sammelte er Objekte, die die lokale Geschichte Löffingens, aber auch die regionale Geschichte der Baar und des Schwarzwaldes repräsentieren.  »Museum« ist freilich ein großes Wort, da die Exponate unwissenschaftlich präsentiert und ihre konkreten Objektgeschichten nicht erzählt wurden. Auch ihre Provenienz (Herkunft) und ihr Zusammenhang zur lokalen Geschichte blieben meist unklar. Angesichts dessen wäre »Heimatstube« wohl ein passenderer Begriff.

Das größte Exponat der Ausstellung ist die hölzerne Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1806. Sie wurde von Löffinger Bürgern geschaffen, deren Namen auf der Spritze genannt werden. Als 1863 die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, übernahm sie die Feuerspritze und andere vorhandene Feuerlöschgeräte.

Standort des Fotografen: 47.882678, 8.347749

Heimatmuseum mit Jagdtrophäen, ca. 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Im Dezember 1935 eröffnete im Mittelbau, der die Turn- und Festhalle mit der Volksschule verbindet, das Heimatmuseum. Auf Anregung des nationalsozialistischen Bürgermeisters Heinrich Andris schuf Gewerbelehrer Karl Ehret, der seit 1919 an der Schule in Löffingen wirkte, das Museum. Mit großem Engagement sammelte er Objekte, die die lokale Geschichte Löffingens, aber auch die regionale Geschichte der Baar und des Schwarzwaldes repräsentieren.  »Museum« ist freilich ein großes Wort, da die Exponate unwissenschaftlich präsentiert und ihre konkreten Objektgeschichten nicht erzählt wurden. Auch ihre Provenienz (Herkunft) und ihr Zusammenhang zur lokalen Geschichte blieben meist unklar. Angesichts dessen wäre »Heimatstube« wohl ein passenderer Begriff.

Das Foto zeigt den Ausstellungsbereich »Jagd in Wald und Flur«. An der Wand hängt ein Wolfsfell. Daneben werden Geweihe und ausgestopfte Tiere präsentiert. Das Thema wurde aber nicht nur anhand von Jagdtrophäen mit lokalem und regionalem Bezug dargestellt. Ein weiterer Ausstellungsbereich war mit »Jagdliches aus Südwest« überschrieben. Damit war freilich nicht Südwestdeutschland gemeint, sondern die ehemalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Die Lokalpresse hob dies positiv hervor: »Erfreulich ist, dass auch die Erinnerung an unsere Kolonien wachgehalten wird durch Gegenstände, die Löffinger aus den Kolonien in die Heimat brachten.«

Standort des Fotografen: 47.882678, 8.347749

Gefälschte Stadtansicht von Karl Ehret, 1936

Heimatmuseum 

»Nach einem Stich«, so signierte in der linken unteren Ecke der Gewerbelehrer Karl Ehret sein Gemälde. Er malte es 1936, ein Jahr nach der Eröffnung des Heimatmuseums, bei dessen Schaffung er sich zweifelsohne Verdienste erworben hatte. Ehrets Gemälde hängt bis heute im Heimatmuseum, ohne dass darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine gefälschte Stadtansicht handelt, die völlig ahistorisch ist. Denn der Pädagoge bediente sich einfach aus zwei alten Stadtansichten und fügte sie ineinander. Das Ergebnis ist eine Ansicht des Städtchens, die es so nie gab. Ehret selbst datierte sein Gemälde der »Fürstlich-Fürstenbergischen Stadt Loeffingen« fälschlicherweise in das Jahr »1790«.

Als Vorlage diente ihm größtenteils ein Ölgemälde von 1861 (hier). Er kombinierte es mit Details aus einem Stich, der das Städtchen in den Jahren 1833-1835 zeigt (hier). Darauf ist das 1832 gebaute Rathaus mit dem Rathausturm, aber auch die katholische Pfarrkirche St. Michael mit einem achteckigen Turmhelm an der Südseite des Kirchenschiffes zu sehen, der 1845 abgerissen wurde. Erst 1857 wurde der neue Kirchturm am Westgiebel des Langhauses errichtet.

Heimatmuseum mit Bauernstube und Hansele, ca. 1935

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Im Dezember 1935 eröffnete im Mittelbau, der die Turn- und Festhalle mit der Volksschule verbindet, das Heimatmuseum. Auf Anregung des nationalsozialistischen Bürgermeisters Heinrich Andris schuf Gewerbelehrer Karl Ehret, der seit 1919 an der Schule in Löffingen wirkte, das Museum. Mit großem Engagement sammelte er Objekte, die die lokale Geschichte Löffingens, aber auch die regionale Geschichte der Baar und des Schwarzwaldes repräsentieren.  »Museum« ist freilich ein großes Wort, da die Exponate unwissenschaftlich präsentiert und ihre konkreten Objektgeschichten nicht erzählt wurden. Auch ihre Provenienz (Herkunft) und ihr Zusammenhang zur lokalen Geschichte blieben meist unklar. Angesichts dessen wäre »Heimatstube« wohl ein passenderer Begriff.

Das Foto zeigt den Ausstellungsbereich »Heimat und Frieden«. In der Raumecke ist eine Bauernstube mit originalem Mobiliar zu sehen, ein Holztisch, ein Stuhl und ein Kachelofen mit Ofenbank. Über dem Tisch hängt im »Herrgottswinkel« ein Kruzifix. Für das Foto wurde eine Hansele-Figur mit bemaltem Leinengewand, Geschellriemen und geschnitzter Holzmaske aufgestellt. Eigentlich hatte der Weißnarr sonst an anderer Stelle in der Ausstellung seinen festen Platz. An der Wand hängen allerlei Bilder, Hinterglasmalereien, eine Schwarzwalduhr und verschiedene gerahmte Urkunden, die Karl Ehret mühsam zusammentrug.

Standort des Fotografen: 47.882678, 8.347749