Mehrbildkarte mit Gasthaus »Pilgerhof« und Witterschneekreuz, ca. 1930

Sammlung Familie Waßmer

Diese Ansichtskarte wird am 22. Juli 1937 mit der Post von Löffingen nach Neuenburg verschickt. Es ist ein Urlaubsgruß, der mit den Worten beginnt: »aus unserer diesjährigen Sommerfriscbe die allerherzlichsten Grüsse«. Auf der Mehrbildkarte sind drei Ansichten zu sehen.

Ganz oben erstreckt sich über die gesamte Länge eine Ansicht des Städtchens. Eine Kuh weidet auf einer großen Wiese, auf der heute die Häuser der Gartenstraße und Scheffelstraße stehen. Noch fällt der Blick ungehindert bis zu der Bahnlinie und den Häusern der Seppenhofer Straße. Zu erkennen sind das Städtische Krankenhaus (Seppenhofer Str. 7), aber auch die katholische Pfarrkirche St. Michael und die noch im Rohbau stehe Schule an der »Hasle«.

Unten links ist das Gasthaus »Pilgerhof« (Maienlandstr. 24) zu sehen. »Gasthof u. Pension Pilgerhof«, lautet die Beschriftung, das Nebengebäude, in dem sich Fremdenzimmer befinden, wird als »Dependance« bezeichnet. Ein Auto parkt vor dem Haus, signalisierend, dass auch auswärtige Gäste hier einkehren.

Daneben ist unten rechts eine Ansicht der »Wallfahrtskirche Witterschnee« zu sehen. Im Vordergrund steht die alte hölzerne Kapelle und im Hintergrund die ab 1894 errichtete Kirche. Die Verkaufsbuden, in denen insbesondere an Wallfahrer religiöse Artikel und kleine Andenken verkauft werden, sind auf dem Foto nicht zu sehen, da der Fotograf neben ihnen steht.

Narrengruppe vor dem Haus Jordan in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1939

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Elke Moser und Alexandra Scholl zur Verfügung.

Die Sonne ist das Erkennungszeichen dieser Narrengruppe. Sie strahlt hoch oben auf dem – von Kühen – gezogenen Umzugswagen. Die Gruppe selbst ist in lange wallende Gewänder gekleidet, die strahlend weiß sind. Offenbar verehren sie das Sonnenlicht. Und tatsächlich hat sich die Sonne an diesem Rosenmontag hinter den Wolken hervorgewagt und scheint. Der Schnee in der Oberen Hauptstraße ist fast vollkommen weggeschmolzen. Im Hintergrund sind die Häuser von Ida Jordan (Obere Hauptstr. 21) und Karl Wölfle (Obere Hauptstr. 23/25) zu sehen.

Das Foto ist vermutlich an Fasnacht 1939 entstanden. Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der »Laternenbrüder« geht es thematisch um »die Heimat in grauer Vorzeit«, um »Sitten und Gebräuche, Leben und Treiben der Vorfahren aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit bis zur Besiedlung des Landes durch die Kelten«. Auch in der Religion der Germanen gelten die Sonnenfeste wie Mittsommerfest und Mittwinterfest als hohe Feiertage. In der nordischen Mythologie wird die Sonne als Sonnengöttin Sol verehrt.

1.Reihe, v.l.n.r.: ???, Franz Bader (1901-1986)
2.Reihe, v.l.n.r.:
3.Reihe, v.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.885134, 8.349883

Karl Egle mit Kuh in der Oberen Hauptstraße, 1937

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Der Landwirt und Straßenwart Karl Egle (1883-1949) steht mit einer Kuh vor seinem Haus Nr. 265 (heute Obere Hauptstr. 39). Verheiratet ist er mit der sieben Jahre jüngeren Maria geb. Nusser (1890-1978).

