Mehrbildkarte mit drei Stadtansichten, ca. 1907-1909

Verlag Johann Schmutz

Diese Mehrbild-Postkarte kommt kurz nach der Jahrhundertwende auf den Markt.  Unter der Überschrift »Gruß aus Löffingen« zeigt sie drei Ansichten und Sehenswürdigkeiten des Städtchens.

Oben ist die 1898 geweihte neue Wallfahrtskirche »Witterschnee« zu sehen (siehe Ausschnitt), sicherlich eine Hauptattraktion für Besucher, die anlässlich ihrer Wallfahrt eine Postkarte nach Hause an Verwandte und Freunde versenden, aber auch der ganze Stolz der Einwohner.

In der Mitte ist der Straßenzug der Unteren »Hauptstraße« zu sehen. In dieser Durchgangsstraße liegen mit dem »Adler« und dem »Lamm« gleich zwei renommierte Wirtschaften, in die nicht nur die Einheimischen, sondern auch auswärtige Gäste gerne einkehrten. Zu erkennen ist außerdem der alte Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird.

Und unten ist eine Ansicht des oberen Rathausplatzes zu sehen, der hier noch als »Marktplatz« bezeichnet wird. Der Markt ist bereits im Niedergang begriffen, er verliert rapide an Bedeutung und ist kaum mehr existent. Das Rathaus und das Gasthaus »Sonne« rahmen den Platz ein.

Untere Hauptstraße, Ausschnitt, ca. 1907-1909

Verlag Johann Schmutz

Im Vordergrund ist der alte Trogbrunnen zu sehen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wurde. Seit jeher stand an dieser Stelle ein Laufbrunnen, an denen die Bewohner ihr Wasser holten und das Vieh tränkten. Er stand allerdings deutlich weiter links im Straßenraum als der heutige Demetriusbrunnen. Als fortschrittliche Neuerung krönt die Brunnensäule eine Gaslaterne.

Rechts im Bild erhebt sich der mächtige Bau der Gaststätte »Zum Adler« (Untere Hauptstr. 2). 1907 kauft der Friseurmeister Julius Limb die linke Gebäudehälfte und richtet darin ein Friseurgeschäft (Untere Hauptstr. 4) ein. Auf dem Bild sind die Umbaumaßnahmen noch im Gange. Vorne links ist das Haus Schmutz (Rathausplatz 6) zu sehen, das am 11. Dezember 1909 abbrennt. An seiner Stelle wird ein Neubau im Jugendstil errichtet. Hoch überragt »der Kasten« (Untere Hauptstr. 7), der ehemalige fürstenbergische Kornspeicher die Häuserzeile links. Seine Giebelfront ist zur Straße ausgerichtet. Im Hintergrund des Bildes erhebt sich das Gasthaus »Zum Lamm« (Kirchstr. 29).

Dieses Foto ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildpostkarte mit mehreren Ansichten, die um 1907 vertrieben wird.

Standort des Fotografen: 47.883709, 8.343778

Unterer Rathausplatz mit Haus Guth, ca. 1920-1922

Sammlung Familie Waßmer

Im Jahre 1920 kaufte der Kaufmann Paul Guth das Haus Rathausplatz 6 von Apotheker Otto Buisson (1868-1934). Erbaut wurde es 1911, nachdem das Vorgängergebäude abgebrannt war. Schön zu erkennen ist das kleine Vorgärtchen mit zwei Fichten, das durch einen Lattenzaun eingefasst wurde. Der Fotograf wählte seine Perspektive so, dass im Vordergrund der schmucke Demetriusbrunnen ins Bild ragt.

Das Nachbarhaus (Rathausplatz 7) gehört dem Schuhhändler Demeter Schilling.

Standort des Fotografen: 47.883818, 8.343603

Hochwasser im Städtchen, 1. Juli 1958

Sammlung Familie Waßmer

Das Wasser des Stettbaches bahnte sich beim Hochwasser am 1. Juli 1958 seinen Weg durch das Städtchen mit ungeheurer Wucht. Der Großteil der Wassermassen floß an der Kreuzung von Unterer Hauptstraße und Kirchstraße in Richtung Bittenwiesen ab. Die Einmündigung der beiden Straßen hatte sich in einen großen See verwandelt, aus dem nur noch der Brunnen mit der Marienfigur herausragte. Wie kräftig die Strömung war, ist auf diesem Foto an den Stromschnellen deutlich zu erkennen. Im Hintergrund ist vor dem Haus Koch ein VW Käfer zu sehen. Er war rund 30 Meter mitgerissen worden, bis er dort an der Gartenmauer zum Stehen kam. Der Blick wandert bis hin zur Evangelischen Kirche, die unbeschadet auf der Anhöhe der Hasle steht.

Standort des Fotografen: 47.883106, 8.343753

Hochwasser in der Kirchstraße, 1. Juli 1958

Sammlung Familie Waßmer

Land unter im Städtchen! Auch die Kirchstraße verwandelt sich beim Hochwasser am 1. Juli 1958 in einen reißenden Strom.  Aus den Fluten ragt nur noch ein Verkehrsschild und der Brunnen mit der hl. Elisabeth heraus. Wie hoch das Wasser in diesem Bereich steht, lässt sich am Brunnentrog erahnen, der – bis auf wenige Zentimeter – fast vollkommen überflutet ist. In den Stallungen der Kirchstraße steht das Vieh bis zu 1,5 Metern tief im Wasser. Teilweise werden die Böden der Stallungen so unterspült, dass sie einbrechen und das Vieh in die darunter befindlichen Jauchegruben stürzt. Zwei Stück Vieh werden von den Wassermassen mitgerissen und können nur durch beherztes Eingreifen noch rechtzeitig geborgen werden.

Standort des Fotografen: 47.883106, 8.343753

Schnitterin auf dem Rathausbrunnen, ca. 1995

Sammlung Familie Waßmer

Auf dem Säulenschaft des Rathausbrunnens steht eine Bronzefigur aus dem Jahre 1869, wie die eingemeißelte Zahl am Sockel ausweist. Die junge Frau hält in der rechten Hand eine Sichel, im linken Arm ein Bündel Getreideähren. Die Figur erinnert in ihrer Darstellung und durch die Art der Bekleidung an Statuen der griechischen Göttin Demeter oder der römischen Ceres in der Antike. Die Figur ist eine Allegorie auf den Löffinger Kornmarkt. Bei der Getreideernte war die Sichel das Arbeitsgerät der Frau.

Standort des Fotografen: 47.883907, 8.344795

Oberer Rathausplatz mit dem Haus Nägele und dem Postamt, ca. 1910-1916

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Werner Lubrich zur Verfügung.

Als dieses Bild entstand, war das frühere Fürstenbergische Amtshaus (Rathausplatz 2/3) bereits seit rund 50 Jahren in zwei Gebäudehälften geteilt. Die Fassaden waren unterschiedlich gestaltet, nur das durchlaufende Dach erinnerte noch an die frühere bauliche Einheit.

Rechts befindet sich das »Kolonialwarengeschäft« von Ferdinand Nägele (1839-1906), das seit seinem Tod 1906 von seiner Witwe Johanna Nägele geb. Wider und seinem Sohn Karl Nägele (1879-1918) geführt wird. Karl Nägele fällt im Ersten Weltkrieg als Soldat in Flandern im Alter von nur 39 Jahren.

In der linken Gebäudehälfte befindet sich das Postamt und der Laden von Buchbindermeister Anton Rebholz (1875-1946). Rebholz stammt gebürtig aus Niedernau bei Rottenburg am Neckar. Er ist mit Wilhelmina geb. Kaiser (1880-1966) aus Unteralpfen verheiratet. Vor dem Eingang zur Post steht ein hölzerner Postkarren, mit dem der Briefträger die Post ausfährt.

Angrenzend an das frühere Amtshaus steht das Haus des Metzgermeisters Johann Riegger (1854-1931) und seiner Ehefrau Maria geb. Diesberger. Das Gebäude brennt ein paar Jahre später beim Großbrand 1921 ab. Der Feuerwehr gelingt es aber, das Postamt vor den Flammen zu retten und damit ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern.

Am Rathaus sind im Erdgeschoss noch Türen mit Holzläden zu sehen, denn die Halle diente bis zur Jahrhundertwende als Markthalle. An Markttagen wurden die Läden geöffnet und dann herrschte geschäftiges Treiben in der Halle und auf dem Marktplatz. Schön zu erkennen ist auf dem Foto der Rathausbrunnen mit der »Schnitterin«. Ein Brunnenputzer ist gerade dabei den Brunnentrog zu reinigen. Das Rathausplatz ist nicht gepflastert, nur um den Brunnen herum und in einer Regenrinne sind Pflastersteine verlegt.

Standort des Fotografen: 47.884037, 8.345020

»Scharfes Eck« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1925-1932

Verlag A. Rebholz
Das Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Zurecht wird diese Stelle in der Oberen Hauptstraße das »scharfe Eck« genannt. Die Straße macht eine scharfe Linkskurve und führt dann in den Altstadtring.  Zwei der Häuser auf diesem Foto wurden nach dem Großbrand von 1907 gebaut: Zum einen der »Stadtbau« (Demetriusstraße 1), dessen Rückseite hier zu sehen ist, zum anderen die Schmiede von Josef Reichhart (Alenbergstr. 1). An der Fassade ist bereits ein Wandgemälde mit Schmiedewerkzeug und den Jahreszahlen »1547« und »1908« sowie den Initialen »K. R.« für seinen Vater Konrad Reichhart und »J. R.« für ihn selbst angebracht. (Anders als heute fehlen noch die Initialen von Leonhard Vergut, der das Anwesen 1932 übernimmt.) 