Rechts ist die offene Stalltür zu sehen. Links daneben führt eine steile Treppe hinauf zur Haustür, die ebenfalls einen Spalt offen steht. Viel ist von dem Haus nicht zu erkennen. Es ist ein zweistöckiges Wohnhaus mit Scheuer, Stallung und Schopf. Gebaut hatte es sein Vater Leopold Egle (1842-1915), der ebenfalls Straßenwart war, und seine Mutter Rosa geb. Wehrle (1845-1917), die von Dittishausen stammte. Die beiden hatten 1872 geheiratet.

Standort des Fotografen: 47.885291, 8.351987

Familie Fehrenbach mit Wagengespann in der Maienlandstraße, ca. 1940

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hilda Hepting zur Verfügung.

Vor ihrem Haus in der Maienlandstraße steht Familie Fehrenbach. Der Landwirt Julius Fehrenbach (1877-1967) hatte das Anwesen 1905 von den Erben der im Vorjahr verstorbenen Cäcilie Ritter gekauft. Er hatte 1903 seine Ehefrau Luise Fehrenbach geb. Jordan (1879-1945) geheiratet. Das frisch verheiratete Ehepaar war dabei, eine Familie zu gründen. Also brauchten sie ein eigenes Haus. Sie bekamen sechs Kinder. Gemeinsam betrieben sie die Landwirtschaft.

Das Foto ist vermutlich in den 1940er Jahren entstanden, da mittlerweile die Enkelgeneration geboren ist, wie an den Kindern auf dem Arm und im Kinderwagen unschwer zu erkennen ist. Sohn Fritz Fehrenbach (1904-1973) ist mit Sofie Fehrenbach geb. Guth (1909-1999) verheiratet. Die Familie steht vor einem Wagengespann, der von Kühen gezogen wird. Im Hintergrund ist das Haus Schiehle (Maienlandstr. 32) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.888558, 8.341877

Aufräumarbeiten auf dem unteren Rathausplatz nach dem Großbrand, 1921

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz und Franz Scholz zur Verfügung.

Bei dem verheerenden Brandunglück am 28. Juli 1921 brannten 36 Gebäude ab. 200 Menschen wurden obdachlos und verloren ihr Zuhause. Die Lokalpresse berichtete, welcher Anblick sich nach dem Brand bot: »Alte Leute, die Stücke ihrer geretteten Habe in den Händen trugen, oder auf einem Sack oder Kiste sitzend, traurig auf die wüste Stätte schauten, wo kurz zuvor noch ihr Heim gestanden, das Ergebnis eines langen, arbeitsamen Lebens in Trümmer lag.«

Die Brandgeschädigten finden bei anderen Familien Obdach. Aus dem ganzen Land treffen Spenden ein, um den Brandgeschädigten zu helfen und den Wiederaufbau des Städtchens zu finanzieren. Nachdem der erste Schock überstanden ist, versuchen die Einwohner allmählich wieder zur Normalität überzugehen. Das Leben muss weiter gehen. Das gerettete Vieh wird am Demetriusbrunnen getränkt.  Derweil beginnen die ersten Aufräumarbeiten. Einsturzgefährdete Mauerreste wie hier an der Ruine des Anwesens von Schmiedemeister Emil Fürst (Rathausplatz 5) werden abgebrochen.

Standort des Fotografen: 47.883688, 8.343715

Familie Benz bei der Heuernte, ca. 1940

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Adolf Benz zur Verfügung.

Familie Benz holt auf ihrem Feld die Heuernte ein. Der Heuwagen wird von zwei Kühen gezogen. Sie werden die Fracht in die Hafnergasse im Städtchen bringen, wo Familie Benz bis zu ihrer Aussiedlung nach Stettholz 1958 wohnt. Josefine Benz geb. Beha (1900-1958) steht oben auf dem Heuwagen. Ihre beiden Kinder Adolf Benz (geb. 1930) und Margareta Benz (geb. 1929) halten Heugabeln und Rechen in Händen. Im Hintergrund ist am Horizont die Witterschneekirche zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.890827, 8.327160

Haus Heiler in der Kirchstraße, ca. 1898

Verlag H. Maas, Hamburg
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Heiler zur Verfügung.