Der Schmiedemeister Josef Reichhart (1874-1942) betreibt auch eine Tankstelle, schließlich führt die Landstraße zwischen Donaueschingen und Freiburg direkt vor seinem Haus vorbei und bringt somit Kunden. Dass der Durchgangsverkehr sich allerdings noch sehr in Grenzen hält, als dieses Bild aufgenommen wird, zeigen die beiden Kinder, die seelenruhig mitten auf der Straße spazieren. Das größere der beiden Mädchen steht auf einem Radelrutsch, einem Roller. Undenkbar heute, wenn man sein Leben nicht riskieren möchte. Auch der Brunnen links lädt heute nicht zum Verweilen ein, weil ständig Autos vorbei fahren. Doch auf dem Foto haben sich zwei Personen auf dem Brunnenrand niedergelassen, um ein Verschnaufspäuschen einzulegen. Es handelt sich um Alois Faller (1857-1939) und seine Enkelin Maria Faller (1919-1967).

Hinter ihnen ist der Seitengiebel der Restauration »Ganterbräu« zu sehen. Sie wird von dem Gastwirt Josef Fritsche (1891-1939) und dessen Ehefrau Maria geb. Ganter (1893-1965) betrieben. Bierkisten sind neben der Hauswand gestapelt. 

Standort des Fotografen: 47.884536, 8.345748

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881

Oberer Rathausplatz mit Gewerbeschule, ca. 1910-1916

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Werner Lubrich und Rita Willmann zur Verfügung.

Das Interesse des Fotografen galt weniger dem früheren Fürstenbergischen Amtshaus (Rathausplatz 2 und 3). Dieses 1739 erbaute Gebäude hatte den Platz lange Zeit beherrscht. Als dieses Bild in den Jahren 1910 bis 1916 entstand, hatte es seine Bedeutung als Sitz des Obervogtes allerdings bereits seit 100 Jahren eingebüßt und das Gebäude war mittlerweile in zwei Gebäudehälften geteilt.

Statt dessen richtete der Fotograf die Kamera auf den Platz mit dem neu erbauten »Stadtbau«: Nach dem Brand von 1907 wurde das repräsentative Gebäude im Jugendstil errichtet. Hinter dem Rathausbrunnen ist ein vollbeladener Heuwagen zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883821, 8.344871

Unterer Rathausplatz, Ausschnitt, 1906

Verlag Theodor Mayer, Löffingen / Gebrüder Metz, Tübingen
Sammlung Familie Waßmer / Stadtarchiv

Durch den niederen Torbogen des alten Mailänder Tores fällt der Blick auf die »Partie am Rathaus«. Das schräg gegenüber stehende Eckhaus von Kaufmann Cölestin Schmutz ist noch ein typisches Ackerbürgerhaus mit kleinem Laden. Es brennt am 11. Dezember 1909 bis auf die Grundmauern ab.

In der Platzmitte steht noch ein alter Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird. Menschen flanieren über den unteren Rathausplatz, eine Pferdekutsche fährt in Richtung der heutigen Unteren Hauptstraße.

Die Darstellung der Menschen und der Kutsche ist keine realistische Wiedergabe. Der Postkartenverlag Gebrüder Metz, der diese Ansichtskarte herstellte, machte von der Möglichkeit der Retusche und Collage intensiven Gebrauch. Die Ansichten wurden zumeist künstlerisch bearbeitet, verfremdet und ästhetisiert.

Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883986, 8.343695

Unterer Rathausplatz mit Haus Buisson, ca. 1912-1916

Verlag A. Rebholz

Der untere Rathausplatz und die angrenzenden Häuser erfuhren um die Jahrhundertwende innerhalb kurzer Zeit einen grundlegenden Wandel. Vermutlich empfand der Fotograf diese Veränderung als Verschönerung des Stadtbildes und hielt sie in einer Aufnahme fest.

Nachdem das Eckhaus von Kaufmann Johann Cölestin Schmutz im Februar 1909 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, riss man auch die angrenzende Lehrerscheuer ab. Damit schaffte man Platz für zwei Neubauten, die sich in ihrem Baustil deutlich von den umgebenden Gebäuden abheben. Eine besondere Zierde ist das neu gebaute Jugendstilhaus von Apotheker Otto Buisson (Rathausplatz 6) mit seinem Erker und seinem kleinen Gärtchen. Buisson, 1868 in Triberg geboren, zieht 1920 von Löffingen weg und stirbt 1934 in Karlsruhe im Alter von 65 Jahren.

Neben dem Haus Buisson befindet sich die neu erbaute Schuhhandlung von Demeter Schilling (Rathausplatz 7) und das Anwesen von Landwirt August Sibold (Rathausplatz 8). Das neu geschaffene Gebäudeensemble wird vom Kriegerdenkmal von 1896 (links) und vom Demetriusbrunnen aus dem Jahre 1912 (rechts) optisch eingerahmt. Damit wurde der Platz aufgewertet.

Standort des Fotografen: 47.883844, 8.343617