Das Vorgängergebäude des heutigen Hauses Kirchstr. 8 war ein landwirtschaftliches Anwesen, das sich seit Generationen im Besitz der Familie Heiler befand. Das zweistöckige Wohnhaus mit Scheuer, Stallung, Werkstatt und einem gewölbten Keller wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen.

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte das Haus einem gewissen Franz Josef Heiler (1755-1827), der Schuhmacher war. Nach seinem Tod übernahm es sein Sohn Jakob Heiler (1794-1859), der beruflich in die Fußstapfen des Vaters getreten und Schuhmachermeister geworden war. 1828 heiratete er Elisabeth Heiler geb. Guth (1796-1859). 1859 erkrankte das Ehepaar Heiler an »Fleckfieber« (Typhus) und beide starben innerhalb eines Monats.

Ihr Sohn Josef Heiler (1833-1898) erbte Haus und Hof. Vermutlich ist er der Mann, der auf dem Foto zu sehen ist. Zusammen mit seiner Ehefrau Marianne Heiler geb. Bader (1829-1904), die aus Reiselfingen stammte, betrieb er die Landwirtschaft, aber zugleich eine Schreinerwerkstatt in dem Haus. Nach seinem Tod 1898 und dem seiner Frau 1904 wurde das Anwesen vom Sohn Adolf Heiler (1870-1934) übernommen, der mit Josefa Heiler geb. Brunner (1881-1911) verheiratet war .

Standort des Fotografen: 47.883207, 8.344691

Gasthaus »Pilgerhof« in der Maienlandstraße, ca. 1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Josef Hoitz zur Verfügung.

Vor dem Gasthaus »Pilgerhof« (Maienlandstr. 24) ist reges Treiben. Ein Ochsengespann hält vor dem Gasthaus, auf dem Wagen sitzen eine Frau und zwei Kinder, während die Tiere von einer Frau am Zügel geführt werden. Ein Mann steht daneben, offenbar bereit, Hand anzulegen. Im Hintergrund rollt ein weiteres Fuhrwerk durch die Straße.

»Kaffee Gasthaus zum Pilgerhof« ist in großen Lettern an der Fassade zu lesen. Betrieben wird es von Gast- und Landwirt Otto Vogel (1871-1940) und seiner Ehefrau Rosa Vogel (geb. Faller, 1870-1934). Sie bewirten hier nicht nur Einheimische, sondern auch Wallfahrer*innen, die zum Witterschneekreuz pilgern und im Anschluss Einkehr halten.

Die Aufnahme zeigt zugleich ein Stück Infrastruktur der Maienlandstraße: Die Stromleitungen, die quer über die Straße gespannt sind, versorgen die Häuser seit kurzem mit elektrischem Licht.

Standort des Fotografen: 47.886725, 8.341701

Haus Fehrenbach in der Maienlandstraße, ca. 1959

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rudolf Lasson zur Verfügung.

Gemächlich trottelt die Kuh die Maienlandstraße entlang. Am Strick führt sie eine Frau – Berta Fehrenbach (1909-?), die fast hinter dem kräftigen Tier verschwindet. Noch ist die Straße nicht asphaltiert – nur die beiden gepflasterten Rinnen für das Regenwasser ziehen sich entlang. In der Maienlandstraße gibt es zahlreiche Landwirtschaften, Vieh wird auf den Feldern gehalten und zur Arbeit eingespannt. Es wird aber auch durch die Straße geführt, wenn es zum Begatten zum Farrenstall im Städtchen gebracht wird.

Im Hintergrund steht das Haus Fehrenbach (Maienlandstr. 33). An der Fassade des Ökonomiebereichs lehnen Gerätschaften, eine aufgestapelte Holzbiege an der Giebelseite wartet auf den nächsten Winter.

Standort des Fotografen: 47.887649, 8.341283

Rückseite vom Mailänder Tor, Bleistiftzeichnung, 1848

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Nach dem Großbrand 1921 bekommt die Stadtgemeinde Löffingen diese alte Bleistiftzeichnung zum Kauf angeboten, die sich bis heute in ihrem Besitz befindet. Zu sehen ist die Rückseite des alten Mailänder Tores, das 1580 erbaut, beim Großbrand beschädigt und im Zuge des Wiederaufbaus der Demetriusstraße abgerissen und 1923 durch einen größeren Neubau ersetzt wurde. Die Ansicht findet in den 1920er und 30er als Ansichtskarte Verbreitung.

Auf der Zeichnung von 1848 ist im Vordergrund der offene Stadtbach zu sehen, der vom Maienland kommend durch das Städtchen fließt. Kleine Stegen und Brücken führen zu den angrenzenden Häusern, z. B. im heutigen Weberweg. Zwei Menschen in Tracht und eine Kuh stehen auf der Straße. Krumm und schief sind die Dächer der Häuser. Die Gebäude zur Linken werden allesamt 1921 vernichtet. Durch den engen Torbogen fällt der Blick auf den unteren Rathausplatz, auf dem noch nicht der Demetriusbrunnen, sondern ein einfacher Laufbrunnen steht.

Standort des Künstlers: 47.884500, 8.343252

Kühe am Brunnen in der Kirchstraße, 13. September 1936

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Es ist der 13. September 1936, ein Sonntag. Die Sonne steht warm über der Kirchstraße, und am alten Steinbrunnen sammeln sich die Kühe. Sie senken ihre Köpfe zum Wasser, während ein junger Mann danebensteht und das Treiben beobachtet. Für die Menschen im Städtchen ist das ein alltägliches Bild – und doch lohnt es sich, an diesem Tag den Fotoapparat hervorzuholen.

Der Brunnen dient seit vielen Jahren als Viehtränke. Immer wieder werden die Tiere aus den nahen Ställen hierhergetrieben, um ihren Durst zu stillen. Asphalt gibt es noch keinen, die Straße ist unbefestigt, nur rund um den Brunnen liegt ein Pflaster aus groben Steinen.

Fast alle Familien in der Kirchstraße betreiben eine Landwirtschaft, viele neben ihrem eigentlichen Beruf. Auf dem Foto sind links die Anwesen von Josef Heiler II (Kirchstr. 8), von Schmiedemeister Hermann Brunner (Kirchstr. 6), von Landwirt Theodor Hasenfratz (Kirchstr, 4) und Franz Zepf (Kirchstr. 2) zu erkennen. Rechts bewirtschaften Landwirt Johann Laufer (Kirchstr. 17), Kaufmann Theodor Walz (Kirchstr. 15), Bäckermeister Jakob Zahn (Kirchstr. 13) und Wagnermeister Adolf Schelling (Kirchstr. 11) ihre Landwirtschaft. Vieh, Werkstatt und Laden gehören hier selbstverständlich zusammen.

Standort des Fotografen: 47.883147, 8.344704

Familie Preuß mit Kühen vor ihrem Haus in der Eggertenstraße, ca. 1920-1925

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Zu diesem Gruppenfoto versammelt sich die Familie von Architekt und Landwirt Johann Preuß vor ihrem Haus in der heutigen Eggertenstraße. Sogar die Kühe und Ochsen holen sie aus dem Stall und präsentieren sie stolz dem Fotografen. Preuß hatte 1909 nach Löffingen eingeheiratet. Seine Frau Agathe geb. Sibold hatte das Anwesen von ihren Eltern übertragen bekommen.

Das Haus brennt im Januar 1971 ab. Die Brandruine wird abgetragen und das Haus nicht wiederaufgebaut.

Standort des Fotografen: 47.883490, 8.344412